Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

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Schnabelrock
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

monochrom hat geschrieben: 29.09.2022 12:26 Von diesem Anschlag fühle ich mich gedanklich allerdings etwas überfordert. Klar kann das Russland sein, die haben auf jeden fall die Möglichkeit dazu, und sind auch ruchlos genug. Aber macht man sowas wirklich um Angst und Zweifel zu säen? Ich hab aber auch keinen anderen Verdacht.
Imo am ehesten Spaltung, zumal Russlands Zielgruppe ja so außerordentlich dumm und aktiv ist. In der Hoffnung, dass die ganzen Querschläger hier möglichst viel zerschießen.
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infected
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von infected »

Hyronimus hat geschrieben: 29.09.2022 13:40
Kaleun Thomsen hat geschrieben: 29.09.2022 13:37
monochrom hat geschrieben: 29.09.2022 12:26
Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 09:52

Ich weiß schon, was Du meinst. Das sind so ungefähr die Überlegungen, die ich hatte, nachdem immer wieder Putinkritiker an irgendwelchen Vergiftungen usw. gestorben sind. Die Schlussfolgerungen auf ihn waren mir damals zu schnell, zu mono und zu platt usw. Inzwischen bin ich aber längst bei der Überzeugung, meine damalige Skepsis war falsch, und es ist wirklich zugleich so einfach, platt und irre.
Von diesem Anschlag fühle ich mich gedanklich allerdings etwas überfordert. Klar kann das Russland sein, die haben auf jeden fall die Möglichkeit dazu, und sind auch ruchlos genug. Aber macht man sowas wirklich um Angst und Zweifel zu säen? Ich hab aber auch keinen anderen Verdacht.
Ich denke, wenn es Russland war, ging es darum ein Zeichen zu setzen. So nach dem Motto: "Wenn wir unbemerkt direkt vor eurer Nase so eine Aktion durchführen können, dann stellt euch mal vor, was wir noch alles können: die norwegische Pipeline, diverse Strom- und Telekommunikationskabel usw. Alles in Reichweite und ihr könnt nix dagegen tun. Wir können Europa in die Steinzeit schicken, ohne auch nur eine Atombombe zu zünden."
Wenn sie das so einfach könnten, wieso haben sie dann ihre eigenen Pipelines gesprengt?
Evtl. weil es einfacher war und mit einem geringeren Eskalationsrisiko verbunden. :ka: Andererseits scheinen sich auch Unbekannte knapp ein Monat vor Beginn des Ukraine Kriegs ein wichtiges Datenkabel nach Spitzbergen zerstört zu haben, das. u.a. vor allem für den Betrieb einer von NASA und ESA betriebenen enorm wichtigen Satellitenbodenstation gebraucht wird. Auch da vermutet man Sabotage, nur ist ein Nachweis nicht ganz so einfach da sich das ganze wohl in einer Tiefe zwischen 300m und 2000m passiert ist.
https://www.newsinenglish.no/2022/02/11 ... -svalbard/
"Das Svalbard Undersea Cable System bindet nicht nur die gut zweieinhalbtausend Menschen auf Svalbard – so der offizielle Name der Inselgruppe – ans Internet und den Rest der Welt an, sondern vor allem auch die weltgrößte Satellitenbodenstation Svalbard satellittstasjon (SvalSat). Mit über 100 Antennen können dort anders als fast überall sonst Satelliten in einer niedrigen polaren Umlaufbahn einmal bei jeder Erdumrundung kontaktiert werden. Betrieben wird die Station vom halbstaatlichen Unternehmen Kongsberg Satellite Services AS (KSAT). Um die Station sicher und zuverlässig an die weltweite Kommunikationsinfrastruktur anzubinden, waren 2003 die beiden Unterseekabel verlegt worden.
https://www.heise.de/news/Satellitenanb ... 21434.html
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Kaleun Thomsen
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Kaleun Thomsen »

Hyronimus hat geschrieben: 29.09.2022 13:40
Kaleun Thomsen hat geschrieben: 29.09.2022 13:37
monochrom hat geschrieben: 29.09.2022 12:26
Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 09:52

Ich weiß schon, was Du meinst. Das sind so ungefähr die Überlegungen, die ich hatte, nachdem immer wieder Putinkritiker an irgendwelchen Vergiftungen usw. gestorben sind. Die Schlussfolgerungen auf ihn waren mir damals zu schnell, zu mono und zu platt usw. Inzwischen bin ich aber längst bei der Überzeugung, meine damalige Skepsis war falsch, und es ist wirklich zugleich so einfach, platt und irre.
Von diesem Anschlag fühle ich mich gedanklich allerdings etwas überfordert. Klar kann das Russland sein, die haben auf jeden fall die Möglichkeit dazu, und sind auch ruchlos genug. Aber macht man sowas wirklich um Angst und Zweifel zu säen? Ich hab aber auch keinen anderen Verdacht.
Ich denke, wenn es Russland war, ging es darum ein Zeichen zu setzen. So nach dem Motto: "Wenn wir unbemerkt direkt vor eurer Nase so eine Aktion durchführen können, dann stellt euch mal vor, was wir noch alles können: die norwegische Pipeline, diverse Strom- und Telekommunikationskabel usw. Alles in Reichweite und ihr könnt nix dagegen tun. Wir können Europa in die Steinzeit schicken, ohne auch nur eine Atombombe zu zünden."
Wenn sie das so einfach könnten, wieso haben sie dann ihre eigenen Pipelines gesprengt?
Weil die Pipelines russisches Eigentum sind. Wenn sie ihr eigenes Eigentum in internationalen Gewässern, aber trotzdem vor unserer Nase, in die Luft jagen, dann dürfen die das. Anders wäre es, wenn es in dänischen Gewässern passiert wäre. Es geht um die Signalwirkung.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Ich glaub, es geht im Kern darum, Angst vor den Konsequenzen zu schüren, die es mit sich bringt, an der Seite der Ukraine zu stehen. Genau darum geht es ja auch bei den Scheinrefenreden, die er gerade durchführt. Die reale Konsequenz davon ist null. Kein Land erkennt das an. Für die Ukraine wird es nichts ändern. Für die Menschen vor Ort auch nicht. Aber jetzt kann er es mit seiner Drohung verknüpfen, Atomwaffen einzusetzen, wenn russisches Staatsgebiet angegriffen wird. Was er sehr wahrscheinlich nicht tun wird. Aber es legt eine weitere Ebene von "was ist, wenn?" oben drauf und schürt die Verunsicherung, wann diese fiktive rote Linie real wird, an der alles entgleitet. Darauf zieht er ab. Real hat Russland kaum mehr irgendwelche Optionen. Außer Psychologie.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Hyronimus »

infected hat geschrieben: 29.09.2022 13:51 Evtl. weil es einfacher war und mit einem geringeren Eskalationsrisiko verbunden. :ka:
Ich denke, dass das der Grund war. Und insgesamt passt das natürlich auch super in die russische Eskalationsstrategie - immer schön am Rädchen drehen und anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Erst war's die Turbine aus Kanada, dann waren's irgendwelche Ventile - und nachdem das Gewese nicht zur Umgehung von Sanktionen und zur Spaltung geführt hat, jagen sie die Pipeline in die Luft und geben den Amis die Schuld.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Hyronimus »

Kaleun Thomsen hat geschrieben: 29.09.2022 13:52 Weil die Pipelines russisches Eigentum sind. Wenn sie ihr eigenes Eigentum in internationalen Gewässern, aber trotzdem vor unserer Nase, in die Luft jagen, dann dürfen die das. Anders wäre es, wenn es in dänischen Gewässern passiert wäre. Es geht um die Signalwirkung.
Zumindest, was Nordstream 2 angeht, sind die Eigentumsverhältnisse nicht so klar - soweit ich weiß, sind da auch deutsche Energiekonzerne Teileigentümer.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Naja, wer konnte schon ahnen, dass es mal solche Probleme gibt?
Also, außer Negatron am 14.02.2013 um 10.03 Uhr.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Apparition »

NegatroN hat geschrieben: 29.09.2022 13:53 Ich glaub, es geht im Kern darum, Angst vor den Konsequenzen zu schüren, die es mit sich bringt, an der Seite der Ukraine zu stehen. Genau darum geht es ja auch bei den Scheinrefenreden, die er gerade durchführt. Die reale Konsequenz davon ist null. Kein Land erkennt das an. Für die Ukraine wird es nichts ändern. Für die Menschen vor Ort auch nicht. Aber jetzt kann er es mit seiner Drohung verknüpfen, Atomwaffen einzusetzen, wenn russisches Staatsgebiet angegriffen wird. Was er sehr wahrscheinlich nicht tun wird. Aber es legt eine weitere Ebene von "was ist, wenn?" oben drauf und schürt die Verunsicherung, wann diese fiktive rote Linie real wird, an der alles entgleitet. Darauf zieht er ab. Real hat Russland kaum mehr irgendwelche Optionen. Außer Psychologie.
Genau. Im Prinzip steht das Sprengen dieser Pipelines in einer Linie damit, Regimekritker ausgerechnet mit Polonium oder abgefahrenen chemischen Kampfstoffen zu vergiften. Das erfüllt keinen Sinn außer dem, allen anderen unmissverständlich zu zeigen, was passieren kann, wenn sie aufmucken.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von playloud308 »

Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 14:36 Naja, wer konnte schon ahnen, dass es mal solche Probleme gibt?
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11:03 war es. Nicht 10:03 :D
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Schulligum :heul:
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Beitrag von NegatroN »

Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 14:36 Naja, wer konnte schon ahnen, dass es mal solche Probleme gibt?
Also, außer Negatron am 14.02.2013 um 10.03 Uhr.
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Ich hab doch gar nichts geahnt, sondern Marlies Uken, die ich nur gelesen hab.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Naja, schon vor Dir wussten schon einige - und wer es in den Jahren danach nicht gemerkt hat, war eben total vernagelt - dass unsere gesamte Energieversorgung ein Kredit auf die Zukunft war. Mit dem hätte man seit mindestens 10 Jahren Autarkie und auch Selbstdisziplin aufbauen müssen. Hat man versäumt. Jetzt ist der Kredit zur Rückzahlung fällig und wir alle werden ihn mit Wohlstandsverlusten und Konsumeinschränkungen bezahlen. Und abgesehen von den wirklich Armen bei uns ist zumindest die Konsumeinschränkung ein Ding, das ich mit Sympathie sehe und auch selbst praktiziere.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von NegatroN »

Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 15:12 Naja, schon vor Dir wussten schon einige - und wer es in den Jahren danach nicht gemerkt hat, war eben total vernagelt - dass unsere gesamte Energieversorgung ein Kredit auf die Zukunft war. Mit dem hätte man seit mindestens 10 Jahren Autarkie und auch Selbstdisziplin aufbauen müssen. Hat man versäumt. Jetzt ist der Kredit zur Rückzahlung fällig und wir alle werden ihn mit Wohlstandsverlusten und Konsumeinschränkungen bezahlen. Und abgesehen von den wirklich Armen bei uns ist zumindest die Konsumeinschränkung ein Ding, das ich mit Sympathie sehe und auch selbst praktiziere.
Wenn wir ehrlich sind, wussten wir es seit Ende der 70er. Wenn man damals schon gehandelt und 40 Jahre zum Umbau auf eine moderne, nachhaltige Wirtschaft investiert hätte, wären Einschränkungen und explodierende Preise sehr wahrscheinlich überhaupt kein Thema. Möglicherweise würde die Wirtschaft sogar brummen wie nie, weil wir weltweiter Vorreiter für etwas wären, was jetzt unter großen Schmerzen und Zeitdruck passieren muss.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 3

Beitrag von Schnabelrock »

Ja, absolut Deiner Meinung (und da haben wir noch nichtmal über Klima gesprochen).
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Beitrag von NegatroN »

Schnabelrock hat geschrieben: 29.09.2022 15:25 Ja, absolut Deiner Meinung (und da haben wir noch nichtmal über Klima gesprochen).
Das Thema hab ich aber durchaus mitgemeint. Hätte Deutschland damals die Blaupause für ein ökonomisch funktionierendes klimaschonendes Wirtschaftssystem gebaut, wären vielleicht genug andere auf dem Weg gefolgt, dass wir jetzt gar nicht über 2 Grad reden müssten.
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