Kreator - Hate über alles

[NegatroN]

Vielleicht ist bereits die Annahme, Mille würde (bei Songtexten) viel nachdenken zu optimistisch.

Das wiederum glaube ich nicht. Der ist schon jemand, der sich viele Gedanken macht. Man muss das Ergebnis ja nicht gut finden, aber er hat ganz klar einen gewissen Anspruch an sich selber.

Möchte ich ihm gerne zuschreiben. Meinen gleichbleibenden Eindruck formuliere ich dahingehend um, dass er an diesem regelmäßig scheitert bzw. er möglicherweise auch oft zu mehr stilisiert wird als er ist oder sein kann.

Mille ist eine komische Figur, weil er seit längerem (bewusst oder unbewusst) den Anschein eines vergeistigten Intellektuellen gibt, vieles inhaltlich aber dann doch sehr banal ist. Diese Schere haben viele andere in der Thrashszene nicht. Niemand würde Gary Holt für einen Intellektuellen halten, aber er sagt öfter mal Sachen, die ich schlauer finde als Statements von Mille. Vor allem aber leistet er sich deutlich weniger Patzer. Ich halte Mille ganz sicher nicht für einen Idioten. Aber Anspruch und Wirklichkeit liegen da einfach nicht so richtig übereinander. Vielleicht auch, weil er sich immer wieder seltsam ungeschickt gibt.

[Rivers]

Naja, ich seh' das schon kritischer. Der Text vom Lied ist ja nicht eindeutig. Freiheit, Reich, System, alles schön reingespickt und wer da nun gegen wen und was wettert wird nicht so klar. Es ist jedenfalls genug drin, um Fragen gestellt zu bekommen und sich erklären zu müssen. Klar, damit kann man paar Unbequem-Punkte sammeln. Wenn er aber nun eine Meinung hat und irgendwas politisches sagen will (z.B. welcher Hass auf wen sich in der jetzigen Welt wie ein Virus verbreitet), dann kann er das eigentlich auch konkretisieren und alle sind zufrieden. So ein verklausuliertes Spielen mit Symbolen und Triggern ist eigentlich immer etwas anstrengend. Ich weiß auch nicht, warum man dann so unnötig mit solcher Semantik spielen muss.

Nehmen wir mal John Lennon. Der ist ja als Musiker und Texter weitestgehend anerkannt und den kann man ja mal als Maßstab nehmen. Der sang so Sätze wie "Mother, you had me but I never had you. I wanted you, You didn't want me". Kurz prägnant, da weiß man was man hat, kann drüber nachdenken und sich wundern, dass jemand so offene Texte auf der Bühne rausschreit. Lennon fands später auch immer blöd, wenn man über andere sang oder sich in eine dritte Person reingedacht hat. Hat er halt über sich und Yoko gesungen.

Schade, ich weiß halt nicht, was er will. Das finde ich schade und schwach. Besonders bei so einem deftigen Titel. Und dann so im Ungefähren bleiben.

[NegatroN]

Na ja, aber wenn es eine Band gibt, bei der zweifelsfrei klar ist, wo sie stehen, dann Kreator.

[Rotstift]

Im aller-, allerdümmsten Fall war die ursprüngliche Assoziation nicht das Deutschlandlied, sondern der Kontrast mit "etwas über alles lieben". Und dann hat "Hate über alles" halt gut in die Zeile gepasst, und außerdem kann man's gut in eine der drei Kreator-Standardansagen einbauen.

Aber der Hintergrund ist ja eine rassisch begründete Allmachts- und Überlegenheitsphantasie. Die ist bei aller Dummheit und rechtsextremen Ekelhaftigkeit bei den Querdenkern nicht das Thema. Generell ist das auch keine Parole der Neonazis, sondern historisch mit den echten Nazis verbunden. Deswegen passt das da nicht. Nur wahllos irgendeine sprachliche Assoziation zum Dritten Reich einzubauen ist mir dann doch zu plump.

Das ist jetzt aber extrem verkürzt.

[Doctor_Wasdenn]

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gefällt das.

[ReplicaOfLife]

Was er damit nun wirklich sagen will, erschließt sich mir auch nicht.
Den Text könnte man stellenweise tatsächlich als Aussagen eines Leerdenkers interpretieren, insbesondere der erste Vers bietet da einiges. Und der zweite ist relativ wirr und es kommt irgendwas mit 'Reich' darin vor, das passt zusammengenommen ja auch *g*.

Sowas macht Mille ja ab und an mal. 'Amok Run' war z.B. auch ohne doppelte textliche Ebene einfach aus der Sicht eines Amokläufers geschrieben.

Ich gehe auch davon aus, dass die Strophen aus Sicht eines Protestierenden geschrieben sind. Ich würde auch mitgehen, dass der gemeinsame Nenner unter denen der Hass ist. Aber was hat das jetzt mit dem Dritten Reich und dem deutschen Allmachtsanspruch zu tun?

Weil Neonazis diese "Proteste" gekapert haben, und den Hass weiter entfachen um ihre Agenda voranzutreiben? War zumindest meine erste Assoziation.

So würde ich es mir auch zusammenreimen.
Und das fände ich auch ziemlich plump und auch wenig zielführend.

Naja. Wie schon erwähnt: Die Musik bringt zumindest mich nicht in die Bredouille, mich damit näher auseinandersetzen oder das irgendwie vor mir selbst rechtfertigen zu müssen. *g*

[Rivers]

Na ja, aber wenn es eine Band gibt, bei der zweifelsfrei klar ist, wo sie stehen, dann Kreator.

Klar, den Songtext verstehe ich dafür aber auch nicht besser. *g*

[borsti]

Der Text kann aus meiner Warte so ziemlich alles und nichts meinen - wie sehr viele ähnliche Texte von Kreator, in denen es um Rebellion, Widerstand, Aufstand usw. geht. Thematisch ist das halt ähnlich originell wie der 200. Manowar-Song über den Krieger, der heldenhaft in der Schlacht stirbt, aber ok.

[BlackMassReverend]

Mille ist eine komische Figur, weil er seit längerem (bewusst oder unbewusst) den Anschein eines vergeistigten Intellektuellen gibt, vieles inhaltlich aber dann doch sehr banal ist...... Ich halte Mille ganz sicher nicht für einen Idioten. Aber Anspruch und Wirklichkeit liegen da einfach nicht so richtig übereinander. Vielleicht auch, weil er sich immer wieder seltsam ungeschickt gibt.

Hier finde ich mich komplett wieder. Ungeschickt im Sinne bestimmter Formulierungen (auch bei Ansagen). Manchmal bekomme ich den Eindruck, dass er sich einfach nicht klar bzw. wortgewandt genug ausdrücken kann, um die eigentlich Message rüberzubringen oder eben den Status eines Intellektuellen zu erfüllen, der ihm zusätzlich inzwischen auch oft genug (wie zuletzt beim riesigen Interview zum Studioreport im DF) angedichtet wird. Zusammengefasst wäre weniger Feuilleton um seine Person wünschenswert. Vielleicht einfach mal wieder mit Ventor und Stoney ein Büchsbier in Essen ziehen. Dann wird das.

[danny212]

ich denke schon das Mille versucht den Nerv der Zeit zu treffen.
Aber es darf nicht zu naiv sein, dann muss es Thrash tauglich sein aber auch nicht zu komplex! Und zu guter Letzt muss der "Gesang" ja noch irgendwie zur Musik passen

[TMW316]

Neuer Song Strongest of the Strong

[ReplicaOfLife]

Joar....nee.

[Alphex]

Irgendwie verstehe ich das Video nur so halb. Einerseits Kritik am industriell-kapitalistischen SchnellerHöherWeiter, dann aber Freiheit im Video symbolisiert durch den wilden Hengst auf dem Zweirad in der Wüste. Riff und Solo auch breitbeinig und anti-subversiv. Die Fist wird geraised, und vegane Wurst mit Mille würde ich jederzeit futtern, aber da dann lieber Bad Religion als seine Hausband hören.

[tigerarmy]

gefällt mir zumindest besser als der Titeltrack

[playloud308]

Song ist sogar richtig geil.