Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

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GoTellSomebody
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von GoTellSomebody »

TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 14:121992 ein Live Konzert von Judas Priest aus den 70ern zu sehen war nicht so einfach. Da waren die 70er und auch 80er einfach viel weiter weg, wenn man nicht gerade damit aufgewachsen ist.
Beim ersten Satz stimme ich Dir zu, es war aber auch nicht nötig, da sie auch zu der Zeit regelmäßig live unterwegs waren. Und der zweite Satz ist leider Quatsch, sowohl logisch als auch von der Aussage her, denn wenn man sich dafür interessiert hat, und das unterstelle ich dir auch ausdrücklich, gab es Bücher, Magazine, Tonträger, in denen man das nachlesen und recherchieren konnte, was es zumindest für mich teilweise spannender und vor allem viel wichtiger gemacht hat, die Bands meines Interesses auf jeden Fall auch live sehen zu wollen. Vielleicht bist du einfach zu spät geboren um das nachvollziehen zu können. Aber nur um Mißverständnissen vorzubeugen, wer bin ich dass ich dir deswegen einen Vorwurf mache oder das kritisiere, ich bin aber ehrlich, das relativiert für mich den Wert deiner Aussagen teilweise recht deutlich.
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Alphex
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Alphex »

TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 15:30Mal abgesehen davon, dass man nicht zu einem Live Konzert gehen muss um eins zu erleben - dank VHS, DVD oder Blu Ray. Es schauen auch viele Leute Fußball und Formel 1 ohne dauernd zu Spielen oder Rennen zu gehen.
Man muss auch keinen Sex haben, Pornos existieren ja. Ist das gleiche, nur umsonst.
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GoTellSomebody
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von GoTellSomebody »

Alphex hat geschrieben: 02.10.2022 15:34
TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 15:30Mal abgesehen davon, dass man nicht zu einem Live Konzert gehen muss um eins zu erleben - dank VHS, DVD oder Blu Ray. Es schauen auch viele Leute Fußball und Formel 1 ohne dauernd zu Spielen oder Rennen zu gehen.
Man muss auch keinen Sex haben, Pornos existieren ja. Ist das gleiche, nur umsonst.
Okay, diesbezüglich brauche ich von keinem hier irgendwelche Bekenntnisse.
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Flossensauger
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Flossensauger »

GoTellSomebody hat geschrieben: 02.10.2022 15:35
Alphex hat geschrieben: 02.10.2022 15:34
TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 15:30Mal abgesehen davon, dass man nicht zu einem Live Konzert gehen muss um eins zu erleben - dank VHS, DVD oder Blu Ray. Es schauen auch viele Leute Fußball und Formel 1 ohne dauernd zu Spielen oder Rennen zu gehen.
Man muss auch keinen Sex haben, Pornos existieren ja. Ist das gleiche, nur umsonst.
Okay, diesbezüglich brauche ich von keinem hier irgendwelche Bekenntnisse.
Gleich poste ich das Foto von Sasha Grey mit der Burzum Platte!
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von TMW316 »

GoTellSomebody hat geschrieben: 02.10.2022 15:30
TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 14:121992 ein Live Konzert von Judas Priest aus den 70ern zu sehen war nicht so einfach. Da waren die 70er und auch 80er einfach viel weiter weg, wenn man nicht gerade damit aufgewachsen ist.
Beim ersten Satz stimme ich Dir zu, es war aber auch nicht nötig, da sie auch zu der Zeit regelmäßig live unterwegs waren. Und der zweite Satz ist leider Quatsch, sowohl logisch als auch von der Aussage her, denn wenn man sich dafür interessiert hat, und das unterstelle ich dir auch ausdrücklich, gab es Bücher, Magazine, Tonträger, in denen man das nachlesen und recherchieren konnte, was es zumindest für mich teilweise spannender und vor allem viel wichtiger gemacht hat, die Bands meines Interesses auf jeden Fall auch live sehen zu wollen. Vielleicht bist du einfach zu spät geboren um das nachvollziehen zu können. Aber nur um Mißverständnissen vorzubeugen, wer bin ich dass ich dir deswegen einen Vorwurf mache oder das kritisiere, ich bin aber ehrlich, das relativiert für mich den Wert deiner Aussagen teilweise recht deutlich.
Also einerseits hab ich damals mein Geld lieber in Computer, Spiele und Computerspiele Magazine investiert als in Musik Bücher und Musik Magazine. Da blieb auch kein Geld mehr für Konzerte oder so. :engel:

Aber das mein ich ja. Damals musstest du Geld ausgeben um sich zu informieren - wenn es nicht gerade im Fernsehen lief oder im Radio. Und um sich dafür zu interessieren muss man es natürlich auch wissen, dass es das gibt. Woher weiß man es, wenn man nicht zufällig jemanden kennt, der alte Platten hat? Und das betraf ja nicht nur altes Zeug, sondern auch aktuelles Zeug. Ich kannte 2-3 weitere Leute die Metal hörten, aber keiner zum Beispiel hörte Prog Musik. Das proggigste Was ich 1992 kannte waren ein paar Queen Songs. Von Genesis nur sowas wie I Can't Dance. Halt das was auf MTV oder im Radio lief. Aber das hat mich auch nicht wirklich interessiert, da für mich damals die Musikalische Welt aus Guns n Roses, Metallica, Megadeth, AC DC und Def Leppard bestand. Als Schüler hat man halt auch nicht unendlich viel Geld sich alles zu kaufen. Gerade, wenn man noch Computer als Hobby hat. ;) Natürlich jemand der vielleicht nur Musik als Hobby hat, investiert halt alles in Musik und macht sich vielleicht auch Mühe und kauft sich Bücher und Magazine uns sonstwas. Ist jeder anders.

Und zum Thema Bravo Hits vielleicht, ich hatte zwar nie eine CD, aber ich kannte einige von Leuten die diese hatten und das war halt damals auch das was eben aktuell und in den Charts und so war. Und so schlecht war das ja auch nicht aus Pop Musik Sicht. Das waren halt die 90er. :ka:

Ich wette: Hätte es die Bravo Hits in den 70ern und 80ern gegeben, dann würden die hier ohne Ende abgefeiert werden.
Ich muss sagen, ihr freut euch vollkommen zurecht.
Es ist immer wieder eine Freude uns auf der Bühne zu sehen.
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Alphex
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Alphex »

TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 16:24Ich wette: Hätte es die Bravo Hits in den 70ern und 80ern gegeben, dann würden die hier ohne Ende abgefeiert werden.
Daft Punk wurden hier doch auch abgefeiert. Denke nicht, dass die Leute hier Pop nur mögen, wenn er aus den 70ern ist.
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Flow »

TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 16:24
Aber das mein ich ja. Damals musstest du Geld ausgeben um sich zu informieren - wenn es nicht gerade im Fernsehen lief oder im Radio. Und um sich dafür zu interessieren muss man es natürlich auch wissen, dass es das gibt. Woher weiß man es, wenn man nicht zufällig jemanden kennt, der alte Platten hat? Und das betraf ja nicht nur altes Zeug, sondern auch aktuelles Zeug. Ich kannte 2-3 weitere Leute die Metal hörten, aber keiner zum Beispiel hörte Prog Musik. Das proggigste Was ich 1992 kannte waren ein paar Queen Songs. Von Genesis nur sowas wie I Can't Dance. Halt das was auf MTV oder im Radio lief. Aber das hat mich auch nicht wirklich interessiert, da für mich damals die Musikalische Welt aus Guns n Roses, Metallica, Megadeth, AC DC und Def Leppard bestand. Als Schüler hat man halt auch nicht unendlich viel Geld sich alles zu kaufen. Gerade, wenn man noch Computer als Hobby hat. ;) Natürlich jemand der vielleicht nur Musik als Hobby hat, investiert halt alles in Musik und macht sich vielleicht auch Mühe und kauft sich Bücher und Magazine uns sonstwas. Ist jeder anders.

Ich sehe das sehr ähnlich und ich wundere mich doch ein wenig, dass das hier zum Teil in Abrede gestellt wird. Ich halte das nicht für derart kontrovers.

In erster Linie ist das natürlich meiner Adoleszenz und meinem sozialen Umfeld geschuldet, aber für mich waren zu Beginn der 90er Jahre vor allem die 70er unendlich weit weg. Und das waren sie auch in den marktführenden und meinungsmachenden Medien (ich möchte ein persönliches "Gott sei Dank!" anschließen, man sieht's mir bitt'schön nach). Der Zeitgeist zu Beginn der 90er Jahre war komplett auf neu, heiß und frisch eingestellt. Dass es bei Headbanger's Ball mal einen alten Priest- oder Sabbath-Clip gab - klar. Aber die 70er als kulturelles Phänomen mit entsprechendem Duktus, Mode, Slang, Ästhetik waren Universen entfernt. Das fand in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht statt. Ich wusste natürlich aus Zeitschriften wie dem Hammer oder der Rockhard, dass es existierte - aber im Mainstream der neunziger Jahre galt das als alt, verstaubt und liegengelassen - und spielte damit in der öffentlichen Wahrnehmung eine sehr kleine Rolle. Eigentlich hat man's sogar ja eher belächelt.

Dass die alte Zombiescheiße seit 15, 20 Jahren ein derartiges Geronten-Comeback feiern darf, ist für mich ein sagenhaftes Phänomen. Von mir aus hätten Sabbath da bleiben können, wo sie in der zweiten Hälfte der 90er waren. Aber Nostalgie geht einfach über alles. Sie gibt Struktur und Ordnung in einer Welt, die immer strukturloser wird. Und abseits der provokanten Herabsetzungen finde ich es, hnnngrrrmpg: "kulturhistorisch" wirklich funky, wie das vom Weltgeist eingefädelt wurde. Anderes Thema, bon. Aber trotzdem sehr "spannend" (<< Deppenwort).
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Hyronimus »

Flow hat geschrieben: 02.10.2022 17:37
TMW316 hat geschrieben: 02.10.2022 16:24
Aber das mein ich ja. Damals musstest du Geld ausgeben um sich zu informieren - wenn es nicht gerade im Fernsehen lief oder im Radio. Und um sich dafür zu interessieren muss man es natürlich auch wissen, dass es das gibt. Woher weiß man es, wenn man nicht zufällig jemanden kennt, der alte Platten hat? Und das betraf ja nicht nur altes Zeug, sondern auch aktuelles Zeug. Ich kannte 2-3 weitere Leute die Metal hörten, aber keiner zum Beispiel hörte Prog Musik. Das proggigste Was ich 1992 kannte waren ein paar Queen Songs. Von Genesis nur sowas wie I Can't Dance. Halt das was auf MTV oder im Radio lief. Aber das hat mich auch nicht wirklich interessiert, da für mich damals die Musikalische Welt aus Guns n Roses, Metallica, Megadeth, AC DC und Def Leppard bestand. Als Schüler hat man halt auch nicht unendlich viel Geld sich alles zu kaufen. Gerade, wenn man noch Computer als Hobby hat. ;) Natürlich jemand der vielleicht nur Musik als Hobby hat, investiert halt alles in Musik und macht sich vielleicht auch Mühe und kauft sich Bücher und Magazine uns sonstwas. Ist jeder anders.

Ich sehe das sehr ähnlich und ich wundere mich doch ein wenig, dass das hier zum Teil in Abrede gestellt wird. Ich halte das nicht für derart kontrovers.

In erster Linie ist das natürlich meiner Adoleszenz und meinem sozialen Umfeld geschuldet, aber für mich waren zu Beginn der 90er Jahre vor allem die 70er unendlich weit weg. Und das waren sie auch in den marktführenden und meinungsmachenden Medien (ich möchte ein persönliches "Gott sei Dank!" anschließen, man sieht's mir bitt'schön nach). Der Zeitgeist zu Beginn der 90er Jahre war komplett auf neu, heiß und frisch eingestellt. Dass es bei Headbanger's Ball mal einen alten Priest- oder Sabbath-Clip gab - klar. Aber die 70er als kulturelles Phänomen mit entsprechendem Duktus, Mode, Slang, Ästhetik waren Universen entfernt. Das fand in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht statt. Ich wusste natürlich aus Zeitschriften wie dem Hammer oder der Rockhard, dass es existierte - aber im Mainstream der neunziger Jahre galt das als alt, verstaubt und liegengelassen - und spielte damit in der öffentlichen Wahrnehmung eine sehr kleine Rolle. Eigentlich hat man's sogar ja eher belächelt.

Dass die alte Zombiescheiße seit 15, 20 Jahren ein derartiges Geronten-Comeback feiern darf, ist für mich ein sagenhaftes Phänomen. Von mir aus hätten Sabbath da bleiben können, wo sie in der zweiten Hälfte der 90er waren. Aber Nostalgie geht einfach über alles. Sie gibt Struktur und Ordnung in einer Welt, die immer strukturloser wird. Und abseits der provokanten Herabsetzungen finde ich es, hnnngrrrmpg: "kulturhistorisch" wirklich funky, wie das vom Weltgeist eingefädelt wurde. Anderes Thema, bon. Aber trotzdem sehr "spannend" (<< Deppenwort).
Natürlich. Grunge-Bands haben sich auch nullkommanull auf Sabbath bezogen. Also so gar nicht.
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Alphex
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Alphex »

Das hat weniger mit dem Zeitgeist der 90er zu tun, als damit, dass 80er Zeug zu Beginn der 90er gerade nicht mehr neu war. In den 80ern klangen Alice Cooper, Kiss und Konsorten auch wie andere Acts aus der Zeit, nicht wie sie selbst in den 70ern. Der heiße Scheiß von einst wollte der heiße Scheiß von heute sein. Inzwischen ist Rock im 70s-Stil aber schlicht ein Genre unter vielen - nicht etwas veraltetes.

Gilt auch für andere Dinge, etwa Computerspiele (hi TMW!) - in den 90ern waren Spiele, die 5 Jahre alt waren, unendlich veraltet. Heute ist Pixel-Look völlig akzeptiert und ein Stil unter vielen. Wenn dann, ist eher DAS der Zeitgeist - dass alles gleichzeitig existiert, und Stile dazukommen, aber nicht unbedingt weggehen.

Finde daher reine Nostalgie auch unzulänglich, um das zu erklären. Die Zielgruppe von z.B. Stranger Things hat die 80er nicht aktiv miterlebt.
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Ratatata »

Ich glaube, das Livethema hatte ich angeschnitten.
Aber bloß, um zu sagen, dass man auch Anfang der 90er die Möglichkeit hatte, sowas zu sehen, wenn man denn wollte.
Wer da jetzt wie alt war, und welcher Zeitgeist gerade herrschte, ist mir ehrlich gesagt wumpe.

Aber um endlich auch mal einen vom Krieg zu erzählen:
Ich bin zu Dinosaurierzeiten ab 14 auf Gigs gegangen. In Schulaulen, Jugendzentren, Dorfdiscos, und ja, auch in Kneipen. Manchmal haben wir sogar ein, zwei Bier bekommen. :D
Gerade in kleinen Nestern am verlängerten Rücken der Welt waren die Leute besonders erfinderisch, wenn es darum ging, eine Location für ´n bisschen Livemucke zu finden. Man musste sich nur ein bisschen umhören und im Idealfall Mofabesitzer sein. *g*
Und ja, da war eine ganze Menge Hard´n´Heavy, Krautrock, Punk und Psychobilly dabei.
Auch halt eben Anfang der 90er noch.
Klar kamen weder Metallica noch Judas Priest in die Karparten, aber für kleines Geld halt jeder, der ein Instrument irgendwie unfallfrei halten konnte.
Das hat schlicht und einfach saumäßig Spaß gemacht. Und den Musikgeschmack in die Breite wachsen lassen.

Was den ganzen Retrohype angeht: Schlag- oder Spandexhosen, Schnäuzer und fettige Dauerwelle sind heute natürlich eher dezent albern, aber gepflegt rockende, handwerklich gut gespielte Mugge von Leuten, die da richtig Bock drauf haben (und sich gerne mal live in Jams austoben), ist immer ein paar Euro wert.
Auch und gerade Anfang der Zwanziger dieses Jahrtausends, wo auch "neue und frische" Sounds in erster Linie von den Copycats der Copycats "leben".

Musik ist eine so schweinegeile, bunte, laute und völlig absurd große Welt. Wer sich da vor irgendwas verschließt, verpasst ´ne ganze Menge Spaß, Brainfood und kulturelle Bildung.

Ach ja, und nach dem Krieg hatten wir ja nix anderes. *g*
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Apparition »

Alphex hat geschrieben: 02.10.2022 17:59 Wenn dann, ist eher DAS der Zeitgeist - dass alles gleichzeitig existiert, und Stile dazukommen, aber nicht unbedingt weggehen.

Finde daher reine Nostalgie auch unzulänglich, um das zu erklären. Die Zielgruppe von z.B. Stranger Things hat die 80er nicht aktiv miterlebt.
So. Und wenn man mal das ganz große Fass auf macht, dann ist es gut, dass es solche Phasen gibt - andernfalls hätte nämlich schon die Renaissance nie stattgefunden. :D
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Apparition »

Ratatata hat geschrieben: 02.10.2022 18:40 Ich glaube, das Livethema hatte ich angeschnitten.
Aber bloß, um zu sagen, dass man auch Anfang der 90er die Möglichkeit hatte, sowas zu sehen, wenn man denn wollte.
Wer da jetzt wie alt war, und welcher Zeitgeist gerade herrschte, ist mir ehrlich gesagt wumpe.

Aber um endlich auch mal einen vom Krieg zu erzählen:
Ich bin zu Dinosaurierzeiten ab 14 auf Gigs gegangen. In Schulaulen, Jugendzentren, Dorfdiscos, und ja, auch in Kneipen. Manchmal haben wir sogar ein, zwei Bier bekommen. :D
Gerade in kleinen Nestern am verlängerten Rücken der Welt waren die Leute besonders erfinderisch, wenn es darum ging, eine Location für ´n bisschen Livemucke zu finden. Man musste sich nur ein bisschen umhören und im Idealfall Mofabesitzer sein. *g*
Und ja, da war eine ganze Menge Hard´n´Heavy, Krautrock, Punk und Psychobilly dabei.
Auch halt eben Anfang der 90er noch.
Klar kamen weder Metallica noch Judas Priest in die Karparten, aber für kleines Geld halt jeder, der ein Instrument irgendwie unfallfrei halten konnte.
Das hat schlicht und einfach saumäßig Spaß gemacht. Und den Musikgeschmack in die Breite wachsen lassen.
Gibt's auch heute noch, wenn man ein bisschen sucht. In die Ecke Oberfrankens, aus der ich komme, verirren sich normalerweise keine internationalen Bands (bis in die Neunziger war das anders, aber egal). Meine Kumpels und ich hatten bis vor ein paar Jahren einen festen Termin, immer am 2. Weihnachtstag. Da fand im Alten Bahnhof in Hof, nicht mehr als eine geräumige Kneipe, immer ein Konzert mit 4-5 Bands statt. Quer durch den Garten, hauptsache mit Gitarren. Ich hab da an einem Abend schon Deathcore, Bluesrock, Punk und Ska/Balkanpop hintereinander weg gehört. Der Laden war jedesmal gerammelt voll und bei wirklich jeder Band war Rambazamba. Mit dem Tod des Betreibers fand das leider ein Ende, aber das waren jedesmal grandiose Abende, an denen jeder glücklich nach hause ging, egal wie der eigene Geschmack gelagert war.

Es ist wirklich schade, dass es sowas nicht öfter gibt, aber solche Veranstaltungen halten sich nur da, wo es sonst kein großes Angebot gibt. Aber sie lohnen sich sehr.
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Master_of_Insanity »

Flow hat geschrieben: 02.10.2022 17:37
In erster Linie ist das natürlich meiner Adoleszenz und meinem sozialen Umfeld geschuldet, aber für mich waren zu Beginn der 90er Jahre vor allem die 70er unendlich weit weg. Und das waren sie auch in den marktführenden und meinungsmachenden Medien (ich möchte ein persönliches "Gott sei Dank!" anschließen, man sieht's mir bitt'schön nach). Der Zeitgeist zu Beginn der 90er Jahre war komplett auf neu, heiß und frisch eingestellt. Dass es bei Headbanger's Ball mal einen alten Priest- oder Sabbath-Clip gab - klar. Aber die 70er als kulturelles Phänomen mit entsprechendem Duktus, Mode, Slang, Ästhetik waren Universen entfernt. Das fand in meiner Wahrnehmung überhaupt nicht statt. Ich wusste natürlich aus Zeitschriften wie dem Hammer oder der Rockhard, dass es existierte - aber im Mainstream der neunziger Jahre galt das als alt, verstaubt und liegengelassen - und spielte damit in der öffentlichen Wahrnehmung eine sehr kleine Rolle. Eigentlich hat man's sogar ja eher belächelt.
Das galt sogar für mich als Kind der 80er für die 70er, dass die weit weg waren und kaum stattfanden. Meine Hauptinformationsquelle Mitte der 80er waren die drei wöchentlichen TV Sendungen (Tele 5, Super Channel, Sky Channel), bei denen ausnahmslos die aktuellen Videoclips gezeigt wurden. Aus den 70ern wurde gar nix gespielt, sicherlich auch weil zu jener Zeit noch keine Videoclips aufgenommen wurden (das Zeitalter der Videoclips fing ja auch erst in den 80ern an). Sonst gab es noch Metal Radiosendungen, in denen auch nur aktuelles Zeug gespielt wurde. Der Metal befand sich in seiner ersten Hochphase, es gab so viele richtig gute aktuelle Alben. Wen interessierte da die 70er?

Ich erinnere mich dass ich mich erst Ende der 80er für ältere Sachen interessierte, als Videotheken damit anfingen, auch CDs zu verleihen. Da konnte man für ganz kleines Geld sich CDs ausleihen und in Ruhe daheim anhören. Erst da mache ich zB Bekanntschaft mit den älteren Black Sabbath Alben.
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Flow »

Master_of_Insanity hat geschrieben: 03.10.2022 04:33 Das galt sogar für mich als Kind der 80er für die 70er, dass die weit weg waren und kaum stattfanden. Meine Hauptinformationsquelle Mitte der 80er waren die drei wöchentlichen TV Sendungen (Tele 5, Super Channel, Sky Channel), bei denen ausnahmslos die aktuellen Videoclips gezeigt wurden. Aus den 70ern wurde gar nix gespielt, sicherlich auch weil zu jener Zeit noch keine Videoclips aufgenommen wurden (das Zeitalter der Videoclips fing ja auch erst in den 80ern an). Sonst gab es noch Metal Radiosendungen, in denen auch nur aktuelles Zeug gespielt wurde. Der Metal befand sich in seiner ersten Hochphase, es gab so viele richtig gute aktuelle Alben. Wen interessierte da die 70er?
Ja, die Videoclips spielten da sicherlich eine große Rolle. Vor dem Entstehen und der Blüte von MTV war das ja eher ein Nischenthema, wenn ich richtig informiert bin. Zumindest wenn es um dedizierte Clips zu einzelnen Songs ging. Livevideos gab es ja natürlich.

Ich glaube aber auch, dass durch die sehr schnelle kulturelle Entwicklung in und ab den 1980ern, als Startschuss der Postmoderne, alles aus den 1970ern automatisch und umgehend als "alt" wahrgenommen wurde und daher in der "schönen neuen Welt" eine maximal untergeordnete Rolle spielte.
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Re: Listenwahn 66 - Bester Song mit mehreren Sänger:innen

Beitrag von Hyronimus »

Ich war Ende der 80er relativ schnell von „Headless Cross“ über „Heaven and Hell“ bei „Paranoid“. Und natürlich habe ich bei AC/DC auch die 70er-Alben nicht schreiend aus dem Player geschmissen. Dass die 60er und 70er bei MTV keine Rolle spielten, liegt IMO auch darin begründet, dass MTV in den 80ern und 90ern im Großen und Ganzen das QVC der Musikindustrie war.

Und zum Thema „Die 60er und 70er wurden in den 80ern und 90ern nicht wahrgenommen“ hier mal die Top 10 von „Top 1000X“, mit der SDR 3, das (mehr oder weniger) Jugendradio des Süddeutschen Rundfunks, 1989 den Rekord für die längste Hörerhitparade aufgestellt hat (ganz unten auf der Seite): https://www.swr.de/swr1/bw/hitparade/sw ... n-100.html
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