Das war einfach mal nur herrlich entrückt. Wunderbarer Abgang. Wes Anderson hätte es und Rudy nicht besser inszenieren können.
Institutionell wird Trump nicht mehr viel reißen, sofern die Behörden, also der Bürokratieapparat blockieren, und die Republikaner ebenso. Dürfte wohl auch eher genauso kommen; das Systemdesign gibt genau das her. In wie fern er und sein Klan seine Kultisten anfeuern, ist wieder eine andere Sache, aber hier liegt ganz klar die Verantwortung bei den Republikanern, auf diesen Teil ihrer Wähler einzuwirken, und natürlich in der der Justiz und des Sicherheitsapparats, dagegen vorzugehen. Könnte mir vorstellen, dass gerade dort einige ziemlich begeistert sein werden (FBI). Und es ist ja nicht so, dass die USA nicht einen sehr ausgeprägten Sicherheitsapparat hätten...
Ich glaube auch irgendwie nicht an einem größeren oder gar koordinierten Aufstand und sowieso nicht mehr an einen Bürgerkrieg als schon vor dem jetzigen Wechsel und zu bzw vor. Zeiten Obamas, da es diese Doomsday Kultisten eigentlich schon wesentlich länger in de USA gibt - und ich nicht glaube, dass die politische Kultur (tm) derartig beschädigt ist, dass sich signifikant viele Menschen jenseits der Trump-Fans dazu berufen fühlen, zur Waffe zu greifen. Ich denke viel mehr, dass so manches Mahnen zu großspurig und auch manches davon Strategie war (wir wissen ja, wie gerade in den USA der Liberalismus eher ein Kryptokonservatismus oder schlimmer ist).
Ich gönnen auch Trump, seinem Klan und seinem Kult den Spott. Ich kann ganz gut damit leben, nicht die moralische high road nehmen zu müssen, weil es gut ausschaut, in einer Welt, die einen Dreck darauf gibt. Aber auch hier sollte es Grenzen geben. Und zwar die, dass - so auch meine momentane Wahrnehmung - man sich jenen in die Richtung der Republikaner-Wähler einfach schenken sollte; egal wie dumm (so lange ungefährlich) sie sich gebähren. Wenn das noch so stattfindet, werde ich keine Träne vergießen, aber dort ist halt der Ansatzpunkt, Spannungen zu lösen. Ich schreibe betont Republikaner-Wähler. Trump-Fans (und für mich immer noch ein schöner Beweis für die Entpolitisierung der Politik des Politischen durch zu starken Personalbezug; eine Poplulturisierung) und seine Vasallen nehme ich aus. Aber auch hier sollte der Spott dann schnell der Bedeutungslosigkeit (und den Anklagebänken) weichen. Je früher, desto besser. Die Ächtung bleibt verdient.
Spannungen lösen. Biden muss Brücken bauen. Und das soll er auch. Aber er muss auch Grenzen ziehen. Inklusion nur jenen, die auf dem Boden der Demokratie als Minimalwertekonsens stehen - und Hilfe jenen, die dorthin zurückkehren wollen. Die dort nicht verortet sind und die nicht zurückkehren wollen, denen sollte nur das geltende Recht zugesprochen werden; die Minimalbasis für das Funktionieren der Gesellschaft. Anderes Thema jetzt, das ich nicht elaborieren will; da schwirren mir zu viele Mythen herum.
Egal: viele lange Wege liegen von #BindenHarris2020 und uns allen.
Ansonsten bin ich jetzt einfach mal happy über das leicht verspätete Geburtstagsgeschenk, das ruhig hätte vier Tage früher kommen können, und latent optimistisch. Hab das echt gebraucht, um ein bisschen Hoffnung zu schöpfen. Und ja, ich weiß, wie böse JB und KH sind und so. Meine liberale Blasen haben nichts unterlassen, um darauf und mehr hinzuweisen. Grundsätzlich sollte man ja als Deutscher eh keine Meinung zu dieser Wahl haben, weil... (ihr kennt die Sprüche).