Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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Wishmonster
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Wishmonster »

NegatroN hat geschrieben: 23.03.2023 18:21
Apparition hat geschrieben: 23.03.2023 17:02Irgendwo trifft das natürlich beides zu. Keine Organisation oder Partei kann sich so entwickeln, wenn es nicht eine Klientel gibt, die sie ansprechen kann. Aber die Klientel hat sich verändert, das glaube ich schon auch. Das sind Leute, die früher halt ein bisschen extrem, aber halt schon irgendwie Mainstream gewesen wären, sich mit ihren Scheissansichten jetzt aber zunehmend am Rand wiederfinden. Einsamkeit und Frust schweissen zusammen, und mittlerweile haben autoritäre Scheissparteien halt weltweit ein Rezept gefunden, wie man diese Leute mobilisiert und noch weiter radikalisiert. Die Taktik ist quer über AfD, Republikaner, Orban, PiS bis Bolsonaro ja im wesentlichen die gleiche.
Ich denke, das ist genau der Punkt. Scheissansichten hatten sie schon immer, aber früher hatten sie keinen Frust und keine Angst und damit mit der Union völlig zufrieden. Es gab einfach keine Grund, "Merkel muss weg!" zu brüllen, weil sie sich als Teil des Mainstream verstanden haben. Jetzt fühlen sie sich an den Rand gedrängt, weil der Mainstream sich von ihnen wegbewegt hat.
Ich weiß nicht ob ich das überbewerte, aber ich denke, dass Sarrazin mit seinem "Das wird man doch noch sagen dürfen!" auch viel dazu beigetragen hat. Durch diese ganze Migrations"debatte" wurde auf einmal offener Rassismus in Talkshows dargeboten. Was man vorher nur von Onkel Adolf nach 8 Bier und 12 Kurzen auf der Familienfeier gehört hat, wurde auf einmal in der Öffentlichkeit ausgesprochen. Die AfD hat das dann dankend aufgegriffen, und das Sagbare immer weiter nach rechts gerückt. Vielleicht ist damit bei einigen auch die Scheu davor gewichen, eine offen rassistische und antisemitische Partei zu wählen.
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NegatroN
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Es gibt viele weiter Komponenten. Sarrazin, aber auch Trump gehören auch dazu.
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Schnabelrock
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Eher die Möglichkeit, im Internet festzustellen, dass es noch mehr einsame, dumme Arschgeigen gibt, die anderen Leuten auf den Sack gehen und dass man das ja viel besser zusammen tun kann.
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oger
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von oger »

Dass die Arschlöcher sich an den Rand gedrängt fühlen, obwohl sie eigentlich nur stehen geblieben sind, ist vermutlich des Pudels Kern.
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Apparition
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Apparition »

oger hat geschrieben: 23.03.2023 19:09 Dass die Arschlöcher sich an den Rand gedrängt fühlen, obwohl sie eigentlich nur stehen geblieben sind, ist vermutlich des Pudels Kern.
Und dass man halt eine immer größere(?) Gruppe von Menschen hat, die tatsächlich oder vermeintlich wirtschaftlich abgehängt werden und die von der großen Politik weitgehend ignoriert werden oder sich ignoriert fühlen. Ein Stück weit ist das schon auch die Schuld der Regierungsparteien bzw. des Systems, das diese aufrechterhalten. In den USA sieht man das ja noch deutlicher als bei uns.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von oger »

Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob es vor allem die wirtschaftlichen Verhältnisse sind, die die Leute zu diesen Haltungen bringen.

Ich nehme da auch sehr viele Menschen wahr, denen es wirtschaftlich nicht schlecht geht.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Feindin »

oger hat geschrieben: 23.03.2023 21:00 Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob es vor allem die wirtschaftlichen Verhältnisse sind, die die Leute zu diesen Haltungen bringen.

Ich nehme da auch sehr viele Menschen wahr, denen es wirtschaftlich nicht schlecht geht.
Das ist aber auch immer relativ und vor allem "gefühlt".
Wenn ich 500€ über Sozialhilfe bin, geht es mir nicht schlecht.
Könnte aber besser.
Und da ist die Angst nach unten abzurutschen vermutlich größer als die Aussicht sich nach oben abzusetzten.
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oger
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von oger »

Feindin hat geschrieben: 23.03.2023 21:23
Und da ist die Angst nach unten abzurutschen vermutlich größer als die Aussicht sich nach oben abzusetzten.
Das trifft es vermutlich.

Aber grade diese Angst zu nehmen, ist für Politik schwer lösbar, weil nur zum Teil real.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

oger hat geschrieben: 23.03.2023 21:00 Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob es vor allem die wirtschaftlichen Verhältnisse sind, die die Leute zu diesen Haltungen bringen.
Ich nehme da auch sehr viele Menschen wahr, denen es wirtschaftlich nicht schlecht geht.
Dito. Drohende Armut ist für die meisten inzwischen doch, wenn man an Brückentagen nicht vom Allgäu an die Nordsee fahren kann. Von den zwei, drei Jahresurlauben will ich mal gar nicht reden.

Die wirklich Armen, die es ja mehr als genug gibt, hör ich ziemlich selten so erbärmlich und zugleich aggro jammern.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Feindin »

oger hat geschrieben: 23.03.2023 21:29
Feindin hat geschrieben: 23.03.2023 21:23
Und da ist die Angst nach unten abzurutschen vermutlich größer als die Aussicht sich nach oben abzusetzten.
Das trifft es vermutlich.

Aber grade diese Angst zu nehmen, ist für Politik schwer lösbar, weil nur zum Teil real.
Ich weiß auch nicht, wie man vernüftig 500€ Unterschied zwischen Bügergeld und 40h/Woche Mindestlohn vermittelt
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von oger »

Ich dachte eher an die Leute, die deutlich mehr verdienen als den Mindestlohn.

Im weiteren Umfeld finden sich auch Lehrer, Juristen, Werbeleute, selbstständige Handwerker...mit diesem Gedankengut.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

oger hat geschrieben: 23.03.2023 21:00 Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob es vor allem die wirtschaftlichen Verhältnisse sind, die die Leute zu diesen Haltungen bringen.

Ich nehme da auch sehr viele Menschen wahr, denen es wirtschaftlich nicht schlecht geht.
Ich denke, es ist ganz allgemein die Angst vor Verlust. Ob es da um wirtschaftlichen Verlust geht, um kulturellen, um "Machtverlust" im weitesten Sinn oder den Verlust von Sicherheit, ist eher zweitrangig. Es ist auch gar nicht so entscheidend, wie objektiv begründet das ist, sondern es geht eben um ein Gefühl.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von metalbart »

Vielleicht ist es ja auch nur ein ziemlich wirres "dagegen" gegen die Unsicherheiten, diese komische moderne Welt nicht umsonst finden sich bei der Afd und Querdenkern Deutachlandfahnen Schwinger, stramme Nazis, Euro Skeptiker, fundi Christen, Esoteriker
Es geht nicht um Lösungen der fundamentalen Probleme, sondern eher um ein Gefühl, einen Ablasshandel.
Das haben die rechten erkannt: Stimmung und Emotionen nutzen natürlich alle Partein, aber die Rechten machen ihre Politik auf Kokain.
Das hat für mich eigentlich nix mit abgehängt, Arm oder reich zu tun.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von monochrom »

Alles sicher richtig. Aber dazu gibt es auch noch die Faszination des Bösen und Schlechten. Schön beobachtet von vielen in den 20er und 30er Jahren, da gab es ausreichend Leute fern der Armut, die sich haben faszinieren lassen von Niedertracht, vom Nachbarn hassen, vom schlecht über irgendwelche anderen Gruppen reden.

Ich denke das dass für garnicht so wenige Menschen leider durchaus attraktiv werden kann, wenn es da Gruppierungen gibt, die es ihnen vorreden.
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oger
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von oger »

Nach meinen Eindrücken von der entsprechenden Klientel bei FB denke ich, dass das für viele auch ein Kanal für den eigenen Frust (wirtschaftlich, beruflich, persönlich) und statt sich mit dem Teil der Ursachen auseinander zu setzen, den man selber ändern könnte, sucht man die Schuld bei anderen (Ausländer, Lügenpresse, woke Grüne, Frauen ...). Das ist deutlich bequemer aber löst die eigenen Probleme natürlich nicht, was den Frust bestärkt bzw. am Kochen hält.

Viele Coronaleugner können aktuell das Thema immer noch nicht abhaken und sehen durch Berichte über Impfschäden ihre gesamten kruden Thesen bestätigt.
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