Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Hier sammeln sich nur die Perlen an Threads, die niemals im Datennirvana verschwinden dürfen.
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Thunderforce
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Thunderforce »

Tolpan hat geschrieben: Sie sind ja dieses Mal gar nicht nach Russland gefahren, sondern hatten das Studio in Deutschland.

Ah okay, das wusste ich nicht. Dann nehm ich den Punkt zurück.

Was BuLi und so weiter angeht, da kenne ich mich zu wenig aus. Ich dachte, das läuft ohnehin nur noch im Bezahlfernsehen, zumindest live.


Pilcher, Traumschiff, Tatort interessiert mich alles nicht und könnte darum wegen mir weg :D
Aber genau diese Denke ist ja verkehrt. Andere Leute interessiert dafür ne Live-Übertragung von Rock am Ring nicht, oder eine schöne Doku, meinetwegen auch eine von der BBC zugekaufte.

Letztlich müssen die Verhältnismäßigkeiten stimmen. Ich will lieber nicht wissen, was für SUmmen früher eine Show wie Wetten Dass verschlungen hat, damit da Leute wie Michael Jackson (natürlich ein Extmbeispiel, aber da waren ja schon in jeder Folge hochkarätige Leute) ein Lied Playback performen oder Graupen wie Til Schweiger ihren neuen Film vorstellen.
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Tolpan
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Tolpan »

Thunderforce hat geschrieben:Was BuLi und so weiter angeht, da kenne ich mich zu wenig aus. Ich dachte, das läuft ohnehin nur noch im Bezahlfernsehen, zumindest live
Naja, 1. und 2. Liga erhalten pro Jahr mittlerweile mehr als 1 Milliarde an TV-Geldern:

http://www.fernsehgelder.de/

Der Großteil kommt vom Bezahlfernsehen, aber die Öffis zahlen IMHO auch dreistellige Millionen. Aktuelle Zahlen habe ich ad hoc nicht gefunden.
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Rivers
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Rivers »

Thunderforce hat geschrieben:Warum sich ausgerechent beim Rundfunk in schöner Regelmäßigkeit darüber (also die vermeintliche Ungerechtigkeit) so angewichst wird, verstehe ich irgendwie nicht.
Weil, wie Schnabel schrieb, die Methode scheiße war und immer noch komisch ist. Weil das Programm genauso manipulativ und sedierend ist wie viele andere auch und immer noch zu wenig dagegen gemacht wird. Weil es Alternativen gibt, die genauso gut funktionieren. Dummerweise wird das Thema gerade von den Rechten okkupiert, daher wichsen da momentan besonders viele herum.

An den teuren Nahverkehrstickets maulen die Leute ja auch rum. Und Straßen und Baustellen sowieso. *g*
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Rotorhead »

Thunderforce hat geschrieben:Ich will lieber nicht wissen, was für SUmmen früher eine Show wie Wetten Dass verschlungen hat, damit da Leute wie Michael Jackson (natürlich ein Extmbeispiel, aber da waren ja schon in jeder Folge hochkarätige Leute) ein Lied Playback performen oder Graupen wie Til Schweiger ihren neuen Film vorstellen.

Ich denke nicht, dass man den Leuten Geld zahlen musste für die Auftritte. Da haben ja per se nur Leute abgehangen, die ne neue Platte oder Film oder Buch zu promoten hatten. So wie bei Raab halt. Jede halbwegs intelligente Plattenfirma hat auf Biegen und brechen versucht, ihre Leute da irgendwie zu platzieren.
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Tolpan
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Tolpan »

Rivers hat geschrieben:das Programm genauso manipulativ
Beispiele?
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infected
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von infected »

Rivers hat geschrieben:
Thunderforce hat geschrieben:Warum sich ausgerechent beim Rundfunk in schöner Regelmäßigkeit darüber (also die vermeintliche Ungerechtigkeit) so angewichst wird, verstehe ich irgendwie nicht.
(...)Weil das Programm genauso manipulativ und sedierend ist wie viele andere auch und immer noch zu wenig dagegen gemacht wird. Weil es Alternativen gibt, die genauso gut funktionieren.(...)
Das würde mich aber auch interessieren, sowohl, was da manipulativ ist, als auch die gut funktionierenden Alternativen.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von NegatroN »

Thunderforce hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass Radio und TV auf absehbare Zeit verschwinden.
Nicht so lange es noch eine Generation gibt, die jetzt 50+ ist, die damit aufgewachsen ist.
Tagszeitungen verschwinden doch auch nicht. Oder Vinyl. *g*
Nicht verschwinden. Aber die Rolle als zentrales Medium wird verloren gehen und der Markt wird da deutlich schrumpfen. Sowohl das Angebot wie auch die Zahl der Sender.
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waltersobchak
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von waltersobchak »

NegatroN hat geschrieben:
waltersobchak hat geschrieben:Das Parlament entscheidet auch über die Verwendung von Steuern für die Justiz. Trotzdem kommt doch niemand auf die Idee, dass unsere Justiz
nicht unabhängig wäre.
Aber diese Finanzierung hat doch keine inhaltlichen Auswirkungen. Richter sind Beamte (und damit sowohl unkündbar wie auch mit festgesetztem Sold) und ein Verfahren hängt nicht davon ab, wieviel Geld einem Gericht zur Verfügung steht.

Das sind völlig andere Rahmenbedingungen als bei Angestelltenverhältnissen und Inhalten, die alle komplett von Geld abhängig sind.

Wer sagt denn, dass es inhaltliche Auswirkungen bei den Öfis hätte? Es handelt sich nicht um Beamte aber um Angestellte des öffentlichen Dienstes.
"Ein Verfahren hängt nicht davon ab, wieviel Geld einem Gericht zur Verfügung steht". Wer sagt denn, dass eine kritische Berichterstattung davon abhänge, wieviel Geld einem Sender zur Verfügung steht?

"Das sind völlig andere Rahmenbedingungen als bei Angestelltenverhältnissen und Inhalten, die alle komplett von Geld abhängig sind."
Das ist ein ganz schöner Tritt in Richung aller kritischer Journalisten bei den Öfis.
Und vor allem in der Konsequenz auch schwierig:
Wenn diese Rahmenbedingungen und Inhalte alle vom Geld abhängig sind (wie du schreibst), dann muss man sich zwangsläufig die Frage
stellen, was einem lieber ist: Wer steuert die Vergabe diese Geldes? Der Staat oder ein privates Unternehmen?
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von Leviathane »

Thunderforce hat geschrieben:Und, um nochmal mit dem Steuervergleich zu kommen:

Ich nutze auch keine Schulen, auf die andere Leute ihre Kinder schicken, und für die ich Steuern zahle.
Ich nutze Gott sei Dank auch nichtmal ansatzweise das Gesundheitssystem so wie andere Leute, die sich jede WOche ne Spritze setzen müssen, die 2000 Euro kostet oder ähnliches. Trotzdem zahl ich den gleichen Beitrag wie die.
Dafür fahre ich die Straßen mehr kaputt, als jemand, der mit dem Fahrrad oder Straßenbahn zur Arbeit fahren kann.

Warum sich ausgerechent beim Rundfunk in schöner Regelmäßigkeit darüber (also die vermeintliche Ungerechtigkeit) so angewichst wird, verstehe ich irgendwie nicht.
Sehe ich ganz genauso und ich gucke wirklich nur 1x die Woche Lindenstrasse und höre morgens auf WDR2 die Verkehrsnachrichten. Trotzdem finde ich es super und absolut sinnvoll, das es dieses Angebot gibt. Ob es jetzt diese epische Sendervielfalt braucht, steht dann wieder auf einem anderen Blatt.

TV wird vermutlich eh über die Zeitschiene weniger werden, aber Radio werden die Leute immer hören, denn auch wenn das Publikum jünger wird, werden die nicht aufhören Autos zu fahren oder zu arbeiten, wo man ja klassisch doch eher Radio hört.

Und was Fußball und Traumschiff angeht - das ist ja doch mit den Einschaltquoten zu erklären, denke ich. Wenn es das nicht mehr geben würde, wäre die allgemeine Akzeptanz auch noch weniger vorhanden.
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infected
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von infected »

waltersobchak hat geschrieben:
NegatroN hat geschrieben:
waltersobchak hat geschrieben:Das Parlament entscheidet auch über die Verwendung von Steuern für die Justiz. Trotzdem kommt doch niemand auf die Idee, dass unsere Justiz
nicht unabhängig wäre.
Aber diese Finanzierung hat doch keine inhaltlichen Auswirkungen. Richter sind Beamte (und damit sowohl unkündbar wie auch mit festgesetztem Sold) und ein Verfahren hängt nicht davon ab, wieviel Geld einem Gericht zur Verfügung steht.

Das sind völlig andere Rahmenbedingungen als bei Angestelltenverhältnissen und Inhalten, die alle komplett von Geld abhängig sind.
(...) Wer sagt denn, dass eine kritische Berichterstattung davon abhänge, wieviel Geld einem Sender zur Verfügung steht?
(...)
Ganz einfach, du brauchst dafür einen gewissen Apparat drumherum für Recherche. Aufbereitung, usw. und der kostet nun einmal (und das nicht in einem unerheblichen Maß). Je mehr gespart wird, desto mehr Stellen fallen dann auch in dem Bereich, um so weniger eigene Beiträge gibt es, um so mehr Agentur-Beiträge. Es hat schon seinen Grund warum z.B. auch Zeitungen zunehmend gleichförmiger werden.
Das ganze Konstrukt mit der Beitragserhebung ist so staatsfern angelegt, das ist gut so und soll auch so bleiben. Und die weiteren/neuen Kanäle im Internet wurden ja jetzt für den ÖR freigemacht, so dass sie da entsprechend auch etwas aufbereiten können.
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von NegatroN »

waltersobchak hat geschrieben:Wer sagt denn, dass eine kritische Berichterstattung davon abhänge, wieviel Geld einem Sender zur Verfügung steht?
Müssen wir jetzt ernsthaft darüber diskutieren, warum Menschen in Positionen, in denen sie auch gegenüber ihrem Vorgesetzten oder Geldgeber kritisch sein sollen, genau das nur können, wenn sie keine negativen Konsequenzen zu fürchten haben? Oder warum das Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation mehr mit Geldmitteln zu tun hat als die Entscheidung in einem Prozess?

Ich glaube, das ist mir zu mühsam.
waltersobchak hat geschrieben:Wenn diese Rahmenbedingungen und Inhalte alle vom Geld abhängig sind (wie du schreibst), dann muss man sich zwangsläufig die Frage
stellen, was einem lieber ist: Wer steuert die Vergabe diese Geldes? Der Staat oder ein privates Unternehmen?
Der Sinn der Gebührenfinanzierung ist gerade, dass WEDER der Staat NOCH ein privates Unternehmen das steuern kann. Genau deswegen muss man eben diese Frage nicht stellen.
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waltersobchak
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von waltersobchak »

NegatroN hat geschrieben:
waltersobchak hat geschrieben:Wer sagt denn, dass eine kritische Berichterstattung davon abhänge, wieviel Geld einem Sender zur Verfügung steht?
Müssen wir jetzt ernsthaft darüber diskutieren, warum Menschen in Positionen, in denen sie auch gegenüber ihrem Vorgesetzten oder Geldgeber kritisch sein sollen, genau das nur können, wenn sie keine negativen Konsequenzen zu fürchten haben? Oder warum das Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation mehr mit Geldmitteln zu tun hat als die Entscheidung in einem Prozess?

Ich glaube, das ist mir zu mühsam.
waltersobchak hat geschrieben:Wenn diese Rahmenbedingungen und Inhalte alle vom Geld abhängig sind (wie du schreibst), dann muss man sich zwangsläufig die Frage
stellen, was einem lieber ist: Wer steuert die Vergabe diese Geldes? Der Staat oder ein privates Unternehmen?
Der Sinn der Gebührenfinanzierung ist gerade, dass der Staat NOCH ein privates Unternehmen das steuern kann. Genau deswegen muss man eben diese Frage nicht stellen.
Ok weder Staat noch priv. Unternehmen. Aber irgendwer verteilt ja die Gelder. Dieser Gelder sind ja deiner Meinung nach ausschließlich, wie du oben beschreibst, dafür verantwortilich, wie Menschen berichten. Denn wenn nicht hätten sie ja keine negativen Konsequenzen zu fürchten oder es würde beim Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation nicht zum Entzug von Geldmitteln kommen, wie du unsterstellst. Deine These!

Und dieser Geldverteiler ist natürlich völlig frei von jeder Beinflussnahme von Politik, Kapital etc. Eine salomonische Instituition die moralisch weit über allem anderen steht. Erst recht über unserer parlamentarischen Demokratie.

Ja da muss man in der Tat, wie du schreibst, keine Fragen mehr stellen. Alles klar.

Und ja mir wird es auch zu mühsam. Lassens wirs.
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infected
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Re: Allgemeiner Politik/Zeitgeschehen-Thread, Teil 2

Beitrag von infected »

infected hat geschrieben:
borsti hat geschrieben:
infected hat geschrieben:
KingFear hat geschrieben:Das Gehähe bei linksbürgerlichen Blättern wie der Süddeutschen über das Urteil gegen Google gehören zum Dümmsten, was man letzter Zeit so lesen konnte. Just sayin‘.
Weil?
Weil das Urteil im Fall Google als ein heldenhafter Akt des Widerstands gegen Trump verkauft wird, obwohl es das nicht ist. Die Sache wird seit 2015 von der europäischen Kommision untersucht und bereits zuvor ergingen von dort ähnliche Urteile in anderer Sache gegen Google und andere amerikanische Tech-Riesen. Damals wäre keiner in der hiesigen Presse auf die Idee gekommen, das als Akt gegen Obama zu verkaufen.

Es wirkt wirklich verzweifelt so, als versuche man da etwas zu konstruieren, bei dem die EU als Institution des Widerstands gegen den Trumpschen Wahn glänzen kann. Nur hat das mit der Reealität nichts zu tun und jeder, der mal 60 Sekunden zu dem Thema recherchiert, erkennt das.
Natürlich wurde da viel länger ermittelt. Aber gerade in den letzten 12 Monaten wurde seitens der USA zusätzlich ein erheblicher Druck aufgebaut, dass es nicht zu dieser Strafe kommt (wie auch in einem anderen Zusammenhang mit der Besteuerung von US Konzernen in Europa, wie z.B. Apple). Heldenhafter Akt ist zuviel, aber die Verlockung wäre durchaus da für einen Deal a la "Strafe nicht verhängen gegen andere Zugeständnisse seitens Trump/USA".

Edit: Wenn ich mir das hier so durchlese
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4059576
Im Handelsstreit mit den USA gibt es einen wunden Punkt. Er heißt Gafa. Die Abkürzung steht für Google, Apple, Facebook und Amazon. Gafa, das ist die geballte Wirtschaftsmacht Amerikas. Kein Wunder, dass die EU-Kommission die vier Buchstaben nun für ihre Zwecke nutzt. Mit der Rekordstrafe gegen Google provoziert sie Donald Trump. In Brüssel beteuert man zwar, dass die Geldbuße nichts damit zu tun habe, dass Google ein amerikanisches Unternehmen sei. Das ändert aber nichts daran, dass die Strafe in Washington als Kampfansage wahrgenommen wird. Und zwar gegen die Vereinigten Staaten. Trotzdem könnte sich die Geldbuße am Ende als hilfreich erweisen. Für den drohenden Handelskrieg bedeutet die Strafe zweierlei. Erstens: Sie ist in ihrer Höhe zwar gerechtfertigt, aber sie trägt auch dazu bei, dass sich der transatlantische Streit weiter hochschaukelt. Trump dürfte sich jedenfalls bestätigt fühlen: Aus seiner Sicht hasst Europas Wettbewerbskommissarin schlicht und einfach die USA. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass sich Brüssel amerikanische Konzerne vorknöpft. Mit der Strafe gegen Google versucht die Europäische Kommission einmal mehr, die Marktmacht eines US-Unternehmens zu zähmen. Die Kommission treibt zudem eine Digitalsteuer voran, die insbesondere Amerikas Tech-Konzerne träfe.

In Washington nennt man sie "Gafa-Steuer". Nimmt man all dies zusammen, ist es durchaus nachvollziehbar, dass Trump die Brüsseler Entscheidung als Angriff auf Amerika wertet. Das wäre bei seinem Vorgänger kaum anders gewesen. Schon unter Obama warf die US-Regierung der Brüsseler Kommission vor, gezielt amerikanische Firmen zu schwächen. Es ist deshalb unglaubwürdig, wenn die Kommission behauptet, der Fall habe keinen politischen Kontext. Da bringt auch der berechtigte Hinweis nur wenig, dass die EU-Forderung an Google, das Geschäftsmodell zu ändern, auch Verbrauchern und Wettbewerbern in den USA helfen könnte.

Entscheidender ist da schon der zweite Effekt der Google-Strafe. Sie kann den Europäern im Handelsstreit dabei helfen, Trump den Spiegel vorzuhalten. Der US-Präsident bemisst den Wert, den ein Land als Bündnispartner für die USA hat, anhand der Handelsbilanz mit Amerika. Und die ist aus seiner Sicht ein Desaster. Immer wieder verweist er auf das Defizit, das sein Land im Handel mit der EU habe. Für Waren stimmt das. Bezieht man aber auch Dienstleistungen und die Geschäfte der Digitalkonzerne von Google & Co. mit ein, haben die USA gar kein Handelsdefizit gegenüber der EU. Im Gegenteil. Wenn Kommissionschef Juncker also nächste Woche zu Trump reist, muss er ihm klarmachen, dass seine Rechnung einen Teil der wirtschaftlichen Realität ausblendet.

Trump mag das nicht kümmern, leben seine Wähler doch eher im Rust Belt als im Silicon Valley. Nur: Die Geschäfte der Tech-Konzerne sind für die US-Wirtschaft weitaus bedeutender als jene der Stahl- oder Autohersteller. Dieses Kräfteverhältnis muss die EU in den Verhandlungen stärker betonen.

Kommissionschef Juncker sollte bei seinem Washington-Besuch die Zolldrohungen auf europäische Autos mit dem Hinweis kontern, dass Europa die USA dort treffen kann, wo es am meisten wehtut: im Silicon Valley. Das ist eine viel glaubhaftere Drohung als Vergeltungszölle auf Erdnussbutter. Vielleicht ist der Fall Google ja sogar ein Hebel, um Trump von seinen Zollplänen abzubringen.
Was steht denn da bitte schön so falsches? Da ist doch nicht einmal von heldenhaftem Widerstand die Rede, nur davon, dass Trump darauf nicht kann wenn es gegen amerikanische Konzerne geht, auf Obama und das auch er bereits dagegen aktiv wurde wird auch Bezug genommen, nur der Satz mit dem politischen Kontext, der ist Unsinn so wie er da steht, da das ganze auf der Ebene grundsätzlich immer auch einen politischen Kontext hat. Recht haben sie aber damit, dass das ganze auch ein Stellhebel ist, an dem man in einem Handelsstreit die USA auch recht deutlich treffen kann, wenn man will. :ka:
Und genau hier kommt auch schon die Bestätigung dafür:
Artikel aus der Washington Post
Trump lashes out at European Union’s massive Google fine, citing it as evidence that he is right about E.U.’s unfair behavior
“I told you so!” President Trump tweeted. “The European Union just slapped a Five Billion Dollar fine on one of our great companies, Google. They truly have taken advantage of the U.S., but not for long!”

Trump is using the E.U.’s $5.1 billion antitrust fine on Google for practices on its Android mobile platform as evidence for what he has been saying about Europe’s exploitation of the United States on a variety of matters, including trade and nations’ contributions to defense spending.

Trump on Wednesday promised “tremendous retribution,” particularly on European-made cars, if the E.U. doesn’t change its trade policies, and he has raised doubts about the U.S. commitment to NATO.
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waltersobchak hat geschrieben:Ok weder Staat noch priv. Unternehmen. Aber irgendwer verteilt ja die Gelder. Dieser Gelder sind ja deiner Meinung nach ausschließlich, wie du oben beschreibst, dafür verantwortilich, wie Menschen berichten. Denn wenn nicht hätten sie ja keine negativen Konsequenzen zu fürchten oder es würde beim Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation nicht zum Entzug von Geldmitteln kommen, wie du unsterstellst. Deine These!

Und dieser Geldverteiler ist natürlich völlig frei von jeder Beinflussnahme von Politik, Kapital etc. Eine salomonische Instituition die moralisch weit über allem anderen steht. Erst recht über unserer parlamentarischen Demokratie.

Ja da muss man in der Tat, wie du schreibst, keine Fragen mehr stellen. Alles klar.

Und ja mir wird es auch zu mühsam. Lassens wirs.
Zu fast allen Punkten, in denen du erklärst, wie ich es angeblich sehe: nein. Nichts davon habe ich so geschrieben und noch weniger so gemeint.
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waltersobchak
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waltersobchak hat geschrieben:Ok weder Staat noch priv. Unternehmen. Aber irgendwer verteilt ja die Gelder. Dieser Gelder sind ja deiner Meinung nach ausschließlich, wie du oben beschreibst, dafür verantwortilich, wie Menschen berichten. Denn wenn nicht hätten sie ja keine negativen Konsequenzen zu fürchten oder es würde beim Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation nicht zum Entzug von Geldmitteln kommen, wie du unsterstellst. Deine These!

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Ja da muss man in der Tat, wie du schreibst, keine Fragen mehr stellen. Alles klar.

Und ja mir wird es auch zu mühsam. Lassens wirs.
: nein. Nichts davon habe ich so geschrieben und noch weniger so gemeint.
Ich (Dir in den Mund gelegt): negativen Konsequenzen zu fürchten oder es würde beim Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation nicht zum Entzug von Geldmitteln kommen.

Du (Zitat): Müssen wir jetzt ernsthaft darüber diskutieren, warum Menschen in Positionen, in denen sie auch gegenüber ihrem Vorgesetzten oder Geldgeber kritisch sein sollen, genau das nur können, wenn sie keine negativen Konsequenzen zu fürchten haben? Oder warum das Produzieren eines Berichts oder eine Dokumentation mehr mit Geldmitteln zu tun hat als die Entscheidung in einem Prozess?

Ich hab bei meiner letzten Antwort einiges von dir einfach rübergezogen, insofern ist die Aussage, du hättest davon nichts geschrieben, aus meiner Sicht, ein bisschen nicht so richtig ist.

Aber das kann jetzt ewig so weiter gehn. Ich bin ja für mich selber der Ansicht, dass wir uns hier etwas um des Kaisers Bart streiten.
Soweit glaub ich sind wir nämlich gar nicht auseinander.
Ich hab mich hier definitiv zu sehr in eine Diskussion hineinziehen lassen, die mir eigentlich soooooo wichtig gar nicht ist. Meine Schuld.
Irgendwann gehts eben nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um das Contra. Und damit meine ich in erster Linier mich.

Ich denke ich hab hier einfach etwas überzogen. Es wird glaub ich, mal wieder Zeit für mich , mich auf den Fußball und Ghost- Thread
zurückzuziehen. :traenenlach:
Und das werde ich tun, nichts für ungut.
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