Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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David Lee Hasselhoff
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von David Lee Hasselhoff »

infected hat geschrieben: 31.03.2023 07:00
NegatroN hat geschrieben: 30.03.2023 21:53
infected hat geschrieben: 30.03.2023 20:53
NegatroN hat geschrieben: 30.03.2023 20:33

Und das macht dann was besser?
Was macht es besser in einer Regierung zu bleiben ln der man zunehmend mehr nur noch vorgeführt wird? Bei den Ergebnissen nach drei Tagen verhandeln? Hauptsache nur dabei sein und immer freundlich nicken während Scholz und Lindner ihren Mist weiter durchziehen?
In dieser Regierung passiert zu wenig für die wichtigen Themen. Aber in jeder anderen Konstellation würde noch weniger passieren. Man kann sich in den Opposition besser fühlen. Aber realer Nutzen erwächst daraus nicht.
Währenddessen erklärt ein Lindner bei Illner "„Es ist nicht Volker Wissing, der die Klimaziele nicht erreicht, es sind die Bürgerinnen und Bürger, die die Klimaziele nicht erreichen.“
Wenn die Koalition platzt und die FDP endlich aus dem Bundestag verschwindet wäre schon viel gewonnen.
Hat der das allen Ernstes gesagt?! Wäre ja wohl der Gipfel des Zynismus.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von infected »

David Lee Hasselhoff hat geschrieben: 31.03.2023 13:55
infected hat geschrieben: 31.03.2023 07:00
NegatroN hat geschrieben: 30.03.2023 21:53
infected hat geschrieben: 30.03.2023 20:53

Was macht es besser in einer Regierung zu bleiben ln der man zunehmend mehr nur noch vorgeführt wird? Bei den Ergebnissen nach drei Tagen verhandeln? Hauptsache nur dabei sein und immer freundlich nicken während Scholz und Lindner ihren Mist weiter durchziehen?
In dieser Regierung passiert zu wenig für die wichtigen Themen. Aber in jeder anderen Konstellation würde noch weniger passieren. Man kann sich in den Opposition besser fühlen. Aber realer Nutzen erwächst daraus nicht.
Währenddessen erklärt ein Lindner bei Illner "„Es ist nicht Volker Wissing, der die Klimaziele nicht erreicht, es sind die Bürgerinnen und Bürger, die die Klimaziele nicht erreichen.“
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Wishmonster »

David Lee Hasselhoff hat geschrieben: 31.03.2023 13:55 Hat der das allen Ernstes gesagt?! Wäre ja wohl der Gipfel des Zynismus.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von infected »

borsti hat geschrieben: 31.03.2023 13:51
infected hat geschrieben: 31.03.2023 12:01
NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 11:33
infected hat geschrieben: 31.03.2023 11:22Und genau deswegen ist es wichtiger ggfs nein zu sagen als weiterhin den Dreck von der FDP zu legitimieren und denen so zu besseren Umfrageergebnissen zu verhelfen während die eigene Glaubwürdigkeit vollends geschreddert wird. Am Ende hat man dann ansonsten zwar eine Partei die es noch vertritt, die aber von niemand mehr gewählt wird da sie nicht mehr für glaubwürdig gehalten wird.
Das würde dann bedeuten, dass die nächsten Jahre in Bezug auf Bekämpfung der Klimakrise gar nichts mehr passiert. Ich denke nicht, dass wir uns das leisten können.
Wo ist denn da der Unterschied zu jetzt? Die relevanten Sachen kommen mittlerweile von außerhalb und werden hier umgesetzt, hier passieren aituell nur noch Alibi Maßnahmen, dss was die Grünen noch duechgedrückt bekommen wird dann eh wieder auf andere Art und Weise ausgebremst.
Ist deine Sicht. Ich glaube nicht, dass die Parteispitze der Grünen es auch so sieht und sich sagt: "Ist eigentlich egal, ob wir Opposition sind oder regieren - für letzteres sind wir eh zu blöd und bekommen nix umgesetzt."
Ich denke schon, dass die ganz gerne regieren. Immerhin ist keine andere Partei aktuell in so vielen Landesregierungen vertreten. Dass sie dabei auch keine Wunder wirken können oder wollen, sollte sich ja nun auch langsam mal rumgesprochen haben.
Wenn ich mir den Spiegel Artikel so durchlesen habe ich meine Zweifel daran das es noch lange gut geht.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von LordVader »

NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 12:16
infected hat geschrieben: 31.03.2023 12:01
NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 11:33
infected hat geschrieben: 31.03.2023 11:22Und genau deswegen ist es wichtiger ggfs nein zu sagen als weiterhin den Dreck von der FDP zu legitimieren und denen so zu besseren Umfrageergebnissen zu verhelfen während die eigene Glaubwürdigkeit vollends geschreddert wird. Am Ende hat man dann ansonsten zwar eine Partei die es noch vertritt, die aber von niemand mehr gewählt wird da sie nicht mehr für glaubwürdig gehalten wird.
Das würde dann bedeuten, dass die nächsten Jahre in Bezug auf Bekämpfung der Klimakrise gar nichts mehr passiert. Ich denke nicht, dass wir uns das leisten können.
Wo ist denn da der Unterschied zu jetzt? Die relevanten Sachen kommen mittlerweile von außerhalb und werden hier umgesetzt, hier passieren aituell nur noch Alibi Maßnahmen, dss was die Grünen noch duechgedrückt bekommen wird dann eh wieder auf andere Art und Weise ausgebremst.
Ich hab es schon gesagt: Es passiert zu wenig. Aber es ist immerhin noch einer in der Koalition, der es versucht. Ich kann nicht sehen, was besser daran sein sollte, wenn es den nicht mehr geben würde.
Dann ist das aktuelle also auch tatsächlich das Maximum was wir erreichen können... das ist mit Verlaub gesagt: Sehr ernüchternd.

Und auch die weiteren Möglichkeiten das zukünftig mehr passieren könnte werden eher unterminiert. (Glaubwürdigkeit der Grünen).
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von David Lee Hasselhoff »

Wow. Es ist Wochenende. Ich hab Ferien. Ich wollte mich eigentlich nicht mehr über Politik aufregen und jetzt hab ich doch Puls. Was für ein unfassbar niedriger, in der Kinderstube hängengebliebener Pissclown.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

LordVader hat geschrieben: 31.03.2023 14:19Dann ist das aktuelle also auch tatsächlich das Maximum was wir erreichen können... das ist mit Verlaub gesagt: Sehr ernüchternd.
Ja, ist es. Wir haben aktuell weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Politik, die der Zerstörung der Biosphäre konsequent entgegentritt. Die Angst vor Veränderung und Wohlstandsverlust ist letztlich bei den meisten höher. Und wir haben andererseits keine Politiker, die ohne Rückendeckung konsequent voranschreiten.

Das ist beides extrem frustrierend, aber so ist es. Es bleibt nichts anderes übrig, als immer weiter daran zu arbeiten, dass sich das ändert. Aber das ist eben letztlich Demokratie. Sehr oft Kleinteilig, langsam und anstrengend. Bei allen Themen. Nur ist hier das Ergebnis dramatischer, deswegen ist der Frustfaktor höher.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Perry Rhodan »

NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 14:50
LordVader hat geschrieben: 31.03.2023 14:19Dann ist das aktuelle also auch tatsächlich das Maximum was wir erreichen können... das ist mit Verlaub gesagt: Sehr ernüchternd.
Ja, ist es. Wir haben aktuell weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Politik, die der Zerstörung der Biosphäre konsequent entgegentritt. Die Angst vor Veränderung und Wohlstandsverlust ist letztlich bei den meisten höher. Und wir haben andererseits keine Politiker, die ohne Rückendeckung konsequent voranschreiten.

Das ist beides extrem frustrierend, aber so ist es. Es bleibt nichts anderes übrig, als immer weiter daran zu arbeiten, dass sich das ändert. Aber das ist eben letztlich Demokratie. Sehr oft Kleinteilig, langsam und anstrengend. Bei allen Themen. Nur ist hier das Ergebnis dramatischer, deswegen ist der Frustfaktor höher.
So traurig es ist, ja es gibt keine gesellschaftliche Mehrheit (siehe auch die Abstimmung in Berlin vom letzten WE). :(
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von tafkasc »

Mehrheiten machen Sachverhalte weder wahr noch richtig. Es ist irgendwie einer der wichtigsten negativen Seiteneffekte demokratischer Ordnungen, dass ihre pimäre positive Eigenschaft - der regelmäßige gewaltfreie Übergang von Macht - über diesen Mehrheitsgedanken rationalisiert wird oder werden muss. Kohärenz kriegt man so einfach nicht hin.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von LordVader »

NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 14:50
LordVader hat geschrieben: 31.03.2023 14:19Dann ist das aktuelle also auch tatsächlich das Maximum was wir erreichen können... das ist mit Verlaub gesagt: Sehr ernüchternd.
Ja, ist es. Wir haben aktuell weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Politik, die der Zerstörung der Biosphäre konsequent entgegentritt. Die Angst vor Veränderung und Wohlstandsverlust ist letztlich bei den meisten höher. Und wir haben andererseits keine Politiker, die ohne Rückendeckung konsequent voranschreiten.

Das ist beides extrem frustrierend, aber so ist es. Es bleibt nichts anderes übrig, als immer weiter daran zu arbeiten, dass sich das ändert. Aber das ist eben letztlich Demokratie. Sehr oft Kleinteilig, langsam und anstrengend. Bei allen Themen. Nur ist hier das Ergebnis dramatischer, deswegen ist der Frustfaktor höher.
Ich schrieb es ja schon das eine oder andere Mal.
DAS ist der große Nachteil an Demokratie: Es müssen zu sehr Kompromisse eingegangen werden, auch wenn das eigentlich gar nicht möglich ist. Also auch dann wenn die Kompromisse zuverlässig ins Verderben führen werden.
Und das ist mMn auch im Prinzip der Demokratie begründet selbst wenn sie von den Gegebenheiten her sehr gut unterstützt wird. Leider ist das ja auch nicht immer (und mMn gerade "im Westen" immer weniger) der Fall.
Aber gut, dass ich da eher "kulturpessimistisch" bin, habe ich ja schon oft artikuliert.
Und ja: Ich weiß, dass Du (und andere) das nicht so pessimistisch sehen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von LordVader »

Ach so, Nachtrag: nein etwas besseres als Demokratie fällt mir auch nicht ein. Denn die Möglichkeit im Zweifel richtige Entscheidungen auch an Mehrheiten vorbei entscheiden zu können ist ja öfter ein Nachteil als ein Vorteil. (Weil es für falsche Entscheidungen eben auch gilt)
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

LordVader hat geschrieben: 31.03.2023 16:02
NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 14:50
LordVader hat geschrieben: 31.03.2023 14:19Dann ist das aktuelle also auch tatsächlich das Maximum was wir erreichen können... das ist mit Verlaub gesagt: Sehr ernüchternd.
Ja, ist es. Wir haben aktuell weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern eine gesellschaftliche Mehrheit für eine Politik, die der Zerstörung der Biosphäre konsequent entgegentritt. Die Angst vor Veränderung und Wohlstandsverlust ist letztlich bei den meisten höher. Und wir haben andererseits keine Politiker, die ohne Rückendeckung konsequent voranschreiten.

Das ist beides extrem frustrierend, aber so ist es. Es bleibt nichts anderes übrig, als immer weiter daran zu arbeiten, dass sich das ändert. Aber das ist eben letztlich Demokratie. Sehr oft Kleinteilig, langsam und anstrengend. Bei allen Themen. Nur ist hier das Ergebnis dramatischer, deswegen ist der Frustfaktor höher.
Ich schrieb es ja schon das eine oder andere Mal.
DAS ist der große Nachteil an Demokratie: Es müssen zu sehr Kompromisse eingegangen werden, auch wenn das eigentlich gar nicht möglich ist. Also auch dann wenn die Kompromisse zuverlässig ins Verderben führen werden.
Und das ist mMn auch im Prinzip der Demokratie begründet selbst wenn sie von den Gegebenheiten her sehr gut unterstützt wird. Leider ist das ja auch nicht immer (und mMn gerade "im Westen" immer weniger) der Fall.
Aber gut, dass ich da eher "kulturpessimistisch" bin, habe ich ja schon oft artikuliert.
Und ja: Ich weiß, dass Du (und andere) das nicht so pessimistisch sehen.
Es hat gar nichts mit Pessimismus oder Optimismus zu tun, sondern ich sehe das wirklich nicht als Nachteil, sondern quasi als Feature. Würde es um ein anderes Thema gehen, dass wir nicht unterstützen, würden wir uns nicht darüber aufregen, dass das nicht gegen unseren Willen durchgesetzt wird.

Es gibt eben - auch in diesem Fall, in dem die Fakten sehr klar sind - kein objektiv richtiges politisches Handeln. Dass du und ich was sehr anderes für richtig halten als die Mehrheit es tut, macht es nicht objektiv richtig. Wir müssen das politisch aushandeln und erstreiten, so nervig das sein mag. Und wenn es uns nicht gelingt, die Mehrheit zu überzeugen, dann ist das so. Aber das ist keine Schwäche von Demokratie, sondern es ist ihr Kern.

Mir stinkt das Ergebnis im Moment genau so wie dir. Aber das ist keine Schwäche des Systems.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Ex pluribus plumbum »

Apparition hat geschrieben: 28.03.2023 08:48
oger hat geschrieben: 28.03.2023 08:04 Wenn sich das In Kabarett über die Selbstgefälligkeit, die Inkonsequenz, inneren Widersprüche und manchmal auch Verlogenheit der liberalen Mehrheitsgesellschaft lustig machen würde, hätte es tatsächlich einen Sinn.

So gibt es entweder immer einen vorhersehbaren Schuldigen (FDP, USA...) auf den man sich mantraartig einschießt oder im Falle von Nuhr und Konsorten wird in dieser bräsigen "wir dürfen gar nichts mehr" Haltung über die "Anderen" geätzt, das aber in der Regel auf einer persönlichen Ebene (Alter, Aussehen, Geschlecht, Herkunft).

Braucht man so eigentlich nicht.
Loriot sagte mal sinngemäß auf die Frage, warum er so gut wie nie Politiker aufs Korn nahm: Wenn wir ernst nehmen, dass in einer Demokratie das Volk der Souverän ist und die Demokratie funktioniert, ist es nur folgerichtig, sich zuerst an diesem Souverän abzuarbeiten. Er hat das aber sehr feinsinnig und niemals ätzend getan, sondern vor allem beobachtet. Vor allem wäre ihm nie die Idee gekommen, besserwisserisch nach unten zu treten, wie das Nuhr m.E. gerne macht. Aber zu seiner Zeit war die politische Landschaft auch noch eine andere und alles war etwas einfacher. Trotzdem wäre es schön, mal wieder auf dieser Ebene bedient zu werden.
Ich fand, Hagen Rether tat dies sehr gut, jedenfalls als ich ihn vor einigen Jahren live gesehen habe. Man konnte die nachdenkliche Atmosphäre im Raum gerade zu spüren, es wurde auch kaum laut gelacht, man fühlte sich oft genug ertappt.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Ex pluribus plumbum »

David Lee Hasselhoff hat geschrieben: 29.03.2023 14:25
Hyronimus hat geschrieben: 29.03.2023 11:09
David Lee Hasselhoff hat geschrieben: 29.03.2023 10:03
oger hat geschrieben: 29.03.2023 08:20

Da wollen Sie das dreigliedrige Schulsystem erhalten. Und Fachkenntnisse und Leistung wieder ins Zentrum rücken und sie lehnen den Einfluss internationaler Konzerne und Organisationen (PISA) ab...sind zur Schule so 10 Zeilen im Programm.
Ja. Aber halt 10 durchweg sinnvolle Zeilen.
Ernsthaft? Du findest ein Programm gut, dass sich nicht zu blöd dafür ist, Genderforschung verbieten zu wollen und das auch noch mal im Zusammenhang mit Schulen klar zu machen - zusammen mit der Ablehnung einer „Frühsexualisierung“ von Kindern (also known as the Deckmäntelchen für offen zutage getragene Homo- und Transphobie). Im Kunstunterricht von Bernd und Alice hätte Michelangelo wahrscheinlich auch nichts zu lachen.

Edit: Und der Rest ist nicht mehr als „Früher war alles besser! Verbietet die Zukunft!“-Schmonz.
"durchweg" war halt schon doof. Mea culpa.

Da hast du dich am bildungstechnisch womöglich wenigsten relevanten Punkt festgebissen. Ich persönlich finde Genderforschung albern. Dogmatisch Gelder zu streichen hingegen dämlich. Richtig dumm ist auch die Position der AFD zum Islamunterricht. So saudumm, dass es keine Worte wert ist.

Ansonsten: Ja, früher war in der Schule vieles besser. Die 3-Gliedrigkeit gehört dazu. Es ist hanebüchen zu glauben, Heterogenität im Klassenzimmer brächte den Schülern Lernvorteile. Das Niveau wird schlicht nach unten gezogen. Was ja aber im Prinzip folgenlos bleibt, denn nen Abschluss bekommt heute sowieso ein jeder. NRW mit 60% Abiquote? Lächerlich. Sollte die Selektionsfunktion der Schule weiter auf Eis liegen bleiben, bekommen wir irgendwann halt englische oder amerikanische Verhältnisse. Dann ist nicht mehr der Abschluss selber qualifizierend, sondern die abschlussverleihende Schule oder Universität. Sprich: wir bewegen uns in Richtung Privatschule. Dürfte so ziemlich das Gegenteil von Chancengleichheit sein.

Inklusion ist wichtig. Ob eine Schule dafür die Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Warum? Wäre der Politik daran gelegen, Schüler mit Förderbedarf ernsthaft zu fördern, müsste man eine ganze Armee (!) von Förderlehrern einstellen. An meiner Schule sitzt von 5. bis 9. Klasse mindestens 1 Kind in jeder Klasse, welches einen offiziellen Anspruch auf Förderung hat. Anzahl Förderlehrer insgesamt: 3 (!!). Dass das nicht funktioniert braucht nicht erklärt. Wenn ich diese 3 Lehrer effizient nutzen möchte, setz ich alle Kinder mit Förderbedarf halt in eine Klasse. Enweder man rüstet massivst (!!!!!!!!!!!!) auf, oder man lässt es bleiben mit Inklusion. In der jetzigen Form ist es für alle ein Verlustgeschäft. Außer halt für die Landeskassen. Als Kostensparmodell funktioniert Inklusion nämlich prima.

Was Migranten angeht: in RLP und einigen anderen Bundesländern gibt's ein paar mal die Woche Deutsch als Zweitsprache. In der Regel gehen die Kinder also in den regulären Unterricht. In dem sie natürlich Nichts verstehen können. Ich halte den Vorschlag der AFD albern, diese Kinder in ihrer Muttersprache zu beschulen. Bevor die aber kein Deutsch können, braucht man ihnen aber erst recht nicht auf Deutsch Chemie beibringen. 20 Stunden die Woche Deutsch pauken, Mathe, Sport, BK und den Kindern wäre geholfen.

PISA-Studie und OECD hatten in den letzten Jahren einen unglaublichen Einfluss auf das deutsche Bildungswesen. Man hat die bequemste Lösung gefunden: statt die Qualität der Bildung zu verbessern, indem man mehr Geld in die Hand nimmt und Klassen verkleinert, wie es beispielsweise der langjährige Spitzenreiter Finnland vorgemacht hat, hat man sich entschieden, den Unterricht einfach an die PISA-Aufgabenformate anzupassen. Teaching for the test als Grundlage für den Lehrplan. Beispiel Mathematik: Fachlich geht nix mehr, stattdessen ufern die Textaufgaben ins Tolstoi-Format aus. Weil Kompetenz. Lesen ist wichtiger als Rechnen oder gar Verstehen. Spästens an der Uni wird's dann halt blöd. Beispiel Sprachunterricht: Leseverstehen ist wichtig, Kommunikation ist wichtig. Unwichtig: lästige Grammatik und Rechtschreibung. Das Ersteres ohne Letzteres überhaupt nicht möglich ist, spielt dann keine Rolle mehr; der Schüler ist dennoch irgendwie kompetent. Doof nur, dass dann auch nach 13 (geschweige denn 10) Jahren Schule keine geraden Sätze zu erwarten sind.
Das sind alles interessante Kritik-Punkte am bestehenden (oder von diversen Regierungsseiten in der tatsächlichen Praxis realistischerweise angesteuerten) System, denen ich sogar weitgehend zustimmen würde; ich befürchte indes, dass die AfD dafür gänzlich andere Lösungen anstrebt als du sie dir wünschst.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von monochrom »

NegatroN hat geschrieben: 31.03.2023 16:27
Es hat gar nichts mit Pessimismus oder Optimismus zu tun, sondern ich sehe das wirklich nicht als Nachteil, sondern quasi als Feature. Würde es um ein anderes Thema gehen, dass wir nicht unterstützen, würden wir uns nicht darüber aufregen, dass das nicht gegen unseren Willen durchgesetzt wird.

Es gibt eben - auch in diesem Fall, in dem die Fakten sehr klar sind - kein objektiv richtiges politisches Handeln. Dass du und ich was sehr anderes für richtig halten als die Mehrheit es tut, macht es nicht objektiv richtig. Wir müssen das politisch aushandeln und erstreiten, so nervig das sein mag. Und wenn es uns nicht gelingt, die Mehrheit zu überzeugen, dann ist das so. Aber das ist keine Schwäche von Demokratie, sondern es ist ihr Kern.

Mir stinkt das Ergebnis im Moment genau so wie dir. Aber das ist keine Schwäche des Systems.
Vor allem sind stehen die Demokratien auch bei der Veränderung ihrer Gesellschaften in Bezug auf den Klimawandel fast durchgehend besser da als die Autokratien. In quasi jeder Hinsicht. Gerade bei der Frage sieht man doch wieder perfekt, dass starke Männer bei der Bewältigung von echten Problemen nichts taugen.

Und von der Bilanz der kommunistischen Länder müssen wir da eh nicht reden, in denen hat Umweltschutz nicht die geringste Rolle gespielt.
I, too, wish to be a decent manboy
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