MetalEschi hat geschrieben:Besagte Aussage nochmal im Zusammenhang. Regt euch ab.
Ich hatte das Posting durchaus gelesen. Und aufgeregt hat sich außer SirFranklin auch keiner. *g*
Sorry@sharkpepe und @all
Ich hatte die andere Interpretationsmöglichkeit nicht auf dem Schirm und mich natürlich gemütlich wieder zum Vollhorst gemacht. Keine Sorge: Kommt garantiert wieder vor.
Ohne Grunge hätte es Temple Of The Dog nicht gegeben, Soundgarden nicht. Ausserdem hatte er Vorläufer (Melvins, Neil Young) und wirkt bis heute imo teilweise gut weiter, vor allem bei Foo Fighters und Creed. So schlimm ist die Bilanz bei weitem nicht. Der kam nicht plötzlich aus der Kiste und ist auch nicht wieder dahin verschwunden. Er ist heute nur eingeordnet und nach wie vor eine Bereicherung. Allein wäre das alles völlig okay, aber es kam eine völlig überdrehte Medienhysterie dazu, bis hin zur Umtaufe des MetalHammer (das allerdings erst Mitte der 90er). Ein paar klassische Flaggschiffbands änderten auch den Kurs. Das war teils Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Vor allem aber hat sich die Pre-Grunge-Szene mit Albernheiten a la Roxxy Coxx etc. ja selbst vorher schon sturmreif geschossen. Ich nehme es keinem übel, dass ihm David Lee Roth oder Poison dann doch mal final auf die Nüsse ging.
Thunder beschreiben 1995 aus Sicht der klassischen Rockbands das Problem ...
was aber für mich keines ist, denn die Grunge-Bands haben ja nur ihren Gefühlen musikalischen Ausdruck verliehen und die Szene vorher war sowieso moribund.
Okay, die Mitläufereffekte waren scheisse, das ist auch schon alles, was ich da zu meckern habe.
Wer ihn nicht wollte, hatte mit Bands wie Thunder, Gotthard, Judas Priest, Motorhead, AC/DC, Manowar und 1000 anderen immer trvee Alternativen. Allenfalls den Frust, dass die auf einmal 10 Meter vor einem auftraten, nicht mehr 30. Ist das wirklich so schlimm?
Das sage ich mal als jemand, der nicht besonders grungeverdächtig sein dürfte
Komisch, dass hier alle über Grunge reden und keiner über den großartigen Streaming-Artikel... aber mal der Reihe nach. Zuerst meine persönliche, unwichtige Haltung dazu: Mit Streaming kann ich mich nicht anfreunden. Ich habe Dinge gerne auch offline verfügbar, bezogen auf Musik also als physischer Tonträger, zumindest aber als DRM-freies MP3. Da wäre ich dann beispielsweise, was die Tonqualität angeht, auch unabhängig von Bandbreiten etc., und somit unterliege ich auch keinem eventuellen Druck, meinem bescheuerten Telekommunikationsanbieter noch mehr Geld in den Rachen werfen zu müssen. Aber das nur am Rande.
Kernpunkt meiner Verwunderung ist mal wieder die Aussage von Robert Flynn. Ob Streams einen Künstler wirklich mehr unterstützen als der Kauf von Tonträgern und MP3-Dateien? Ich neige immer dazu, sowas von der Ebene des persönlichen Musikkonsums zu betrachten. Im Internet (das Heft habe ich im Urlaub in wenigen Tagen ausgelesen und bereits weiterverliehen...) kursiert die Angabe, auf Spotify würden pro Stream 0,6 Cent beim Urheber landen. Rechne ich das mal mit 30% Beteiligung an einem 1€-Song-Download gegen, i.e. 30 Cent pro Donwload, dann müsste dieser Song für die gleichen Einnahmen auf Künstlerseite exakt 50 Mal gestreamt werden. Wenn ich mir einen Song also weniger als 50 Mal anhöre, profitieren die Musiker also mehr davon, wenn ich mir den Download gönne. Oder gleich die CD für 10€ im Laden, von denen 2-3€ bei der Band ankommen. Von direkteren Verkäufen am Merchstand oder auf Bandcamp ganz zu schweigen...
...hierzu noch das lustige Rechenexempel: Nehmen wir an, die Marge wäre bei einem Verkauf auf Bandcamp doppelt so hoch, und die Band/der Künstler würde mit jedem dort verkauften Exemplar 6€ Gewinn machen. Das entspricht dann insgesamt 1000 Streams, und wenn eine solche Truppe bereits ihre gesamte Eigenpressung in 500er Auflage versetzt, wären wir bei 500.000 Klicks, was gleichbedeutend damit wäre, dass eine Kleinstadt die Songs textsicher verinnerlicht hätte. Hrmpf.
Außerdem der folgende Einwand: Welchen Song höre ich mir denn schon 50 Mal an? Das ist heutzutage mit Last.fm vergleichsweise einfach abzuschätzen, aber dann wiederum ernüchternd: Derzeit wurden gerade mal 113 Songs so oft gespielt (natürlich werden es mit der Wiedergabe auf anderen Kanälen noch ein paar mehr sein, aber trotzdem). Überall sonst - also bei den übrigen ca. 54.000 Liedern, haben die jeweiligen Bands an mir mehr "verdient", als es der Fall gewesen wäre, hätte ich von Anbeginn der Zeit an nichts als gestreamt. Und sowas soll den Musikern mehr helfen als Verkäufe? Außerdem: Selbst meine "Alben des Jahres" kommen nicht auf diese Zahlen. Die meistgehörten Neuerscheinungen des vergangenen Jahres, namentlich "Blackbox" von Major Parkinson und "Excerpts From A Future Past" von Hällas, liefen in dieser Zeit als Ganzes vielleicht 15-25 Mal. Selbst da wird es bis zu den magischen 50 noch etwas dauern...
Klar, es liegt natürlich auf der Hand, dass die entscheidende Größe wohl sowas wie die "Streuung" ist: Arglose Hörer, denen man Machine Head & Co. in die Playlist oder das Radio mogelt. Bei einer Laufkundschaft von ein paar Millionen Abonnenten dürfte das selbst zu den genannten Sätzen ein einträgliches Geschäft sein. Aber hier greifen dann wohl wieder die alten Marketing-Mechanismen der Majors greifen und, wie schon im Artikel angedeutet, Pay To Play und ähnliche knallharten Maschen angewandt werden. Es profitieren mal wieder die, die vorher schon groß waren, und Gerechtigkeit sieht immer noch anders aus.
Der letzte und kläglichste Punkt, der im Artikel zur Sprache kam, ist schließlich noch der, Streaming habe ja das Piraterie-Problem marginalisiert. Eine wahrlich rührende Legende... ich würde mal vermuten, dass besagte arglose Hörer immer den Weg zum Musikkonsum wählen, bei dem Kosten, Aufwand und legales Risiko den besten Zusammenhang bilden. Spotify & Co. stellen natürlich eine sehr günstige und gefahrlose Alternative zum mit Viren, Trojanern, Phishing und einstweilige Verfügungen gespickten Stochern auf Filesharing-Börsen und Filehostern dar, kein Wunder also, das sich so etwas auf breiter Front durchsetzt. Komfortabel für die einstigen "Sauger" ist natürlich auch, dass man nunmehr keine Terabyte-Festplatten mehr zum Horten von irgendwann mal "für später" heruntergeladene Diskografien braucht. Streaming hat die Piraterie also mitnichten "besiegt", sondern stellt vielmehr die finale Kapitulation der Industrie vor den Manieren ihrer Kundschaft dar. Natürlich alles auf dem Rücken der Künstler...
...und diese Tendenz zur Verramschung findet natürlich ihre Entsprechung auch in anderen Medien. Heute kauft man sich keine gesammelten Werke von Wilde, Dostojewski, Schnitzler und Kafka mehr für das Regal, sondern lädt sich alles als gemeinfreie PDFs auf den Kindle. Computerspiele ersteht man bevorzugt in Form irgendwelcher Dutzend-Bundles zu Centbeträgen für das einzelne Werk (pikant: Mir ist in Erinnerung, dass in der PC Games im Winter 2001/02 mal in einer Kolumne über die Situation in Russland berichtet wurde; es hieß, die dortigen Vertriebe hätten vor den Schwarzbrennern "kapituliert" und würden nun ihre aktuellste Ware im Kaufhaus für umgerechnet 3-5€ anbieten - das kennen wir doch irgendwo her?!). Auch Filme und Serien machen sich anscheinend gut im Abo...
Somit scheint die Gesamtsituation wohl niemandem zu helfen, außer den nicht mehr zu "illegalen" Handlungen fähigen Konsumenten und der wie üblich den Löwenanteil an Einnahmen schluckenden Content-Industrie und ihrem Kontrollwahn - für die sich dieser Umstand also folglich eben als "Fortschritt" darstellt. Bleibt abschließend nur festzuhalten, dass wir der vor wenigen Jahren noch in Urheberrechtsdiskussionen (zuletzt wohl 2012/13 im Rahmen der "Wir sind die Urheber"-Kampagne) als dystopischem Dammbruchs-Kampfbegriff beschworenen "Kulturflatrate" so nah sind wie noch nie. Ein weiterer Punkt, der am "Streaming hat die Piraterie besiegt"-Mythos zweifeln ließe.
Ah ja, und zuletzt noch folgende Feststellung: Es ist übrigens rührend, dass sich das RH (und auch seine Mitstreiter) zu 80% mit denen beschäftigen, die nur 20% des Umsatzes kassieren. Die rhetorische Frage dazu: Wo sollte sich diese Gewichtung wohl eher ändern?
Eiswalzer hat geschrieben:Oder gleich die CD für 10€ im Laden...
Wo wohnst´n Du? *g*
Eiswalzer hat geschrieben:von denen 2-3€ bei der Band ankommen.
Geh mal eher von 1,50 € aus, wenn überhaupt. Und das auch erst, wenn die Produktions- und Promotionkosten des Labels oder, bei Eigenvertrieb, der Band wieder drin sind. Oft also nie (was aber schon immer so war).
Schnabelrock hat geschrieben:wirkt bis heute imo teilweise gut weiter, vor allem bei ... Creed.
Bis dahin hattest du mich.
Aber echt. Wenn es einen Grund gibt, Grunge zu hassen, dann weil es ohne Seattle Creed, Nickelback, und wie das Gekröse alles heisst, nie gegeben hätte.
Schnabelrock hat geschrieben:wirkt bis heute imo teilweise gut weiter, vor allem bei ... Creed.
Bis dahin hattest du mich.
Aber echt. Wenn es einen Grund gibt, Grunge zu hassen, dann weil es ohne Seattle Creed, Nickelback, und wie das Gekröse alles heisst, nie gegeben hätte.
Eiswalzer hat geschrieben:Oder gleich die CD für 10€ im Laden...
Wo wohnst´n Du? *g*
Na, ich gehe natürlich nicht von brandneuen Platten aus, für die in den ersten Monaten nach Erscheinen 15€-19€ fällig wären, sondern auch von nicht mehr ganz so aktueller Ware. Mit den sonst gängigen Sonderangebots-Preisen von 5-8€ kommt man da im Mittel auf ca. 10€ pro CD, schätze ich. Ich mag halt schöne runde Zahlen.
Ratatata hat geschrieben:
Eiswalzer hat geschrieben:von denen 2-3€ bei der Band ankommen.
Geh mal eher von 1,50 € aus, wenn überhaupt. Und das auch erst, wenn die Produktions- und Promotionkosten des Labels oder, bei Eigenvertrieb, der Band wieder drin sind. Oft also nie (was aber schon immer so war).
Auch hier wieder: Schätzung und die Vorliebe für Rundungen. Davon abgesehen machen aber auch 1,50€ Anteil für die Band immer noch einen gehörigen Vorteil gegenüber Streams aus.
Kurze Frage : Ich lese immer von 0,xy Cent pro Stream. Aber wie ist Stream eigentlich definiert? Wenn ich ein Album mit 10 Liedern komplett höre, ist das dann ein Stream oder 10 Streamer? Ich bin ein Höhlenmesch, was dieses Thema betrifft.
Hullu poro hat geschrieben:Kurze Frage : Ich lese immer von 0,xy Cent pro Stream. Aber wie ist Stream eigentlich definiert? Wenn ich ein Album mit 10 Liedern komplett höre, ist das dann ein Stream oder 10 Streamer? Ich bin ein Höhlenmesch, was dieses Thema betrifft.
Mit "Stream" ist ein einzelner Song gemeint. Ich weiß allerdings nicht, ob der Song für eine solche Zählung auch für mindestens x Sekunden oder y Prozent gehört werden muss, oder ob da bereits das bloße Anklicken reicht. Und ob die Bezüge unabhängig von der Songlänge sind - damit hätten es Napalm Death mit "You Suffer" schließlich bedeutend leichter als etwa Green Carnation mit "Light Of Day, Day Of Darkness".
Schnabelrock hat geschrieben:wirkt bis heute imo teilweise gut weiter, vor allem bei ... Creed.
Bis dahin hattest du mich.
Aber echt. Wenn es einen Grund gibt, Grunge zu hassen, dann weil es ohne Seattle Creed, Nickelback, und wie das Gekröse alles heisst, nie gegeben hätte.
Stellt euch vor was wieder los wäre, wenn ich das geschrieben hätte. Aber ja, der Post Grunge ist eigentlich sogar noch schlimmer als der eigentliche Grunge. Man nutzte die schlimmsten Eigenschaften == der Gesang und machte die Musik darum poppig kommerziell.
Zum Thema Streaming: Hab den Artikel noch garnicht gelesen, aber auch, weil mich das garnicht so interessiert. Wenn ich Musik streame, dann meine eigenen MP3s aus dem Amazon Player oder wenn ich ein Album nicht kaufen will, es aber trotzdem hören will und es über Prime möglich ist. Zum Beispiel ist da einiges von Alice in Chains wo ich durchaus mal reinhören konnte.
Ich muss sagen, ihr freut euch vollkommen zurecht.
Es ist immer wieder eine Freude uns auf der Bühne zu sehen.