MetalEschi hat geschrieben: ↑04.05.2020 13:06
Mein "Lieblingssatz" ist ja immer "wir nehmen uns selbst nicht ernst." Ja toll, aber ich soll eure Musik ernst nehmen oder wie?
Man kann sich selbst nicht ernst nehmen, die Musik aber sehr wohl. Sehe da das Problem null. Und Kunst ist stellenweise sogar dann besonders gut, wenn man nicht alles 500 mal mit den Anwälten und der PR-Abteilung durchgeht, oder sich selber dauernd einredet wie wichtig und groß der eigene Ausdruck da gerade war und ist, sondern einfach Spaß hat und laufen lässt. Je nach Genre halt, aber ja. Paranoid wurde auch in 20 Minuten geschrieben. Der Nightwish-Chefdenker braucht bei seinen Großtaten mit Sicherheit alleine fürs Zusammenschwurbeln vom Spoken Word-Introtrack länger.
Shadowrunner92 hat geschrieben: ↑04.05.2020 13:03
Lockerheit vs. Posing: Wie du auch schreibst, in Maßen halt. Natürlich dürfen die Leute Spaß auf der Bühne haben, aber schwierig wird es für mich dann, wenn sich Inhalt und Präsentation stark beißen. Immortal sind für mich so ein Beispiel, wo die erstrebte Epik der Musik durch die Präsentation permanent mit dem Arsch wieder eingerissen wird.
Musik, die erstrebt, episch zu sein, interessiert mich zunehmend immer weniger. Klar gibt es eine handvoll Menschen die härtere Musik machen die echt Talent haben und dann auch filigran Details rausarbeiten, aber bei den meisten ist "verkopft" eher ein Anzeichen dafür, dass man da was wollte und Bombast drumgebaut hat und letztlich überfordert war, und irgendwann war dann das Budget alle. Es hat schon Gründe, warum Arrangieren im klassischen Bereich eine jahrelange Ausbildung war. "Lass Gitarre mit Streichern vom Keyboard doppelt während ich da mein Solo spiele" ist halt nicht mal annähernd vergleichbar.
Kurzum: Wer Musik machen will, die wichtig sein soll, will vor allem wichtig sein, so mein Eindruck. Wer einfach was zu sagen hat, sagt das. Das Handwerk kommt danach. Handwerklich schlecht aufgeblasene behelfsinspirierte nicht-Ideen sind halt eher... ja, weiß nicht. Gibt ganze Labels, die von sowas leben. Aber das tut Dieter Bohlen auch.
Shadowrunner92 hat geschrieben: ↑04.05.2020 13:03Echtes Gefühl vs. Verweis: Das stimmt auf der Meta-Ebene natürlich, außerhalb der Thrash-Themen ist aber ja zum Glück noch genug Raum für reales Empfinden außerhalb von Zitaten. Mir ist es am Ende des Tages wichtig, dass eine Band ein Gefühl transportiert und ich erkennen kann, dass ihr das genauso wichtig ist wie mir. Ob es sich dabei um den Fantasy-Eskapismus-Rausch von Blind Guardian handelt, die völlige verdrogte Depression von Nachtmystium oder den politischen Aktivismus von HSB - ich will fühlen, dass die Band das fühlt.
Auch da kenne ich bis auf HSB niemanden aktiv
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."