Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (akt. Songspecial: The snake)

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tigerarmy
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Re: Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (akt. Zorba and The Greeks)

Beitrag von tigerarmy »


heute gibt es ein kleines Häppchen aus der Kategorie "obskur und trotzdem geil".

Zu ZORBA & THE GREEKS habe ich leider nicht allzu viel Informationen, außer dass sie 1966 zwei fantastische 7-Inches innerhalb kurzer Zeit veröffentlicht haben (laut Discogs erschienen beide Singles im November '66). Die Band stammt aus Oregon und ist ein typischer 60ies Vertreter einer Garage-Punk-Band. Wie so manche Band der Ära traten auch Zorba & The Greeks in Kostümierung auf. Getreu dem Bandnamen hüllten sich die Bandmitglieder mitunter in antike Tunikas und Schnürsandalen.

Bandfotos

Die erste Veröffentlichung auf Golden State Records (Cat.-Nr.: GSR-597-A) koppelt die beiden British Invasion beeinflussten Garage-Klopper "One and only girl" und auf der Flip-Seite "You've had your chance".
"One and only girl" besticht durch das tolle Orgel-Motiv und den gedoppelten Gesang. Leicht irritierend ist der seltsame Rhythmuswechsel beim gesprochenen quasi-Refrain. Trotzdem ein fantastischer 60ies Track.
Auch auf der B-Seite "You've had your chance" ist die Orgel zu hören. Insgesamt ist der Song aber deutlich straighter. Anstatt der rhythmischen Spielereien gibt es bei diesem Track zur Hälfte ein abgefahrenes Orgel-Solo. Weirdos at work! Was gibt es besseres?


Zorba & The Greeks - One and only girl (Golden State Records GSR-597-A-1, 1966)
Zorba & The Greeks - You've had your chance (Golden State Records GSR-597-A-2, 1966)
Vermutlich während der selben Session entstanden auch die beiden Songs der nächsten und bereits finalen Single.
"Shockwave" ist ein geniales Surf-Instrumental, mit viel Reverb, Hall und Orgelbegleitung, wie es zu dieser Zeit eigentlich schon wieder out war (die große Zeit der Surf-Instrumental-Bands war von 1962-64). Während die B-Seite mit "Memories of you" eine Ballade mit moody Keyboards im Animal-Stil bereit hält, der den einzig leicht schwächeren Song darstellt.

Zorba & The Greeks - Shockwave (Golden State Records GSR-597-B-1, 1966)
[Youtube]LMdIouNA8Pk&t[/Youtube]


Zorba & The Greeks - Memories of you (Golden State Records GSR-597-B-2, 1966)
[Youtube]SUkbx8SZDlY&t[/Youtube]

Die Songs sind nur noch über diverse Compilation verfügbar. Die Original-Singles sind nur schwer zu finden und wenn sie mal auftauchen sollten, entsprechend teuer. Während "Shockwave" im Mittel noch für ca. 150€ den Besitzer wechselt, ist die "One and only girl/You've had you chance" Single noch mal etwas seltener und dürfte aus diesem Grund auch eher für 250€ an aufwärts weggehen.
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Apparition
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Re: Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (akt. Zorba and The Greeks)

Beitrag von Apparition »

Ich grabe das mal aus um auf die tolle Doku "Rock Chicks" hinzuweisen. Hab ich diese Woche in einem kleinen Undegrground-Kino in München gesehen und war gleich hin und weg. Zusammengefasst geht es um die großen Frauen des frühen Rock'n'Roll, wie Wanda Jackson, Sister Rosetta Tharpe, Cordell Jackson und Linda Gail Lewis (Schwester von Jerry Lee). Suzy Quatro hat auch einen größeren Auftritt, etwas unharmonisch von der Zeit her, aber da sie die erste Frau war, die mit hartem R'nR den Durchbruch geschafft hat, passt das schon.
Sollte man als Fan der Zeit und der Musik gesehen haben.
That is delightful news for someone who cares.
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tigerarmy
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Re: Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (akt. Zorba and The Greeks)

Beitrag von tigerarmy »

heute meine Wahl im Listenwahn zum besten Basslauf (Listenwahn 81!) geändert.
Damit der Song nicht völlig untergeht, hier noch mal präsentiert:

"You don't wanna go on shaking" von den MIGIL 5, einer englischen Beat-Band, die sonst wohl eher etwas weichgespültes mittelmäßig Zeug veröffentlicht hat. Schöne Mid-60 Beat-Vibes mit eben einem so simplen wie wirkungsvollen Basslauf. Und wie man da weiter shaken will...

MIGIL 5 - You don't wanna go on shaking (1964, Pye UK) P.S.: Eventuell gibt es während der Weihnachtspause hier endlich mal wieder etwas neues Altes. Ich will nichts versprechen, aber ich habe es mir fest vorgenommen.
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tigerarmy
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Re: Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (Songspecial: The snake)

Beitrag von tigerarmy »

Es wird mal wieder Zeit für ein kurzes Song-Special.
Den Song, den ich heute ausgesucht habe, ist erst in einer Cover-Version zum absoluten Klassiker (vor allem im Northern Soul Bereich) geworden.
Die Rede ist von dem unsterblichen "The snake".

Seinen Anfang nimmt unsere heutige Reise 1963 als ein gewisser Oscar Brown Jr. sein Album "Oscar Brown Jr. tells it like it is!" für Columbia USA aufnimmt.
Darauf enthalten ist sein selbstgeschriebener Song "The snake", der eine Geschichte über eine hinterhältige Schlange und eine leichtgläubige Frau im lässigen Lounge-Jazz-Style erzählt.

Oscar Brown Jr. (Columbia LP, 1963 US)

Wie die englische Beat Band "The Liverpool Five", die im Zuge der English Invasion in den Jahren 1965-67 großen Erfolg in den USA erzielte, auf den Titel stößt, ist unklar.
Klar ist allerdings: ihre Version ist deutlich tanzbarer, versprüht trotz allem aber auch eine gewisse Lässigkeit.
Somit stellt diese Version die perfekt Verbindung dar, zwischen der Originalversion und dem, was nur zwei Jahre später folgen sollte.

Liverpool Five (RCA Victor 47-8968, 1966 US)

1968 nimmt der Sänger Al Wilson seine Version des Songs auf. Ein tolles Arrangement mit dichten Bläsern und einer fantastischen Rhythm-Section, macht den Song nicht
nur zum Hite in den Charts (Platz #27 in den US Billboard Hot 100) sondern auch zu einem Dauerbrenner auf den Tanzflächen.
Bis heute ist der Song auf keinem Soul/Mod-Allnighter wegzudenken und ist einer DER absoluten Klassiker des (Northern) Soul. Selbst in Deutschland erscheint der Titel 1968 als Lizenzpressung auf Liberty Records.

Al Wilson (Soul City 767, 1968 US)

Der Englänfer Kevin Lear nahm einige Titel im Blue-Eyed-Soul Stil auf. Daher ist seine Version auch relativ dicht an der "Hit-Version" von Al Wilson.
In manchen Kommentaren kann man was von "lame Karaoke version" lesen, dafür ist sie aber doch zu spritzig vorgetragen und die Vocals in Summe doch sehr stark.

Kevin "King" Lear (Page One POF 132, 1969 UK)


Kennengelernt habe ich den Song vor vielen Jahren auf der Live-CD der deutschen Ska-Band THE FRITS.
Auf ihrem "Look on the bright side of Live!" betitelten Album ist eine sehr gelungene Version zu finden, die mit schönen Bläsern flott vorgetragen wird und wie bereits an der Ansage zu erkennen ist, ebenfalls an der Version von Al Wilson orientiert.
Der Song ist auch auf ihrem Studioalbum "not enough for you!" in einer (wie ich finde) leicht schwächeren Version zu finden.

The Frits - Studioversion (Pork Pie CD, 1993 GER)
The Frits - Live Version (Pork Pie CD, 1994 GER)
Neben weiteren unzähligen Versionen dieses Songs existieren auch Songs gleichen Titels, die aber nicht identisch sind mit dem Oscar Brown jr. Song. Darunter befinden sich aber ebenfalls einige sehr schöne Einspielungen:

nettes Instrumental, von einer Single deren Flip-Seite auf einem Teil der Las Vegas Grind Compilation Serie gelandet ist. "Sneakin' away" so der Titel der A-Seite ist auch definitiv der stärkere Song.
Konsequenterweise auf Snake Records veröffentlicht. Die Band scheint ein gewisses Faible für Reptilien zu haben.

Y-Dells - The snake (Snake Records, USA 1958)

fantastisches Instrumental von einem Mitspieler aus Del Shannons Band ("Runaway").

Maximillian - The snake (Bigtop, USA 1961)

Im folgenden ein Song aus der Zeit des sogenannten "Dance-Craze". Nach dem Erfolg des Twists wurden von der Musikindustrie quasi im Minutentakt Singles veröffentlicht, die angeblich den neuesten "Hit-Tanz" featern würden.
In diesem Fall eben der "Snake".

Isley Brothers - The snake (Wand, USA 1962)

Auch Herbert Milburn versucht sich 4 Jahre später noch an einer Platte zum "Snake". Eine gewisse Ähnlichkeit zum Isley Brothers Titel ist nicht von der Hand zu weisen, es handelt sich aber definitiv um einen eigenständigen Song.
Interessanterweise veröffentlicht auf Zebra Records!

Herbert Milburn and The LeSabres - The snake (Zebra, USA 1966)

Proto-Metal/Hardrock Song der englischen Rock/Psych Band Pink Fairies. Später auch gecovert von der NWoBHM Band Tank.

Pink Fairies - The snake (Polydor, UK 1971)

Hier noch das besagte Cover von Tank. Der Song ist auf der B-Seite der Bonus-Single, welche Teilen des Debüt-Albums beilag zu finden. Auf der A-Seite befindet sich eine Live-Version von "Don't walk away".

Tank - The snake (Kamaflage, UK 1982)
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monochrom
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Re: Tigerarmys Reise i. d. Vergangenheit (akt. Songspecial: The snake)

Beitrag von monochrom »

Spannend. Ich glaube dass ich die Versionen von den "Liverpool Five" und "Al Wilson" gleich gut, und auf jeden Fall beide super finde.
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