Hyronimus hat geschrieben: ↑29.03.2023 11:09
David Lee Hasselhoff hat geschrieben: ↑29.03.2023 10:03
oger hat geschrieben: ↑29.03.2023 08:20
David Lee Hasselhoff hat geschrieben: ↑29.03.2023 08:03
Die AfD hat ja vornehmlich Dünnschiss im Programm, aber beim Thema Bildung hebt's mir bei allen anderen Parteien mehr.
Da wollen Sie das dreigliedrige Schulsystem erhalten. Und Fachkenntnisse und Leistung wieder ins Zentrum rücken und sie lehnen den Einfluss internationaler Konzerne und Organisationen (PISA) ab...sind zur Schule so 10 Zeilen im Programm.
Ja. Aber halt 10
durchweg sinnvolle Zeilen.
Ernsthaft? Du findest ein Programm gut, dass sich nicht zu blöd dafür ist, Genderforschung verbieten zu wollen und das auch noch mal im Zusammenhang mit Schulen klar zu machen - zusammen mit der Ablehnung einer „Frühsexualisierung“ von Kindern (also known as the Deckmäntelchen für offen zutage getragene Homo- und Transphobie). Im Kunstunterricht von Bernd und Alice hätte Michelangelo wahrscheinlich auch nichts zu lachen.
Edit: Und der Rest ist nicht mehr als „Früher war alles besser! Verbietet die Zukunft!“-Schmonz.
"durchweg" war halt schon doof. Mea culpa.
Da hast du dich am bildungstechnisch womöglich wenigsten relevanten Punkt festgebissen. Ich persönlich finde Genderforschung albern. Dogmatisch Gelder zu streichen hingegen dämlich. Richtig dumm ist auch die Position der AFD zum Islamunterricht. So saudumm, dass es keine Worte wert ist.
Ansonsten: Ja, früher war in der Schule vieles besser. Die 3-Gliedrigkeit gehört dazu. Es ist hanebüchen zu glauben, Heterogenität im Klassenzimmer brächte den Schülern Lernvorteile. Das Niveau wird schlicht nach unten gezogen. Was ja aber im Prinzip folgenlos bleibt, denn nen Abschluss bekommt heute sowieso ein jeder. NRW mit 60% Abiquote? Lächerlich. Sollte die Selektionsfunktion der Schule weiter auf Eis liegen bleiben, bekommen wir irgendwann halt englische oder amerikanische Verhältnisse. Dann ist nicht mehr der Abschluss selber qualifizierend, sondern die abschlussverleihende Schule oder Universität. Sprich: wir bewegen uns in Richtung Privatschule. Dürfte so ziemlich das Gegenteil von Chancengleichheit sein.
Inklusion ist wichtig. Ob
eine Schule dafür die Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Warum? Wäre der Politik daran gelegen, Schüler mit Förderbedarf
ernsthaft zu fördern, müsste man eine ganze Armee (!) von Förderlehrern einstellen. An meiner Schule sitzt von 5. bis 9. Klasse mindestens 1 Kind in jeder Klasse, welches einen offiziellen Anspruch auf Förderung hat. Anzahl Förderlehrer insgesamt: 3 (!!). Dass das nicht funktioniert braucht nicht erklärt. Wenn ich diese 3 Lehrer effizient nutzen möchte, setz ich alle Kinder mit Förderbedarf halt in eine Klasse. Enweder man rüstet massivst (!!!!!!!!!!!!) auf, oder man lässt es bleiben mit Inklusion. In der jetzigen Form ist es für alle ein Verlustgeschäft. Außer halt für die Landeskassen. Als Kostensparmodell funktioniert Inklusion nämlich prima.
Was Migranten angeht: in RLP und einigen anderen Bundesländern gibt's ein paar mal die Woche Deutsch als Zweitsprache. In der Regel gehen die Kinder also in den regulären Unterricht. In dem sie natürlich Nichts verstehen können. Ich halte den Vorschlag der AFD albern, diese Kinder in ihrer Muttersprache zu beschulen. Bevor die aber kein Deutsch können, braucht man ihnen aber erst recht nicht auf Deutsch Chemie beibringen. 20 Stunden die Woche Deutsch pauken, Mathe, Sport, BK und den Kindern wäre geholfen.
PISA-Studie und OECD hatten in den letzten Jahren einen unglaublichen Einfluss auf das deutsche Bildungswesen. Man hat die bequemste Lösung gefunden: statt die Qualität der Bildung zu verbessern, indem man mehr Geld in die Hand nimmt und Klassen verkleinert, wie es beispielsweise der langjährige Spitzenreiter Finnland vorgemacht hat, hat man sich entschieden, den Unterricht einfach an die PISA-Aufgabenformate anzupassen.
Teaching for the test als Grundlage für den Lehrplan. Beispiel Mathematik: Fachlich geht nix mehr, stattdessen ufern die Textaufgaben ins Tolstoi-Format aus. Weil Kompetenz. Lesen ist wichtiger als Rechnen oder gar Verstehen. Spästens an der Uni wird's dann halt blöd. Beispiel Sprachunterricht: Leseverstehen ist wichtig, Kommunikation ist wichtig. Unwichtig: lästige Grammatik und Rechtschreibung. Das Ersteres ohne Letzteres überhaupt nicht möglich ist, spielt dann keine Rolle mehr; der Schüler ist dennoch irgendwie kompetent. Doof nur, dass dann auch nach 13 (geschweige denn 10) Jahren Schule keine geraden Sätze zu erwarten sind.