Spider-man: Far From Home
Spider-man ist einer der Superhelden, der in den letzten beiden Jahrzehnten quasi Dauergast in unseren Kinosälen war. So durften wir den freundlichen Spinner aus der Nachbarschaft ganze 10 Mal in Realfilmen auf der Kinoleinwand bewundern, dabei wurde er von bislang 3 verschiedenen Schauspielern dargestellt.
Nun möchte man meinen, dass es sich nach all den Jahren und all den verschiedenen Interpretationen langsam ausgesponnen haben dürfte und diese Befürchtung bewahrheitete sich bereits im ersten eigenständigen MCU Spider-man Film „Homecoming“. Zwar war dieser grundsolide und Tom Holland brachte die Figur durchaus sympathisch rüber, doch wirklich neue, spannende Aspekte suchte man vergebens.
Erfreulicherweise macht man in „Far From Home“ nun einiges anders und der Held kämpft dieses Mal nicht nur gegen einen mächtigen Superschurken, nein, er kämpft gegen das momentan grassierende Problem der Fake News.
Der technische Fortschritt bringt viele Möglichkeiten mit sich, doch leider spielt er auch jenen in die Karten, die der Gesellschaft schaden wollen. Nie war es einfacher für Demagogen die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Im Internet kann im Prinzip jeder schreiben, was er will, Bild- und Videobearbeitungsprogramme sind jedem zugänglich und werden in der Bedienung immer Nutzerfreundlicher. Beste Voraussetzungen also für Manipulatoren jedweder Couleur. In diesem Film geht man aber noch einen Schritt weiter hier findet die Manipulation nicht nur auf dem Bildschirm statt, nein, hier wird versucht die Realität selbst zu manipulieren.
Es ist interessant zu sehen wie man sich hier innerhalb des MCU, das bis dato ja eher dafür bekannt war den Solutionismus des Silicon Valley zu verherrlichen, kritisch zu eben jenen Entwicklungen positioniert. Hier siegt nicht die Technik über den übermächtigen Feind, hier siegt das Herzblut eines bodenständigen Helden über die Technik und medial propagierten Blödsinn.
Auch sonst ist der Film durchaus gelungen. Durch die Idee mit der Klassenfahrt durch Europa eröffnet man Spider-Man einen Kulissenwechsel der nach all den Filmen schon nötig war. Tom Holland legt in seiner Darstellung nochmal eine Schippe drauf und die Interpretation der Mary Jane durch Zendaya ist ebenso erfrischend wie überzeugend. Auch John Favreau als Happy weiß einmal mehr zu gefallen und selbst der marveltypische Humor wirkt in diesem Umfeld absolut passend. Zudem bringt die Verquickung von teenagertypischen Problemen einerseits und der Verantwortung einer der größten Helden des Planeten zu sein andererseits frischen Wind ins MCU.
Dort liegt aber auch ein wenig die Krux des Filmes. Denn durch die starke Einbindung in das MCU, durch etwaige Verweise auf die Ereignisse der letzten Avengers Filme, verliert „Far From Home“ einen Teil seiner Eigenständigkeit. Zumal viele Verweise, die Story auch nicht wirklich bereichern. Jemand der mit dem MCU nicht viel am Hut hat und einfach mal wieder einen guten Spider-man Film sehen mag wird hier und da sicherlich Verständnisprobleme bekommen. Als selbständigeres Werk hätte dieser wunderbare Film also sicherlich noch besser funktioniert als er es so schon tut.
8,5/10