Andrea Petković - Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Ich interessiere mich an sich null für Tennis, habe Andrea Petković aber als Kolumnistin für die Zeit, die SZ u.a. sehr schätzen gelernt. Die Frau kann schreiben, ist hochintelligent, belesen, witzig, warmherzig, kann sich und andere sehr genau beobachten und beherrscht die Kunst, tiefschürfende Gedanken in geradlinige Sprache zu fassen. Und ist trotz ihrer Erfolge angenehm auf dem Boden geblieben.
Es überrascht also nicht, dass mir ihr erstes Buch sehr gut gefallen hat. Es ist kein Roman, wie hier und da zu lesen ist, sondern eine Art Kurzbiografie in Form von Erzählungen. Ihr übergreifendes Thema ist, wie der Leistungssport (in dem Fall eben Tennis) ein Abbild des Lebens an sich ist und wie die Kämpfe, die man auf dem Platz ausficht, eben auch die des Lebens insgesamt sind. Dabei begleitet man aber auch ein Kind mit Migrationshintergrund mit dem Druck, nicht aufzufallen; eine junge Frau im Blick der (männlichen) Öffenlichkeit mit dem Druck, einem bestimmten Bild entsprechen zu müssen, eine Athletin mit dem Druck, gewinnen zu müssen. Was den letzten Punkt angeht: Ich liebe Sport und gucke auch gern anderen dabei zu, aber man merkt hier schon, dass die Grenze zur Selbstmisshandlung schmal ist. Allein schon, die Geschichten von der Ochsentour am Anfang ihrer Karriere, als sie allein durch Europa reisen muss, um zu Turnieren zu fahren und die Preisgelder der Finanzierung der Weiterreise dienen. Der Drive, es schaffen zu wollen - oder zu müssen, wie bei den jungen Spielerinnen aus ärmeren Ländern, die sie dabei trifft. Die Einsamkeit, die dieses Leben auch mit sich bringt.
Große Empfehlung, auch für Leute, die keine Sportfans sind.
Wie sie so ist, sieht man z.B. hier. Total angenehme Person, der man gerne zuhört.
https://www.zdf.de/comedy/studio-schmit ... c-100.html
Ich muss jetzt was von David Foster Wallace lesen.