Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Das gute alte Dark Eye Inn - die Heimat der Stammposter
Benutzeravatar
NegatroN
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 27721
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Schräg dahoam
Kontaktdaten:

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von NegatroN »

Schnabelrock hat geschrieben: 08.11.2020 09:46Das heisst nämlich, dass 1/3 der Leute dumm oder bösartig sind, oft genug beides.
Das halte ich nicht für die einzigen Möglichkeiten, die da dahinter stehen. Was du (in den USA sehr viel stärker als in anderen Ländern) hast, ist ein über die Jahre gewachsenes Misstrauen in Eliten und Institutionen. Wie schon ein paar Seiten weiter vorn gesagt in Kombination mit einer Medienlandschaft, die überwiegend nicht neutral ist und kombiniert mit einem wachsenden Einfluss von Social Media, wo die Algorithmen dich extrem schnell in die Verschwörungsspirale schleudern. Du brauchst weder Bösartigkeit noch schützt dich Intelligenz oder Bildung zuverlässig davor, in einer Lager zu rutschen, in dem Fakten keine Rolle mehr spielen und es nur noch im Gewinnen und Verlieren in einer Welt geht, die alles schwarz-weiß nach einem vermeintlichen gut und böse und einem wir gegen die aufteilt. Wenn du obendrein bösartig und/oder dumm bist, macht es das einfacher und natürlich gibt es diese Leute auch.
Trump hat dieses Lager sehr effektiv bespielt und wird es sehr wahrscheinlich weiter tun.

Aber ja, das Problem liegt hierbei nicht nur auf der Angebots-, sondern schon auf auf der Nachtfrageseite, da bin ich bei dir.
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

Mountain King hat geschrieben: 08.11.2020 08:53 Trump hatte eine Pressekonferenz seiner Anwälte im Four Seasons in Philadelphia angekündigt. Gebucht wurde aber der der Hinterhof des Four Season Landscaping Shop: https://www.complex.com/life/2020/11/do ... s32DEMrO6E

Viel geiler kann die Trump-Ära eigentlich nicht zu Ende gehen.
Das war einfach mal nur herrlich entrückt. Wunderbarer Abgang. Wes Anderson hätte es und Rudy nicht besser inszenieren können.

Institutionell wird Trump nicht mehr viel reißen, sofern die Behörden, also der Bürokratieapparat blockieren, und die Republikaner ebenso. Dürfte wohl auch eher genauso kommen; das Systemdesign gibt genau das her. In wie fern er und sein Klan seine Kultisten anfeuern, ist wieder eine andere Sache, aber hier liegt ganz klar die Verantwortung bei den Republikanern, auf diesen Teil ihrer Wähler einzuwirken, und natürlich in der der Justiz und des Sicherheitsapparats, dagegen vorzugehen. Könnte mir vorstellen, dass gerade dort einige ziemlich begeistert sein werden (FBI). Und es ist ja nicht so, dass die USA nicht einen sehr ausgeprägten Sicherheitsapparat hätten...

Ich glaube auch irgendwie nicht an einem größeren oder gar koordinierten Aufstand und sowieso nicht mehr an einen Bürgerkrieg als schon vor dem jetzigen Wechsel und zu bzw vor. Zeiten Obamas, da es diese Doomsday Kultisten eigentlich schon wesentlich länger in de USA gibt - und ich nicht glaube, dass die politische Kultur (tm) derartig beschädigt ist, dass sich signifikant viele Menschen jenseits der Trump-Fans dazu berufen fühlen, zur Waffe zu greifen. Ich denke viel mehr, dass so manches Mahnen zu großspurig und auch manches davon Strategie war (wir wissen ja, wie gerade in den USA der Liberalismus eher ein Kryptokonservatismus oder schlimmer ist).

Ich gönnen auch Trump, seinem Klan und seinem Kult den Spott. Ich kann ganz gut damit leben, nicht die moralische high road nehmen zu müssen, weil es gut ausschaut, in einer Welt, die einen Dreck darauf gibt. Aber auch hier sollte es Grenzen geben. Und zwar die, dass - so auch meine momentane Wahrnehmung - man sich jenen in die Richtung der Republikaner-Wähler einfach schenken sollte; egal wie dumm (so lange ungefährlich) sie sich gebähren. Wenn das noch so stattfindet, werde ich keine Träne vergießen, aber dort ist halt der Ansatzpunkt, Spannungen zu lösen. Ich schreibe betont Republikaner-Wähler. Trump-Fans (und für mich immer noch ein schöner Beweis für die Entpolitisierung der Politik des Politischen durch zu starken Personalbezug; eine Poplulturisierung) und seine Vasallen nehme ich aus. Aber auch hier sollte der Spott dann schnell der Bedeutungslosigkeit (und den Anklagebänken) weichen. Je früher, desto besser. Die Ächtung bleibt verdient.

Spannungen lösen. Biden muss Brücken bauen. Und das soll er auch. Aber er muss auch Grenzen ziehen. Inklusion nur jenen, die auf dem Boden der Demokratie als Minimalwertekonsens stehen - und Hilfe jenen, die dorthin zurückkehren wollen. Die dort nicht verortet sind und die nicht zurückkehren wollen, denen sollte nur das geltende Recht zugesprochen werden; die Minimalbasis für das Funktionieren der Gesellschaft. Anderes Thema jetzt, das ich nicht elaborieren will; da schwirren mir zu viele Mythen herum.

Egal: viele lange Wege liegen von #BindenHarris2020 und uns allen.

Ansonsten bin ich jetzt einfach mal happy über das leicht verspätete Geburtstagsgeschenk, das ruhig hätte vier Tage früher kommen können, und latent optimistisch. Hab das echt gebraucht, um ein bisschen Hoffnung zu schöpfen. Und ja, ich weiß, wie böse JB und KH sind und so. Meine liberale Blasen haben nichts unterlassen, um darauf und mehr hinzuweisen. Grundsätzlich sollte man ja als Deutscher eh keine Meinung zu dieser Wahl haben, weil... (ihr kennt die Sprüche). :sick:
Benutzeravatar
Glaurung
Beiträge: 17441
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Ibb Rock City

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Glaurung »

Mountain King hat geschrieben: 08.11.2020 08:53 Trump hatte eine Pressekonferenz seiner Anwälte im Four Seasons in Philadelphia angekündigt. Gebucht wurde aber der der Hinterhof des Four Season Landscaping Shop: https://www.complex.com/life/2020/11/do ... s32DEMrO6E

Viel geiler kann die Trump-Ära eigentlich nicht zu Ende gehen.
Mit Sexshop an der Ecke. :traenenlach:
In my dreams i was drowning my sorrows... but my sorrows they learned to swim.
schneezi

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von schneezi »

Glaurung hat geschrieben: 08.11.2020 11:15
Mountain King hat geschrieben: 08.11.2020 08:53 Trump hatte eine Pressekonferenz seiner Anwälte im Four Seasons in Philadelphia angekündigt. Gebucht wurde aber der der Hinterhof des Four Season Landscaping Shop: https://www.complex.com/life/2020/11/do ... s32DEMrO6E

Viel geiler kann die Trump-Ära eigentlich nicht zu Ende gehen.
Mit Sexshop an der Ecke. :traenenlach:
Und Krematorium an der anderen. :D
Perry Rhodan
Beiträge: 30628
Registriert: 10.08.2009 16:55
Wohnort: Bergisches-Land

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Perry Rhodan »

Lobi hat geschrieben: 08.11.2020 11:11
Mountain King hat geschrieben: 08.11.2020 08:53 Trump hatte eine Pressekonferenz seiner Anwälte im Four Seasons in Philadelphia angekündigt. Gebucht wurde aber der der Hinterhof des Four Season Landscaping Shop: https://www.complex.com/life/2020/11/do ... s32DEMrO6E

Viel geiler kann die Trump-Ära eigentlich nicht zu Ende gehen.
Das war einfach mal nur herrlich entrückt. Wunderbarer Abgang. Wes Anderson hätte es und Rudy nicht besser inszenieren können.

Institutionell wird Trump nicht mehr viel reißen, sofern die Behörden, also der Bürokratieapparat blockieren, und die Republikaner ebenso. Dürfte wohl auch eher genauso kommen; das Systemdesign gibt genau das her. In wie fern er und sein Klan seine Kultisten anfeuern, ist wieder eine andere Sache, aber hier liegt ganz klar die Verantwortung bei den Republikanern, auf diesen Teil ihrer Wähler einzuwirken, und natürlich in der der Justiz und des Sicherheitsapparats, dagegen vorzugehen. Könnte mir vorstellen, dass gerade dort einige ziemlich begeistert sein werden (FBI). Und es ist ja nicht so, dass die USA nicht einen sehr ausgeprägten Sicherheitsapparat hätten...

Ich glaube auch irgendwie nicht an einem größeren oder gar koordinierten Aufstand und sowieso nicht mehr an einen Bürgerkrieg als schon vor dem jetzigen Wechsel und zu bzw vor. Zeiten Obamas, da es diese Doomsday Kultisten eigentlich schon wesentlich länger in de USA gibt - und ich nicht glaube, dass die politische Kultur (tm) derartig beschädigt ist, dass sich signifikant viele Menschen jenseits der Trump-Fans dazu berufen fühlen, zur Waffe zu greifen. Ich denke viel mehr, dass so manches Mahnen zu großspurig und auch manches davon Strategie war (wir wissen ja, wie gerade in den USA der Liberalismus eher ein Kryptokonservatismus oder schlimmer ist).

Ich gönnen auch Trump, seinem Klan und seinem Kult den Spott. Ich kann ganz gut damit leben, nicht die moralische high road nehmen zu müssen, weil es gut ausschaut, in einer Welt, die einen Dreck darauf gibt. Aber auch hier sollte es Grenzen geben. Und zwar die, dass - so auch meine momentane Wahrnehmung - man sich jenen in die Richtung der Republikaner-Wähler einfach schenken sollte; egal wie dumm (so lange ungefährlich) sie sich gebähren. Wenn das noch so stattfindet, werde ich keine Träne vergießen, aber dort ist halt der Ansatzpunkt, Spannungen zu lösen. Ich schreibe betont Republikaner-Wähler. Trump-Fans (und für mich immer noch ein schöner Beweis für die Entpolitisierung der Politik des Politischen durch zu starken Personalbezug; eine Poplulturisierung) und seine Vasallen nehme ich aus. Aber auch hier sollte der Spott dann schnell der Bedeutungslosigkeit (und den Anklagebänken) weichen. Je früher, desto besser. Die Ächtung bleibt verdient.

Spannungen lösen. Biden muss Brücken bauen. Und das soll er auch. Aber er muss auch Grenzen ziehen. Inklusion nur jenen, die auf dem Boden der Demokratie als Minimalwertekonsens stehen - und Hilfe jenen, die dorthin zurückkehren wollen. Die dort nicht verortet sind und die nicht zurückkehren wollen, denen sollte nur das geltende Recht zugesprochen werden; die Minimalbasis für das Funktionieren der Gesellschaft. Anderes Thema jetzt, das ich nicht elaborieren will; da schwirren mir zu viele Mythen herum.

Egal: viele lange Wege liegen von #BindenHarris2020 und uns allen.

Ansonsten bin ich jetzt einfach mal happy über das leicht verspätete Geburtstagsgeschenk, das ruhig hätte vier Tage früher kommen können, und latent optimistisch. Hab das echt gebraucht, um ein bisschen Hoffnung zu schöpfen. Und ja, ich weiß, wie böse JB und KH sind und so. Meine liberale Blasen haben nichts unterlassen, um darauf und mehr hinzuweisen. Grundsätzlich sollte man ja als Deutscher eh keine Meinung zu dieser Wahl haben, weil... (ihr kennt die Sprüche). :sick:
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag.
Mein Geburtstag liegt noch länger zurück, trotzdem war das gestern ein schönes Geschenk.
Stand for Ukraine UA
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

NegatroN hat geschrieben: 04.11.2020 19:21 in den USA gibt es keine neutralen Medien mehr.
NegatroN hat geschrieben: 08.11.2020 10:52 in Kombination mit einer Medienlandschaft, die überwiegend nicht neutral ist
Lobi hat geschrieben: 04.11.2020 20:24 Elaboriere das mal. Bitte. Mit Belegen. Ehrliches Interesse über meinen Kenntnisstand hinaus. Danke.
Dazu stellt sich die Frage, ob es wirklich so etwas wie ein neutrales Medium geben kann, wenn dahinter wirtschaftliche Interessen stehen. Sowieso Menschen. Wo genau kann ein Medium neutral oder gar irgendwo in der Nähe von Objektivität agieren? (Wenn, dann überhaupt, bei der reinen Berichterstattung - und selbst hier hat man schon das Problem, dass Menschen Perspektiven einnehmen - und es sich auch die Frage stellt, ob man über einen KKK-Lynchmord überhaupt "neutral" berichten kann, etc.). Ich persönlich halte mediale Neutralität wie Objektivität für Mythen und liberale Folklore bzw. dann aus manchen Mündern heraus die Forderungen danach für Methode und Strategie. Eine Möglichkeit übrigens, die weder noch beschwören muss, ist eine diverse Aufstellung innerhalb eines Mediums (die FAZ bspw. versucht, die NZZ und Welt geben vor, das zu sein) und selbst das ist höchstproblematisch. Andere Story.

Die stark verbreiteten Medien in den USA sind klar an politischen Linie aufgestellt. Das hat mehrere Gründe; ein gerne nicht beachteter davon ist eine klare Reaktion auf Trump (Wehrhaftigkeit, Haltung auch). Wundert das? Unter Obama war es auf der konservativen (von der rechten müssen wir nicht weiter reden) nicht anders. Und das geht noch viel weiter zurück. Aber: wo ist das im Prinzip anders? Nirgends. Die Tagesschau als weitestgehend reine Berichterstattung ist kein treffendes Gegenbeispiel. C-Span schon eher, wo unkommentiert, ungefiltert und pur gezeigt wird. Ob man es hier noch mit einem Medium zu tun hat, ist allerdings streitbar.

Ich denke, Neurtalität ist hier der falsche Begriff. Die Forderung danach zu pauschal und zu kurz gedacht und vereinfachend. Darüber gibt es übrigens auch einen sehr breit angelegten Diskurs hier wie drüben; auch unter bzw. vor allem Medienschaffende. Dort würde es sich lohnen, reinzuhören, denn dort, an der Quelle, offenbaren sich die Probleme und Strategien tatsächlich.
Zuletzt geändert von Lobi am 08.11.2020 11:34, insgesamt 1-mal geändert.
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

Perry Rhodan hat geschrieben: 08.11.2020 11:22 Nachträglich alles Gute zum Geburtstag.
Mein Geburtstag liegt noch länger zurück, trotzdem war das gestern ein schönes Geschenk.
Danke! :prost:
Benutzeravatar
metalbart
Beiträge: 3296
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: zwischen Rheinstrom un dem schwarzen Wald

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von metalbart »

@ Lobi@Negatron: Das Problem ist wohl auch, dass zb. der Lokalzeitung Markt in den letzten Jahrzehnten völlig ausgehöhlt wurde. Das heißt es fehlt ein wichtiges Faktenkorrektiv auf lokaler Ebene. Di Leute kommen kaum noch in Kontakt mit Einordnungen zu Entscheidungsprozessen vor Ort. Und auf überregionaler Ebene springt man dann schnell in die Empörungswelle "Richtiger Republikaner-Richtiger Demokrat" Ganz ganz schwierig.
Auch Kandidaten für die diversen Parlamente fehlt diese Möglichkeit, um bekannt zu werden.

Dazu kommt die liberalisierte Form der Wahlkampfinanzierung. Die Super Pacs dürfen unbegrenz Gelder für Kampagner aufwenden, ohne Rücksprache mit Kandidaten zu halten. Das wird dann schnell zu einem "Gewinne alles-vernichte den Gegner um jeden Preis"
Schließlich haben die Unternehmen, dann den Hebel, "beschließe die Gesetze in meinem Sinne, sonst unterstütze ich dich nicht mehr"

Das sind strukurelle Probleme, die nicht einfach mal so eben aufgelöst werden könen.
Perry Rhodan
Beiträge: 30628
Registriert: 10.08.2009 16:55
Wohnort: Bergisches-Land

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Perry Rhodan »

Lobi hat geschrieben: 08.11.2020 11:33
NegatroN hat geschrieben: 04.11.2020 19:21 in den USA gibt es keine neutralen Medien mehr.
NegatroN hat geschrieben: 08.11.2020 10:52 in Kombination mit einer Medienlandschaft, die überwiegend nicht neutral ist
Lobi hat geschrieben: 04.11.2020 20:24 Elaboriere das mal. Bitte. Mit Belegen. Ehrliches Interesse über meinen Kenntnisstand hinaus. Danke.
Dazu stellt sich die Frage, ob es wirklich so etwas wie ein neutrales Medium geben kann, wenn dahinter wirtschaftliche Interessen stehen. Sowieso Menschen. Wo genau kann ein Medium neutral oder gar irgendwo in der Nähe von Objektivität agieren? (Wenn, dann überhaupt, bei der reinen Berichterstattung - und selbst hier hat man schon das Problem, dass Menschen Perspektiven einnehmen - und es sich auch die Frage stellt, ob man über einen KKK-Lynchmord überhaupt "neutral" berichten kann, etc.). Ich persönlich halte mediale Neutralität wie Objektivität für Mythen und liberale Folklore bzw. dann aus manchen Mündern heraus die Forderungen danach für Methode und Strategie. Eine Möglichkeit übrigens, die weder noch beschwören muss, ist eine diverse Aufstellung innerhalb eines Mediums (die FAZ bspw. versucht, die NZZ und Welt geben vor, das zu sein) und selbst das ist höchstproblematisch. Andere Story.

Die stark verbreiteten Medien in den USA sind klar an politischen Linie aufgestellt. Das hat mehrere Gründe; ein gerne nicht beachteter davon ist eine klare Reaktion auf Trump (Wehrhaftigkeit, Haltung auch). Wundert das? Unter Obama war es auf der konservativen (von der rechten müssen wir nicht weiter reden) nicht anders. Und das geht noch viel weiter zurück. Aber: wo ist das im Prinzip anders? Nirgends. Die Tagesschau als weitestgehend reine Berichterstattung ist kein treffendes Gegenbeispiel. C-Span schon eher, wo unkommentiert, ungefiltert und pur gezeigt wird. Ob man es hier noch mit einem Medium zu tun hat, ist allerdings streitbar.

Ich denke, Neurtalität ist hier der falsche Begriff. Die Forderung danach zu pauschal und zu kurz gedacht und vereinfachend. Darüber gibt es übrigens auch einen sehr breit angelegten Diskurs hier wie drüben; auch unter bzw. vor allem Medienschaffende. Dort würde es sich lohnen, reinzuhören, denn dort, an der Quelle, offenbaren sich die Probleme und Strategien tatsächlich.
Sehr interessante Überlegungen.
Ich gehe hier weitestgehend mit.
Stand for Ukraine UA
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

metalbart hat geschrieben: 08.11.2020 11:44 @ Lobi@Negatron: Das Problem ist wohl auch, dass zb. der Lokalzeitung Markt in den letzten Jahrzehnten völlig ausgehöhlt wurde. Das heißt es fehlt ein wichtiges Faktenkorrektiv auf lokaler Ebene. Di Leute kommen kaum noch in Kontakt mit Einordnungen zu Entscheidungsprozessen vor Ort. Und auf überregionaler Ebene springt man dann schnell in die Empörungswelle "Richtiger Republikaner-Richtiger Demokrat" Ganz ganz schwierig.
Auch Kandidaten für die diversen Parlamente fehlt diese Möglichkeit, um bekannt zu werden.

Dazu kommt die liberalisierte Form der Wahlkampfinanzierung. Die Super Pacs dürfen unbegrenz Gelder für Kampagner aufwenden, ohne Rücksprache mit Kandidaten zu halten. Das wird dann schnell zu einem "Gewinne alles-vernichte den Gegner um jeden Preis"
Schließlich haben die Unternehmen, dann den Hebel, "beschließe die Gesetze in meinem Sinne, sonst unterstütze ich dich nicht mehr"

Das sind strukurelle Probleme, die nicht einfach mal so eben aufgelöst werden könen.
Ich finde, man könnte darüber reden, dass die starke Polarisierung und die bisweilen krasse Vereinfachung der Inhalte der Massenmedien in den USA durchaus nicht unproblematisch ist, dennoch aber auch so noch immer legitimer Teil des Meinungsmarktes. Hier muss man sich auch, wie so oft, fragen, warum dem so ist - und nicht nur skandieren, dass es so ist. Das ist aber im Falle der USA dann vor allem ein extremes Beispiel, denn diese Polarisierung liegt einmal mehr auch in der Natur der Sache. Grundsätzlich sehe (nicht nur) ich darin ein weitaus geringeres Problem, denn Vielfalt herrscht de facto noch immer vor; der Meinungsmarkt wird vielfältig bedient (im Gegensatz zu tatsächlich problematischen Presse in defekten Demokratien wie bspw. Polen, Ungarn und Russland).
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

Keine Ahnung, ob schon geteilt. Fand ich schön.

https://edition.cnn.com/2020/11/07/poli ... index.html
Benutzeravatar
NegatroN
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 27721
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Schräg dahoam
Kontaktdaten:

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von NegatroN »

Lobi hat geschrieben: 08.11.2020 11:33
NegatroN hat geschrieben: 04.11.2020 19:21 in den USA gibt es keine neutralen Medien mehr.
NegatroN hat geschrieben: 08.11.2020 10:52 in Kombination mit einer Medienlandschaft, die überwiegend nicht neutral ist
Lobi hat geschrieben: 04.11.2020 20:24 Elaboriere das mal. Bitte. Mit Belegen. Ehrliches Interesse über meinen Kenntnisstand hinaus. Danke.
Dazu stellt sich die Frage, ob es wirklich so etwas wie ein neutrales Medium geben kann, wenn dahinter wirtschaftliche Interessen stehen. Sowieso Menschen. Wo genau kann ein Medium neutral oder gar irgendwo in der Nähe von Objektivität agieren? (Wenn, dann überhaupt, bei der reinen Berichterstattung - und selbst hier hat man schon das Problem, dass Menschen Perspektiven einnehmen - und es sich auch die Frage stellt, ob man über einen KKK-Lynchmord überhaupt "neutral" berichten kann, etc.). Ich persönlich halte mediale Neutralität wie Objektivität für Mythen und liberale Folklore bzw. dann aus manchen Mündern heraus die Forderungen danach für Methode und Strategie. Eine Möglichkeit übrigens, die weder noch beschwören muss, ist eine diverse Aufstellung innerhalb eines Mediums (die FAZ bspw. versucht, die NZZ und Welt geben vor, das zu sein) und selbst das ist höchstproblematisch. Andere Story.

Die stark verbreiteten Medien in den USA sind klar an politischen Linie aufgestellt. Das hat mehrere Gründe; ein gerne nicht beachteter davon ist eine klare Reaktion auf Trump (Wehrhaftigkeit, Haltung auch). Wundert das? Unter Obama war es auf der konservativen (von der rechten müssen wir nicht weiter reden) nicht anders. Und das geht noch viel weiter zurück. Aber: wo ist das im Prinzip anders? Nirgends. Die Tagesschau als weitestgehend reine Berichterstattung ist kein treffendes Gegenbeispiel. C-Span schon eher, wo unkommentiert, ungefiltert und pur gezeigt wird. Ob man es hier noch mit einem Medium zu tun hat, ist allerdings streitbar.

Ich denke, Neurtalität ist hier der falsche Begriff. Die Forderung danach zu pauschal und zu kurz gedacht und vereinfachend. Darüber gibt es übrigens auch einen sehr breit angelegten Diskurs hier wie drüben; auch unter bzw. vor allem Medienschaffende. Dort würde es sich lohnen, reinzuhören, denn dort, an der Quelle, offenbaren sich die Probleme und Strategien tatsächlich.
Du siehst das alles viel zu absolut. Natürlich kann es ultimativ keine Neutralität geben. Es gibt aber schon einen unterschiedlich hohen Anspruch, diese anzustreben. Bzw. das ganz bewusst nicht zu tun. Dass es in Bezug auf diesen Anspruch auf Neutralität und Wahrheitsfindung einen Unterschied zwischen der Tagesschau und Alex Jones gibt, müssen wir glaube ich nicht diskutieren.

Die Medienlandschaft in den USA war in der Hinsicht schon lange sehr anders aufgestellt als die in Deutschland. Das hat sich aber durch die zunehmenden Polarisierung und eben auch durch den rapide wachsenden Einfluss von Social Media als Informationsquelle nochmal drastisch verändert.

Hier ist es noch weitestgehend der Standard, dass man sich in politischen Gesprächen und Debatten über Parteigrenzen hinweg weitestgehend darauf einigen kann, wie die Realität aussieht. Wir müssen uns abseits von Querdenkern normalerweise keine Gedanken darüber machen, dass es keine gemeinsame Wahrnehmung der Realität mehr gibt.

Das ist in den USA leider inzwischen bei großen Teilen der Bevölkerung eben nicht mehr gegeben und Trump hat mit seinem Fake News Geplärre dazu massiv beigetragen.

Darauf wollte ich hinaus, auch wenn es zugegeben flapsig formuliert war. Sind wir da zusammen oder ist das deiner Meinung nach Quatsch?
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
Lobi
Beiträge: 1206
Registriert: 12.02.2009 12:31
Wohnort: Almanien

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von Lobi »

NegatroN hat geschrieben: 08.11.2020 12:02
Lobi hat geschrieben: 08.11.2020 11:33
NegatroN hat geschrieben: 04.11.2020 19:21 in den USA gibt es keine neutralen Medien mehr.
NegatroN hat geschrieben: 08.11.2020 10:52 in Kombination mit einer Medienlandschaft, die überwiegend nicht neutral ist
Lobi hat geschrieben: 04.11.2020 20:24 Elaboriere das mal. Bitte. Mit Belegen. Ehrliches Interesse über meinen Kenntnisstand hinaus. Danke.
Dazu stellt sich die Frage, ob es wirklich so etwas wie ein neutrales Medium geben kann, wenn dahinter wirtschaftliche Interessen stehen. Sowieso Menschen. Wo genau kann ein Medium neutral oder gar irgendwo in der Nähe von Objektivität agieren? (Wenn, dann überhaupt, bei der reinen Berichterstattung - und selbst hier hat man schon das Problem, dass Menschen Perspektiven einnehmen - und es sich auch die Frage stellt, ob man über einen KKK-Lynchmord überhaupt "neutral" berichten kann, etc.). Ich persönlich halte mediale Neutralität wie Objektivität für Mythen und liberale Folklore bzw. dann aus manchen Mündern heraus die Forderungen danach für Methode und Strategie. Eine Möglichkeit übrigens, die weder noch beschwören muss, ist eine diverse Aufstellung innerhalb eines Mediums (die FAZ bspw. versucht, die NZZ und Welt geben vor, das zu sein) und selbst das ist höchstproblematisch. Andere Story.

Die stark verbreiteten Medien in den USA sind klar an politischen Linie aufgestellt. Das hat mehrere Gründe; ein gerne nicht beachteter davon ist eine klare Reaktion auf Trump (Wehrhaftigkeit, Haltung auch). Wundert das? Unter Obama war es auf der konservativen (von der rechten müssen wir nicht weiter reden) nicht anders. Und das geht noch viel weiter zurück. Aber: wo ist das im Prinzip anders? Nirgends. Die Tagesschau als weitestgehend reine Berichterstattung ist kein treffendes Gegenbeispiel. C-Span schon eher, wo unkommentiert, ungefiltert und pur gezeigt wird. Ob man es hier noch mit einem Medium zu tun hat, ist allerdings streitbar.

Ich denke, Neurtalität ist hier der falsche Begriff. Die Forderung danach zu pauschal und zu kurz gedacht und vereinfachend. Darüber gibt es übrigens auch einen sehr breit angelegten Diskurs hier wie drüben; auch unter bzw. vor allem Medienschaffende. Dort würde es sich lohnen, reinzuhören, denn dort, an der Quelle, offenbaren sich die Probleme und Strategien tatsächlich.
Du siehst das alles viel zu absolut. Natürlich kann es ultimativ keine Neutralität geben. Es gibt aber schon einen unterschiedlich hohen Anspruch, diese anzustreben. Bzw. das ganz bewusst nicht zu tun. Dass es in Bezug auf diesen Anspruch auf Neutralität und Wahrheitsfindung einen Unterschied zwischen der Tagesschau und Alex Jones gibt, müssen wir glaube ich nicht diskutieren.

Die Medienlandschaft in den USA war in der Hinsicht schon lange sehr anders aufgestellt als die in Deutschland. Das hat sich aber durch die zunehmenden Polarisierung und eben auch durch den rapide wachsenden Einfluss von Social Media als Informationsquelle nochmal drastisch verändert.

Hier ist es noch weitestgehend der Standard, dass man sich in politischen Gesprächen und Debatten über Parteigrenzen hinweg weitestgehend darauf einigen kann, wie die Realität aussieht. Wir müssen uns abseits von Querdenkern normalerweise keine Gedanken darüber machen, dass es keine gemeinsame Wahrnehmung der Realität mehr gibt.

Das ist in den USA leider inzwischen bei großen Teilen der Bevölkerung eben nicht mehr gegeben und Trump hat mit seinem Fake News Geplärre dazu massiv beigetragen.

Darauf wollte ich hinaus, auch wenn es zugegeben flapsig formuliert war. Sind wir da zusammen oder ist das deiner Meinung nach Quatsch?
Einigermaßen zusammen. Ja.
Benutzeravatar
ReplicaOfLife
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 7233
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Esslingen
Kontaktdaten:

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von ReplicaOfLife »

Ich hab ja bis MIttwoch echt nicht dran gegalubt, aber nun hat Biden es doch geschafft.
Beste positive Überraschung des Jahres. Bei den Bildern der Feiernden hatte ich schnell ein kleines Freudentränchen im Auge :).

Die Zeit bis zum 20.1. wird trotzdem spannend werden. Ich hoffe ja, dass die meisten der dummbatzigen Klagen von den Gerichten direkt rausgeschmissen werden (wie es, ich meine in Nevada, schon gschehen ist - aufgrund der völligen Abwesenheit jeglicher Beweise *lol*). Dennoch wird dieses konstante Säen von Zweifeln natürlich nicht positiv dazu beitragen, diese Nation wieder zusammen zu bringen.
Genau so wenig, wie mit Biden's Sieg alles wieder gut werden wird. Die Ursachen für Trump sind ja nach wie vor vohanden. Und nach vier Jahren Trump ist es ja auch viel 'leichter' als noch 2015, öffentlich offensichtliche Lügen und Falschinformationen zu verbreiten. Und weite Teile der Republikaner machen da ja eifrig mit. Ich sehe nicht, warum sich das mal eben ändern sollte, erst recht nicht, da sich ja scheinbar auch die QAnon Bewegung in der Partei etabliert...
Und sollten die Republikaner den Senat halten, wovon ich leider ausgehe, wird es ohnehin schwierig für Biden, wirklich etwas zu ändern. Wir erinnern uns ja alle noch daran, wie die Republikaner unter Obama nahezu alles blockiert haben...

Trump wird seine Niederlage vermutlich nie öffentlich eingestehen. CNN meldete zwar, dass sein Schwiegersöhnchen zwecks Concession auf Trump zugegangen sei, aber naja...
Wie es langfristig mit ihm weitergeht, wird sich zeigen müssen. Ich kann mir momentan viele Szenarien vorstellen, von Twitter-Dauerfeuer bis zu nahezu völligem Verschwinden von der Bildfläche. Es wird da auch eine Rolle spielen, wie sehr die Medien auf seine Eskapaden eingehen werden, sobald er nicht mehr im Amt ist.
Und ob er 2024 nochmal antritt...dann ist er 78, würde also Biden's Rekord als bei Amtsantritt ältester Präsident direkt wieder brechen. Und bis dahin kann viel passieren.
Which aircraft crashes more into mountains?
Benutzeravatar
NegatroN
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 27721
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Schräg dahoam
Kontaktdaten:

Re: Die USA werden uns noch viel Freude bereiten

Beitrag von NegatroN »

Ich war ja absolut kein Fan von Biden als Kandidat, aber er ist wahrscheinlich schon besser für die Aufgabe geeignet, die Gräben in der Gesellschaft wieder kleiner zu bekommen, als die meisten anderen. Ich drücke ihm alle verfügbaren Daumen dafür.
And we’re bored of the fireworks
We want to see the fire
We’re long past being careful of what we wish for
Antworten