Here's to the New School: Best of 2003-2013

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Ghost_in_the_Ruin
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Ghost_in_the_Ruin »

Herr Mortimer hat geschrieben:Das frühere Werk von Rise Against kann samt der 'Siren Song...' schon extrem viel, 'The Sufferer and the Witness' ist dann für mich DIE melodic Punk Platte überhaupt, kein einziger Ausfall, tonnenweise Hits. 'Appeal to Reason' war trotz der triefenden Akustikballade auch noch ziemlich fesch, dann war leider aber auch alles gesagt. Die letzten zwei Platten sind da doch recht generische Affenscheisse.
Das kann ich im Grunde genau so unterschreiben. :)
And the lessons that we‘ve learned have all been learned in the hard way
And soon there‘ll be nothing to deny

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Defeated Hero
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Defeated Hero »

Zum Wochenende ein richtig schöner Brocken:

Gojira - From Mars To Sirius (2005)

Ich bin wirklich lange in mich gegangen und habe mich angestrengt, dabei schlau zu gucken, bin aber trotzdem zu keinem Ergebnis gekommen, ob nun das 2012er Album L'Enfant Sauvage oder eben From Mars To Sirius meinen Lieblingsoutput der Band darstellt. Da letztgenanntes Album für mich als Erstkontakt aber einen besonderen Stellenwert einnimmt, die tiefe Zuneigung zur Band erweckt hat und es sich insgesamt auch um die geschlossenere Einheit handelt, ist meine Wahl für diesen Thread dann doch recht schnell klar gewesen.

Vorab sei gesagt, dass From Mars to Sirius sicherlich kein leicht verdauliches oder zugängliches Album ist. Frankreichs wohl bester Extremmetal-Export verarbeitet Einflüsse ihrerseits zwar genreprägender, aber auch nicht gerade als einsteigerfreundlich bekannter Bands wie Morbid Angel, Tool und Meshuggah und formen diese zu ihrem eigenen, völlig unverkennbaren Bandsound. Als wäre das noch nicht genug, machen sie sich in ihren Texten statt über Krieg, Tod und Splatter auch noch Gedanken zu Themen wie Natur, Spiritualität und superabgespaceten Geschichten, welche sich je nach Track mal düster, bedrohlich und hypnotisch, aber auch optimistisch, gefühlvoll und einladend äußern können. Und das alles gibt es dann serviert als 70minütigen Parforceritt durch progressiven/technischen Death Metal. Fast Food ist definitiv anders.

Wer Gojira einmal live gesehen hat, wird bestätigen können, dass die Jungs absolute Tiere auf der Bühne sind und man noch lange von diesen mitreißenden Konzerterlebnissen zehrt. Glücklicherweise ist es ihnen gelungen, diese rohe Kraft und wirklich massiven Sound auch auf und über From Mars To Sirius zu transportieren, die eine richtig schön wuchtige, aber auch angenehm schroffe Produktion aufweist.

Gestartet wird zum Reinkommen erstmal mit den zum Konzept der Scheibe passenden Walgesängen in Ocean Planet, ehe der Song in den nächsten 3 Minuten in relativ repetitiven Patterns und Ansätzen von Breakdowns eine eher positive Stimmung aufbaut, dann aber urplötzlich in ein böse walzendes Break schlittert. Von diesem Punkt an bleibt die Platte durchgehend heavy, wobei das hier nicht nur eine Floskel ist: Die Songs und Riffs haben wirklich ein Gewicht, das den Hörer als Spielball nach Belieben mit sich zieht. Das wird schon im darauffolgenden Backbone deutlich, das dank tonnenschwerer, runtergetuneter Gitarren, abrupt einsetzender Blasts und stetig wechselnden Dynamiken mit dir macht, was es will. Ein Song wie eine Stampede.

The Heaviest Matter of the Universe in der Albummitte ist einer der wohl bekanntesten und beliebtesten Gojira-Songs, was auch verständlich ist, da er alle Trademarks der Band vereint: Duplantiers mal mit harschen, mal mit fast beschwörenden, melodischen Vocals, reichlich Tempowechsel, das typische Quietschen beim Sliden über die Gitarrensaiten und ungestüme Doublebassattacken unter schleppendem Drumming.
Durch Tracks wie das schwerfällig stampfende Flying Whales und das sehr verträumte World to Come wird sehr gut veranschaulicht, dass Gojira ein großes Talent dafür besitzen, richtige Spannungsbögen aufzubauen. Dies ist allerdings auch notwendig, denn ca. die Hälfte der Songs auf From Mars to Sirius bewegen sich zwischen 6 und 8 Minuten Spielzeit, fühlen sich aber glücklicherweise (fast) nie so an. Um dies zu erreichen, werden nämlich alle Register gezogen: Wilde Breaks, Tempowechsel, dichte Atmosphäre, Verschnaufpausen, melodische Parts, Growls, Schreie und Klargesang im Wechsel und übereinandergelegt, und unbedingt erwähnenswert, Mario Duplantiers irres Drumming. Sauviel Punch und manchmal geradezu mathematisch vertrackt, aber niemals maschinell und hirnlos durchgeschmettert. Sicherlich ein Ausnahmetalent.

Ganz am Ende der Scheibe stehen mit To Sirius und Global Warming nochmal zwei mächtige, aber stimmungsmäßig sehr verschiedene Ausrufezeichen. To Sirius mit Planierraupenriffs und wilden Ausbrüchen, während im eher melodischen Global Warming überwiegend Joe Duplantiers normale Gesangsstimme zum Zuge kommt, dich die hypnotischen Riffs unter seinem sich ständig wiederholenden "We will see our children growing" langsam davontragen und man ganz sanft aus einem der gewaltigsten und intensivsten Extremmetalalben der letzten Dekade verabschiedet wird.

Die Songs kommen übrigens im Gesamtkontext am besten rüber, da From Mars To Sirius trotz all der Vertracktheit über eine richtige Struktur und Fluss im Albumaufbau verfügt und zumindest für mich nicht einfach eine beliebige Aneinanderreihung von Songs darstellt (gut, ist quasi auch ein Konzeptalbum). Also: Nur den ganzen Batzen.


Hörbeispiele:
Weitere Lieblingsalben der Band:

1. L'Enfant Sauvage
2. The Way Of All Flesh
3. The Link
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Porcupine
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Porcupine »

Oh, endlich mal was für mich hier. :)
Defeated Hero hat geschrieben:Ich bin wirklich lange in mich gegangen und habe mich angestrengt, dabei schlau zu gucken, bin aber trotzdem zu keinem Ergebnis gekommen, ob nun das 2012er Album L'Enfant Sauvage oder eben From Mars To Sirius meinen Lieblingsoutput der Band darstellt.
Ganz einfach: Weder noch. From Mars To Sirius ist natürlich großartig, in der zweiten Hälfte finde ich die Scheibe - bei aller Klasse - allerdings ein bisschen anstrengend. Daher mag ich The Way Of All Flesh insgesamt ein Stückchen lieber. L'Enfant Sauvage dagegen ist totz einiger Highlights ein gutes Stück langweiliger als die beiden Vorgänger.

Ich hoffe übrigens sehr, dass ich die demnächst mal wieder live sehen kann. Was die damals auf dem RHF abgezogen haben, spottet jeder Beschreibung. Ich hab echt noch NIE eine Band erlebt, die so ultrapräzise alles in Schutt und Asche zerlegt hat wie Gojira.
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Axe To Fall
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Axe To Fall »

Porcupine hat geschrieben:Oh, endlich mal was für mich hier. :)
Defeated Hero hat geschrieben:Ich bin wirklich lange in mich gegangen und habe mich angestrengt, dabei schlau zu gucken, bin aber trotzdem zu keinem Ergebnis gekommen, ob nun das 2012er Album L'Enfant Sauvage oder eben From Mars To Sirius meinen Lieblingsoutput der Band darstellt.
Ganz einfach: Weder noch. From Mars To Sirius ist natürlich großartig, in der zweiten Hälfte finde ich die Scheibe - bei aller Klasse - allerdings ein bisschen anstrengend. Daher mag ich The Way Of All Flesh insgesamt ein Stückchen lieber. L'Enfant Sauvage dagegen ist totz einiger Highlights ein gutes Stück langweiliger als die beiden Vorgänger.
Zwar halte ich FMTS und TWOAF ziemlich für gleich stark, aber ansonsten würde ich hier unterschreiben. Die Letzte hör ich nahezu gar nicht mehr, leider nicht ansatzweise so spannend und intensiv wie die Vorgänger. Dennoch natürlich großartige Band.
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1984
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von 1984 »

BADDABADDABADDABADDABAM! UIIIIIIII BAM BAM BAM!!!

Beste Gojira! <3 Und das mit dem Gewicht stimmt wirklich, hat man selten, sowas. Find allerdings, dass man auch einzelne Songs hören kann, weil es trotz der Sperrigkeit schon einige Hits gibt Wie man den letzten Gähner gutfinden kann, versteh ich dagegen immer noch nicht. "TWOAF" mag ich auch noch, find ich aber auch schon so etwa eine halbe Liga unter denen davor. Live gesehen hätte ich die auch fast, und zwar auf'm WFF 2012. War mein Hauptgrund, dahin zu fahren. Leider hatte die Band dann Schnupfen und ist ausgefallen.

Wann kommt das Comeback Kid-Review? :)
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Australier
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Australier »

From Mars to Sirius ist vermutlich auch mein Lieblingsalbum von Gojira, aber ich sehe die letzten 3 alle etwa gleichauf. Großartige Band jedenfalls und live in Sachen Präzision und Groove vermutlich das Nonplusultra momentan. Unfassbar was für ein Tier Mario Duplantier ist.
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Weakling
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Weakling »

Die Gojira ist echt ein Knaller - vielleicht doch ein klein wenig zu lang, aber der absolut grandiose Abschluss lässt mich jedes Mal so begeistert zurück, dass ich die Scheibe schon nahe an der Höchstnote sehe, da man diesen technisch-brutalen Stil nicht nur kaum besser, sondern vor allem auch auf keinen Fall emotionaler spielen kann.

Zur "Enfant Sauvage" scheints ja doch eher geteilte Meinungen zu geben, ich werde aber mal reinhören, denke ich. Die "Way of All Flesh" habe ich einige mal gehört um das Erscheinen rum, aber die kam mir irgendwie viel weniger nachhaltig vor. Evtl. auch noch mal dran versuchen..
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Defeated Hero
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Defeated Hero »

Misery Index – Retaliate (2003)

Retaliate besitzt wohl heute schon so etwas wie Kultstatus und dürfte wohl in massig Listen der besten Death Metal-Alben der letzte Dekade zu finden sein. Damals wurden Misery Index mit diesem Paukenschlag zu einer DER heißesten Bands im extremen Metal, als neue Terrorizer/Napalm Death gefeiert und Klassiker wie Reign in Blood und World Downfall als Vergleiche herangezogen, um diese 35 Minuten ultrabrutalen Dauerbombardements irgendwie in einen Kontext zu packen.

Misery Index waren allerdings keine wirklichen Newcomer (wie wahnwitzig das gewesen wäre...), sondern der Großteil der Bandmitglieder hatte bereits mit Dying Fetus seine Sporen verdient und unter diesem Banner mit bspw. Destroy the Opposition Alben rausgehauen, die heutzutage wohl in jeder gut sortierten Death Metal-Sammlung zu finden sind. Diese Ursprünge hört man Retaliate dementsprechend natürlich ein wenig an, allerdings werden deutlich mehr Elemente aus Grind- und Hardcore (u.a. auch die politischen und sozialkritischen Lyrics) aufgegriffen, wodurch sich die Bands neben der qualitativen Entwicklung doch deutlich voneinander unterscheiden.

Der Titeltrack steht passenderweise wie ein "Better don’t fuck with us"-Statement direkt am Anfang der Platte. Wie man später feststellen wird, bekommt man hier zu Anfang auch die ruhigste und wohl zur Einstimmung gedachte Minute, denn sobald hier der kreischende Slayer von der Kette gelassen wird, feuert es eine halbe Stunde lang wie wildgeworden aus allen Rohren. Das heißt aber nicht, dass trotz durchgängiger Hochgeschwindigkeit und Wucht über 11 Songs hinweg hirnlos durchgebolzt wird, sondern jeder Track ist auf seine Art komplex und technisch, aber griffig, wobei immer wieder kleine, subtile Melodien und derbste Breakdowns das Geschehen "auflockern". Dürfte viele Leute trotzdem nicht vom Gegenteil überzeugen, ist ja aber auch okay so.

Das auf den Opener folgende The Lies That Bind stürmt dann umgehend forsch nach vorne und geht über die gesamte Laufzeit hinweg keine Sekunde vom Grindpedal, während Tracks wie das mit fiesen Tempowechseln und Moshparts durchsetzte Demand the Impossible, das unbändige The Unbridgeable Chasm mit diesem unverschämten, alles zerstörenden Break nach zweieinhalb Minuten und das aggressive Bottom Feeders deutlich machen, warum Retaliate ein tosender, aggressiver Haufen Wut mit Seltenheitswert ist. Weiterhin besonders erwähnenswert ist auch noch Angst isst die Seele auf, das alle wesentlichen Einflüsse und Elemente der Band vereint und generell einen der herausragenden Hits der gesamten Diskografie darstellt. Abgerundet wird die Scheibe durch eine geile Coverversion von Brutal Truths Birth of Ignorance, das dich durch technischen KO endgültig auf die Matte schickt.

Das größte Kompliment, das ich Retaliate machen kann, ist vermutlich, dass sich viele der Songs für mich heute schon wie Klassiker anfühlen und diese drückende Platte sich auch nach 10 Jahren noch so anfühlt, als habe man sich eine ganze Packung Dextro Energy durch die Nase reingepfiffen. Das sollte jedem, der was mit extremer Mucke anfangen kann, als Empfehlung ausreichen.

Hörbeispiele:

Weitere Lieblingsalben der Band:

1. Heirs to Thievery
2. Traitors
3. Discordia
Zuletzt geändert von Defeated Hero am 23.09.2014 18:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Space_Lord
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Space_Lord »

zeitloser Klassiker, gut beschrieben. Kann man immer auflegen und sollte man auch meist.
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costa
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von costa »

Kenn ich erst seit letztem Jahr, finde ich aber völlig großartig. Der Titelsong und 'Angst isst die Seele auf' gehören zu meinen liebsten musikalischen Abrissbirnen überhaupt.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von 1984 »

Ja, ist wohl die beste Knueppelplatte aller Zeiten. :)
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infected
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von infected »

Wahnsinns Band mit einem Spitzenalbum. Mit retaliate und traitors hat man zwei absolut herausragende Meilensteine abgeliefert, die man anscheinend leider auch selber nicht mehr getoppt bekommt.
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von PetePetePete »

Ja, die mag ich. :-)

Die Gojira ist auch gut, ich habe nur fast nie Lust mich mit dem Album auseinanderzusetzen. Aber wenn, dann die Whalecore-Platte.
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von Defeated Hero »

Raunchy – Confusion Bay (2004)

Anfang der 2000er explodierte die dänische Metalszene fast schlagartig und Bands wie Illdisposed, Panzerchrist, HateSphere, Mercenary, Mnemic und Volbeat schafften mit teilweise überragenden Alben ihren internationalen Durchbruch. Aus dieser Phase stammt mit Confusion Bay von Raunchy nicht nur deren bis heute beste Scheibe, sondern auch eines der fantastischsten modernen Metalalben überhaupt.

Zwar lassen sich im Bandsound Einflüsse wie Strapping Young Lad, Fear Factory, Soilwork oder auch Faith No More (keine Ahnung, ob ich mir das jetzt nur einbilde, weil sie auch From out of nowhere gecovert haben) erkennen, trotzdem klingen Raunchy aber komplett eigenständig und wurde von der Musikjournaille damit seinerzeit in fix erfundene, idiotische Genreschubladen wie "Futuristic Hybrid Metal" gesteckt. Heute wissen wir natürlich, dass es sich auf Confusion Bay ganz klar um extrem abwechslungsreichen und genresprengenden Death Pop handelt: Hymnische Refrains legen sich über Doublebass-Teppiche, thrashige Riffs treffen auf catchy Melodien, Stakkato-Drumming auf dicke Grooves, Synthies auf Mike Patton und Gothic auf Geschrei. Hierbei ist besonders Sänger Lars Vognstrup hervorzuheben, der auf dieser Platte eine Wahnsinnsperformance hinlegt und wirklich eine irre Bandbreite abdeckt. Herber Verlust, dass er die Band danach verlassen hat und nie wirklich gleichwertig ersetzt werden konnte.

Auf Confusion Bay hat man jedenfalls das Gefühl, dass hier eine Band mit einer Vision agiert und ihren Stiefel ungeachtet jedweder Genre- und Trueness-Konventionen durchzieht. Dass trotz des daraus resultierenden Abwechslungsreichtums kein einziger Durchhänger zu finden ist und einem selbst bei poppigsten Melodien nicht der Schmalz aus den Ohren oder Schrottbands wie In Flames ( :D ) in den Sinn kommen, spricht dann wohl für das songwriterische Können der Band. Egal ob der gleichzeitig Aggressivität und Liebe versprühende Opener Join the Scene mit seinen schweren Riffs und dem sofort von der Lippe gehenden Refrain, das superschnelle, an SYL erinnernde und somit passend betitelte Insane, die mit Industrial Beats unterlegte, popowackeltaugliche Singleauskopplung Watch Out mit ihren geilen Grooves, der dank Synthies und eines schmissigen Refrains direkt ins Bein gehende, grandiose Titeltrack oder das extrem düstere und atmosphärische The Devil, bei dem mir immer noch tierisch einer abgeht, wenn er im Mittelteil ein wenig anzieht. Jeder Song fetzt, Raunchy überraschen immer wieder und hauen echt eine Killermelodie nach der anderen raus.

Somit hat sich Confusion Bay in den letzten 10 Jahren zu einer meiner meistgehörten Platten gemausert und klingt heute noch genau so frisch, mitreißend und einzigartig wie damals. Für mich daher, wie oben bereits angedeutet, eines DER wegweisenden Juwelen der letzten Dekade und um Längen besser als all die andere uninspirierte Armada von Scheiss- und Kitschbands, die in den Jahren darauf gefolgt ist. Modern Metal Meisterwerk.

Hörbeispiele:
Weitere Lieblingsalben der Band:

1. Wasteland Discotheque
2a. Velvet Noise
2b. A Discord Electric
Zuletzt geändert von Defeated Hero am 25.09.2014 08:12, insgesamt 6-mal geändert.
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Re: Here's to the New School: Best of 2003-2013

Beitrag von costa »

Hatten die hier nicht mal ihren eigenen Running Gag? *g*
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

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