Streaming: Spotify & Co.

Das gute alte Dark Eye Inn - die Heimat der Stammposter
Benutzeravatar
tafkasc
Beiträge: 1506
Registriert: 06.11.2014 15:02

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von tafkasc »

Apparition hat geschrieben: 06.08.2021 09:30 Ich bin ja ein schlichter Mensch, vielleicht verstehe ich darum das Problem nicht.

Es gibt einen Anbieter, ob der nun Spotify, Deezer oder wie auch immer heisst. Sein Geschäftsmodell ist, mit Deiner Musik Geld zu verdienen. Du stellst ihm die Ware (Musik) zur Verfügung, dann hast Du auch anständig dafür entlohnt zu werden. Ob das von Deiner Seite nun Hobby oder Lebensunterhalt ist, spielt doch nur insofern eine Rolle, als Dein Druck, verkaufen zu müssen, unterschiedlich ist.

Man kann sich nun darüber unterhalten, was eine anständige Entlohnung ist und wie sie zustandekommt. Da wir mittlerweile in einer Welt leben, in der Streaming für Musiker die nicht in Massenmedien stattfinden, der eine wichtige Kanal ist, über den man noch relevant viele Leute erreicht, mithin abhängig von den Plattformen ist, ist die Frage durchaus drängend.
In deiner Gleichung fehlt die Nachfrage.
One night as he sat at his table head on hands he saw himself rise and go.

http://www.stupidedia.org/stupi/Hoden
Benutzeravatar
Apparition
Beiträge: 19868
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: At the End of the Line

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Apparition »

tafkasc hat geschrieben: 06.08.2021 09:38
Apparition hat geschrieben: 06.08.2021 09:30 Ich bin ja ein schlichter Mensch, vielleicht verstehe ich darum das Problem nicht.

Es gibt einen Anbieter, ob der nun Spotify, Deezer oder wie auch immer heisst. Sein Geschäftsmodell ist, mit Deiner Musik Geld zu verdienen. Du stellst ihm die Ware (Musik) zur Verfügung, dann hast Du auch anständig dafür entlohnt zu werden. Ob das von Deiner Seite nun Hobby oder Lebensunterhalt ist, spielt doch nur insofern eine Rolle, als Dein Druck, verkaufen zu müssen, unterschiedlich ist.

Man kann sich nun darüber unterhalten, was eine anständige Entlohnung ist und wie sie zustandekommt. Da wir mittlerweile in einer Welt leben, in der Streaming für Musiker die nicht in Massenmedien stattfinden, der eine wichtige Kanal ist, über den man noch relevant viele Leute erreicht, mithin abhängig von den Plattformen ist, ist die Frage durchaus drängend.
In deiner Gleichung fehlt die Nachfrage.
Ich sehe ein, dass es irgendeine Art von Schlüssel anhand von Clickzahlen o.ä. geben muss. Das spricht aber nicht grundsätzlich gegen eine Art "Mindestlohn" oder Kompensation. Vielleicht schon dadurch, dass Spotify über seine Algorithmen den Hörern gezielt Künstler mit niedrigen Klickzahlen vorschlägt.
That is delightful news for someone who cares.
Benutzeravatar
KingFear
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 3933
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bavaria

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von KingFear »

Thunderforce hat geschrieben: 05.08.2021 22:02 Sehr geil was hier passiert:

Schuld sind Schammasch bzw die Künstler, weil sie sich ausbeuten lassen.
Und nicht etwa Spotify und Youtube, weil sie die Bands ausbeuten.

Selbst Schuld, wenn du für 3 Euro die Stunde im McDonald's arbeitest, such Dir halt nen richtigen Job.

Christian Lindner gefällt das.
Ich kann mit diesem Framing ("Ausbeutung", "Schuld"(!)) leider gar nichts anfangen.
Vor allem den Begriff "Schuld" hast du in die Diskussion gebracht, er erscheint mir völlig unangemessen. Wo beginnt und endet denn "Ausbeutung"? Was wäre denn eine "faire" Bezahlung? Ist das Musikbusiness nicht schon seit lange vor Streaming eine Mördergrube und ein Haifischbecken gewesen?

Aber vielleicht wähle ich tatsächlich im Herbst FDP, erstens um euch zu ärgern und zweitens um mich Mal wieder so richtig edgy fühlen zu können, ich spüre mich sonst nicht richtig. :)
"Was schreckt Euch am meisten an der Reinheit?"
"Die Eile."
Benutzeravatar
Leviathane
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 2973
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Blashyrkh

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Leviathane »

Ich hätte jetzt kein Problem damit, mehr fürs Abo zu zahlen, wenn die Künstler dann auch mehr Kohle bekommen und ich denke, die Mehrheit hier im Thread würde das auch so sehen.
Aber wäre das auch die Mehrheit insgesamt? Ich gehe mal nicht davon aus, ist ja eher so das man sich den Account auch noch teilen möchte :sick:
Zuletzt geändert von Leviathane am 06.08.2021 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
NegatroN
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 27785
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Schräg dahoam
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von NegatroN »

Apparition hat geschrieben: 06.08.2021 09:30 Ich bin ja ein schlichter Mensch, vielleicht verstehe ich darum das Problem nicht.

Es gibt einen Anbieter, ob der nun Spotify, Deezer oder wie auch immer heisst. Sein Geschäftsmodell ist, mit Deiner Musik Geld zu verdienen. Du stellst ihm die Ware (Musik) zur Verfügung, dann hast Du auch anständig dafür entlohnt zu werden. Ob das von Deiner Seite nun Hobby oder Lebensunterhalt ist, spielt doch nur insofern eine Rolle, als Dein Druck, verkaufen zu müssen, unterschiedlich ist.

Man kann sich nun darüber unterhalten, was eine anständige Entlohnung ist und wie sie zustandekommt. Da wir mittlerweile in einer Welt leben, in der Streaming für Musiker die nicht in Massenmedien stattfinden, der eine wichtige Kanal ist, über den man noch relevant viele Leute erreicht, mithin abhängig von den Plattformen ist, ist die Frage durchaus drängend.
Allerdings denke ich, dass das Problem nicht neu ist und auch nicht in erster Linie mit Streaming an und für sich zu tun hat. Das "alte" System war auch nicht fair. Der Konflikt ist kein technologischer, sondern kommt vor allem daher, dass Kunst hier in einem kommerziellen Rahmen stattfindet. Musiker sind meistens keine Geschäftsleute, sondern eben Künstler, die Kunst schaffen wollen. Weil das ganze mit Geld zu tun hat und ggf. Haupteinnahmequelle wird, arbeiten sie mit Geschäftsleuten zusammen, die sich um den kommerziellen Teil kümmern. Da gibt es auch Freaks, die wirklich an der Kunst interessiert sind, aber die meisten sind eben Geschäftsleute und optimieren das System nicht auf Kunst oder auf Musiker, sondern auf das Geschäft. Das geht dann zwangsweise auf Kosten der Künstler, vor allem eben auf Kosten derer, die nicht viel abwerfen. Das war mit Labels und analogen Medien nicht anders als es jetzt mit Internetkonzernen und Streaming ist.

Es gab mal ein paar Ansätze eines "demokratischen Systems" ohne diese Geschäftsleute. Aber funktioniert hat das alles nicht wirklich. Kunst findet eben weiterhin im Kapitalismus statt und da wird das Spannungsfeld meiner Meinung nach nicht verschwinden. Ob nun Spotify dein Partner ist oder Sony ist da nicht der entscheidende Punkt.
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36522
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Thunderforce »

Und ich kann mit Quarkneusprech wie "Framing" nix anfangen, und nun? *g*

Ja, ich habe den Begriff "Schuld" in die Diskussion gebracht, und? Ich habe eigentlich nur die Postings davor zusammengefasst.
Meinetwegen stand da nicht das Wort "Schuld", dennoch war aber der Tenor doch "Wenn die Bands keinen Bock auf das System haben, zwingt sie ja keiner zum mitmachen."
Das ist inhaltlich doch das gleiche.

Aber hängen wir uns ruhig weiter an Begrifflichkeiten auf, statt uns über die eigentliche Sache Gedanken zu machen, so funktioniert ja Diskussionskultur im Jahre 2021 eh.

Ich weiß nicht, wie es vor dem Streaming im Musikbusiness war. Ich weiß auch nicht, wie es jetzt ist, da ich nicht im Musikbusiness bin.
Über "die Labels" und "die Musikindustrie" haben die Bands freilich schon vor 25 Jahren hergezogen, das stimmt natürlich.
Ob es das besser macht?
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31255
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von costa »

KingFear hat geschrieben: 06.08.2021 10:04
Thunderforce hat geschrieben: 05.08.2021 22:02 Sehr geil was hier passiert:

Schuld sind Schammasch bzw die Künstler, weil sie sich ausbeuten lassen.
Und nicht etwa Spotify und Youtube, weil sie die Bands ausbeuten.

Selbst Schuld, wenn du für 3 Euro die Stunde im McDonald's arbeitest, such Dir halt nen richtigen Job.

Christian Lindner gefällt das.
Ich kann mit diesem Framing ("Ausbeutung", "Schuld"(!)) leider gar nichts anfangen.
Vor allem den Begriff "Schuld" hast du in die Diskussion gebracht, er erscheint mir völlig unangemessen. Wo beginnt und endet denn "Ausbeutung"? Was wäre denn eine "faire" Bezahlung? Ist das Musikbusiness nicht schon seit lange vor Streaming eine Mördergrube und ein Haifischbecken gewesen?

Aber vielleicht wähle ich tatsächlich im Herbst FDP, erstens um euch zu ärgern und zweitens um mich Mal wieder so richtig edgy fühlen zu können, ich spüre mich sonst nicht richtig. :)
Boah, Kollege.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
Benutzeravatar
NegatroN
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 27785
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Schräg dahoam
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von NegatroN »

Thunderforce hat geschrieben: 06.08.2021 10:11 Und ich kann mit Quarkneusprech wie "Framing" nix anfangen, und nun? *g*

Ja, ich habe den Begriff "Schuld" in die Diskussion gebracht, und? Ich habe eigentlich nur die Postings davor zusammengefasst.
Meinetwegen stand da nicht das Wort "Schuld", dennoch war aber der Tenor doch "Wenn die Bands keinen Bock auf das System haben, zwingt sie ja keiner zum mitmachen."
Das ist inhaltlich doch das gleiche.

Aber hängen wir uns ruhig weiter an Begrifflichkeiten auf, statt uns über die eigentliche Sache Gedanken zu machen, so funktioniert ja Diskussionskultur im Jahre 2021 eh.

Ich weiß nicht, wie es vor dem Streaming im Musikbusiness war. Ich weiß auch nicht, wie es jetzt ist, da ich nicht im Musikbusiness bin.
Über "die Labels" und "die Musikindustrie" haben die Bands freilich schon vor 25 Jahren hergezogen, das stimmt natürlich.
Ob es das besser macht?
Das macht es nicht besser und es macht es auch nicht gut. Einige Einwürfe hier fand ich da auch eher seltsam, da bin ich bei dir.

Ich bin mir nur nicht sicher, was die Lösung für das Problem sein könnte. Es gibt ja schon idealistische Ansätze zu einer fairen Vermarktung und Entlohnung. Aber so richtig breit ausgerollt wurde da bislang nichts. Aber da haben wir ja schon ein Grundproblem. Wenn du was richtig groß aufziehen willst, dann brauchst du auch gute Leute, die das machen. An allen Ecken, in der Technik, im Marketing, im Vertrieb, etc. Das bekommst du nicht im großen Stil mit Idealisten besetzt, sondern da wird über kurz oder lang immer ein klassisches Unternehmen mit Gewinnabsicht draus. Damit bist du dann wieder am Anfang der Geschichte.

Ich denke schon, dass es bessere und schlechtere Systeme gibt (und auch vorher gegeben hat). Aber ich bin skeptisch, ob sich das Grundproblem auflösen lässt. Wenn, dann eher über ganz andere Dinge wie z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass dich als Künstler weitaus unabhängiger von kommerziellem Erfolg machen würde.

Aber an der aktuell schwierigen Situation für viele Bands ist ja auch nicht Streaming alleine Schuld, sondern da kommen ganz viele andere Faktoren dazu. Allein schon die unfassbare Masse an Bands und Musik. Das, was in den 80ern in einem Jahr veröffentlicht wurde, kommt heute jeden Monat heraus. Dazu kommen viele andere Formen von Unterhaltung, veränderte gesellschaftliche Strukturen, usw.

Wenn man die Szene und den Musikmarkt in den verschiedenen Jahrzehnten vergleicht, dann kommen da ganz viele Punkte zusammen, von denen Technologie nur einer ist.
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
Benutzeravatar
Apparition
Beiträge: 19868
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: At the End of the Line

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Apparition »

NegatroN hat geschrieben: 06.08.2021 10:07
Apparition hat geschrieben: 06.08.2021 09:30 Ich bin ja ein schlichter Mensch, vielleicht verstehe ich darum das Problem nicht.

Es gibt einen Anbieter, ob der nun Spotify, Deezer oder wie auch immer heisst. Sein Geschäftsmodell ist, mit Deiner Musik Geld zu verdienen. Du stellst ihm die Ware (Musik) zur Verfügung, dann hast Du auch anständig dafür entlohnt zu werden. Ob das von Deiner Seite nun Hobby oder Lebensunterhalt ist, spielt doch nur insofern eine Rolle, als Dein Druck, verkaufen zu müssen, unterschiedlich ist.

Man kann sich nun darüber unterhalten, was eine anständige Entlohnung ist und wie sie zustandekommt. Da wir mittlerweile in einer Welt leben, in der Streaming für Musiker die nicht in Massenmedien stattfinden, der eine wichtige Kanal ist, über den man noch relevant viele Leute erreicht, mithin abhängig von den Plattformen ist, ist die Frage durchaus drängend.
Allerdings denke ich, dass das Problem nicht neu ist und auch nicht in erster Linie mit Streaming an und für sich zu tun hat. Das "alte" System war auch nicht fair. Der Konflikt ist kein technologischer, sondern kommt vor allem daher, dass Kunst hier in einem kommerziellen Rahmen stattfindet. Musiker sind meistens keine Geschäftsleute, sondern eben Künstler, die Kunst schaffen wollen. Weil das ganze mit Geld zu tun hat und ggf. Haupteinnahmequelle wird, arbeiten sie mit Geschäftsleuten zusammen, die sich um den kommerziellen Teil kümmern. Da gibt es auch Freaks, die wirklich an der Kunst interessiert sind, aber die meisten sind eben Geschäftsleute und optimieren das System nicht auf Kunst oder auf Musiker, sondern auf das Geschäft. Das geht dann zwangsweise auf Kosten der Künstler, vor allem eben auf Kosten derer, die nicht viel abwerfen. Das war mit Labels und analogen Medien nicht anders als es jetzt mit Internetkonzernen und Streaming ist.

Es gab mal ein paar Ansätze eines "demokratischen Systems" ohne diese Geschäftsleute. Aber funktioniert hat das alles nicht wirklich. Kunst findet eben weiterhin im Kapitalismus statt und da wird das Spannungsfeld meiner Meinung nach nicht verschwinden. Ob nun Spotify dein Partner ist oder Sony ist da nicht der entscheidende Punkt.
Klar war das schon immer so. Was verdient ein Künstler an einer verkauften CD? 1 Euro? Ich meine, dass Metallica mit 4 Dollar pro CD mal Spitzenreiter waren, aber auch nur, weil sie Metallica sind.

Ich verweigere mich eigentlich immer dem Argument "War schon immer so", weil es keins ist. Früher fiel das halt nicht so auf, weil die Leute wie blöd Tonträger gekauft haben. Jetzt schon, weil fast keiner mehr Musik kauft, und damit scheint mir, gibt es ein Problem. Nämlich das, dass die Hürden, Musik zu schaffen, die sich wirtschaftlich trägt, höher werden. Kultur zu schaffen, wird schwieriger. Ich habe keine Zahlen dazu, aber mir scheint, dass der Anteil an Bands, die international veröffentlichen und die trotzdem eine "geregelte" Arbeit als Einnahmequelle brauchen, höher wird.

Das ist nicht allein die Schuld von Spotify & Co. Aber eben auch.
That is delightful news for someone who cares.
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36522
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Thunderforce »

NegatroN hat geschrieben: 06.08.2021 10:30
Das macht es nicht besser und es macht es auch nicht gut. Einige Einwürfe hier fand ich da auch eher seltsam, da bin ich bei dir.

Ich bin mir nur nicht sicher, was die Lösung für das Problem sein könnte. Es gibt ja schon idealistische Ansätze zu einer fairen Vermarktung und Entlohnung. Aber so richtig breit ausgerollt wurde da bislang nichts. Aber da haben wir ja schon ein Grundproblem. Wenn du was richtig groß aufziehen willst, dann brauchst du auch gute Leute, die das machen. An allen Ecken, in der Technik, im Marketing, im Vertrieb, etc. Das bekommst du nicht im großen Stil mit Idealisten besetzt, sondern da wird über kurz oder lang immer ein klassisches Unternehmen mit Gewinnabsicht draus. Damit bist du dann wieder am Anfang der Geschichte.

Ich denke schon, dass es bessere und schlechtere Systeme gibt (und auch vorher gegeben hat). Aber ich bin skeptisch, ob sich das Grundproblem auflösen lässt. Wenn, dann eher über ganz andere Dinge wie z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass dich als Künstler weitaus unabhängiger von kommerziellem Erfolg machen würde.

Aber an der aktuell schwierigen Situation für viele Bands ist ja auch nicht Streaming alleine Schuld, sondern da kommen ganz viele andere Faktoren dazu. Allein schon die unfassbare Masse an Bands und Musik. Das, was in den 80ern in einem Jahr veröffentlicht wurde, kommt heute jeden Monat heraus. Dazu kommen viele andere Formen von Unterhaltung, veränderte gesellschaftliche Strukturen, usw.

Wenn man die Szene und den Musikmarkt in den verschiedenen Jahrzehnten vergleicht, dann kommen da ganz viele Punkte zusammen, von denen Technologie nur einer ist.
Das ist alles richtig.
Besonders der Punkt, wie man es anders machen könnte, ist natürlich ein guter.
Ich hab vorhin mal so ein paar Royalties-Rechner im Netz ausprobiert, die einem ausrechnet wieviel Streams wieviel Kohle bringen.
Bei Spotify war das zum Beispiel bei einer Million Streams irgendwas um die 3700 Dollar. Und eine Million Streams muss man erstmal hinkriegen, das dürfte schon den eher großen Bands vorbehalten sein.

Dass man als Künstler an Streaming nichts (bzw. nicht relevantes) verdient, ist ja auch ein alter Hut.
Das gestern war nur das erste Beispiel, wo ich es mal schwarz auf weiß gesehen habe. Mehr hab ich auch erstmal gar nicht gewollt.
Eine bessere Lösung (außer halt den Betrag pro Stream deutlich zu erhöhen) habe ich auch nicht.
Natürlich wird dann aber das Abo teurer. Was mir wiederum egal wäre, aber wie Levi richtig sagt, ist man damit vermutlich eher die Ausnahme.

Meine "Lösung" dafür ist, dass ich Musik soweit es geht, bei den bands selber kaufe und das auch in Zukunft wieder mehr verstärken werde.
Und wenn es digital sein soll, dann halt ausschließlich Bandcamp.
Das mache ich auch schon länger so, meine Bandcamp-Kollektion umfass inzwischen über 150 Alben, die ich dort heruntergeladen (und/oder physisch gekauft) habe und für die ich auch immer brav bezahlt habe und wenn eine Band nur 5 Euro für ein Album aufruft, bezahle ich halt freiwillig mehr.

Aber das macht den Barten insgesamt nicht fett.
Im Grunde ist es wie beim Klimawandel *g*
Klar kann jeder einzelne versuchen, CO2 zu sparen wo es geht, aber insgesamt reicht das nicht, sondern das ganze System muss anders.
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Benutzeravatar
tafkasc
Beiträge: 1506
Registriert: 06.11.2014 15:02

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von tafkasc »

Apparition hat geschrieben: 06.08.2021 09:54 Ich sehe ein, dass es irgendeine Art von Schlüssel anhand von Clickzahlen o.ä. geben muss. Das spricht aber nicht grundsätzlich gegen eine Art "Mindestlohn" oder Kompensation. Vielleicht schon dadurch, dass Spotify über seine Algorithmen den Hörern gezielt Künstler mit niedrigen Klickzahlen vorschlägt.
Ich glaube über das Thema "gerechter Preis" habe ich mit Negatron schon mal diskutiert und deine "anständige Entlohnung" geht so etwas in die Richtung. Grundsätzlich hast du über die Formulierungen "Geld verdienen" und "relevant viele Leute erreichen" ja auch schon das Thema Nachfrage (auf Plattformseite) irgendwie angesprochen. Und das Interessante ist ja, dass das (Mit-)Angebot irgendwelcher Nischengeschichten für die Plattformen interessant ist, weil es für sie sehr wenig kostet und sie dann sagen können, dass man dort alles finden kann (und eventuell können sie mit den Datenpools irgendwann sogar noch etwas an fangen, im "schlimmsten" Fall irgendwann nachgefragte Musik automatisch/prozedural generieren).

Ein Problem, das mit "Mindestlöhnen" (u.ä.) entsteht, ist natürlich, dass dadurch eine "Abrisskante" definiert wird. Man bekommt sie eben voll oder man bekommt sie eben gar nicht.

Also zum einen entstehen dadurch enorme (hängt von der Höhe ab) Anreize in das System hineinzukommen, auf der anderen Seite ist das System gezwungen wenigstens einige Trittbrettfahrer auszuschließen, weil ansonsten irgendwann jeder dabei ist (zur Not mit Rülpsen). Jetzt wird es bei all diesen Plattformen natürlich Verfahren und Instanzen geben, die diesen Zugang (jetzt schon) irgendwie reglementieren (egal ob das Plattenfirmen, Rechteverwertungsgesellschaften oder interne Serviceabteilungen sind). Aber gerade diese Art der Zugangsregelung wird natürlich bei jeder Form von Mindestentlohnung oder -kompensation (die weniger ist als nichts) zu einem neuen und erbitterten Schlachtfeld (das würde sogar für irgendwelche Cross-Selling-Widgets oder sonstiges internes Marketing gelten, wenn es irgendeinen Nutzen hat).

Bei der "normalen" Mindestlohndiskussion kann man an der Stelle dann sagen - naja, wir haben fast Vollbeschäftigung, die Effekte auf der Angebotsseite sind uns wurscht. Wenn der Job mit Mindestlohn nicht mehr angeboten wird, dann ist das halt so (Es ist halt nur schlecht, wenn es ein Job ist, den jemand braucht, der selbst keinen Job mit Mindestlohn findet oder jemand mit weniger Geld auf diesen Job angewiesen ist - aber egal). Aber ich weiß nicht so genau, ob das Argument hier in diesem Fall wirklich so greift.

Ich bin eigentlich immer mehr der Meinung, dass wir schon neue Formen der Umverteilung brauchen, aber dass sie möglichst blind sein müssen, weil alle Formen, bei denen Leute versuchen besonders schlau zu sein viel, viel dummes Zeug produzieren. Das ist irgendwie so ein Grundsatzproblem unserer Tage (und das spielt auch vor der Hintergrundmelodie, dass wir inzwischen einfach eine enorme Lohnspreizung bekommen haben unter der gerade Dienstleistungen leiden, auf die viele Menschen aber angewiesen sind).
One night as he sat at his table head on hands he saw himself rise and go.

http://www.stupidedia.org/stupi/Hoden
Benutzeravatar
tafkasc
Beiträge: 1506
Registriert: 06.11.2014 15:02

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von tafkasc »

NegatroN hat geschrieben: 06.08.2021 10:30 Ich denke schon, dass es bessere und schlechtere Systeme gibt (und auch vorher gegeben hat). Aber ich bin skeptisch, ob sich das Grundproblem auflösen lässt. Wenn, dann eher über ganz andere Dinge wie z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass dich als Künstler weitaus unabhängiger von kommerziellem Erfolg machen würde.
Bei dem Punkt landet man dann.
One night as he sat at his table head on hands he saw himself rise and go.

http://www.stupidedia.org/stupi/Hoden
Benutzeravatar
David Lee Hasselhoff
Beiträge: 3528
Registriert: 08.01.2010 16:36
Wohnort: Birmingham
Kontaktdaten:

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von David Lee Hasselhoff »

Ich hätte da eine prima Lösung: Alle Künstler verweigern sich diesen idotischen Diensten und die Plattenfirmen überziehen alle Anbieter, die Tauschbörsen betreiben, mit Klagen auf Todesstrafe. Dann macht man die CD wieder ein bisschen billiger. Voila. Lars Ulrich hatte immer Recht und ich sehe keinen Grund, warum man die Uhr nicht zurückdrehen kann. DRM ist kein Schimpfwort und wer dann noch Leerkassetten braucht, kann sich gerne per PM an mich wenden.
Benutzeravatar
Rotstift
Beiträge: 14037
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Steinfeld

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Rotstift »

2020 hatte Spotify einen Verlust von 581 Millionen, möglicherweise ist das Geschäftsmodell ja für beide Seiten gar nicht mal so lukrativ.
Mille millions de mille sabords!

Music is no good if it can't be sung by the human voice in some way. (John Tavener)

Im übrigen bin ich der Meinung dass die AfD der politische Arm des Rechtsterrorismus ist.
Benutzeravatar
Apparition
Beiträge: 19868
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: At the End of the Line

Re: Streaming: Spotify & Co.

Beitrag von Apparition »

David Lee Hasselhoff hat geschrieben: 06.08.2021 10:52 Ich hätte da eine prima Lösung: Alle Künstler verweigern sich diesen idotischen Diensten und die Plattenfirmen überziehen alle Anbieter, die Tauschbörsen betreiben, mit Klagen auf Todesstrafe. Dann macht man die CD wieder ein bisschen billiger. Voila. Lars Ulrich hatte immer Recht und ich sehe keinen Grund, warum man die Uhr nicht zurückdrehen kann. DRM ist kein Schimpfwort und wer dann noch Leerkassetten braucht, kann sich gerne per PM an mich wenden.
Wenn man unter anderem die Gedanken von tafkasc weiterführt, kommt man u.a. da raus. Es wird aber nicht passieren, es sei denn jemand erklärt mir schlüssig, warum eine ganze Generation von Hörern, die mit Musik als fast kostenlosem Gut aufgewachsen ist, plötzlich Gefallen daran finden sollte, relevante Beträge in Tonträger (und die Abspielgeräte) oder auch nur in Downloads zu investieren.
That is delightful news for someone who cares.
Antworten