My Friend Of Misery hat geschrieben:Die Vorstellung, dass man die Originalaufnahmen von Live Aid in in einen Spielfilm von 2018 einbauen könnte, ohne dass es wie Arsch und Rüben wirkt, ist schon Hirnrindenkäse der ranzigsten Sorte.
Bohemian Rhapsody hat ganz andere Probleme, z.b. das er mindestens ne halbe Stunde zu kurz ist. Die erste Stunde hat keinen vernünftigen Erzählfluss, es wird einfach nur von Szene zu Szene gesprungen, und wichtige Dinge werden nur angerissen oder gleich ganz übergangen (John Deacons Einstieg, die Beziehungen der Bandmitglieder zueinander, der Aufstieg der Band zu internationalen Superstars). Die faktischen Verbiegungen sind mal mehr (Mercurys Soloambitionen werden als Grund für das angespannte Bandklima dargestellt, derweil hatte Roger Taylor zu dem Zeitpunkt schon zwei Soloalben veröffentlicht / die Instrumentalisierung seiner HIV-Diagnose als Katalysator, der die Band wieder zusammenbringt), mal weniger (chronologische Unstimmigkeiten wie die Entstehung von WWRY) gravierend. Dass alles rund um Mercurys Sexualität und sonstige Eskapaden nur äußerst handzahm dargestellt werden würde, war ja vorher klar, dennoch ist es ärgerlich, dass durch die Art, wie der Film strukturiert ist, der Eindruck entsteht, dass es mit ihm bergab geht, sobald er und Mary Austin sich trennen und er seine homosexuellen Neigungen verstärkt auslebt.
Die Wahl eines stilistisch farblosen Langweilers wie Bryan Singer als Regisseur (der trotz seiner Entlassung für den Großteil des gefilmten Materials verantwortlich war) passt da von Produzentenseite natürlich voll ins Bild, weil eh nie die Absicht bestand, der Extravaganz von Mercury und Queen tatsächlich gerecht werden zu wollen.
Bohemian Rhapsody ist für Leute gemacht, deren Queen-Horizont bei
We Will Rock You und
We Are the Champions endet. Aber selbst in diesem eng gesteckten Rahmen wäre mit einem besseren Drehbuch und einem Regisseur mit besserem Gespür für Musik ein besserer Film machbar gewesen.
Ist natürlich nicht alles Scheiße, im Gegenteil. Rami Malek als Mercury passt wie der Arsch auf den Eimer, May, Taylor und Deacon sind nicht minder perfekt gecastet und halten den Film in seinen schwächeren Momenten über Wasser. In der zweiten Hälfte findet BR endlich seinen Rhythmus und steuert auf ein sehr gelungenes Finale zu. Der Film setzt natürlich einfach darauf, dass man sich der Sogwirkung der Songs nicht entziehen kann, was zwar stinkfaul ist, aber nichtsdestotrotz blendend funktioniert.
Ach ja, dass der Film die Länge von
Bohemian Rhapsody thematisiert, es selber aber nicht schafft, auch nur einen einzigen Song in Gänze zu präsentieren, wäre an sich ein gelungener Gag, wenn es denn Absicht gewesen wäre. Aber das darf bei dieser Fußgängerproduktion bezweifelt werden.