Traser hat geschrieben:The Beatles – The Beatles (White Album)
Veröffentlicht am 22.11.1968
Cover:
Kaufempfehlung:
Tracklist:
1 Back in the USSR 2:40 Lennon/McCartney
2 Dear Prudence 3:50 Lennon/McCartney
3 Glass Onion 2:16 Lennon/McCartney
4 Ob-La-Di, Ob-La-Da 3:07 Lennon/McCartney
5 Wild Honey Pie 0:53 Lennon/McCartney
6 The Continuing Story of Bungalow Bill 3:11 Lennon/McCartney
7 While My Guitar Gently Weeps 4:44 Harrison
8 Happiness Is a Warm Gun 2:41 Lennon/McCartney
9 Martha My Dear 2:26 Lennon/McCartney
10 I’m so Tired 2:03 Lennon/McCartney
11 Blackbird 2:17 Lennon/McCartney
12 Piggies 2:03 Harrison
13 Rocky Raccoon 3:31 Lennon/McCartney
14 Don’t Pass Me By 3:49 Starkey
15 Why Don’t We Do It in the Road 1:40 Lennon/McCartney
16 I Will 1:40 Lennon/McCartney
17 Julia 2:52 Lennon/McCartney
18 Birthday 2:41 Lennon/McCartney
19 Yer Blues 3:57 Lennon/McCartney
20 Mother Nature’s Son 2:46 Lennon/McCartney
21 Everybody’s Got Something to Hide Except Me and My Monkey 2:24 Lennon/McCartney
22 Sexy Sadie 3:14 Lennon/McCartney
23 Helter Skelter 4:27 Lennon/McCartney
24 Long, Long, Long 3:02 Harrison
25 Revolution 1 4:12 Lennon/McCartney
26 Honey Pie 2:40 Lennon/McCartney
27 Savoy Truffle 2:57 Harrison
28 Cry Baby Cry 3:00 Lennon/McCartney
29 Revolution 9 8:22 Lennon/McCartney
30 Good Night 3:09 Lennon/McCartney
1968 war eines der kreativsten Jahre in der Geschichte der Beatles. Bereits im Februar fuhren sie gemeinsam mit ihren Frauen zum Erlernen der Meditation nach Indien. John Lennon und George Harrison blieben bis Mitte April dort. Insgesamt sollen in dieser Zeit 48 Songs entstanden sein, mehr als genug für ein neues Album. Die Gründung des neuen Beatles-Unternehmens Apple, ein Konzern mit Abteilungen für Kunst, Musik und Mode sowie die fortschreitende Beziehung von John Lennon zur Künstlerin Yoko Ono bargen jedoch auch genügend Zündstoff. Da Ono darauf bestand, bei allen Aufnahmen und Sessions der Beatles anwesend zu sein, wirkte sich das natürlich (auch negativ) auf das Verhältnis der Musiker untereinander sowie ihre Arbeit aus. Im Mai entschlossen sich die Beatles schließlich, mit den Aufnahmen zu einem neuen Album zu beginnen. Aufgrund der Fülle des vorhandenen Materials sollte es ein Doppelalbum werden.
Zunächst standen die Aufnahmen unter keinem besonders guten Stern. Produzent George Martin warnte von Beginn der Aufnahmen an davor, ein Doppelalbum zu veröffentlichen. Seiner Meinung nach sollte man sich darauf konzentrieren, das bestmögliche aus ca. 14-16 Songs herauszuholen. Dazu kam die schlechte Stimmung in der Band, die restlichen Musiker kamen einfach nicht mit Johns neuer Flamme Yoko zurecht. Außerdem wurde aufgrund des Termindrucks verstärkt getrennt an den Songs gearbeitet, die voranschreitende und unter anderem auch von den Beatles vorangetriebene Studiotechnik ließ dies mittlerweile zu. Negativer Höhepunkt war der Streit in der Band über die Veröffentlichung des Lennon-Songs Revolution als Single (wurde schließlich zur B-Seite von Hey Jude), sowie der vorübergehende Ausstieg von Schlagzeuger Ringo Starr, gemeinsam konnte man ihn jedoch zur Rückkehr bewegen.
Doch trotz oder gerade wegen all dieser Riesenprobleme entstand schließlich ein Album, das in die Rock- und Popgeschichte einging. Aufgrund der Arbeitsweise hörten sich freilich viele Songs an wie spätere Soloprojekte der einzelnen Musiker. Andererseits enthielt das selbstbetitelte Album eine solche stilistische Vielfalt wie wohl kein zweites Album der Beatles oder überhaupt jener Zeit. Mit Rock’n’Roll, Blues, Psychedelic Rock, Country, Folk, Hardrock, Balladen oder Ragtime bis hin zu avantgardistischen Klangcollagen (Revolution 9) war eine schier unglaubliche Bandbreite vorhanden.
Eine weitere Überraschung war das weiße Cover mit der Blindprägung des Bandnamens, ein unglaublicher Kontrast zum ein Jahr zuvor veröffentlichten Sgt. Pepper-Cover! Das Cover wurde vom englischen Pop-Art-Künstler Richard Hamilton entworfen und enthielt in der LP-Fassung außerdem ein großes Poster und vier größere Portrait-Fotos der einzelnen Musiker. Viele dieser Details gingen mit Einführung der CD erst mal verloren. Mit dem Verkauf der remasterten Rereleases im Jahr 2009 gab es allerdings wieder eine Papphülle mit der Blindprägung. Die ersten Schallplattenversionen waren zudem nummeriert, wobei die Beatles selbst sich angeblich die ersten 10 Exemplare sicherten. Alben in gutem kompletten Zustand und Nummern unter 0001000 haben heute einen ungeheuren Sammlerwert.
The Beatles enthält mit Back In The U.S.S.R., While My Guitar Gently Weeps, Birthday und Helter Skelter einige Highlights der Beatles-Diskographie, überrascht jedoch auch mit seiner weiter oben bereits angesprochenen Vielfalt. An Klangcollagen wie in Revolution 9 zum Beispiel hatte sich bislang noch keine populäre Gruppe herangetraut. Obwohl in den Credits unter Lennon/McCartney laufend, entstand dieses avantgardistische Experiment in einer gemeinsamen Session von Lennon und Ono gemeinsam mit George Harrison. In Ob-La-Di Ob-La-Da verarbeitete Paul seine Einflüsse aus jamaikanischer Musik. Der Songtitel ist ein nigerianischer Spruch und bedeutet so viel wie „Es kommt wie es kommt“. In Glass Onion verwendet John Lennon einige Charaktere und Metaphern aus anderen Beatlessongs.
Höhepunkt meiner Ansicht nach ganz klar George Harrisons Komposition While My Guitar Gently Weeps mit dem unglaublichen Gitarrensolo, gespielt von George’s bestem Freund Eric Clapton. Ursprünglich als reine Akustiknummer konzipiert, entdeckten die Beatles während der Produktion die Möglichkeiten, die ihnen die neue Achtspurtechnik in den Londoner Tridentstudios bietet (in den Abbey Road-Studios war noch Vierspurtechnik Standart) und spielten damit erfolgreich herum. Insgesamt wurden 28 Takes eingespielt, bevor man sich für Take 25 entschied und hierauf die Overdubs einspielte. Aus rechtlichen Gründen wurde Clapton nicht als Musiker auf dem Album erwähnt, wodurch die überragende Leadgitarre zunächst George Harrison zugeschrieben wurde. Er klärte dies jedoch schnell auf.
Happiness Is A Warm Gun benötigte aufgrund seines komplizierten Aufbaus mit ungewöhnlichen Taktwechseln über 70 Takes nur für die Rhythmusspur. Am Ende wurden schließlich zwei verschiedene Takes miteinander verbunden, auf der dann die fehlenden Spuren wie der Gesang mittels Overdubs hinzugefügt wurden. Blackbird nahm Paul McCartney im Alleingang auf, er benötigte insgesamt 32 Takes bis zur Zufriedenheit der Beteiligten. Ebenfalls im Alleingang entstand Julia, Urheber hier John Lennon.
Helter Skelter entstand, nachdem Paul McCartney in einer Zeitschrift gelesen hatte, dass The Who behaupteten sie hätten den härtesten und lautesten Song aller Zeiten geschrieben (I Can See For Miles). Paul wurde von seinem Ehrgeiz gepackt und meinte nur, der härteste und lauteste Song müsse auf jeden Fall von den Beatles sein. Es wurden drei verschiedene Versionen aufgenommen, wobei die längste über 27 Minuten lang war. Feedback auf den Gitarren sowie dem Schreigesang von Paul, ein hart geschlagenes Schlagzeug und der von John Lennon gespielte Fender Bass vermittelten ein frühes Gefühl von Hardrock und Heavy Metal.
Die Befürchtung von George Martin bezüglich eines Doppelalbum bewahrheiteten sich also nicht. The Beatles wird bis heute als eines der besten Alben der Musikgeschichte bezeichnet. Es verkaufte sich weltweit über 30 Millionen Mal und wurde selbstverständlich in allen wichtigen Märkten die Nummer 1 der jeweiligen Charts. Optimal auch hier wieder der Zeitpunkt der Veröffentlichung, pünktlich zum Weihnachtgeschäft 1968! Von mir kanns natürlich für das weiße Album, der Name hat sich übrigens sehr schnell für diese Veröffentlichung eingebürgert, keine andere Bewertung als die 10/10 geben. Erwähnen möchte ich jedoch, dass ich zu LP-Zeiten die erste Seite am meisten und die vierte Seite am seltensten gehört habe. Heute habe ich allerdings keine Probleme mit Seite 4 mehr.
Anspieltipps:
Back In The U.S.S.R.
Ob-La-Di, Ob-La-Da
While My Guitar Gently Weeps
Happiness Is A Warm Gun
Blackbird
Julia
Yer Blues
Helter Skelter
Revolution 1
Revolution 9
Good Night