Ich werde alt und höre alte Musik: Heute Fleetwood Mac

[Rivers]

In der letzten Zeit habe ich viel alte Musik gehört. Hier ein paar Erlebnisse von Musik, die mich ziemlich begeistert hat. Zuletzt: Fleetwood Mac

Die Geschichte der britisch-amrikanischen Band Fleetwood Mac ist faszinierend. Angefangen als einflussreiche und erfolgreiche Bluesband in den späten 60ern, wandelte sich die Band durch Ab- und Zugänge von Musikern in der Mitte der 70er zu einer noch erfolgreicheden Popband. Aus der alten Zeit geblieben sind der Schlagzeuger und der Bassist.

Erstmal ein paar Hörproben.

Drei der bekanntesten Stücke aus der alten Zeit:

- Black Magic Woman: https://www.youtube.com/watch?v=7eANGHVQS9Q (bekannt durch das Cover von Santana)
- The Green Manalishi: https://www.youtube.com/watch?v=rt8zGoEmGrk (hier live später, das Lied wurde von Priest gecovert)
- Oh Well: https://www.youtube.com/watch?v=0yq-Fw7C26Y (das Lied hat einen sehr nach Morricone klingenden zweiten Part, ganz anders als der erste Teil. Hier gecovert, mit David Gilmour an der Gitarre: https://www.youtube.com/watch?v=Ass5RPptDBg)

Drei der bekanntesten Stücke aus der späteren Zeit:

- Go you own Way: https://www.youtube.com/watch?v=4ylXt4DsB24 (Rick Beatos Analyse)
- Rhiannon: https://www.youtube.com/watch?v=zuTzAha1t80
- Little Lies: https://www.youtube.com/watch?v=uCGD9dT12C0


Wie ist die Band enstanden?

Wir müssen da ein wenig zurückgehen und die Bluesrock Geschichte und die Geschichte der E-Gitarre in England anschauen. Irgendwann in alter Zeit - 1965/1966, noch bevor Jimi Hendrix in Europa ankam - hatte John Mayall mit den Bluesbreakers ein Meilensteinalbum aufgenommen, mit Eric Clapton (von den Yardbirds kommend) an der Gitarre. So wie bei Clapton hatte man bisher eine E-Gitarre selten gehört. Enorm laut und sehr im Vordergrund. Clapton ging danach zu Cream und Mayall suchte einen neuen Gitarristen.

Auftritt: Peter Green. Er wurde Nachfolger von Clapton und nahm mit Mayall und der Band dann 1967 das Nachfolge-Album auf. In der Band waren: Mick Fleetwood (Schlagzeug) und John MacVie (Bass). Die nahm Green dann schließlich auf eine Studiosession mit und gründete dabei "Peter Greens Fleetwood Mac", später nur noch Fleetwood Mac, also benannt nach Bassist und Schlagzeuger.

Die ersten beiden Alben waren geprägt von Blues - traditionell und modern gleichzeitig und mit einer sehr faszinierenden Form und Leichtigkeit. Mit dem weiteren Gitarissten Jeremy Spencer wurde z.B. das Elmore James Stück "Shake your Moneymaker" aufgenommen. Und dort hört man von ihm die Wucht der Gitarre, die speziell im Take 1 am Anfang laut reinpröpelt: https://www.youtube.com/watch?v=QnVu5wR5GQw Da er Slide Gitarre spielt, löst sich die Verzerrung im Song etwas auf, aber was für ein Hammersound. Green selbst spielt da nur die lockere Rhythmus-Gitarre.

Dann kamen einige erfolgreiche Singles, die oben schon verlinkten. Und auch so schöne, wie:

- das von BB King inspirierte Need Your Love So Bad: https://www.youtube.com/watch?v=RtmW2ek7WkQ
- das akustische Albatross: https://www.youtube.com/watch?v=xPJZygFYTKI (hier auch mit Gilmour gecovert)
- Das melancholische Man of The World: https://www.youtube.com/watch?v=9GPR848mhIs

Nach dem dritten Album "Then Play On" war für Green schon Schluß. Durch eine Überdosis LSD (wahrscheinlich in München) erteilte ihn ein ähnliches Schicksal wie Brian Wilson oder Syd Barrett. Er zog sich für Jahre zurück, ging aber Ende der 70er hin und wieder auf Tour. Als einer der einflußreichsten Gitarristen überhaupt gekürt, starb Green vor 2 Jahren.

Die Band, die er gegründet hatte und die er auch gar nicht nach sich benannte, machte weiter. In der Mitte der 70er kamen 3 Neuzugänge, die die Band ändern sollten: Christine McVie, die Ehefrau des Bassisten übernahm Klavier und Keyboard. Lindsey Buckingham wurde Gitarrist und seine Freundin Stevie Nicks Sängerin. 1975 erschien das selbstbetitelte Album, 1977 Rumours und 1979 Tusk. Mit fantastischer Pop-Musik, aber weitab vom Blues. Zudem mit vielen Beziehnungskrisen zwischen den Bandmitgliedern, die an Abba erinnern und die Alben und die Musik immer etwas unangenehm überschatten.

Aber zurück zu Green und den alten Fleetwood Mac und den Gitarren und zu Metallica. Es gibt einige Gitarren, die mit zunehmender Zeit immer mehr Legendenstatus angeheftet bekamen. Claptons Blackie, Gilmours schwarze Stratocaster, ZZ Tops Pearly Gates Les Paul. Peter Greens Gitarre gehört auch dazu. Auch hier müssen wir kurz zurückspulen zu - mal wieder - Clapton. Bei dem schon angesprochenen Bluesbreakers Album hatte er eine Gibson Les Paul an einen Marshall Vertärker angeschlossen. Was vielleicht schon vorher Leute gemacht hatten, aber nicht mit einer solchen populären Wirkung. Man muss auch sagen, dass die Kombination damals nicht etabliert war. Die Les Paul war nicht besonders populär, Marshalls noch nicht so weit verbreitet wie heute. Die Leute spielten andere Gitarren, der Sound von Led Zeppelins erstem Album beispielsweise basierte auf einer Telecaster. Jeff Beck wechselte auch wohl erst nach Clapton auf eine Les Paul. Clapton selbst - nachdem er Hendrix gesehen hatte - auf die Stratocaster.

Green wiederum übernahm bei den Bluesbreakers auch die Kombination Les Paul an Marshall. Und nutzte eine Gitarre, die - wie so viele Les Pauls - in den 50ern gebaut worden war. Wie gesagt, Gibson hatte zwischendurch selbst das Modell auf Eis legen wollen und mit der SG (AC/DC) eine schlankere und moderner erscheinende Alternative geschaffen. Daher stammen so viele Les Pauls von einer Dekade vorher. Greens Gitarre hatte wohl einige Besonderheiten bei der Verkabelung, die seinen Ton auch ausmachten. Jedenfalls durch den Erfolg von Fleetwood Mac und dem Blues Sound wurde die Gitarre später sehr populär. Green hatte sie aber zwischenzeitlich verkauft, als er nicht mehr aktiv war. Er verkaufte sie Gary Moore, der sie dann z.B. bei Thin Lizzy einsetzte. Moores Leben verlief aber auch tragisch und er hatte irgendwann in den 2000er Jahren Geldprobleme. Seine Les Paul verkaufte er an einen Gitarrenhändler. Der behielt sie aber nicht lange, denn 2014 fand Kirk Hammett von Metallica die Gitarre, war sehr fasziniert davon und wurde wohl von Jimmy Page überredet, sie dann letztendlich für 1 oder 2 Mio Dollar zu kaufen. Und er nahm sie dann auch mit auf Tour. Daher oben auch das Video von "Green Manalishi" mit Hammett, weil er halt der Besitzer der Gitarre von Peter Green ist.

[tigerarmy]

eine Band mit einer sehr wechselvollen Geschichte, und in allen Phasen mit fantastischer Musik.
Sehr schöne Anekdoten, die ich so noch nicht kannte. Ich habe mich aber mit der Band ehrlich gesagt auch noch nie richtig tiefergehend beschäftigt, also abseits der Musik an sich. Die Beziehungskrisen innerhalb der Band besonders zu Zeiten von Rumours sind aber legendär.

In den 60er ist in England auch so wahnsinnig viel passiert. Überall gibt es Querverbindungen und sehr oft tauchen die gleichen Namen auf...

Bin mal gespannt was hier noch so alles passiert

[sharkattack2]

Für mich: die Blues- und die Pop-Band, wie 2 komplett andere Bands.
Beide auf ihre Art großartig!

Einige Klassiker der Blues FM wurden schon genannt, hier noch n' paar meiner Fave's dazu:

- Stop Messin' Round
- Love That Burns
- Dragonfly

[Frank2]

Für mich die einzige Band, die sowohl den Bluesrock (Anfangsphase)
als auch den Pop/Rock ( ab dem Einstieg von Buckingham/Nicks )
geradezu revolutioniert hat.
Zudem ein überragender Liveact.

[Twinhilde]

Bei mir haben sich ein paar Songs sehr eingeprägt.
Oh Well nehme ich die ganze Zeit als Ohrwurm mit und The Green Manalishi *lechz* höre ich immer und immer und IMMER wieder. Wunderbarer Song.
One Sunny Day gehört für mich aber auch noch dazu, da mag ich dieses konstante Herzbuppern.

Insgesamt, auch mit den späteren Sachen, schaffen sie eine sehr angenehme und leichte Atmosphäre, wenn auch manchmal leicht melancholisch. Schön.

Sehr interessante Bandgeschichte, Wahnsinns Wandlung, aber... Bei dieser Monster Diskographie sind es - für mich - wirklich ein paar ausgesuchte Songs, die mir bleiben werden.
Vieles läuft da an mir vorbei.

Für die Songs, die bleiben, aber ein fettes Dankeschön!

[Perry Rhodan]

Bitte nicht die Phase nach Peter Green und vor Lindsey Buckingham/Stevie Nicks vergessen.
Besonders die Alben mit dem Gitarristen/Sänger Bob Welch sind zu empfehlen:
- Penguin (1973)
- Mystery to Me (1973)
- Heroes Are Hard to Find (1974)
Bob Welch und Christine McVie sind die Hauptsongwriter und Sänger und spielen Rock/Soft Rock.

[hellj]

Das son Hüpfer wie du hier was von "alt" schreibt, macht mich traurig.

[Apparition]

Bitte nicht die Phase nach Peter Green und vor Lindsey Buckingham/Stevie Nicks vergessen.
Besonders die Alben mit dem Gitarristen/Sänger Bob Welch sind zu empfehlen:
- Penguin (1973)
- Mystery to Me (1973)
- Heroes Are Hard to Find (1974)
Bob Welch und Christine McVie sind die Hauptsongwriter und Sänger und spielen Rock/Soft Rock.

Und das ist noch nicht alles, davor gab es ja noch die Periode mit Danny Kirwan an der Gitarre. Die umfasst die Alben Kiln House, Future Games und Bare Trees.

Ich wollte gerade schreiben, dass Rivers über diese 6 Alben hinweggeht - bezeichnenderweise, denn jeder andere tut das auch.
Ich habe es ein oder zweimal mit den Alben aus dieser Zeit versucht, aber das ist schon eigenartige Musik. Die Alben, die Kirwan geprägt hat, sind sehr introvertiert, dabei etwas versponnen, eigentlich kaum Rock, wenig zugänglich. Vermutlich tue ich dieser Musik unrecht, aber ihr fehlt sowohl die Wucht der Peter Green-Ära als auch die unwiderstehliche Eingängigkeit ab dem weißen Album.

Mit der Frühphase kenn ich mich noch nicht so aus, die ersten beiden nehme ich mir die Tage mal vor. "Then Play On" war mir zu hippiesk, die klingt so, wie das Cover aussieht. *g*

[Apparition]

Sehr schön geschrieben aber, Rivers. Macht Lust, mal wieder einzutauchen.

Die ersten 2 Popalben (also die weisse und "Rumors") sind schon faszinierend, weil das ja nicht nur Ohrwürmer sind, sondern unterschwellig total komplexe Musik. Mag ich sehr gerne. Bei "Tusk" kippt das dann wider, die ist ambitioniert, will mir aber nicht so ins Ohr. "Tango in the Night" hab ich auch mal versucht, aber das ist dann das andere Extrem. Mir ist die zu geglättet und gefällig.

[David Lee Hasselhoff]

Zusammen mit den Eagles die vermutlich schrecklichste Band der 70er. Kaffeefahrtrock. Salmonellen-Softeis-Soft-Pop. Lebensmittelvergiftung-auf-dem-Rücksitz-mittags-um-vier-Musik.

[MetalEschi]

Rumors hat in seinen besten Momenten etwas Außerweltliches, Unnahbares, was viel von seiner Faszination für mich ausmacht. Ich muss inmer ein paar Vergleiche zu Foreigner ziehen wegen der ähnlichen Konstellation, die britisches Understatement und amerikanisches Großdenken zusammenführt. Für mich ist das trotz Peter Green auch die beste Phase der Band.

[Perry Rhodan]

Zusammen mit den Eagles die vermutlich schrecklichste Band der 70er. Kaffeefahrtrock. Salmonellen-Softeis-Soft-Pop. Lebensmittelvergiftung-auf-dem-Rücksitz-mittags-um-vier-Musik.

Salmonellen-Softeis-Soft-Pop

[monochrom]

Zusammen mit den Eagles die vermutlich schrecklichste Band der 70er. Kaffeefahrtrock. Salmonellen-Softeis-Soft-Pop. Lebensmittelvergiftung-auf-dem-Rücksitz-mittags-um-vier-Musik.

Bei den Eagles bin ich komplett bei dir, aber von Fleetwood Mac mag ich viele Songs gerne hören.

[powerslave33]

"Rumours" ist schon ein wenig outstanding bei Fleetwood Mac, aber auch "Tango In The Night" oder "Behind The Mask" sind gute (Pop-) Alben; beachtlich auch Stevie Nicks' Solokarriere. Die "Eagles" ... neben "Hotel California" ist auch "The Long Run" absolut hörenswert.

[MetalEschi]

"Rumours" ist schon ein wenig outstanding bei Fleetwood Mac, aber auch "Tango In The Night" oder "Behind The Mask" sind gute (Pop-) Alben; beachtlich auch Stevie Nicks' Solokarriere. Die "Eagles" ... neben "Hotel California" ist auch "The Long Run" absolut hörenswert.

Und das Debüt. Und Desperado. Und One of These Nights.