SchneiderHelge hat geschrieben:
Ich hoffe das betraf nicht mich. Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass Du oder Ihr als Band diese Meinung vertretet.
War mir nicht sicher, wie Du's gemeint hast. Hat sich ein wenig so gelesen, als ob ich Europa im Untergang begriffen sähe. Daher die schnelle Klarstellung.
SchneiderHelge hat geschrieben:
Aber ein Song wie "enthroned in clouds and fire" ist schon arg pessimistisch, oder nicht?
Das haben Apokalypseszenarien so an sich.
Aber ernsthaft: den Song würde ich nicht unbedingt rein negativ lesen. Klar liegt erstmal die Untergangssymbolik auf der Hand. Aber Teil jeder apokalyptischen Literatur (sei es altnordisch, christlich oder Mühlhiasl ...) ist immer auch ein darauf folgendes Reich des Friedens. Und eine "Festung Europa" (der Begriff ist ja bewusst gewählt), die fällt, ist in meiner Welt auch nicht unbedingt etwas schlechtes. Aber mehr möchte ich aber nicht zum Text sagen, sonst wird's ja langweilig.
Apparition hat geschrieben:
Re: Atlantean Kodex - The White Goddess (04. Oktober 2013)
von Apparition » 15 Okt 2013 17:18
Apropos The Golden Bough @ Goatstorm:
Kann man das eigentlich heute noch ohne weiteres als an Religionsgschichte interessierter lesen oder sind Frasers Thesen so veraltet, dass es nur noch historischen Wert hat? Es ist ja immerhin über 100 Jahre alt.
Die Frage ist wirklich, mit welchem Blickwinkel, welchen Erwartungen und welchem Vorwissen man an das Buch rangeht. Die Kernthesen sind völlig überholt. Frazer war methodisch ein Kind der mythologischen Schule des 19. Jahrhunderts. Er hatte sicher ein universelles Wissen, was europäische Religionsgeschichte betrifft, aber der Umgang mit dem Material war eben der Zeit entsprechend höchst spekulativ, ideologisch geprägt und völlig unsauber, was die Einordnung in die kulturellen Kontexte betrifft. Er springt zwischen den Jahrhunderten und den Kulturen hin und her, setzt etwa oberpfälzische Erntefeuer mit irischen Totenfeuern gleich, nur weil sie zur gleichen Jahreszeit stattfanden, etc.
Was das Buch für die Forschung spannend macht, ist primär die unfassbare Fülle des Materials, das er aus Büchern zusammengetragen hat. Aus rein fachgeschichtlicher Perspektive ist dann sein Umgang mit dem Material interessant. Aber das ist wirklich nur für den wissenschaftlichen Leser relevant. Für den Normalbürger ist die Frage wohl zu akademisch und ohne Vorwissen auch zu schwer zu durchschauen.
Wenn man alle Wissenschaftlichkeit beiseite legt und das ganze Fachwissen, das man hat, ausblockt, ist es aber ein faszinierendes Buch. Gerade auf die Eso-Szene und die ersten beiden Feminismuswellen hat es ja einen enormen Einfluss ausgeübt, weil hier eben seine Deutungen – besser: Spekulationen – für bare Münze genommen wurden. Dass Halloween heute jedes Jahr wieder in den Medien als "keltisches Totenfest" wiedergekäut wird, ist auch noch so ein "Verdienst" Frazers und seiner Kollegen. Klingt halt einfach alles sehr spannend. Wesentlich spannender als die tatsächliche Quellensituation. Aber wenn einen die nicht interessiert, kann das schon eine unterhaltsame Lektüre werden.