Das war zu einer Zeit, in der es dafür nicht so viele Referenzen und Vorbilder gab, an denen man sich hätte orientieren und von denen man hätte lernen können. Viele der nachfolgenden Probleme und Entwicklungen waren unmöglich absehbar. Kaum eine Verfassung, die heute noch Geltung hat, ist so alt.Hullu poro hat geschrieben: ↑03.08.2022 14:27 Wobei ich mich ja immer frage, was für ein Kraut die Herrschaften geraucht haben, die sich das amerikanische Präsidentschaftswahlrecht ausgedacht haben. Zu einer echten Reform wird es wohl nicht kommen.
Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Man wollte die bevölkerungsärmeren Gebiete mit mehr Stimmrechten in die Union locken. Das war im 18./19. Jahrhundert vielleicht ein richtiger Gedanke, ins Jahr 2022 passt dieses Wahlrecht definitiv nicht mehr, bzw. öffnet es Tür und Tor zum Missbrauch, wie wir gerade sehen können.borsti hat geschrieben: ↑03.08.2022 14:35Das war zu einer Zeit, in der es dafür nicht so viele Referenzen und Vorbilder gab, an denen man sich hätte orientieren und von denen man hätte lernen können. Viele der nachfolgenden Probleme und Entwicklungen waren unmöglich absehbar. Kaum eine Verfassung, die heute noch Geltung hat, ist so alt.Hullu poro hat geschrieben: ↑03.08.2022 14:27 Wobei ich mich ja immer frage, was für ein Kraut die Herrschaften geraucht haben, die sich das amerikanische Präsidentschaftswahlrecht ausgedacht haben. Zu einer echten Reform wird es wohl nicht kommen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Ich antworte mal hier weiter, damit wir das nicht völlig vermischen:
Es gibt keine anderen Vorschläge, wie man darauf reagieren soll. Genau deswegen tun sie sich ja so schwer mit der Oppositionsrolle. Das, was die Regierung macht, würden sie auch nicht groß anders machen. Also bleibt nur, sich an der Form und der Kommunikation abzuarbeiten, wenn man sich profilieren möchte.M.o.D. hat geschrieben: ↑04.08.2022 14:30Möglicherweise habe ich es überlesen / überhört, das gebe ich gern zu:
Aber gibt es eigentlich aus dem konservatien Lager Vorschläge, wie man die aktuelle Situation (Gasknappheit, Krieg "vor der Haustür", Klimawandel) besser händeln kann? Oder besser verkaufen kann?
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das ist wahrscheinlich mein Problem.NegatroN hat geschrieben: ↑04.08.2022 14:42 Ich antworte mal hier weiter, damit wir das nicht völlig vermischen:
Es gibt keine anderen Vorschläge, wie man darauf reagieren soll. Genau deswegen tun sie sich ja so schwer mit der Oppositionsrolle. Das, was die Regierung macht, würden sie auch nicht groß anders machen. Also bleibt nur, sich an der Form und der Kommunikation abzuarbeiten, wenn man sich profilieren möchte.M.o.D. hat geschrieben: ↑04.08.2022 14:30Möglicherweise habe ich es überlesen / überhört, das gebe ich gern zu:
Aber gibt es eigentlich aus dem konservatien Lager Vorschläge, wie man die aktuelle Situation (Gasknappheit, Krieg "vor der Haustür", Klimawandel) besser händeln kann? Oder besser verkaufen kann?
Ich kann ganz schlecht mit pauschalen Aussagen wie "Das ist Scheiße", "Das geht nicht", "Das können wir nicht" umgehen. Ich will entweder wissen, warum das so ist - oder, noch besser, was die machbare Alternative wäre.
Auch etwas schönreden finde ich grauslich.
Wenn die Kacke am Dampfen ist, ist das so. Optimismus wie "Die hört schon auch zu qualmen" mag ich gar nicht.
"It's too bad that stupidity isn't painful" - Anton Szandor LaVey
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Konservative Parteien stehen in den letzten Jahren bis Jahrzehnten ja vor allem für das "Bewahren" der Situation in ökonomischer Hinsicht. Das ist auch einfach strukturell eine Notwendigkeit, denn ihre Spender sehen das auch so. Und daher hat das hat Vorrang vor dem Bewahren der Natur.
Den "kleinen Mann" der konservativen Wählerschaft hat man in den letzten 50 Jahren gut abgezogen (Reallöhne sinken seit den 70ern), hält den jetzt aber bei der Stange, indem man sich als Hüter der letzten verbleibenden Artefakte der heilen Welt gibt: Mit den Konservativen darf er nach wie vor mit der Schrottkarre aus den 90ern in den Urlaub heizen, Billigfleisch grillen und bei Markus Lanz "Neger" hören.
Was übrigens auch den demokratischen Diskurs über andere Ansätze etwas kniffliger macht: Wir balancieren hier 500 Meter über dem Boden. Einige aktuell vorgeschlagene Umgehensweisen mit den Problemen würden und werden Menschen töten. Unter anderem in der Hitze dahinsiechende Rentner, oder uns selbst. Das ist etwas anderes als "spannend, dieser Ansatz. Ganz was anderes!", sondern allzu real. Und Leute wie Merz wissen auch, was sie da tun. Das ist kein "wir fahren weiter auf den Eisberg zu" weil man es nicht besser wusste. Der kennt die Zahlen.
Den "kleinen Mann" der konservativen Wählerschaft hat man in den letzten 50 Jahren gut abgezogen (Reallöhne sinken seit den 70ern), hält den jetzt aber bei der Stange, indem man sich als Hüter der letzten verbleibenden Artefakte der heilen Welt gibt: Mit den Konservativen darf er nach wie vor mit der Schrottkarre aus den 90ern in den Urlaub heizen, Billigfleisch grillen und bei Markus Lanz "Neger" hören.
Was übrigens auch den demokratischen Diskurs über andere Ansätze etwas kniffliger macht: Wir balancieren hier 500 Meter über dem Boden. Einige aktuell vorgeschlagene Umgehensweisen mit den Problemen würden und werden Menschen töten. Unter anderem in der Hitze dahinsiechende Rentner, oder uns selbst. Das ist etwas anderes als "spannend, dieser Ansatz. Ganz was anderes!", sondern allzu real. Und Leute wie Merz wissen auch, was sie da tun. Das ist kein "wir fahren weiter auf den Eisberg zu" weil man es nicht besser wusste. Der kennt die Zahlen.
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Ich zitiere auch mal einen Post aus dem USA Thread hier:
Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Jetzt kann ich entweder der taz oder der SZ glauben, in jedem Fall würde diese Entscheidung aber nur auf meinem schon bestehenden Weltbild basieren, das mir sagt, was ich glauben will. Und leider habe ich das Gefühl, im Großteil der Diskussionen (nicht nur bei diesem Thema, ich hab das jetzt nur als Aufhänger genommen) ist genau das der Fall. Fachfragen werden von Laien verbissen verteidigt/bekämpft und man findet zu allem auch abseits von dubiosen youtube-Videos die entsprechende Bestätigung.
Das ist mit ein Grund, warum ich mich inzwischen aus so ziemlich allen Diskussionen raushalte, denn ganz ehrlich, was weiß ich schon?
Der Grundaussage des Artikels - Rage Bait - stimme ich zu, mir geht es aber um etwas anderes. In einem Nebensatz verdeutlicht der Artikel nämlich das Problem, das ich persönlich mit vielen Debatten habe.GoTellSomebody hat geschrieben: ↑04.08.2022 12:28Hier finde ich mich ziemlich gut wieder:NegatroN hat geschrieben: ↑04.08.2022 12:27Schon klar. Ich glaube nur nicht, dass sich das lohnt. Das, was er da sagt, ist ja nicht skandalös, sondern einfach nur Schmarrn. Ich finde es wenig überraschend, dass der Chef einer Partei, mit der ich inhaltlich kaum Überschneidungen habe, was aus meiner Sicht falsches oder blödes sagt. Wenn es anders wäre, würde ich sie wählen. Auf die Idee bin ich aber mein Leben lang noch nicht gekommen.Thunderforce hat geschrieben: ↑04.08.2022 11:53Er könnte einfach die dumme Kackfresse halten.NegatroN hat geschrieben: ↑04.08.2022 11:05 Er sagt ja auch nicht, dass die Menschen einfach gut drauf sein sollen, sondern dass es die Aufgabe der Regierung ist, dafür zu sorgen, dass sie optimistisch sein dürfen. Und wie gesagt, er ist Oppositionsführer. Was soll er denn sagen? Dass Habeck einen super Job macht? Es gibt halt nicht viele Punkte, an denen er sich abarbeiten kann, ohne dass er das in Frage stellt, was die eigene Partei selber herbeigeführt hat. Außer am Stil kann er da halt wenig machen.
Ich weiß, dass das unrealistisch ist.
Aber wenn mir dann bei jedem 20. seiner beschissenen Steinzeit-Ausfälle dann mal statt einem müden Abwinken der Arsch platzt, dann ist das eben so. *g*
https://taz.de/Merz-kritisiert-Cancel-Culture/!5867430/
Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Jetzt kann ich entweder der taz oder der SZ glauben, in jedem Fall würde diese Entscheidung aber nur auf meinem schon bestehenden Weltbild basieren, das mir sagt, was ich glauben will. Und leider habe ich das Gefühl, im Großteil der Diskussionen (nicht nur bei diesem Thema, ich hab das jetzt nur als Aufhänger genommen) ist genau das der Fall. Fachfragen werden von Laien verbissen verteidigt/bekämpft und man findet zu allem auch abseits von dubiosen youtube-Videos die entsprechende Bestätigung.
Das ist mit ein Grund, warum ich mich inzwischen aus so ziemlich allen Diskussionen raushalte, denn ganz ehrlich, was weiß ich schon?
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
1. Von Expert*innen widerlegter Vortrag - legitimer, fundierter wissenschaftlicher BeitragMaedhros hat geschrieben: ↑05.08.2022 14:44
Der Grundaussage des Artikels - Rage Bait - stimme ich zu, mir geht es aber um etwas anderes. In einem Nebensatz verdeutlicht der Artikel nämlich das Problem, das ich persönlich mit vielen Debatten habe.
Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Jetzt kann ich entweder der taz oder der SZ glauben, in jedem Fall würde diese Entscheidung aber nur auf meinem schon bestehenden Weltbild basieren, das mir sagt, was ich glauben will.
Beides kann zutreffen. Wissenschaftlicher Diskurs ist keine Einbahnstraße und es gibt viele umstrittene und sich widersprechende Theorien und Forschungsansätze, die parallel existieren. Innerhalb der Wissenschaft ist das meist auch kein Problem, nur dem Rest der Menschheit ist das meist zu mühselig und man hätte lieber gerne sofort die eine unumstößliche Wahrheit zur Hand. Beim Thema Geschlechterforschung bin ich auch kein Experte und wenn ich versuche, mich da mal reinzulesen, stelle ich meistens nur fest, dass das eine Komplexität hat, welche die öffentlich geführte Auseinandersetzung darum meistens noch nicht mal annähernd widerspiegelt.
2. Wenn du selbst immerhin weißt, dass du nichts weißt Was spricht dann dagegen, dein schon bestehendes Weltbild wenigstens hin und wieder auch mal bewusst herauszufordern? Du wirst bei solchen Themen gerade als Laie sehr wahrscheinlich nicht auf die ultimative Wahrheit stoßen, aber du bekommst im besten Fall ein Verständnis für bestehende widerstreitende Positionen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
borsti hat geschrieben: ↑05.08.2022 15:251. Von Expert*innen widerlegter Vortrag - legitimer, fundierter wissenschaftlicher BeitragMaedhros hat geschrieben: ↑05.08.2022 14:44
Der Grundaussage des Artikels - Rage Bait - stimme ich zu, mir geht es aber um etwas anderes. In einem Nebensatz verdeutlicht der Artikel nämlich das Problem, das ich persönlich mit vielen Debatten habe.
Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Jetzt kann ich entweder der taz oder der SZ glauben, in jedem Fall würde diese Entscheidung aber nur auf meinem schon bestehenden Weltbild basieren, das mir sagt, was ich glauben will.
Beides kann zutreffen. Wissenschaftlicher Diskurs ist keine Einbahnstraße und es gibt viele umstrittene und sich widersprechende Theorien und Forschungsansätze, die parallel existieren. Innerhalb der Wissenschaft ist das meist auch kein Problem, nur dem Rest der Menschheit ist das meist zu mühselig und man hätte lieber gerne sofort die eine unumstößliche Wahrheit zur Hand. Beim Thema Geschlechterforschung bin ich auch kein Experte und wenn ich versuche, mich da mal reinzulesen, stelle ich meistens nur fest, dass das eine Komplexität hat, welche die öffentlich geführte Auseinandersetzung darum meistens noch nicht mal annähernd widerspiegelt.
2. Wenn du selbst immerhin weißt, dass du nichts weißt Was spricht dann dagegen, dein schon bestehendes Weltbild wenigstens hin und wieder auch mal bewusst herauszufordern? Du wirst bei solchen Themen gerade als Laie sehr wahrscheinlich nicht auf die ultimative Wahrheit stoßen, aber du bekommst im besten Fall ein Verständnis für bestehende widerstreitende Positionen.
Ich stelle mir eher die Frage, welche gesellschaftliche Relevanz die Frage überhaupt hat, ob es nun biologisch exakt zwei Geschlechter gibt oder nicht. Das mag biologisch interessant sein, aber für die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die über ihren Körper, ihr Geschlecht, ihre Identität oder ihre Sexualität selbst bestimmen wollen, finde ich das sehr egal. Die Antwort kann da aus meiner Sicht nur sein, dass sie das selbstverständlich dürfen sollen, genau wie jeder andere auch auf jedem anderen Gebiet über sich sich selber entscheiden können sollte. Wer denn sonst? Die Idee, dass die Gesellschaft, der Staat oder wer auch immer darüber entscheiden dürfte, wer und was jemand ist, ist immer falsch. Egal, wie die Biologie ist. Wenn sich Person X als Frau* fühlt und so leben möchte, dann sollte sie daran niemand hindern. Egal, wie ihre Biologie ist.
* hier beliebigen anderen Identitätsbegriff einsetzen
Anmerkung: Es geht mir hier wohlgemerkt erst mal darum, sich selber definieren zu dürfen. Eine andere Frage ist, was sich daraus rechtlich ableitet. Die ist nochmal komplexer. Aber auch dafür ist die obige Biofrage nicht wirklich spannend.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
@borsti
Zu 1
Schon klar. Nur wird das in den wenigsten Artikeln so formuliert. "Widerlegt" soll in dem Zusammenhang "falsch ausdrücken
Zu 2
Auch hier, Zustimmung. Die Zeit, mich mit allen interessanten Themen auseinanderzusetzen, fehlt halt dann leider. Darum halte ich mich aus vielen Debatten raus.
@Negatron
Ebenfalls Zustimmung, auch zu deiner Position zu dem konkreten Thema. Und wenn die Debatte auf der Ebene geführt wird, dann kann da auch ein gutes Ergebnis herauskommen. Stattdessen läuft sie meist, zumindest nehme ich das so wahr, auf der Ebene, "Die Gegenseite hat objektiv aufgrund grundlegender Fakten unrecht und ist deswegen böse".
Wie gesagt, das ganze bitte nicht zu sehr auf die Geschlechterfrage beziehen, das war jetzt nur ein Aufhänger.
Zu 1
Schon klar. Nur wird das in den wenigsten Artikeln so formuliert. "Widerlegt" soll in dem Zusammenhang "falsch ausdrücken
Zu 2
Auch hier, Zustimmung. Die Zeit, mich mit allen interessanten Themen auseinanderzusetzen, fehlt halt dann leider. Darum halte ich mich aus vielen Debatten raus.
@Negatron
Ebenfalls Zustimmung, auch zu deiner Position zu dem konkreten Thema. Und wenn die Debatte auf der Ebene geführt wird, dann kann da auch ein gutes Ergebnis herauskommen. Stattdessen läuft sie meist, zumindest nehme ich das so wahr, auf der Ebene, "Die Gegenseite hat objektiv aufgrund grundlegender Fakten unrecht und ist deswegen böse".
Wie gesagt, das ganze bitte nicht zu sehr auf die Geschlechterfrage beziehen, das war jetzt nur ein Aufhänger.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Genau so und nicht anders.NegatroN hat geschrieben: ↑05.08.2022 15:41 Ich stelle mir eher die Frage, welche gesellschaftliche Relevanz die Frage überhaupt hat, ob es nun biologisch exakt zwei Geschlechter gibt oder nicht. Das mag biologisch interessant sein, aber für die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die über ihren Körper, ihr Geschlecht, ihre Identität oder ihre Sexualität selbst bestimmen wollen, finde ich das sehr egal. Die Antwort kann da aus meiner Sicht nur sein, dass sie das selbstverständlich dürfen sollen, genau wie jeder andere auch auf jedem anderen Gebiet über sich sich selber entscheiden können sollte. Wer denn sonst? Die Idee, dass die Gesellschaft, der Staat oder wer auch immer darüber entscheiden dürfte, wer und was jemand ist, ist immer falsch. Egal, wie die Biologie ist. Wenn sich Person X als Frau* fühlt und so leben möchte, dann sollte sie daran niemand hindern. Egal, wie ihre Biologie ist.
* hier beliebigen anderen Identitätsbegriff einsetzen
Anmerkung: Es geht mir hier wohlgemerkt erst mal darum, sich selber definieren zu dürfen. Eine andere Frage ist, was sich daraus rechtlich ableitet. Die ist nochmal komplexer. Aber auch dafür ist die obige Biofrage nicht wirklich spannend.
(Side Note: Was lustigerweise wieder den Bogen zu besagter Frau Vollbrecht spannt. Im Abo-Teil von Zeit Online hat sie nämlich neulich einen Artikel bekommen, wo sie den Inhalt ihres Vortrags darlegt. Da kann man sehr schön sehen, dass sie diese Unterscheidung selber nicht hinbekommt.)
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Ich bin jetzt nicht so der Biospezialist. Aber für mich hat sich die biologische Frage nach Zwischenformen so z. B. ohne großes Suchen so geklärt.
https://www.deutschlandfunknova.de/nach ... ls-gedacht
Wie meistens ist das Denken ausschließlich in Einsen und Nullen unterkomplex.
Wichtiger scheint mir aber die Frage, die Negatron aufgeworfen hat.
https://www.deutschlandfunknova.de/nach ... ls-gedacht
Wie meistens ist das Denken ausschließlich in Einsen und Nullen unterkomplex.
Wichtiger scheint mir aber die Frage, die Negatron aufgeworfen hat.
In dubio contra googlio.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Das Problem an Wissenschaft ist ja, dass man solange an etwas festhält, bis es nicht mehr geht. Es mag in der Biologie zwei Geschlechter geben, aber das macht das Geschlecht-Wechslen bei Schnecken ja auch nicht obsolet.
Es gibt auch nur 8 Planeten im Sonnensystem, nicht 9. Das sind doch Definitionsdinge. Das bedeutet ja nicht, dass es nicht Hunderte von Kleinplaneten gibt.
Ich halte das ganze irgendwie für eine Scheindebatte.
Es gibt auch nur 8 Planeten im Sonnensystem, nicht 9. Das sind doch Definitionsdinge. Das bedeutet ja nicht, dass es nicht Hunderte von Kleinplaneten gibt.
Ich halte das ganze irgendwie für eine Scheindebatte.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Die spätestens dann zu Ende ist, wenn es darum geht, welche Folgen man eigentlich daraus ziehen soll, siehe Negatron.
Das ist ein alttestamentarischer Opus Moderandi: Das ist (!) so und nicht anders (!) und deswegen ist die einzig (!) mögliche (!) Folge so und nicht anders (!) . Das gibt´s eigentlich nur noch bei Sekten. Bzw. umgekehrt, wer so arbeitet, steht bei mir im Sektenverdacht.
In dubio contra googlio.
Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Was die Frau dort gesagt hätte, weiß nur sie selbst. Zum Vortrag kam es ja nicht. Laut Eigenaussage wäre der Vortrag nicht politisch gewesen und hätte nur über Tierchen geredet.Maedhros hat geschrieben: ↑05.08.2022 14:44Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Der Twitter-Grind der Dame agiert im TERF-Umfeld, das kann man schon so sagen. Sie postet auch entsprechende Memes. Nichts Strafbares, aber es wäre unterstellbar, dass ein Vortrag zur Zweigeschlechtlichkeit bei ihr einen doppelten Boden hätte.
Ob allerdings zig Thinkpieces von nicht-Biologinnen dazu den Diskurs bereichern, ist doch zweifelhaft.
Anmerkung: Gender ist nicht sex. Die Debatte kreist eigentlich um das soziale Geschlecht. Was per Definition nicht binär sein MUSS, aktuell aber IST, da es menschengemacht ist. Spannenderweise sind die Kodizes des männlich/weiblich-seins ja gerade im Kontext von trans Personen relevant, da man möglichst gut passen möchte.NegatroN hat geschrieben: ↑05.08.2022 15:41Wenn sich Person X als Frau* fühlt und so leben möchte, dann sollte sie daran niemand hindern. Egal, wie ihre Biologie ist.
* hier beliebigen anderen Identitätsbegriff einsetzen
Anmerkung: Es geht mir hier wohlgemerkt erst mal darum, sich selber definieren zu dürfen. Eine andere Frage ist, was sich daraus rechtlich ableitet. Die ist nochmal komplexer. Aber auch dafür ist die obige Biofrage nicht wirklich spannend.
Mir persönlich wäre ja schon geholfen, wenn die Leute korrekt gendern würden. Dann wären einige Fragen auch direkt geklärt. Denn weder hat die durchschnittliche IT-Abteilung im Kleinbetrieb MitarbeiterInnen, noch hat der typische CSU-Ortsverein Mitglieder*innen. Gleichwohl gibt es in Deutschland sehr viele Schüler*innen, und deutlich weniger Schüler.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3
Kann man auch als schwarz definieren, wenn man das möchte? Oder als behindert? Oder als jung? Oder als nichtmenschlich?NegatroN hat geschrieben: ↑05.08.2022 15:41borsti hat geschrieben: ↑05.08.2022 15:251. Von Expert*innen widerlegter Vortrag - legitimer, fundierter wissenschaftlicher BeitragMaedhros hat geschrieben: ↑05.08.2022 14:44
Der Grundaussage des Artikels - Rage Bait - stimme ich zu, mir geht es aber um etwas anderes. In einem Nebensatz verdeutlicht der Artikel nämlich das Problem, das ich persönlich mit vielen Debatten habe.
Bei dem abgesagten Vortrag der Biologin handelt es sich hier "um einen transfeindlichen, von Expert*innen mittlerweile widerlegten Vortrag einer Meeresbiologin über menschliche Geschlechter."
Als letztens in der SZ darüber berichtet wurde, wurde der Vortrag im Grunde als ein legitimer, fundierter wissenschaftlicher Beitrag beschrieben.
Zwei Artikel, zwei völlig verschiedene Einordnungen. Was mach ich jetzt damit? Ich kenne die genaue Aussage der Wissenschaftlerin nicht und selbst wenn, ich bin kein Biologe, könnte also ohnehin wahrscheinlich nicht beurteilen, ob sie fundierte Aussagen trifft.
Jetzt kann ich entweder der taz oder der SZ glauben, in jedem Fall würde diese Entscheidung aber nur auf meinem schon bestehenden Weltbild basieren, das mir sagt, was ich glauben will.
Beides kann zutreffen. Wissenschaftlicher Diskurs ist keine Einbahnstraße und es gibt viele umstrittene und sich widersprechende Theorien und Forschungsansätze, die parallel existieren. Innerhalb der Wissenschaft ist das meist auch kein Problem, nur dem Rest der Menschheit ist das meist zu mühselig und man hätte lieber gerne sofort die eine unumstößliche Wahrheit zur Hand. Beim Thema Geschlechterforschung bin ich auch kein Experte und wenn ich versuche, mich da mal reinzulesen, stelle ich meistens nur fest, dass das eine Komplexität hat, welche die öffentlich geführte Auseinandersetzung darum meistens noch nicht mal annähernd widerspiegelt.
2. Wenn du selbst immerhin weißt, dass du nichts weißt Was spricht dann dagegen, dein schon bestehendes Weltbild wenigstens hin und wieder auch mal bewusst herauszufordern? Du wirst bei solchen Themen gerade als Laie sehr wahrscheinlich nicht auf die ultimative Wahrheit stoßen, aber du bekommst im besten Fall ein Verständnis für bestehende widerstreitende Positionen.
Ich stelle mir eher die Frage, welche gesellschaftliche Relevanz die Frage überhaupt hat, ob es nun biologisch exakt zwei Geschlechter gibt oder nicht. Das mag biologisch interessant sein, aber für die Frage, wie wir mit Menschen umgehen, die über ihren Körper, ihr Geschlecht, ihre Identität oder ihre Sexualität selbst bestimmen wollen, finde ich das sehr egal. Die Antwort kann da aus meiner Sicht nur sein, dass sie das selbstverständlich dürfen sollen, genau wie jeder andere auch auf jedem anderen Gebiet über sich sich selber entscheiden können sollte. Wer denn sonst? Die Idee, dass die Gesellschaft, der Staat oder wer auch immer darüber entscheiden dürfte, wer und was jemand ist, ist immer falsch. Egal, wie die Biologie ist. Wenn sich Person X als Frau* fühlt und so leben möchte, dann sollte sie daran niemand hindern. Egal, wie ihre Biologie ist.
* hier beliebigen anderen Identitätsbegriff einsetzen
Anmerkung: Es geht mir hier wohlgemerkt erst mal darum, sich selber definieren zu dürfen. Eine andere Frage ist, was sich daraus rechtlich ableitet. Die ist nochmal komplexer. Aber auch dafür ist die obige Biofrage nicht wirklich spannend.
I, too, wish to be a decent manboy