Ploppis Panoptikum
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Re: Ploppis Panoptikum
Ich fand Tiamat live immer schlimm, auch in den 90ern. Optisch beeindruckend, aber musikalisch war das immer Schülerbandniveau.
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Re: Ploppis Panoptikum
Auf der Wild Honey Tour war sie schon gut gewesen da sie das Material auch recht gut umsetzen konnten.
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Re: Ploppis Panoptikum
Ich hör da mal rein. "Skeleton..." fand ich ja schon gut. Wenn du darauf bestehst dann halt auch in die "Prey" nochmal Kann mich nicht mehr wirklich an die erinnern.Thunderforce hat geschrieben: ↑28.06.2022 14:15What? "Prey" ist doch super. "Amanethes" oder wie das hieß war allerdings echt Kernschrott hoch 3.ziagg hat geschrieben: ↑28.06.2022 14:09Wie klang die denn? Ich fand damals "Judas Christ" noch OK, aber die zwei danach ziemlich öde.Thunderforce hat geschrieben: ↑28.06.2022 13:07 Tiamat haben ja nochmal ein recht gutes Album gemacht (The Scarred People)
Die Scarred People ist teilweise sehr Sisters of Mercy-lastig, wenn man ein Tiamat-Album als Vergleich heranziehen sollte, dann am ehesten "Skeleton Skeletron" oder "Judas Christ", aber die letzte war vom Tempo her etwas schneller und insgesamt auch abwechslungsreicher als die Skeleton...
Essentiell ist ehrlich gesagt was anderes, aber nach dem Komplettabschiss Amanethes ging es sehr klar wieder in die richtige Richtung.
Zudem waren 2 coole Cover von Springsteen (Paradise) und Lana Del Rey (Born to Die) drauf, die ich beide recht gelungen fand.
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Re: Ploppis Panoptikum
Da hab ich sie auf dem Dynamo gesehen und war geschockt, wie untight das war. Wahrscheinlich war es real nicht so furchtbar wie in meiner Erinnerung. Aber in der haben der Drummer und der Bassist z.B. bei Gaia nicht ein einziges Mal zusammen gespielt.
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Re: Ploppis Panoptikum
Wow, ich hab mich damals zu nie was zu sagen getraut, weil die Band als Großkultheiligtum galt.
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Re: Ploppis Panoptikum
Vielleicht hat der Drummer den call of nature gehört und deswegen schneller gespielt.NegatroN hat geschrieben: ↑28.06.2022 15:16Da hab ich sie auf dem Dynamo gesehen und war geschockt, wie untight das war. Wahrscheinlich war es real nicht so furchtbar wie in meiner Erinnerung. Aber in der haben der Drummer und der Bassist z.B. bei Gaia nicht ein einziges Mal zusammen gespielt.
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Re: Ploppis Panoptikum
Bei Youtube gibt es einen Aufrittn in Düsseldorf 95 komplett. Da hab ich mich gerade ein bisserl durchgeklickt. Das ist tatsächlich weit weniger schlimm als ich es in Erinnerung habe. Edlunds Gesang kann halt wenig überraschend gar nichts, aber die Band spielt ist durchaus weniger untight als gedacht. Eine Machtdemonstration ist es nicht, aber auch keine Vollkatastrophe.
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Re: Ploppis Panoptikum
1995 müsste mit Magnus Sahlgren an der Klampfe sein. Das ist nun wirklich ein richtig Guter....NegatroN hat geschrieben: ↑28.06.2022 15:43 Bei Youtube gibt es einen Aufrittn in Düsseldorf 95 komplett. Da hab ich mich gerade ein bisserl durchgeklickt. Das ist tatsächlich weit weniger schlimm als ich es in Erinnerung habe. Edlunds Gesang kann halt wenig überraschend gar nichts, aber die Band spielt ist durchaus weniger untight als gedacht. Eine Machtdemonstration ist es nicht, aber auch keine Vollkatastrophe.
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Re: Ploppis Panoptikum
Ja, für große Bühnen waren die echt nicht gemacht, das hatte im Club auf jeden Fall besser funktioniert. Edlund hatte dafür auch einfach nicht die Ausstrahlung bzw. wirkte zu schüchtern als das es da funktionieren konnte.NegatroN hat geschrieben: ↑28.06.2022 15:16Da hab ich sie auf dem Dynamo gesehen und war geschockt, wie untight das war. Wahrscheinlich war es real nicht so furchtbar wie in meiner Erinnerung. Aber in der haben der Drummer und der Bassist z.B. bei Gaia nicht ein einziges Mal zusammen gespielt.
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Re: Ploppis Panoptikum
"A Deeper Kind Of Slumber" ist eines der besten Alben aller Zeiten, ihr Trillerpfeifen.
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Re: Ploppis Panoptikum
Das war es nicht. Die haben damals auf der Zeltbühne gespielt und die Show war ziemlich gut. Ich fand es nur spielerisch schwach. Der nächste Auftritt auf den Main Stage (dann zu Deeper Kind of Slumber) war aber auch noch schwächer, meine ich.infected hat geschrieben: ↑28.06.2022 16:35Ja, für große Bühnen waren die echt nicht gemacht, das hatte im Club auf jeden Fall besser funktioniert. Edlund hatte dafür auch einfach nicht die Ausstrahlung bzw. wirkte zu schüchtern als das es da funktionieren konnte.NegatroN hat geschrieben: ↑28.06.2022 15:16Da hab ich sie auf dem Dynamo gesehen und war geschockt, wie untight das war. Wahrscheinlich war es real nicht so furchtbar wie in meiner Erinnerung. Aber in der haben der Drummer und der Bassist z.B. bei Gaia nicht ein einziges Mal zusammen gespielt.
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Re: Ploppis Panoptikum
So, heute geht es hier mal wieder um ein Album, das schon seit einiger Zeit draußen ist, nämlich „Humanist“, das Debüt von, richtig: HUMANIST.
Aufmerksam auf dieses 2020 erschienene Album wurde ich durch Mark Lanegan, der das Album auf seinen Social Media-Kanälen damals bewarb und auch daran beteiligt ist.
Hinter HUMANIST verbirgt sich Rob Marshall, Gitarrist der mir unbekannten Exit Calm, die sich 2015 aufgelöst haben.
Marshall hatte die Idee zu diesem Album, auf dem er gerne Songs mit verschiedenen Sängern und Sängerinnen interpretieren wollte, die er alle anschrieb, unter anderem eben auch Mark Lanegan.
Lanegan wiederum kannte Marshall nicht, fand sein Zeug aber so gut, dass er seine Teilnahme nicht nur zusagte, sondern bei Marshall gleich mal anfragte, ob der noch Material übrig hätte für Lanegans nächstes Soloalbum („Gargoyle“, 2017). Und so begab es sich, dass eine musikalische Freundschaft entstand, Marshall schrieb zusammen mit Lanegan nicht nur das komplette „Gargoyle“-Album und diverse andere Songs für dessen Nachfolger „Somebody‘s Knocking“ (2019), sondern ist auf beiden Alben auch als Gitarrist zu hören.
Doch zurück zu „Humanist“, diesem Projekt, bei dem neben Lanegan, der auf vier Songs singt, auch Dave Gahan (Depeche Mode), Mark Gardener (Ride), Joel Cadbury (Unkle), Carl Hancock Rux (u.a. Portishead), John Robb (The Membranes), Jim Jones (The Hypnotics) sowie die Songwriter Ron Sexsmith und Ilse Maria alias Kate Smith zu hören sind. Ehrlicherweise kannte ich davon aber bis auf Gahan und Lanegan vorher niemanden.
Marshall schrieb die Musik für die jeweiligen Sänger:innen und gab Songtitel vor, den Rest durften die Vokalisten jeweils selber beitragen. Das mal zur Vorgeschichte und zum Hintergrund.
„Humanist“ enthält 15 Songs (inkl. Intro) und geht deutlich über eine Stunde. Das ist schon einiges an Material und die größte Stärke des Albums ist vermutlich zugleich auch seine einzige Schwäche: Man hört eben, dass es ein Projekt ist, die Platte ist sehr abwechslungsreich und stilistisch vielfältig, wie gesagt, die Songs wurden speziell für die Stimmen geschrieben. Dadurch und natürlich durch die unterschiedlichen Stimmen an sich, geht das Album-Feeling manchmal vielleicht ein wenig flöten.
Andererseits hat „Humanist“ eine Grundstimmung und -atmosphäre, die sich durch das ganze Album zieht und die ich mal als düster und irgendwie urban beschreiben möchte. Das Album zu hören ist ein wenig wie eine Bahnfahrt oder ein Spaziergang durch eine nächtliche Großstadt.
Und irgendwie passt es dadurch dann doch wieder mit dem Albumfeeling. Während man in Songs wie den eröffnenden „Kingdom“ und „Beast of No Nation“ oder auch dem später platzierten „Skull“ (alle mit Mark Lanegan) vielleicht eher in den Outskirts von zum Beispiel London ist, durch wenig beleuchtete Arbeitersiedlungen läuft, wo Müll auf der Straße liegt und maximal ein betrunkener Nachtschwärmer einsam über den Gehsteig wankt, so ist man beim mit ca. 9 Minuten IMO etwas zu lang geratenen „English Ghosts“ mit John Robb im Zentrum angekommen, fährt mit der Bahn durch regennasse Hochhausschluchten oder endlose U-Bahn-Tunnel, in denen Neonröhren und Werbetafeln an den Stationen die einzige Lichtquelle sind.
„Shock Collar“ mit Dave Gahan (ohne Frage der größte Hit des Albums) ist ein Hochglanzsong, hier ist man dann mitten im Stadtzentrum, die Nacht wird zum Tag, überall riesige Neonreklamen und grell erleuchtete Fronten von Malls und sonstigen Riesengebäuden, „Ring of Truth“ mit Carl Hancock Rux wiederum scheint sich mehr in den Hinterhöfen dieser Gegend abzuspielen, enge Gassen, Pfützen, überquellende Müllcontainer, Dreck. In „When the Lights Go Out“ mit Mark Gardener scheint man über der Stadt zu schweben oder vielleicht über eine große Brücke den Fluss zu überqueren, „Truly Too Late“ mit Ilse Maria wiederum spielt in einer Kirche, in der aber außer ihr und einem selbst niemand ist. Zu „How You‘re Holding Up“ mit Ron Sexsmith sitzt man als letzter Gast in einem schummerigen Pub und hängt seinen Gedanken nach, während das Personal schon dabei ist, durchzufegen und die Theke zu wischen. Und so weiter. "Gospel", noch einmal mit Mark Lanegan, beschließt das Album, beginnt in dem beschriebenen Pub und endet, nachdem man herausgeschmissen wurde, mit einem letzten Gang mitten in die aufgehende Sonne hinein, bei dem tatsächlich sowas ähnliches wie Optimismus aufkommt.
„Humanist“ pendelt stilistisch zwischen Indie Rock, Wave, Blues, düsterem Pop und manchmal fast schon TripHop hin und her. Man kann hier die späten Lanegan-Alben genauso heraushören wie 90er Depeche Mode, David Bowie, Archive, The Cure, Massive Attack oder Nick Cave, die Gitarren werden hier und da auch mal leicht postrockig.
Gemein ist eben allen Liedern, dass sie eher düster, oder vielleicht besser dunkel gehalten sind, schwarzschillernde Perlen, manchmal nicht sofort zugänglich, aber eigentlich durchgehend doch eingängig genug, dass sich der Zugang recht schnell erschließt. Unterm Kopfhörer kommen die unterschiedlichen Facetten dieser akustischen nächtlichen Bahnfahrt oder Spaziergangs eigentlich am allerbesten raus, „Humanist“ ist schon eher ein Album zum bewussten zu- statt nebenbeihören. In der LP-Hülle sind leider keine Texte abgedruckt, diese gibt es nur auf der Homepage zu lesen (http://www.humanistuk.com/), was ich aber bisher noch nie gemacht habe – ehrlicherweise weil ich bis heute noch nie auf der Homepage war *g* - aber darum kann ich zu den Texten keine Aussage machen.
„Humanist“ ist und bleibt am Ende eine ziemliche Wundertüte und Entdeckungsreise, ein leider zu Unrecht offenbar vollkommen untergegangenes Album, auch (wie üblich *g*) im Forum, wo außer dem mächtigen Logos wieder mal niemand auf den entsprechenden Thread reagiert hat.
Wer aber mit den genannten Referenzen und den Hörbeispielen etwas anfangen kann, der sollte Rob Marshall und HUMANIST ruhig mal eine Chance geben – es lohnt sich.
Shock Collar (Dave Gahan):
When the Lights Go Out (Mark Gardener)
Ring of Truth (Carl Hancock Rux)
Kingdom (Mark Lanegan)
Aufmerksam auf dieses 2020 erschienene Album wurde ich durch Mark Lanegan, der das Album auf seinen Social Media-Kanälen damals bewarb und auch daran beteiligt ist.
Hinter HUMANIST verbirgt sich Rob Marshall, Gitarrist der mir unbekannten Exit Calm, die sich 2015 aufgelöst haben.
Marshall hatte die Idee zu diesem Album, auf dem er gerne Songs mit verschiedenen Sängern und Sängerinnen interpretieren wollte, die er alle anschrieb, unter anderem eben auch Mark Lanegan.
Lanegan wiederum kannte Marshall nicht, fand sein Zeug aber so gut, dass er seine Teilnahme nicht nur zusagte, sondern bei Marshall gleich mal anfragte, ob der noch Material übrig hätte für Lanegans nächstes Soloalbum („Gargoyle“, 2017). Und so begab es sich, dass eine musikalische Freundschaft entstand, Marshall schrieb zusammen mit Lanegan nicht nur das komplette „Gargoyle“-Album und diverse andere Songs für dessen Nachfolger „Somebody‘s Knocking“ (2019), sondern ist auf beiden Alben auch als Gitarrist zu hören.
Doch zurück zu „Humanist“, diesem Projekt, bei dem neben Lanegan, der auf vier Songs singt, auch Dave Gahan (Depeche Mode), Mark Gardener (Ride), Joel Cadbury (Unkle), Carl Hancock Rux (u.a. Portishead), John Robb (The Membranes), Jim Jones (The Hypnotics) sowie die Songwriter Ron Sexsmith und Ilse Maria alias Kate Smith zu hören sind. Ehrlicherweise kannte ich davon aber bis auf Gahan und Lanegan vorher niemanden.
Marshall schrieb die Musik für die jeweiligen Sänger:innen und gab Songtitel vor, den Rest durften die Vokalisten jeweils selber beitragen. Das mal zur Vorgeschichte und zum Hintergrund.
„Humanist“ enthält 15 Songs (inkl. Intro) und geht deutlich über eine Stunde. Das ist schon einiges an Material und die größte Stärke des Albums ist vermutlich zugleich auch seine einzige Schwäche: Man hört eben, dass es ein Projekt ist, die Platte ist sehr abwechslungsreich und stilistisch vielfältig, wie gesagt, die Songs wurden speziell für die Stimmen geschrieben. Dadurch und natürlich durch die unterschiedlichen Stimmen an sich, geht das Album-Feeling manchmal vielleicht ein wenig flöten.
Andererseits hat „Humanist“ eine Grundstimmung und -atmosphäre, die sich durch das ganze Album zieht und die ich mal als düster und irgendwie urban beschreiben möchte. Das Album zu hören ist ein wenig wie eine Bahnfahrt oder ein Spaziergang durch eine nächtliche Großstadt.
Und irgendwie passt es dadurch dann doch wieder mit dem Albumfeeling. Während man in Songs wie den eröffnenden „Kingdom“ und „Beast of No Nation“ oder auch dem später platzierten „Skull“ (alle mit Mark Lanegan) vielleicht eher in den Outskirts von zum Beispiel London ist, durch wenig beleuchtete Arbeitersiedlungen läuft, wo Müll auf der Straße liegt und maximal ein betrunkener Nachtschwärmer einsam über den Gehsteig wankt, so ist man beim mit ca. 9 Minuten IMO etwas zu lang geratenen „English Ghosts“ mit John Robb im Zentrum angekommen, fährt mit der Bahn durch regennasse Hochhausschluchten oder endlose U-Bahn-Tunnel, in denen Neonröhren und Werbetafeln an den Stationen die einzige Lichtquelle sind.
„Shock Collar“ mit Dave Gahan (ohne Frage der größte Hit des Albums) ist ein Hochglanzsong, hier ist man dann mitten im Stadtzentrum, die Nacht wird zum Tag, überall riesige Neonreklamen und grell erleuchtete Fronten von Malls und sonstigen Riesengebäuden, „Ring of Truth“ mit Carl Hancock Rux wiederum scheint sich mehr in den Hinterhöfen dieser Gegend abzuspielen, enge Gassen, Pfützen, überquellende Müllcontainer, Dreck. In „When the Lights Go Out“ mit Mark Gardener scheint man über der Stadt zu schweben oder vielleicht über eine große Brücke den Fluss zu überqueren, „Truly Too Late“ mit Ilse Maria wiederum spielt in einer Kirche, in der aber außer ihr und einem selbst niemand ist. Zu „How You‘re Holding Up“ mit Ron Sexsmith sitzt man als letzter Gast in einem schummerigen Pub und hängt seinen Gedanken nach, während das Personal schon dabei ist, durchzufegen und die Theke zu wischen. Und so weiter. "Gospel", noch einmal mit Mark Lanegan, beschließt das Album, beginnt in dem beschriebenen Pub und endet, nachdem man herausgeschmissen wurde, mit einem letzten Gang mitten in die aufgehende Sonne hinein, bei dem tatsächlich sowas ähnliches wie Optimismus aufkommt.
„Humanist“ pendelt stilistisch zwischen Indie Rock, Wave, Blues, düsterem Pop und manchmal fast schon TripHop hin und her. Man kann hier die späten Lanegan-Alben genauso heraushören wie 90er Depeche Mode, David Bowie, Archive, The Cure, Massive Attack oder Nick Cave, die Gitarren werden hier und da auch mal leicht postrockig.
Gemein ist eben allen Liedern, dass sie eher düster, oder vielleicht besser dunkel gehalten sind, schwarzschillernde Perlen, manchmal nicht sofort zugänglich, aber eigentlich durchgehend doch eingängig genug, dass sich der Zugang recht schnell erschließt. Unterm Kopfhörer kommen die unterschiedlichen Facetten dieser akustischen nächtlichen Bahnfahrt oder Spaziergangs eigentlich am allerbesten raus, „Humanist“ ist schon eher ein Album zum bewussten zu- statt nebenbeihören. In der LP-Hülle sind leider keine Texte abgedruckt, diese gibt es nur auf der Homepage zu lesen (http://www.humanistuk.com/), was ich aber bisher noch nie gemacht habe – ehrlicherweise weil ich bis heute noch nie auf der Homepage war *g* - aber darum kann ich zu den Texten keine Aussage machen.
„Humanist“ ist und bleibt am Ende eine ziemliche Wundertüte und Entdeckungsreise, ein leider zu Unrecht offenbar vollkommen untergegangenes Album, auch (wie üblich *g*) im Forum, wo außer dem mächtigen Logos wieder mal niemand auf den entsprechenden Thread reagiert hat.
Wer aber mit den genannten Referenzen und den Hörbeispielen etwas anfangen kann, der sollte Rob Marshall und HUMANIST ruhig mal eine Chance geben – es lohnt sich.
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Kingdom (Mark Lanegan)
Zuletzt geändert von Thunderforce am 21.07.2022 10:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ploppis Panoptikum
Ich erinnere mich. Eins der Alben, die ich eigentlich unbedingt hören wollte, dann aber wegen anderem Kram wieder vergessen habe. Werde ich aber umgehend nachholen, denn "Gargoyle" finde ich ja brillant.
That is delightful news for someone who cares.
Re: Ploppis Panoptikum
Ich erinnere mich auch. Fand ich gut, aber leider nicht mehr gehört. Hol ich jetzt nach.
Deinen Stil, Musik mit Situationen und Landschaften zu beschreiben, finde ich übrigens sehr ansprechend. Mach ich auch gerne und lese ich auch gerne. Ist für mich persönlich immer sehr aussagekräftig.
Deinen Stil, Musik mit Situationen und Landschaften zu beschreiben, finde ich übrigens sehr ansprechend. Mach ich auch gerne und lese ich auch gerne. Ist für mich persönlich immer sehr aussagekräftig.
"Wenn man jemanden einfach so ohne Grund scheiße findet, sollte man vielleicht mal mit ihm reden. Oft findet man dann noch mehrere Gründe", Klaus K.
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Re: Ploppis Panoptikum
Dankesehr
Bei dem Album drängt es sich irgendwie echt auf, ich hab ja oft Bilder im Kopf beim Musikhören, aber bei der Humanist-Platte müsste das selbst beim stumpfesten Klotz funktionieren.
Bei dem Album drängt es sich irgendwie echt auf, ich hab ja oft Bilder im Kopf beim Musikhören, aber bei der Humanist-Platte müsste das selbst beim stumpfesten Klotz funktionieren.