PetePetePete hat geschrieben:43. Down - NOLA(1995)
Mitglieder von Eyehategod, Crowbar, Corrosion of Conformity und Pantera tun sich zusammen und nehmen ein Album auf, das klingt wie ein Opferfest zu Ehren des Gitarrenriffs. Klingt schonmal komplett obergeil, ne? Das Album selbst klingt noch viele male geiler.
Vom Opener 'Temptatios Wings' an tut dieses Album nur eins, es drückt den Hörer in den Sessel. Der fetteste Gitarrensound, den ich kenne, perfekt darauf eingestimmtes Drumming und Bassspiel plus Anselmos Gesang voller Pein, Hass, Angst und Tod. Das ganze läuft offiziell unter dem Banner Sludgemetal übersteigt das aber bei weitem, meiner Meinung nach. Man hört Southern- und Stonerrock, Doommetal und auch mal alternativere Elemente, die manchmal gar an Punk und HC grenzen.
Die relativ kurzen Songs, die außer dem Schlusstrack maximal fünfeinhalb Minuten lang sind, zeigen, dass dieses Album trotz der häufigen Schwermütigkeit in der Riffwand zu keinem Zeitpunkt lange Instrumentalpassagen braucht, um seinen Punkt zu vermitteln. Das alles geht relativ straight forward, um ja alles niederzuwalzen, was schön und zart auf dieser Welt ist.
Nach dem Motto geht es nach dem Opener auch in den folgenden 'Lifer' und 'Pillars of Eternity' weiter. Laut und hart und schwer und fies, aber nie langsam oder undynamisch. Ebenso 'Rehab', der zwar keine ganz so dicke Wand aus Riffs vor sich herschiebt, aber natürlich dennoch Heavy as fuck daherkommt, dafür sorgt schon das Drumming, das hier erstmals besonders positiv auffällt. Unheimlich treibend und voller Becken unterstützt Schlagzeuger Jimmy Bower den sehr Southernrock-igen Anstrich dieses Songs.
In 'Hail the Leaf' geht es völlig überraschend nicht um einen religiösen Kult um Herbstlaub, sondern ums Rauchen. Ich weiß, irre, is aber so. Der Track reiht sich perfekt ein in ein Album, das meiner Meinung nach keine Schwachstellen, aber auch keine besonderen Highlights hat. Jedes Riff, jeder Schrei, jedes Becken ist ein Highlight, ein bestimmter Song sticht aber nicht hinaus. 'NOLA' ist ein sehr harmonisches und homogenisches Album, das den Hörer einfach nur auf eine einstündige Reise zu Ehren von Lautstärke, Härte und Macht mitnimmt, die von a bis z Action pur ist.
Nachdem Phil in 'Underneath Everything' auf eine unheimlich angepisste und harte weise über Suizid und Resignation singt, beginnt 'Eyes of the South' etwas blues-ig, bevor es sich dann zur bekannten Gitarrenschlacht hochschraubt. Ein einziger Moshpart, dieser Song.
Ganz im Gegensatz zu 'Jail', welches nicht nur deutlich ruhiger daherkommt, sondern auch Anselmo an der Mandoline anzubieten hat. Diese erzeugt mit den Percussions und Hintergrundsounds vom Keyboard, sowie den Effekten auf Phils Stimme eine gewisse Lagerfeuer/Indianer/Friedenspfeifen-Atmosphäre, die erneut wieder sehr gut zum Südstaaten-Background der Band passt. Ein Trip von einem Song.
Aus dem wird man aber ruckzuck wieder gerissen, denn mit 'Losing all' folgt eine für dieses Album absolute Uptempo-Nummer. Erneut ist das Drumming für mich der Star des Songs, wieder treibend wie Sau. Ich liebe einfach Bowers Style mit den riesigen Becken auf diesem Album. Man hört jeden Backenschlag noch nach, wenn schon zwei weitere gefolgt sind.
Der einzige "Hit", den die Band je hatte, ist 'Stone the Crow', dessen Single es immerhin in die Top 40 der Mainstream Rock Tracks Charts (sic!) geschafft hat. Das liegt bestimmt auch an den bluesigen Strophen, die schon zu den gemäßigsten Stellen der Platte zu zählen sind. Das wird jedoch durch den gewohnt fiesen und lauten Chorus ausgeglichen.
Vor den beiden Schlusstracks lockert das einminütige Instrumental mit Phil an der Akustikgitarre nochmal ein wenig auf, bevor wir wieder in den Abgrund schauen. Und wie wir schauen. 'Swan Song' ist wenig überraschend keine Nummer übers Entenfüttern, sondern setzt sich mit Abschied und Tod auseinander. Das natürlich, wie könnte es anders sein, laut, schreiend und alles andere als unterwürfig, auch wenn Phil Gott um Zeit und Lebenswillen bittet.
Das siebenminütige 'Bury me in Smoke' ist wenig überraschend der Schlusstrack von 'Nola'. Nochmal eine Portion Heavyness packen sie oben drauf und Phil klingt noch mehr wie ein besonders großes und böses Wesen aus Dunkelheit, Sand und Feuer, als er es in der vergangenen knappen Stunde eh schon getan hat.
Bleibt nur noch zu sagen, dass 'NOLA' nicht nur in Sachen Sludge/Doommetal ein Pflichtalbum ist, sondern für alle, die mit lauten, schweren Gitarren und böser Musik etwas anfangen können. Dieses Album ist schwarz, laut und hart, ist das aber nicht, um der Schwärze, Lautstärke und Härte willen, sondern nutzt diese Dinge nur als Mittel, um zum ziel zu kommen und verliert zu keinem Zeitpunkt seinen roten Faden, wie stilistisch ähnliche Alben es gerne mal tun. Eine Ehrerbietung an Black Sabbath, Saint Vitus und vorallem das Gitarrenriff selbst.