Sentient6 hat geschrieben: ↑04.12.2022 16:28
Susi666 hat geschrieben: ↑04.12.2022 12:22
Mit diesem Posting assoziiere ich spontan zwei Dinge:
1. Moralweltmeister
2. Das Kommunikationsquadrat von F. Schulz von Thun
(
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vier-Seiten-Modell)
*scnr*
Nimm es nicht persönlich; als Freiburg-Fan bist du mir grundsätzlich sympathisch!
und
OriginOfStorms hat geschrieben: ↑04.12.2022 12:26
Ich werde mich hier sicher nicht vor dir rechtfertigen. Ende.
Mich hat einfach nur die allgemeine Stimmungslage hier interessiert, deswegen kapier ich die pissigen Kommentare gerade nicht. Ich finde es vollkommen ok, den Kram zu schauen, wenn man persönlich Bock drauf hat. Ändert eh nichts an der ganzen Sache. Ich bezweifle stark, dass es die korrupten Verantwortlichen in irgendeiner Form interessiert ob jetzt 10 oder 20 Millionen Haushalte schauen. Ich konnte es nicht, weil es mich PERSÖNLICH angekotzt hat. Gleichzeitig tut es mir auch weh, eine WM verpasst zu haben, weil das für mich immer Highlights waren. Ich steh damit in meinem Bekanntenkreis ziemlich alleine da. Mich interessiert ob ich überreagiert habe, ob ich mich anstelle, oder ob es Leute gibt die sich ähnlich fühlen. Klar kann man meinen Post jetzt nach psychologischen Standpunkten analysieren oder mir vorwerfen ich würde Rechtfertigungen verlangen. Ich tu selber genug Dinge, die eigentlich gegen meine eigenen Moralvorstellungen verstoßen. Ich halte mich nicht für besser als irgendjemanden. Meine Güte.
Ganz ruhig, der Origin meint es nicht böse.
Ich habe seit 2012 viele Diskussionen geführt, und ich habe einfach keine Lust mehr. Ich habe auch von Anfang an gewusst, dass ich den Gastgeber Kacke finde, und dass ich es wohl trotzdem gucke. Ich kann jeden gut verstehen, der da keinen Bock drauf hat, gibt ja genügend Gründe nicht zu schauen.
Ich sehe es sehr pragmatisch: Erstens ist Nationalmannschaftsfußball mein Job, und vor und während einer WM muss ich mich eh die ganze Zeit damit auseinandersetzen, egal ob ich das möchte oder nicht. Diesmal hatte ich wenig Vorfreude, aber eigentlich fast genauso viel Spaß am Fußball wie immer. Das lag aber mehr am Winter als an den Menschenrechten. Was mich zu meinem zweitens führt. Zweitens sehe ich es so, dass große Sportereignisse, an denen alle Länder der Welt mitmachen dürfen (und sollen, die Welt wäre ja null besser, wenn sich die 27 fortschrittlichsten und moralisch einwandfreisten Länder abspalten würden, um fürderhin nur unter sich Bälle zu treten, zu werfen, rumzuhüpfen, übers Wasser zu gleiten oder auf einem Velo einen Berg runter zu rasen), halt auch prinzipiell in all diesen Ländern stattfinden können. Wenn sie denn in der Lage sind, den Wettbewerb auszurichten. Siehe zig Olympiaden und mindestens drei WMs vor Katar in höchst fragwürdigen Ländern.
Irgendwann ist mir dann auch aufgefallen, wie viele Afrika-Cups, Asienmeisterschaften und Copas ich schon begesitert geguckt habe, obwohl die Gastgeber die letzten autokratischen Systeme waren. Ich zähle mal ein paar auf. 1994 und 2004 Tunesien, 1998 Burkina Faso, 2010 Angola, 2012 und 2015 Äquatorialguinea, 2021 Kamerun, 1996 und 2019 Vereinigte Arabische Emirate, 2004 China, 2007 Indonesien/Vietnam, 2011 Katar und 2007 Venezuela. Dazu kommen dann einige Länder wie Gabun oder Malaysia, die zumindest halbautokratisch sind. Ich habe keinen blassen Schimmer wie die Arbeissituation für die Arbeiter vor Ort in all diesen Ländern war, weder generell noch auf Stadiuminfrastruktur bezogen.
In einer Welt, die in riesigen Teilen undemokratisch bis zum geht nicht mehr ist, ist das so. Wer das dann nicht gucken möchte, hat durchaus meine Sympathie. Ich finde aber, dass wir hier eine Frage haben, die jeder für sich persönlich so beantworten kann, wie er mag. Wie ich in der Zeit gelesen habe, gibt es auch Amnesty-Leute, die in den letzten jahren direkt mit Katar zu tun hatten, die dass Land für alle seine Missetaten hart kritisieren, aber dennoch gerne und gespannt den Fußball verfolgen. Hätte ich nicht mal gebraucht, ich habe schon vorher die Behandlung von vor allem südasiatischen Arbeitsmigranten in den reichen Golfstaaten gruseligst gefunden (Die ist übrigens auch ohne WM haargenau gleich, die WM hat da tendenziell eher positive Einflüsse, wobei niemand weiß, wie nachhaltig die sind), und tue das auch nach der WM.
Aber eigentlich bin ich mit dem Thema schon lange durch, und es nervt mich mittlerweile nur noch.