Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

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Engelskrieger74
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Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Engelskrieger74 »

Die finnischen Prog-Rocker "Von Hertzen Brothers" melden sich zurück mit einem (recht ruhigen und durchaus längerem) Track als Teaser zu ihrem neuen Album im März.

Ich liebe die Band, die in ihren Songs so vielschichtig ist und viele Facetten aufweist. Da ist der Jahrespoll bei mir schon reserviert.
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inkaminka
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von inkaminka »

Toll! Ich mag Von Herzen Brothers sehr. Ich habe sie 2011 live gesehen.
Professor Longbeard
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

Ich mag sie auch sehr ....habe sie in 2018 in Finnland live sehen dürfen, wow !
Engelskrieger74
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Engelskrieger74 »

Ja, leider ist es so, dass in diesem Fall der Berg zum Propheten gehen muss. Man muss wohl nach Finnland reisen, um die Band zu sehen.
Finnland ist aber sicherlich auch eine Reise wert...
Professor Longbeard
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

Ich würde jetzt nicht nur wegen der Von Herzen Brothers nach Finnland reisen - wenn man aber eh dort ist, kann man ein Konzert von denen schon mal mitnehmen.
Engelskrieger74
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Engelskrieger74 »

Der Moment, wenn du um 12 Uhr mit einem neuen Album und 2 Feierabend-Einbecker-Mai-Ur-Bock auf dem sonnigen Balkon sitzt, hohe Erwartungen hast, und dann total weggeblasen wirst.
Der Moment, wenn du dich fühlst, als wenn du durch einen finnsichen Wald läufst und dich in perfekter seelischer Harmonie befindest.
Der Moment, wenn dich bereits der erste Durchgang durch eine 70-minütige CD total flasht!
Der Moment, wenn du dir sicher bist, das Album des Jahres zu hören.

Der Moment, wenn der Alkohol in der Sonne beginnt zu wirken.
Der Moment, wenn du weißt, dass es von nun an nur noch bergab gehen kann in deinem Leben, du den Höhepunkt von allem erreicht hat, und dich das total happy macht, dass du ihn erreicht hast.

Apropos Höhepunkt: Eine Single, dann 4 Wochen später das Album rausspritzen, warum machen das nicht jede Band? Braucht man wirklich 7 Vorab-Singles (hallo Blind Guardian, hallo Muse)?

Zum Wesentlichen:
Die finnischen Prog-Stars (also zumindest in Finnland mit drei Nummer-1-Alben bislang), die sowieso nicht in Schubladen einzuordnen sind und das Wort Abwechslungsreichtum definiert haben, gelingt ein überaschendes und unerwartetes Album (was ja nicht immer gut sein muss). Sie besinnen sich irgendwie wieder auf ihre alten Wurzeln. Der Stadion-Prog a la Biffy Clyro ist weitgehend verschwunden, mal abgesehen vom Opener "Day of Reckoning". Insgesamt überwegen weniger die E-Gitarre, sondern alle Instrumente, inklusive Streicher und Bläser, stehen gleichberechtigt nebeneinander. Es dominiert ein atmosphärischer warmer Prog. Zwischendurch gibt es aber auch sowas wie Shanty-Prog. Die VHB waren schon immer sehr breit aufgestellt.

Der zweite Track (Blue Forest) zieht dann fast 10 Minuten lang bereits alle atmospähärischen und klanglichen Register. Komplexe Musik, die berits nach 1-2 Durchgängen im Ohr kleben bleibt. Unerwartet! Geil! Sexuell! Gewalttätige Ausbrüche kommen auch vor, aber man muss sich etwas gedulden.
Dann folgt "The Promise", schwer, düster, dunkel, Streicher, Akkustig-Gitarren - mann-o-mann. Wow! Leck mich fett! Dieser Drive, dieser Flow, dieses STraight-forward-Getreibe! Mir wird ganz schwindlig.
Es folgt die ruhig-bombastische Vorab-Single "All off a sudden" (Gänsehaut!). Andere Songs wirken sofort interessant: Das 10-minütige "Peace Patrol" beginnt wie ein New Wave-Pop-Song. Vieles muss aber noch erschlossen werden. Anil, Norhern Skies,.... Finnland, ich komme!!!

Wie gesagt: Das ist ein Ersteindruck!
Von dem Punkt an, an dem ich mich befinde, kann man natürlich nur noch enttäuscht werden. Vielleicht lässt auch der die Wirkung des Alkohols wieder nach und die Realität nimmt mich hopps. Aber ich bin guten Mutres, dass mich das Album nicht enttäuschen wird (wie manche andere Personen in meinem Leben).

Also was ich eigentlich sagen wollte: Hört mal rein und fühlt das Glück!
Professor Longbeard
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

Danke für die Tracks - reißt mich gerade total mit ! Muß wohl ins Haus ...
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Porcupine
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Porcupine »

Ich kann mich daran erinnern dass ich vor Ewigkeiten mal einen Song von denen geil fand, mich der Rest des damaligen Albums aber total kalt gelassen hat. Danach hab ich's immer mal wieder sporadisch mit denen versucht ohne dass irgendwas richtig gezündet hat.
Das neue Album scheint aber echt cool zu sein. Hab ich gerade komplett gehört, muss wohl ran.
Engelskrieger74
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Engelskrieger74 »

So, jetzt muss ich meinen euphorischen Ersteindruck hier auch nochmal bestätigen.

Ich bin restlos begeistert und höre seit 9 Tagen kaum etwas anderes.
Wenn man das Album auf Shuffle stellt, war ich noch nie enttäuscht, dass ein bestimmter Song gespielt wird und nicht ein anderer. Alle 11 Songs sind für mich herausragend (auch wenn das eigentlich ein Widerspruch ist). Ein Song wie "Anil" hat etwas länger gebraucht, aber als er dann zündete, kam es einem Erdbeben gleich. Wenn man die Augen schließt, entstehen große Bilder im Kopf.

Die große Stärke des Albums ist der Abwechslungsreichtum. Kein Song ist wie der andere, alle haben eine spezielle Atmosphäre, die einfach Glückshormone und tiefe Emotionen auslösen.

Die BAnd scheint hier wirklich das zu machen, worauf sie tief im Inneren Bock hat. Die letzten beiden Alben waren in gewissem Sinn nch einer Formel komemrziell durchgeplant ("Stadion-Rock-Prog"). Nicht falsch verstehen: Ich liebe diese Alben. Aber mit RAitBF scheinen sie gar nicht mehr auf den "MArkt" zu schielen und nicht darauf zu achten, dass das auf den ersten Blick schwerer zugänglich erscheint.

Zu sagen, dass das das Album des Jahres ist für mich, wäre wohl eine Untertreibung. Ich sage mal: Ein heißer Anwärter auf die Platte des Jahrzehnts (Sorry, Leprous).
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

So euphorisch wie Du bin ich nicht.....dennoch gefällt mir das Album gerade wegen der musikalischen Vielfalt sehr. Ich könnte sie aber nicht ausschließlich hören, da brauche ich ab und zu Abwechslungen.
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MetalEschi
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von MetalEschi »

Das Album atmet mehr als jedes andere, das ich in den letzten zehn Jahren gehört habe, den Geist der großen Prog-Bands. Dabei gelingt VHB eine nahezu erschreckend stimmige Annäherung an sowohl klassische wie moderne Elemente des Genres. Man erahnt als vielseitige Einflüsse Yes (wobei man deren Frühphase genauso die Ehre erweist wie dem genrealüberholten 80er-Vibe), folkig beeinflussten Bands der 70er (mit einem tendenziellen Fokus auf die Tradition ihrer finnischen Heimat), befindet sich zwischenzeitlich sogar in einer nordamerikanischen Prärie, und wird in den richtigen Momenten immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wenn die Auswüchse von modernen Electro-Indie-Vibes und Porcupine Tree-beeinflusstem Modern-Prog zusammengehalten werden, was VHB dann eben doch zu einem Kollektiv ihrer Zeit anstatt zu einem Retro-Produkt macht. Dazu die Soloparts, die ausreichend Zeit bekommen, Gitarre, Saxophon, Synths, Flöte - alles da, und die Befürchtung, das Ganze würde zu einem chaotischen Durcheinander verkommen, ist unnötig. Das Songwriting ist nicht immer unmittelbar eingängig, aber stimmig genug um als Leitfaden durch die zahlreichen Einflüsse zu dienen.
Es gab lange kein Album mehr, das so vieles gleichzeitig war: Modern und klassisch, laut und leise, optimistisch und abgründig. Adjektive unendlich erweiterbar.
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Professor Longbeard
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

Sehr schön und absolut stimmig beschrieben !
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Porcupine
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Porcupine »

Richtig geiles Album! Man muss sich ein bisschen reinfuchsen, da es schon einen eigenen, eher ungewohnten Sound hat, aber die Gedud lohnt sich. Und Peace Patrol ist ja wohl der Oberhammer, oder? Die Soli in der zweiten Hälfte hauen mich jedes Mal um. Wahn!

In meiner Euphorie hab ich mir gerade auch noch War Is Over angehört. Das Album ist streckenweise völlig over the top, auch sehr geil. Die Band wird wohl meine Neuentdeckung des Jahres. :)
Professor Longbeard
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Professor Longbeard »

Dem kann ich nur voll zustimmen !
Engelskrieger74
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Re: Von Hertzen Brothers: Red Alert in the Blue Forest (18.03.22)

Beitrag von Engelskrieger74 »

MetalEschi hat geschrieben: 01.04.2022 12:10 Das Album atmet mehr als jedes andere, das ich in den letzten zehn Jahren gehört habe, den Geist der großen Prog-Bands. Dabei gelingt VHB eine nahezu erschreckend stimmige Annäherung an sowohl klassische wie moderne Elemente des Genres. Man erahnt als vielseitige Einflüsse Yes (wobei man deren Frühphase genauso die Ehre erweist wie dem genrealüberholten 80er-Vibe), folkig beeinflussten Bands der 70er (mit einem tendenziellen Fokus auf die Tradition ihrer finnischen Heimat), befindet sich zwischenzeitlich sogar in einer nordamerikanischen Prärie, und wird in den richtigen Momenten immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, wenn die Auswüchse von modernen Electro-Indie-Vibes und Porcupine Tree-beeinflusstem Modern-Prog zusammengehalten werden, was VHB dann eben doch zu einem Kollektiv ihrer Zeit anstatt zu einem Retro-Produkt macht. Dazu die Soloparts, die ausreichend Zeit bekommen, Gitarre, Saxophon, Synths, Flöte - alles da, und die Befürchtung, das Ganze würde zu einem chaotischen Durcheinander verkommen, ist unnötig. Das Songwriting ist nicht immer unmittelbar eingängig, aber stimmig genug um als Leitfaden durch die zahlreichen Einflüsse zu dienen.
Es gab lange kein Album mehr, das so vieles gleichzeitig war: Modern und klassisch, laut und leise, optimistisch und abgründig. Adjektive unendlich erweiterbar.
Kompliment! Das ist sehr schön, kompetent und treffend geschreiben. Ich werde neidisch! :D
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