The Beatles – Rubber Soul
Veröffentlicht am 03.12.1965
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Tracklist:
1. Drive My Car (Lennon/McCartney)
2. Norwegian Wood (This Bird Has Flown) (Lennon/McCartney)
3. You Won’t See Me (Lennon/McCartney)
4. Nowhere Man (Lennon/McCartney)
5. Think for Yourself (Harrison)
6. The Word (Lennon/McCartney)
7. Michelle (Lennon/McCartney)
8. What Goes On? (Lennon/McCartney/Starkey)
9. Girl (Lennon/McCartney)
10. I’m Looking Through You (Lennon/McCartney)
11. In My Life (Lennon/McCartney)
12. Wait (Lennon/McCartney)
13. If I Needed Someone (Harrison)
14. Run for Your Life (Lennon/McCartney)
Die Beatles eilten weiter von Erfolg zu Erfolg. Aufgrund ihrer Verdienste für ihr britisches Heimatland wurden sie von der Queen zu Rittern geschlagen, bekamen den Order Of The British Empire MBE verliehen. Im Studio reiften die Beatles von talentierten zu ambitionierten Künstlern, die nicht mehr nur um des Erfolges willen Musik erschafften, sondern diese weiter entwickeln und wirklich Neues erschaffen wollten. So waren auf Rubber Soul für damalige Verhältnisse progressive Sounds zu hören. Zum ersten Mal wurde in der populären Musik z.B. eine Sitar verwendet. George Harrison entdeckte dieses Instrument auf einer Reise auf die Bahamas während der Dreharbeiten zum Film Help!, und nun fand es Verwendung im Song Norwegian Wood (This Bird Has Flown). Mehr und mehr bestimmten die Beatles selbst über die verwendete Technik im Studio und entwickelten die Produktionen und Arrangements unter Mithilfe von George Martin, Produzent und fünftem Beatle entscheidend weiter.
Der Albumtitel war ein Wortspiel aus dem Begriff Rubber Sole (Gummisohle) und der sich zur Vorliebe der Beatles entwickelnden Soulmusik. Bei der Gestaltung des Plattencovers nahmen die Beatles nun auch erstmals Einfluss. Die perspektivische Verschiebung des Photos von Robert Freeman gab zu Spekulationen über den steigenden Drogenkonsum Anlass. Tatsächlich bezeichnete John Lennon Rubber Soul später aufgrund des damals hohen Marihuanakonsums als das Pot-Album, jedoch stellte er auch klar, dass niemals im „Rauschzustand“ gearbeitet wurde. Das Albummotiv entsprang vielmehr einem Zufall: Verschiedene Bildaufnahmen wurden den Beatles zu Demonstrationszwecken auf eine leere Plattenhülle projiziert, bei einer Aufnahme verrutschte die Plattenhülle und so verschob sich die Perspektive. Die Band war begeistert und wollte diesen Effekt unbedingt verwenden.
Album-Opener war das von Pauls melodiöser Basslinie dominierte Drive My Car. McCartney spielt den rockigen Song noch heute bei seinen Live-Konzerten. George Harrison überzeugt mit einem feinen Solo während George Martin für den Keyboard-Einsatz im Refrain zuständig war. In Norwegian Wood (This Bird Has Flown) geht es um einen Seitensprung von John Lennon, der ja zu der Zeit der einzige der Beatles war der verheiratet war. Die Ballade lebt von einer wunderschönen Gitarren- und Sitarmelodie und war damit wichtiger Einfluss auf viele andere Bands und Künstler. Für You Won’t See Me hatte Paul den amerikanischen Motown-Sound im Hinterkopf, vor allem das melodiöse Bassspiel von James Jamerson, einem damals legendären Studiomusiker. Nowhere Man war dann das erste Lied der Beatles, in dem es nicht um Liebe ging. Eine Melodie für die Ewigkeit und ein tolles Gitarrenspiel von George machen diesen Song unsterblich. Es folgt Think For Yourself mit dem markanten Fuzz-Bass und war von George Harrison geschrieben und gesungen. The Word war die Wende von der Boymeetsgirl-Liebe der Beatlemania hin zur Peace&harmony-Liebe der Hippiezeit. Lennon bezeichnete den seinerzeit als normalen Lovesong aufgefassten Song als seine erste Komposition mit einer Message. Michelle war ein von französischer Musik und Sprache beeinflusster Song von Paul. Auch hier gilt wieder: Eine unsterbliche Melodie, Paul wurde als Songschreiber quasi ein Spezialist für überragende Balladen.
Weiter geht’s mit What Goes On, ein Song an dem John und Paul auch Ringo Starr mitarbeiten liessen, schließlich sollte er das Lied auch singen. Wie so oft bei Ringo’s Songs war What Goes On sehr an der Country-Musik orientiert. Girl, oberflächlich betrachtet ein Song über eine Traumfrau, hatte laut John einen stark religiösen Bezug. Für Aufsehen sorgte das einzig lustige Element des Songs, wo George und Paul im Hintergrund wiederholt das Wort Tit singen. I’m Looking Through You schrieb Paul in einem Anflug von Bitterkeit aufgrund der Trennung mit seiner damaligen Partnerin. In My Life ist der bis dahin ambitionierteste Song von John Lennon. Das Klaviersolo stammt wieder von George Martin, der diesen Part anschließend in doppelter Geschwindigkeit abspielte um diesen barocken Eindruck zu schaffen. Lennon bezeichnete den Song später als sein erstes wirklich wichtiges Werk, während Paul große Teile des Songs für sich beanspruchte. John gab nur zu, dass Paul etwas bei der Melodie aushalf. Wait, ein Paar trennt sich, kommt wieder zusammen, alles wird gut. Ein typischer Paul-Song, vorgetragen von John und Paul. If I Needed Someone war der zweite Harrison-Song auf Rubber Soul. Ein wie George später sagte von den Byrds beeinflusster Song, eigentlich entstanden bei einer Übung des D-Dur-Griffs auf der Gitarre. Ein Liebeslied, seiner Freundin Pattie gewidmet. Run For Your Life beschließt das Album. Ein Lied von John über Eifersucht und Sünde und damit Vorläufer für spätere Werke wie z.B. Jealus Guy. Lennon selbst war nicht überzeugt von dem Song und bezeichnete ihn oft als eines seiner schlechtesten Lieder.
Für Rubber Soul lagen in England über 500.000 Vorbestellungen vor und so erreichte das Album natürlich schon kurz nach Erscheinen Platz 1 der britischen Charts. Zwölf Wochen konnte der Spitzenplatz in der Heimat gehalten werden. Auch in den USA und Deutschland konnten die Beatles wie in vielen anderen Ländern der Welt Platz 1 der jeweiligen Charts erobern. Aufgrund der immer aufwendigeren Arrangements war es nun immer schwieriger für die Beatles ihre Songs live auf der Bühne zu präsentieren.
Mir persönlich gefällt an diesem Album vor allem die Entwicklung der Beatles in Richtung einer wirklich wegweisenden Band. Das Erschaffen von solch unglaublichen Melodien wie in Michelle, Norwegian Wood, Nowhere Man oder In My Life entwickelte die Beatles von einer Teenie-Band zu wirklich ernstzunehmenden Musikern. Mit Hilfe von George Martin wurde gleichzeitig ein für 1965 unglaublicher Sound erschaffen, von dem andere Bands damals nur träumen konnten. Was sich auf Help! vor allem mit Yesterday angedeutet hat, wurde konsequent fortgesetzt und später noch weiter ausgebaut, die Beatles setzten Maßstäbe und dies war ein erster ganz großer Meilenstein. Ganz klare 10/10 von mir!
Anspieltipps:
Drive My Car
Norwegian Wood (This Bird Has Flown)
Nowhere Man
Michelle
Girl
In My Life