Als Komödie oder Persiflage kann man ihn ernst nehmen. Als Krimidrama freilich nicht. Wobei der Film schon versucht zwischen beidem zu balancieren, im Endeffekt aber schon deutlich in die komödiantische Richtung kippt. Das ist auch alles fein und hat auch meine Erwartungshaltung getroffen. Wenn man da aber ne andere hat, dürfte man ziemlich enttäuscht werden.costaweidner hat geschrieben: ↑14.01.2023 22:10 Leichte Kost sind die Christie-Verfilmungen auch. Vor Tiefgang strotzen die auch nicht gerade. Meinetwegen "Murder on the Orient Express" mal noch ausgenommen, weil da halt Lumet am Werk war.
Dass "Glass Onion" sich der Genre-Merkmale bewusst ist, ist klar. Dass der Film sich nicht ernst nimmt ebenfalls, hast du dir Craigs Akzent mal angehört? Als Zuschauer kann man den Film trotzdem ernstnehmen, ich wüsste nicht, wieso nicht. Außer damit meinst du bloß, dass man den eben nicht als hundertprozentig ernstes Krimidrama sehen soll. Aber wer das macht, raucht höchstwahrscheinlich auch Aale.
Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
- costa
- Stammposter
- Beiträge: 31222
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
- Kontaktdaten:
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Aber wieso sollte die jemand haben? Bierernst war der erste ja auch schon nicht. Etwas düsterer halt.
- monochrom
- Stammposter
- Beiträge: 9599
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: Helltown Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Ich fand "Knives Out" unterm Strich einfach interessanter, aber "Glass Onion" war schon auch nette Unterhaltung.
I, too, wish to be a decent manboy
- Schnabelrock
- Beiträge: 19894
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: banned
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
BLUE JASMINE (Netflix)
Jasmine war mal eine Society-Lady in New York mit Polopferd, Oldtimersammlung und Segeln bei St. Tropez. Finanziert von ihrem Ehemann Hal, einem Großfinanzschwindler. Als Hal es zu bunt mit allerhand Au Pairs und Fitnesstrainerinnen treibt, verpetzt Jasmine ihn bei der Polizei. Hal wandert nach Sing Sing (wo er sich später erhängt). Jasmine hat sich damit selbst die wirtschaftliche Existenzgrundlage weggetreten und muss mit den Resten ihrer Vuitton-Koffer und Perlenketten zu ihre Adoptivschwester Ginger an San Francisco flieg/h/en. Letzter Kontakt zu Ginger war Jahre vorher, als Hal ihr 200.000 Dollar aus einem Glücksspielgewinn abschwindelte und nie zurückzahlte.
Ginger lebt im Gegensatz zu Jasmine in einfachen "Arbeiterklasseverhältnissen" und hat mit Männern so ihre eigenen Probleme. Jasmine verachtet das alles komplett, die tätowierten Mechanikerfreunde von Ginger, die Wohnung voller staubiger Gummibäume, sie verachtet Ginger eigentlich auch. Leider ist sie nur nichts Besseres mehr, sondern eher noch weniger. Sie hat nichtmal irgendeinen Job und zwar nach wie vor Standesbewusstsein für 50 Mio Dollar, aber Geld bloß 50. Dieses Szenario ist ziemlich bipolar und Jasmine wohl auch. Sie sucht sich notgedrungen einen Job in einer Zahnarztpraxis, um Geld für ein Innenarchitekturstudium "online" zu sammeln. Das klappt vor allem deswegen nicht, weil ihr Chef sie belästigt. Als es richtig düster aussieht, lernt sie den Diplomaten Dwight kennen, der ein Leben führt, wie sie es kennt und will. Natürlich passt sie da nahtlos hinein, und das findet auch Dwight. Dem sie, Jasmine, aber erzählt, sie sei eine Chirurgenwitwe und studierte Innenarchitektin auf der Suche nach einem Neuanfang. Dwight seinerseits sucht die passende Frau zu seinem Lebensentwurf als Diplomat und kommender Senator.
Kurz bevor Dwight sie heiratet, fliegt der ganze Schwindel auf. Der Betrüger-Exmann, dass sie keine Akademikerin ist, dass sie verarmt und gesellschaftlich geächtet aus New York fliehen musste, die "nichtstandesgemäße" Schwester, der sie (Hal und Jasmine) damals auch noch Geld abgeschwindelt haben. Dwight wendet sich schnell und final ab. Den Rest lass ich offen ...
Ich habe oft ein Problem mit sehr bekannten Schauspielern, weil ich sie dann nicht in ihrer Rolle sehen, sondern ich sehe Tom Hanks, Julia Roberts oder Will Smith. Cate Blanchett schafft es hier aber, dass ich sie wirklich als Jasmine sehe und nicht als Cate Blanchett. Großartige Leistung zwischen den Polen als ikonische Schönheit von Stand und verwirrter, gefallener, aber immer noch hochmütiger Trinkerin. Bei Alec Baldwin als Großbetrüger Hal ist es egal, der spielt eh nur sich selbst und es passt. Die übrigen, weniger prominenten Schauspieler, lassen sich nicht an die Wand spielen. Regie Woody Allen, 2013, der klug genug ist, das Ding souverän zwischen Komödie und Tragödie einzupendeln, tendenziell eher letzteres (eigentlich eine "A Streetcar namend Desire" - Variation). Alles sehr gut gemacht mit Abstrichen da, wo die Proletenwelt der Schwester Ginger teils sehr eindimensional ist.
8/10
Jasmine war mal eine Society-Lady in New York mit Polopferd, Oldtimersammlung und Segeln bei St. Tropez. Finanziert von ihrem Ehemann Hal, einem Großfinanzschwindler. Als Hal es zu bunt mit allerhand Au Pairs und Fitnesstrainerinnen treibt, verpetzt Jasmine ihn bei der Polizei. Hal wandert nach Sing Sing (wo er sich später erhängt). Jasmine hat sich damit selbst die wirtschaftliche Existenzgrundlage weggetreten und muss mit den Resten ihrer Vuitton-Koffer und Perlenketten zu ihre Adoptivschwester Ginger an San Francisco flieg/h/en. Letzter Kontakt zu Ginger war Jahre vorher, als Hal ihr 200.000 Dollar aus einem Glücksspielgewinn abschwindelte und nie zurückzahlte.
Ginger lebt im Gegensatz zu Jasmine in einfachen "Arbeiterklasseverhältnissen" und hat mit Männern so ihre eigenen Probleme. Jasmine verachtet das alles komplett, die tätowierten Mechanikerfreunde von Ginger, die Wohnung voller staubiger Gummibäume, sie verachtet Ginger eigentlich auch. Leider ist sie nur nichts Besseres mehr, sondern eher noch weniger. Sie hat nichtmal irgendeinen Job und zwar nach wie vor Standesbewusstsein für 50 Mio Dollar, aber Geld bloß 50. Dieses Szenario ist ziemlich bipolar und Jasmine wohl auch. Sie sucht sich notgedrungen einen Job in einer Zahnarztpraxis, um Geld für ein Innenarchitekturstudium "online" zu sammeln. Das klappt vor allem deswegen nicht, weil ihr Chef sie belästigt. Als es richtig düster aussieht, lernt sie den Diplomaten Dwight kennen, der ein Leben führt, wie sie es kennt und will. Natürlich passt sie da nahtlos hinein, und das findet auch Dwight. Dem sie, Jasmine, aber erzählt, sie sei eine Chirurgenwitwe und studierte Innenarchitektin auf der Suche nach einem Neuanfang. Dwight seinerseits sucht die passende Frau zu seinem Lebensentwurf als Diplomat und kommender Senator.
Kurz bevor Dwight sie heiratet, fliegt der ganze Schwindel auf. Der Betrüger-Exmann, dass sie keine Akademikerin ist, dass sie verarmt und gesellschaftlich geächtet aus New York fliehen musste, die "nichtstandesgemäße" Schwester, der sie (Hal und Jasmine) damals auch noch Geld abgeschwindelt haben. Dwight wendet sich schnell und final ab. Den Rest lass ich offen ...
Ich habe oft ein Problem mit sehr bekannten Schauspielern, weil ich sie dann nicht in ihrer Rolle sehen, sondern ich sehe Tom Hanks, Julia Roberts oder Will Smith. Cate Blanchett schafft es hier aber, dass ich sie wirklich als Jasmine sehe und nicht als Cate Blanchett. Großartige Leistung zwischen den Polen als ikonische Schönheit von Stand und verwirrter, gefallener, aber immer noch hochmütiger Trinkerin. Bei Alec Baldwin als Großbetrüger Hal ist es egal, der spielt eh nur sich selbst und es passt. Die übrigen, weniger prominenten Schauspieler, lassen sich nicht an die Wand spielen. Regie Woody Allen, 2013, der klug genug ist, das Ding souverän zwischen Komödie und Tragödie einzupendeln, tendenziell eher letzteres (eigentlich eine "A Streetcar namend Desire" - Variation). Alles sehr gut gemacht mit Abstrichen da, wo die Proletenwelt der Schwester Ginger teils sehr eindimensional ist.
8/10
In dubio contra googlio.
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Bin ich wirklich der erste, der hier Avatar: The Way of Water gesehen hat?
James Cameron kann ja erzählen so oft er will, dass er die Avatar-Geschichte von vorn herein auf drölfzig Teile angelegt hatte. Story-technisch merkt man davon beim zweiten Teil leider wenig. Stellenweise wirkt er erzählerisch genau wie jene schnell und schlampig zusammengezimerten Fortsetzungen, die Hollywood eben macht, wenn der erste Teil eigentlich in sich geschlossen war.
Ansonsten nimmt sich der Film sehr viel Zeit, seine im Kern recht banale Geschichte zu erzählen, in der es vor allem um die Familie von Jake Sully geht. Wobei die Hauptfigur selbst fast schon zur Nebenfigur verkommt und auch als Charakter im Laufe des Films überhaupt nicht weiterentwickelt wurde. Seine gesamte Charakterentwicklung hin zum beschützenden Familienvater fand ebenfalls Off-Screen statt und bildet eine weitere Grundsäule für den Plot. Der Film fokussiert sich hingegen vor allem auf die Kinder und macht zumindest aus einigen von ihnen auch ernstzunehmende Charaktere.
Hier muss man Cameron schon lassen, dass er das Erzählen in diesem Part besser beherrscht, als andere Blockbuster-Regisseure. Gleichzeitig leistet der Film in erzählerischer Hinsicht für seine enorme Länge am Ende doch zu wenig und die Handlung hat enorme Logik-Löcher.
Naja, liest sich jetzt bestimmt vernichtend. Die Wahrheit ist: Kann man sich anschauen! Gibt viel größeren Müll. Nur ein Meisterwerk sollte man nicht erwarten.
James Cameron kann ja erzählen so oft er will, dass er die Avatar-Geschichte von vorn herein auf drölfzig Teile angelegt hatte. Story-technisch merkt man davon beim zweiten Teil leider wenig. Stellenweise wirkt er erzählerisch genau wie jene schnell und schlampig zusammengezimerten Fortsetzungen, die Hollywood eben macht, wenn der erste Teil eigentlich in sich geschlossen war.
Spoiler:
Ansonsten nimmt sich der Film sehr viel Zeit, seine im Kern recht banale Geschichte zu erzählen, in der es vor allem um die Familie von Jake Sully geht. Wobei die Hauptfigur selbst fast schon zur Nebenfigur verkommt und auch als Charakter im Laufe des Films überhaupt nicht weiterentwickelt wurde. Seine gesamte Charakterentwicklung hin zum beschützenden Familienvater fand ebenfalls Off-Screen statt und bildet eine weitere Grundsäule für den Plot. Der Film fokussiert sich hingegen vor allem auf die Kinder und macht zumindest aus einigen von ihnen auch ernstzunehmende Charaktere.
Hier muss man Cameron schon lassen, dass er das Erzählen in diesem Part besser beherrscht, als andere Blockbuster-Regisseure. Gleichzeitig leistet der Film in erzählerischer Hinsicht für seine enorme Länge am Ende doch zu wenig und die Handlung hat enorme Logik-Löcher.
Spoiler:
Naja, liest sich jetzt bestimmt vernichtend. Die Wahrheit ist: Kann man sich anschauen! Gibt viel größeren Müll. Nur ein Meisterwerk sollte man nicht erwarten.
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Nachdem der erste Teil ein Western im Science Fiction Gewand war, hat Cameron jetzt zusätzlich noch Moby Dick für sich entdeckt .
Etwas enttäuscht war ich vom technischen Aspekt. Während der erste Teil in Bezug auf die 3D Technik absolut beeindruckend und bahnbrechend war, hat Teil zwei in der Richtung wenig Neues zu bieten. Optisch ist der Film aber ein wahrer Bilderrausch.
Frustrierend war die lahmarschige Kassiererin. Da ist man schon 30 Minuten vor Beginn im Kino und die Tante bekommt es nicht geregelt, die paar Leute abzuwickeln. Dass man in dem Fall vielleicht den Film 15 Minuten später starten lässt, hält dann auch keiner für nötig. Und hinter uns standen locker noch 30 Leute! Ergebnis: Das erste Mal in den letzten 40 Jahren fehlen mir die ersten gut 10 Minuten eines Films im Kino.
Etwas enttäuscht war ich vom technischen Aspekt. Während der erste Teil in Bezug auf die 3D Technik absolut beeindruckend und bahnbrechend war, hat Teil zwei in der Richtung wenig Neues zu bieten. Optisch ist der Film aber ein wahrer Bilderrausch.
Frustrierend war die lahmarschige Kassiererin. Da ist man schon 30 Minuten vor Beginn im Kino und die Tante bekommt es nicht geregelt, die paar Leute abzuwickeln. Dass man in dem Fall vielleicht den Film 15 Minuten später starten lässt, hält dann auch keiner für nötig. Und hinter uns standen locker noch 30 Leute! Ergebnis: Das erste Mal in den letzten 40 Jahren fehlen mir die ersten gut 10 Minuten eines Films im Kino.
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Gute Kassiererin und echte Filmkennerin.acore hat geschrieben: ↑18.01.2023 19:53 Nachdem der erste Teil ein Western im Science Fiction Gewand war, hat Cameron jetzt zusätzlich noch Moby Dick für sich entdeckt .
Etwas enttäuscht war ich vom technischen Aspekt. Während der erste Teil in Bezug auf die 3D Technik absolut beeindruckend und bahnbrechend war, hat Teil zwei in der Richtung wenig Neues zu bieten. Optisch ist der Film aber ein wahrer Bilderrausch.
Frustrierend war die lahmarschige Kassiererin. Da ist man schon 30 Minuten vor Beginn im Kino und die Tante bekommt es nicht geregelt, die paar Leute abzuwickeln. Dass man in dem Fall vielleicht den Film 15 Minuten später starten lässt, hält dann auch keiner für nötig. Und hinter uns standen locker noch 30 Leute! Ergebnis: Das erste Mal in den letzten 40 Jahren fehlen mir die ersten gut 10 Minuten eines Films im Kino.
Die wollte Euch nur vor dem Rotz bewahren
- Schnabelrock
- Beiträge: 19894
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: banned
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Dir fehlten nicht die ersten 10 Minuten, du hattest die letzten 180 zu viel.
In dubio contra googlio.
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Wie bitte? Starten Blockbuster-Filme dieses Kalibers nicht generell und überall erstmal mit einem 20 - 30 Minuten Werbeblock vornedran? Wie lange hast du den gestanden?acore hat geschrieben: ↑18.01.2023 19:53 Nachdem der erste Teil ein Western im Science Fiction Gewand war, hat Cameron jetzt zusätzlich noch Moby Dick für sich entdeckt .
Etwas enttäuscht war ich vom technischen Aspekt. Während der erste Teil in Bezug auf die 3D Technik absolut beeindruckend und bahnbrechend war, hat Teil zwei in der Richtung wenig Neues zu bieten. Optisch ist der Film aber ein wahrer Bilderrausch.
Frustrierend war die lahmarschige Kassiererin. Da ist man schon 30 Minuten vor Beginn im Kino und die Tante bekommt es nicht geregelt, die paar Leute abzuwickeln. Dass man in dem Fall vielleicht den Film 15 Minuten später starten lässt, hält dann auch keiner für nötig. Und hinter uns standen locker noch 30 Leute! Ergebnis: Das erste Mal in den letzten 40 Jahren fehlen mir die ersten gut 10 Minuten eines Films im Kino.
Und ja, der Film war für mich auch der letzte Beweis dafür, dass man 3D auch im Kino nicht braucht. Er war schon besser 3D-optimiert als die meisten Streifen, die damit ausgestrahlt werden und es hat mich trotzdem nicht beeindruckt. Ergo: Kann man weglassen!
- Apparition
- Beiträge: 19790
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: At the End of the Line
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
That is delightful news for someone who cares.
- Thunderforce
- Stammposter
- Beiträge: 36472
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: Bad Spänzer
- Kontaktdaten:
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Emily The Criminal
Aubrey Plaza spielt die Hauptrolle in diesem Film. Sie spielt eine Frau, die aufgrund von Studienkrediten hoch verschuldet ist und im Grunde nur arbeiten geht, um zumindest die Zinsen dafür im Griff zu haben. Da trotz Abstrampelei jemals wieder rauszukommen, erscheint mit ehrlicher Arbeit unmöglich, zumal sie aufgrund einer albernen Vorstrafe aus ihrer Jugend generell wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Also lässt sie sich auf eine Bande ein, die organisierte Kreditkartenbetrügereien macht, um so aus den Schulden rauszukommen. Schnell leckt sie Blut und will mehr. Neben Plaza ist Theo Rossi als einer der Chefs der Bande zu sehen. Recht unaufgeregter und nüchterner Crime-Thriller, wenig reißerisch, man verlässt sich eher auf seine Figuren als auf großes Krachbumm. Funktioniert ziemlich gut. Der Film ist kein Meisterwerk, aber durchaus sehenswert.
7.5/10
Run Sweetheart Run
Cherie (Ella Balinska) arbeitet als Sekretärin für einen Anwalt. Aufgrund einer Terminverwechslung muss der Anwalt gleichzeitig zu zwei Terminen (von denen einer privat ist LOL) und die Sekretärin wird gebeten, ein Abendessen mit dem Klienten Ethan (Pilou Asbaek, kennt man u.a. als Kasper Juul aus der dänischen Serie „Borgen“) wahrzunehmen, was sie tut. Im Anschluss wird Ethan übergriffig und greift Cherie brutal an, woraufhin sie flieht. Er nimmt die Verfolgung auf und jagt sie durch die Stadt und sagt ihr, dass er sie gehen lässt, wenn sie es schafft, ihm bis zum Morgen zu entkommen. - Der Film beginnt IMO relativ durchschnittlich. Die Welt in dem Film ist eine komplett sexistische, alle Frauen sind bestenfalls in Dienstboten- und Untergebenenjobs für Männer tätig, überall hängen Plakate vermisster Mädchen und Frauen, an allen Ecken Werbung, wo mit (halb)nackten Frauen Werbung selbst für sowas triviales wie Pizza gemacht wird, die eingesetzten Songs sind nur irgendwelche Macho-Sachen etc. Subtil geht anders. Asbaek durchbricht an einigen Stellen die vierte Wand, was IMO etwas aufgesetzt rüberkommt. Der Film nimmt dann aber irgendwann eine überraschende, inhaltliche Wendung und fügt ein Element bzw. eine Ebene hinzu, was die Seltsamkeiten in dem Film dann weniger seltsam macht, bevor es am Ende zum großen Showdown kommt, mit dem man zu Beginn des Filmes so nicht rechnen konnte. Insgesamt stolpert der Film manchmal etwas, ist aber auf jeden Fall originell und unterhaltsam. Kann man mal gucken.
7/10
Réalité
Der Quentin Dupieux-Marathon geht weiter *g*
Das hier ist wohl bisher sein schrägster Film, den ich gesehen habe. Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Ein Kameramann, der fürs Fernsehen eine Kochsendung filmt, eigentlich aber seinen eigenen Film drehen will. Ein Filmproduzent, der das Projekt umsetzen will, wenn der Kameramann binnen 48 Stunden einen Schmerzensschrei abliefert, der dem Film einen Oscar sichert. Ein Fernsehkoch, der ein Rattenkostüm trägt und an einem Ausschlag leidet, den außer ihm niemand sehen kann. Ein Mädchen (namens Reality), das Tochter eines Jägers ist, und im Bauch eines erlegten Wildschweins eine VHS-Kassette findet, und unbedingt wissen will, was da drauf ist. Ein Schuldirektor, der privat gerne Frauenkleider trägt. Die Handlungsstränge nehmen Bezug zueinander, finden teilweise parallel statt, sind teilweise aber auch nur Vorstellungen, Träume oder Erinnerungen anderer handelnder Personen. Zusammengehalten wird das Ganze von einem Musikstück von Philip Glass, das in Wahrheit 90 Minuten dauert, Dupieux setzt aber repetitiv immer nur die ersten 5 Minuten des Stücks ein, was einen komplett einlullt, zugleich faszinierend wie nervtötend ist. Vermutlich ist es möglich, den Film irgendwie schematisch aufzuzeichnen, wer da wie mit wem in Verbindung steht und am Ende ergibt es eventuell dann sogar Sinn. Beim reinen Zuschauen kriegt man es aber sehr schnell nicht mehr zusammen, was da passiert. Absolut großartig. Auf Letterboxd fasst es jemand perfekt zusammen:
Whatever the hell happened in this movie, it is pure, unadulterated surrealist bliss. It defies any explanation--it's just a bewildering dreamscape. A weirdly hilarious one, too. Its portrayal of dreams is absolute genius; dreams don't often make sense, and this film captures the feeling of a confusing dream that you accept as reality, because while you're in it it just seems right.
Genau so ist es. Was für ein Trip, der Dupieux hat ein dermaßenes Rad ab, irre.
8 bis 8.5/10
Hunter Hunter
Eine Familie (Mudder, Vadder, Teenagertochter) lebt völlig zurückgezogen irgendwo mitten im Wald (könnte Kanada oder Alaska sein), ernährt sich von der Jagd und lebt vom Fallenstellen und Felle / Fleisch verkaufen. Die Tochter geht nicht zur Schule und wird zuhause beschult. Dennoch wirken die drei zunächst mal relativ normal und nicht irgendwie hillbilly-hinterwäldlermäßig. Einfache Leute halt, aber nicht irgendwie abgedreht. In der Gegend treibt ein Wolf sein Unwesen, der immer wieder die Fallen leerfrisst und sich auch sonst offenbar nicht wie ein normaler Wolf verhält. Der Vater geht in den Wald, um den Wolf zu jagen, kommt aber nicht zurück. Stattdessen taucht an der Hütte auf einmal ein Fremder auf, der schwer verletzt ist.
Der Film ist fast bis zum Ende sehr ruhig, recht spannend, obwohl im Grunde nicht viel passiert. Die Bedrohung durch den Wolf ist teilweise spürbar, wirkt manchmal aber auch eher abstrakt. Die Farben sind sehr natürlich, teilweise blass, Humor gibt es auch keinen, alles wirkt in sich eher trist und hart. Und dann kommen die letzten 5 oder 10 Minuten. Mehr will ich an der Stelle nicht verraten, aber leckomio, was ein Ende.
Kann man sich als Düsterfilm-Freund definitiv mal reinziehen.
7.5/10
Aubrey Plaza spielt die Hauptrolle in diesem Film. Sie spielt eine Frau, die aufgrund von Studienkrediten hoch verschuldet ist und im Grunde nur arbeiten geht, um zumindest die Zinsen dafür im Griff zu haben. Da trotz Abstrampelei jemals wieder rauszukommen, erscheint mit ehrlicher Arbeit unmöglich, zumal sie aufgrund einer albernen Vorstrafe aus ihrer Jugend generell wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Also lässt sie sich auf eine Bande ein, die organisierte Kreditkartenbetrügereien macht, um so aus den Schulden rauszukommen. Schnell leckt sie Blut und will mehr. Neben Plaza ist Theo Rossi als einer der Chefs der Bande zu sehen. Recht unaufgeregter und nüchterner Crime-Thriller, wenig reißerisch, man verlässt sich eher auf seine Figuren als auf großes Krachbumm. Funktioniert ziemlich gut. Der Film ist kein Meisterwerk, aber durchaus sehenswert.
7.5/10
Run Sweetheart Run
Cherie (Ella Balinska) arbeitet als Sekretärin für einen Anwalt. Aufgrund einer Terminverwechslung muss der Anwalt gleichzeitig zu zwei Terminen (von denen einer privat ist LOL) und die Sekretärin wird gebeten, ein Abendessen mit dem Klienten Ethan (Pilou Asbaek, kennt man u.a. als Kasper Juul aus der dänischen Serie „Borgen“) wahrzunehmen, was sie tut. Im Anschluss wird Ethan übergriffig und greift Cherie brutal an, woraufhin sie flieht. Er nimmt die Verfolgung auf und jagt sie durch die Stadt und sagt ihr, dass er sie gehen lässt, wenn sie es schafft, ihm bis zum Morgen zu entkommen. - Der Film beginnt IMO relativ durchschnittlich. Die Welt in dem Film ist eine komplett sexistische, alle Frauen sind bestenfalls in Dienstboten- und Untergebenenjobs für Männer tätig, überall hängen Plakate vermisster Mädchen und Frauen, an allen Ecken Werbung, wo mit (halb)nackten Frauen Werbung selbst für sowas triviales wie Pizza gemacht wird, die eingesetzten Songs sind nur irgendwelche Macho-Sachen etc. Subtil geht anders. Asbaek durchbricht an einigen Stellen die vierte Wand, was IMO etwas aufgesetzt rüberkommt. Der Film nimmt dann aber irgendwann eine überraschende, inhaltliche Wendung und fügt ein Element bzw. eine Ebene hinzu, was die Seltsamkeiten in dem Film dann weniger seltsam macht, bevor es am Ende zum großen Showdown kommt, mit dem man zu Beginn des Filmes so nicht rechnen konnte. Insgesamt stolpert der Film manchmal etwas, ist aber auf jeden Fall originell und unterhaltsam. Kann man mal gucken.
7/10
Réalité
Der Quentin Dupieux-Marathon geht weiter *g*
Das hier ist wohl bisher sein schrägster Film, den ich gesehen habe. Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Ein Kameramann, der fürs Fernsehen eine Kochsendung filmt, eigentlich aber seinen eigenen Film drehen will. Ein Filmproduzent, der das Projekt umsetzen will, wenn der Kameramann binnen 48 Stunden einen Schmerzensschrei abliefert, der dem Film einen Oscar sichert. Ein Fernsehkoch, der ein Rattenkostüm trägt und an einem Ausschlag leidet, den außer ihm niemand sehen kann. Ein Mädchen (namens Reality), das Tochter eines Jägers ist, und im Bauch eines erlegten Wildschweins eine VHS-Kassette findet, und unbedingt wissen will, was da drauf ist. Ein Schuldirektor, der privat gerne Frauenkleider trägt. Die Handlungsstränge nehmen Bezug zueinander, finden teilweise parallel statt, sind teilweise aber auch nur Vorstellungen, Träume oder Erinnerungen anderer handelnder Personen. Zusammengehalten wird das Ganze von einem Musikstück von Philip Glass, das in Wahrheit 90 Minuten dauert, Dupieux setzt aber repetitiv immer nur die ersten 5 Minuten des Stücks ein, was einen komplett einlullt, zugleich faszinierend wie nervtötend ist. Vermutlich ist es möglich, den Film irgendwie schematisch aufzuzeichnen, wer da wie mit wem in Verbindung steht und am Ende ergibt es eventuell dann sogar Sinn. Beim reinen Zuschauen kriegt man es aber sehr schnell nicht mehr zusammen, was da passiert. Absolut großartig. Auf Letterboxd fasst es jemand perfekt zusammen:
Whatever the hell happened in this movie, it is pure, unadulterated surrealist bliss. It defies any explanation--it's just a bewildering dreamscape. A weirdly hilarious one, too. Its portrayal of dreams is absolute genius; dreams don't often make sense, and this film captures the feeling of a confusing dream that you accept as reality, because while you're in it it just seems right.
Genau so ist es. Was für ein Trip, der Dupieux hat ein dermaßenes Rad ab, irre.
8 bis 8.5/10
Hunter Hunter
Eine Familie (Mudder, Vadder, Teenagertochter) lebt völlig zurückgezogen irgendwo mitten im Wald (könnte Kanada oder Alaska sein), ernährt sich von der Jagd und lebt vom Fallenstellen und Felle / Fleisch verkaufen. Die Tochter geht nicht zur Schule und wird zuhause beschult. Dennoch wirken die drei zunächst mal relativ normal und nicht irgendwie hillbilly-hinterwäldlermäßig. Einfache Leute halt, aber nicht irgendwie abgedreht. In der Gegend treibt ein Wolf sein Unwesen, der immer wieder die Fallen leerfrisst und sich auch sonst offenbar nicht wie ein normaler Wolf verhält. Der Vater geht in den Wald, um den Wolf zu jagen, kommt aber nicht zurück. Stattdessen taucht an der Hütte auf einmal ein Fremder auf, der schwer verletzt ist.
Der Film ist fast bis zum Ende sehr ruhig, recht spannend, obwohl im Grunde nicht viel passiert. Die Bedrohung durch den Wolf ist teilweise spürbar, wirkt manchmal aber auch eher abstrakt. Die Farben sind sehr natürlich, teilweise blass, Humor gibt es auch keinen, alles wirkt in sich eher trist und hart. Und dann kommen die letzten 5 oder 10 Minuten. Mehr will ich an der Stelle nicht verraten, aber leckomio, was ein Ende.
Kann man sich als Düsterfilm-Freund definitiv mal reinziehen.
7.5/10
- Apparition
- Beiträge: 19790
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: At the End of the Line
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Ich glaub nicht, dass ich schon mal einen Film von Quentin Dupieux gesehen habe. Sollte ich vielleicht mal ändern...
That is delightful news for someone who cares.
- Thunderforce
- Stammposter
- Beiträge: 36472
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: Bad Spänzer
- Kontaktdaten:
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Den ersten, den ich damals gesehen habe war "Rubber" - den hab ich mal am Wühltisch für nen Euro mitgenommen, ohne zu wissen, wer Dupieux ist.Apparition hat geschrieben: ↑19.01.2023 10:23 Ich glaub nicht, dass ich schon mal einen Film von Quentin Dupieux gesehen habe. Sollte ich vielleicht mal ändern...
Aber es geht um einen mordenden Autoreifen und das las sich wie die perfekte Nummer fürs Trash-Wochenende.
Zweitkontakt war "Au Poste!" (deutsch: "Die Wache") in der Sneak Preview im Kino. Der hat mich zum Fan gemacht und das wäre auch mein Tip als Einstieg.
- Neroon
- Stammposter
- Beiträge: 2760
- Registriert: 26.03.2004 00:21
- Wohnort: Total Fucking Darkness
- Kontaktdaten:
Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread
Ahja...ich erinnere mich.Thunderforce hat geschrieben:Zweitkontakt war "Au Poste!" (deutsch: "Die Wache") in der Sneak Preview im Kino. Der hat mich zum Fan gemacht und das wäre auch mein Tip als Einstieg.
Der Weg von "Äh..watt is das denn?" zu "Total absurd, aber großartig" ging relativ fix.
Base not your joy upon the deeds of others, for what is given can be taken away.