borsti hat geschrieben: ↑03.03.2021 13:47
So lange Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit und ähnliche Dinge, das sind, was Personen maßgeblich für eine Sache qualifiziert oder eben nicht, so lange es diese Dinge sind, nach der wir eine Person und ihre Eignung maßgeblich beurteilen und nicht etwa ihr Charakter, ihr Handeln, ihre tatsächlichen Erfahrungen und tatsächlichen Lebensumstände, so lange kommen wir als Gesellschaft keinen Schritt voran.
Die beiden hervorgehobenen Dinge stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Wie soll man diesen auflösen können?
Da du die Antwort offensichtlich zu kennen glaubst - immer raus damit
Nimmt man die Auflösung von (unnötiger)* Bevorzugung und Benachteiligung aufgrund von "Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit und ähnliche Dinge" als erstrebenswertes Ideal wird allerdings deutlich, dass Bevorzugung und Benachteiligung aufgrund von "Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit und ähnliche Dinge" ein gesellschaftlich relevantes Thema ist und bleibt und der Rückzug darauf, es einfach für sich abzulehnen es als Thema anzuerkennen, bzw. es gar zum Teil des Problems zu stilisieren dann als Ignoranz gegenüber der Problematik tatsächlich Teil des Problems ist. Denn es ist nunmal da und beeinflusst, gerade bei Minoritäten massiv "Handeln, ihre tatsächlichen Erfahrungen und tatsächlichen Lebensumstände" wodurch eben beides in Einklang und gegenseitiger Beeinflussung gesehen und berücksichtigt gehört, damit es letztendlich eine Annäherung (kein Erreichen, das wäre eine heuchlerische Utopie) an das Ideal gibt. Verständnis und Anerkennung von Diversität unter dem Ziel einer Inklusionistischen Gesellschaft, hieße dann das Ideal in welchem die Benachteiligung aufgrund von "Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, religiöse Zugehörigkeit und ähnliche Dinge" der zunehmenden positiv besetzten Berücksichtigung von "Handeln, (...) tatsächlichen Erfahrungen und tatsächlichen Lebensumstände" weichen würde. D.h. auch, dass Benachteiligung deutlich abgebaut werden müssen, was zB eine Quotierung (wie Frauen in Vorstandsposten) absolut rechtfertigt.
______
*Beispiel: das ein Agnostiker ohne religiöse Ausbildung und Taufe kein katholischer Pfarrer sein kann wäre keine unnötige Ausgrenzung aufgrund der Religionszugehörigkeit.
Edit:Autokorrekturfehler behoben.
Zuletzt geändert von Fraoch am 03.03.2021 22:19, insgesamt 1-mal geändert.
Alphex hat geschrieben: ↑03.03.2021 15:43
Schmidts ehemaliger Parteikollege Lafontaine ist ja auch vor kurzem durch folgendes Statement in Ungnade gefallen:
"Jedes unbegleitete Flüchtlingskind" koste monatlich rund 5.000 Euro – aus seiner Sicht sei das "ungerecht". Das könne er einer Sozialrentnerin nicht guten Gewissens erklären, sagte er laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks bei der Veranstaltung.
Ich werde die Äußerung hier nicht bewerten, verteidigen oder verurteilen. Denn inhaltlich ist die Aussage, das einer Sozialrentnerin nicht erklären zu können meines Erachtens nach entscheidender. Das "Große" von Schmidt und Schnabel wäre wohl "wieso hat die Sozialrentnerin nicht mehr Geld?", was aber am Mikrobeispiel verloren geht. Man kann aber davon ausgehen, dass das konkrete Szenario den Leuten im Kopf bleiben wird. Daher ist das Beispiel supergefährlich für eine Agenda, die die Makroebene prominent ansieht, denn ein Wechsel vom konkreten Mikro aufs abstrakte Makro (vulgo: "Frau Müller, sie SOLLTEN auch mehr Geld haben, also, im Konjunktiv") dürfte nicht wenigen als frech bis ungeboten distanziert erscheinen: Denn sie hat es aber nun mal nicht.
Mal davon abgesehen, dass man der Rentnerin das schon erklären könnte, wenn man ihr mal - durchaus in concreto und nicht auf einer absrakten Ebene ökonomischer Mechanismen usw. - flüstert, dass hier zwei völlig verschiedene, inkommensurable Sachverhalte zu einem Beispiel zusammengzwungen werden, willst du hier tatsächlich insinuieren, dass die einfache Sozialrentnerin zu blöde ist, die größeren Zusammenhänge zu verstehen, so lange man an ihre trüben Affekte appelliert - oder geht es dir doch darum, zu suggerieren, der ekelige Lafontaine hätte da doch einen Punkt, weil die Sozialrentnerin wirklich fast nix hat? Rlly?
Das hat nix mit "zu blöde" zu tun, "weil nur Sozialrentnerin". Wenn du Leuten, die konkret zum Affen gehalten werden, weil sie beim Amt für jeden Scheiß anknechten müssen, mit Erklärungsmustern der Güte "inkomensurabel" kommst, dann wittern die - nicht zu Unrecht - Distanz zum Sachverhalt. Weil Geschwurbel auf Abstraktionsniveau 900 wirkt nach "schön und gut, aber was dabei letztlich rumkommt, sehen wir ja". "Die Würde des Menschen ist unantastbar" steht ja abstrakt auch Schwarz auf Weiß.
Ich meine, ich rede hier ja (nicht böse gemeint) mit der falschesten Instanz überhaupt, was "Theorie ist nicht immer die Antwort" angeht, aber Praxis ist halt auch was. Und wenn dir gesagt wird "ham wer nich", und du dann hörst "aber da ham wer auf einmal doch", dann triggerst das eine emotionale Reaktion. Lafo hat insofern recht, dass der linke Populist solche Bilder vermeiden will, bei dem die Oma (jeder hat eine Oma!) gegen den minderjährigen Flüchtling (hat nicht jeder) ausgespielt wird. Und so einer, also Populist, ist Lafo ja nun mal (bestimmt sozialdemokratische Artefakte). Und darum ging es mir: Dass die Leute sich das Bild mit "die Oma wird weggeschickt, und für den ist auf einmal Geld im Speicher da" merken. Und da dann auch in einer Demokratie mehr als dieser eine Satz nötig ist, um den Souverän (die Mehrheit) dann davon zu überzeugen, dass man da trotzdem Geld locker machen müsste. Und mein Punkt war auch: Und das wissen die Rechten auch.
(Ob die Kohle letztlich bei dem Kind landet, ist völlig irrelevant - solange sie nicht bei der Oma landet, ist das kein BAZINGA DAS BILD IST DAMIT ZERSTÖRT UND ALLE MENSCHEN WERDEN BRÜDER UND WÄHLEN LINKS. Menschen sind nun mal nicht immer in abstrakten Relationen unterwegs, sondern auch mal in "wieso kriege ich nicht, ich bin wütend traurig sauer". Nicht nur, aber auch die Sozialrentner.)
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."
Alphex hat geschrieben: ↑03.03.2021 22:55
Das hat nix mit "zu blöde" zu tun, "weil nur Sozialrentnerin". Wenn du Leuten, die konkret zum Affen gehalten werden, weil sie beim Amt für jeden Scheiß anknechten müssen, mit Erklärungsmustern der Güte "inkomensurabel" kommst, dann wittern die - nicht zu Unrecht - Distanz zum Sachverhalt. Weil Geschwurbel auf Abstraktionsniveau 900 wirkt nach "schön und gut, aber was dabei letztlich rumkommt, sehen wir ja". "Die Würde des Menschen ist unantastbar" steht ja abstrakt auch Schwarz auf Weiß.
Ich meine, ich rede hier ja (nicht böse gemeint) mit der falschesten Instanz überhaupt, was "Theorie ist nicht immer die Antwort" angeht, aber Praxis ist halt auch was. Und wenn dir gesagt wird "ham wer nich", und du dann hörst "aber da ham wer auf einmal doch", dann triggerst das eine emotionale Reaktion. Lafo hat insofern recht, dass der linke Populist solche Bilder vermeiden will, bei dem die Oma (jeder hat eine Oma!) gegen den minderjährigen Flüchtling (hat nicht jeder) ausgespielt wird. Und so einer, also Populist, ist Lafo ja nun mal (bestimmt sozialdemokratische Artefakte). Und darum ging es mir: Dass die Leute sich das Bild mit "die Oma wird weggeschickt, und für den ist auf einmal Geld im Speicher da" merken. Und da dann auch in einer Demokratie mehr als dieser eine Satz nötig ist, um den Souverän (die Mehrheit) dann davon zu überzeugen, dass man da trotzdem Geld locker machen müsste. Und mein Punkt war auch: Und das wissen die Rechten auch.
(Ob die Kohle letztlich bei dem Kind landet, ist völlig irrelevant - solange sie nicht bei der Oma landet, ist das kein BAZINGA DAS BILD IST DAMIT ZERSTÖRT UND ALLE MENSCHEN WERDEN BRÜDER UND WÄHLEN LINKS. Menschen sind nun mal nicht immer in abstrakten Relationen unterwegs, sondern auch mal in "wieso kriege ich nicht, ich bin wütend traurig sauer". Nicht nur, aber auch die Sozialrentner.)
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Der Erfolgsautor Dr. Seuss schuf Charaktere wie den Grinch und Horton, der ein Hu hört – jetzt sollen mehrere seiner Kinderbücher nicht mehr veröffentlicht werden. Abbildungen darin seien rassistisch.
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Alphex hat geschrieben: ↑03.03.2021 22:55
Das hat nix mit "zu blöde" zu tun, "weil nur Sozialrentnerin". Wenn du Leuten, die konkret zum Affen gehalten werden, weil sie beim Amt für jeden Scheiß anknechten müssen, mit Erklärungsmustern der Güte "inkomensurabel" kommst, dann wittern die - nicht zu Unrecht - Distanz zum Sachverhalt. Weil Geschwurbel auf Abstraktionsniveau 900 wirkt nach "schön und gut, aber was dabei letztlich rumkommt, sehen wir ja". "Die Würde des Menschen ist unantastbar" steht ja abstrakt auch Schwarz auf Weiß.
Ich meine, ich rede hier ja (nicht böse gemeint) mit der falschesten Instanz überhaupt, was "Theorie ist nicht immer die Antwort" angeht, aber Praxis ist halt auch was. Und wenn dir gesagt wird "ham wer nich", und du dann hörst "aber da ham wer auf einmal doch", dann triggerst das eine emotionale Reaktion. Lafo hat insofern recht, dass der linke Populist solche Bilder vermeiden will, bei dem die Oma (jeder hat eine Oma!) gegen den minderjährigen Flüchtling (hat nicht jeder) ausgespielt wird. Und so einer, also Populist, ist Lafo ja nun mal (bestimmt sozialdemokratische Artefakte). Und darum ging es mir: Dass die Leute sich das Bild mit "die Oma wird weggeschickt, und für den ist auf einmal Geld im Speicher da" merken. Und da dann auch in einer Demokratie mehr als dieser eine Satz nötig ist, um den Souverän (die Mehrheit) dann davon zu überzeugen, dass man da trotzdem Geld locker machen müsste. Und mein Punkt war auch: Und das wissen die Rechten auch.
(Ob die Kohle letztlich bei dem Kind landet, ist völlig irrelevant - solange sie nicht bei der Oma landet, ist das kein BAZINGA DAS BILD IST DAMIT ZERSTÖRT UND ALLE MENSCHEN WERDEN BRÜDER UND WÄHLEN LINKS. Menschen sind nun mal nicht immer in abstrakten Relationen unterwegs, sondern auch mal in "wieso kriege ich nicht, ich bin wütend traurig sauer". Nicht nur, aber auch die Sozialrentner.)
Selbst wenn die Rechten diese Neidressentiments triggern sollten, sollte es dann nicht Aufgabe eines Linkspopulismus sein, diese Neidgefühle in einer größeren Erzählung aufzulösen, in der sowohl Flüchtlingskinder als auch Sozialrentner einen Platz haben, der ihnen ein menschenwürdiges Leben gewährt? Und genau das macht Lafontaine nicht, er will diese Bilder, in dem Geld für Flüchtlingskinder da ist, nicht aber für Sozialrentner, nicht vermeiden, um den Rechten nicht in die Hände zu spielen, vielmehr spielt er selbst mit diesen Bildern, verstärkt sie, indem er sie ganz bewusst ratifziert. Er hält die betroffenen Menschen für zu blöd, irgendwelche einfachsten ökonomischen Zusammenhänge oder Prinzipien der Verteilungsgerechtigkeit zu begreifen, er glaubt fest daran, dass das Ressentiment stärker ist als die vernünftige Einsicht, er instrumentalisiert die Menschen durch Koketterie mit rechten Erzählungen, um politisches Kleingeld daraus zu schlagen. Da braucht man nix schönreden.
Wo rede ich hier von dem, was Linkspopulismus SOLL? Paraphrase von Weber: Analyse kann nur die Effizienz des Weges beurteilen, nicht jedoch, ob das Ziel per se sinnvoll ist.
Ansonsten für die Twitter-Fraktion mit dem Zeichenlimit und dem Blog ohne Kommentarfunktion: Den Kampf für das Wahre und das Richtige zu führen, indem man Sachen in Beiträge reinliest, die da nicht mal annähernd stehen, ist bestenfalls intellektuell originell. Ansonsten halt altbekannte Dramamaschine - bestimmt die Springer-Presse Schuld, dass es schon wieder nicht auf positive Resonanz stößt.
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."
Weil ich die Überschrift so sexy fand, hier als Quelle das Compact mit Nebensätzen, wo sich der rechte Flügel der FDP und der "linke" der AfD die Klinke in die Hand geben und woraus "liberale" Twitterer zitieren, um Intellektualität zu zeigen (*hüst*). Ein Stück Haltungsjournalismus und berechnende Vollbedienung des Wunschklientels aus dem Niveau-Bermudadreieck, dass das Blatt mit Welt und NZZ aufmacht.
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