Shadowrunner92 hat geschrieben: ↑04.05.2020 12:31
Lose Gedankensammlung des Tages:
Humor in Musik ist eine sehr schwierige Kiste, denn Humor nutzt sich schneller ab als Musik und zieht sie nach Erreichen der Witzigkeitssättigung zwangsläufig mit nach unten. Die Ärzte sind bei mir die eine große Ausnahme, aber ansonsten hasse ich Humor, Wortspiele und Gags in Songtiteln, Albumnamen, Artworks, Bandnamen, Pseudonymen, Linernotes etc.pp. wie die Pest. Und: Je härter die Musik, desto weniger will ich da Humor drin haben, auch von den beteiligten Musikern und live. Sei es die dauernd latent durchscheinende Ironie bei Type O Negative oder die lustigen Ansagen von Mikael Åkerfeldt, je metallischer, desto verbittert-todernster muss es sein. Ich will keine "aber privat sind die voll nett"-Sachen wissen. Ich will da Leute sehen, die ihre Kunst so ernst nehmen, dass sie verstehen, dass alles andere das Gesamtbild versaut. Ich will auch nicht mit den Musikern "relaten" können, ich will am besten absolut gar nichts wissen über die Menschen hinter der Musik.
Ist natürlich so streng kaum mal erfüllt, und bei manchen Künstlern stört es mich auch weniger als bei anderen (bei Blind Guardian z.B. weiß ich natürlich, dass die privat superentspannt sind, und Hansis kaputte Ansagen gehen auch klar). Hier gilt dann zusätzlich, dass es einen Unterschied macht, ob der Humor im Werk an sich verankert ist oder nur bei der Präsentation durchscheint; letzteres kann ich eher übersehen. Bei Devin Townsend habe ich aber beispielsweise bis heute Schwierigkeiten, seine Sachen ernstzunehmen, weil er a) als erstes mit diesem ganzen Ziltoid-Blödsinn auf meinem Radar aufgetaucht ist und da seinen bekloppten Humor auch in Musik gegossen hat und b) ich den "lustigen Devin" vor seiner Musik kannte. Aber auch live hat das Abstufungen - als ich Killswitch Engage ca. 2008 mal live gesehen habe und der Gitarrist in diesem albernen Kostüm auf die Bühne kam, war klar, dass ich keinen Ton ihrer Musik für voll nehmen kann.
Irritierenderweise fühle ich mich damit näher an der TDB-Ära-Kühnemund-Schule, als ich es je sein wollte. Ich stimme vielen seiner Gedanken von damals auch immer noch nicht zu, aber dass ich auch Musiker am liebsten mag, die dem Gesamtwerk alles unterordnen, haben wir vielleicht wirklich gemeinsam.