costaweidner hat geschrieben: ↑30.10.2022 21:20
UncleSlam hat geschrieben: ↑30.10.2022 20:47
costaweidner hat geschrieben: ↑30.10.2022 18:16
Ein Musikmagazin hat doch keine Chronistenpflicht. Wem hilft ein Interview mit einer Band, das das Heft dann nur aus "Schuld" gegenüber den aktuellen Szeneentwicklungen macht, obwohl sich womöglich kein*e Mitarbeiter*in für die Band interessiert?
Mit dieser Einstellung kannst Du gleich die ganze Richterskala über Bord werfen. Da hören sich die Redakteure Bands an, für die sie sich nicht interessieren. Trotzdem gibt es Punkte und eine Rezension. Das nennt sich professioneller Journalismus.
Vielen Dank für die gar nicht herablassende Erklärung der Branche, in der ich selbst arbeite.
Und ansonsten: Du hast selbst gesagt, dass durch Interviews Alben speziell hervorgehoben werden (die bei den Reviews sowieso schon stattfinden). Natürlich hebt die Redaktion also die Bands hervor, mit denen Mitglieder dieser Redaktion auch etwas anfangen können. Es geht da um Kunst und nicht darum, auf Biegen und Brechen etwas abzubilden, woran einem selbst womöglich nichts gelegen ist.
Redest Du von den Ted Nugent-Fans in der Redaktion? Der wird doch nicht interviewt, weil seine Alben mit 6 bis 7,5 Punkte bewertet werden. Der Typ ist ein Spinner, der mit markigen Sprüchen auffällt. Seine Interviews erzeugen eine negative emotionale Reaktion beim Leser, deswegen sind sie drin. Hier geht es um den Unterhaltungswert und nicht um Kunst oder Authentizität. Authentizität garantiert kein interessantes Interview.
Bands wie Motörhead, Rush und Dio werden doch schon auf Biegen und Brechen auf den Titel geholt. Auch ist nach Jahrzehnten der ausführlichen Berichterstattung über Kiss einfach die Luft raus. Bei diesem Recycling geht es doch nicht um Kunst, sondern darum, den Gelegenheitskäufer anzusprechen, dem die Redaktion etwas Vertrautes anbieten möchte. Ich als Stamm- und Altleser bin da längst übersättigt, und Du liest das Heft nicht mehr.
Ratatata hat geschrieben: ↑30.10.2022 21:49
UncleSlam hat geschrieben: ↑30.10.2022 20:47
Die Redaktion liest hier mit. Und gelegentlich gibt es Einblicke über Redaktionskonferenzen im Heft: Götz Kühnemund soll rumgeschrieen haben, daß die Mitarbeiter alle keine Ahnung hätten. (Ich weiß nicht mehr, ob das bei den besten 300 Songs oder Devil's Blood war.) Es wird also auch da viel rumdiskutiert, was ins Heft soll und was nicht.
Naja, jetzt zu spekulieren, wer da (u.a. im Digital- und Coronazeitalter) noch aktuell mit wem vor Ort im Raum sitzend rumdiskutiert ist aber auch ein wenig müßig.
Götz und ein Teil der alten Truppe sind ja nü auch schon etwas länger da raus. Und ob gerade die jüngeren Schreibers noch so wirklich Bock auf Rudelhähnchenfutterrunden wie "damals" haben?
Immerhin gibbet das Heft immer noch, obwohl Print insgesamt den Bach runtergeht.
Also machen sie ja wohl irgendetwas nicht ganz so falsch.
Und ja, der wichtigste Faktor ist eben halt die Stammleserschaft. Und was die so bevorzugen, sieht man immer wieder in den Lesercharts und Jahrespolls.
Jahrespolls bilden den kleinsten gemeinsamen Nenner unter den Lesern ab. Sie reflektieren auch die Charterfolge. Trotzdem dürfte jeder aktive Käufer unter den Lesern Alben besitzen, die es nicht in die Polls geschafft haben, aber im RH vorgestellt wurden oder Bands und Alben scheiße finden, die es in die Polls geschafft haben. Einfach weil das RH viel umfassender über die Szene berichtet.
(Die monatlichen Lesercharts dürfte man mit einem Dutzend Einsender auf den Kopf stellen können.)
Mit der Redaktionskonferenz wollte ich aufzeigen, daß die Mitarbeiter sich nicht immer einig sind und dann gestritten wird.