26. Pavement - [url=http://quietus_production.s3.amazonaws.com/images/articles/8592/Pavement_-_Slanted___Enchanted_1335132041_crop_550x550.jpg]Slanted and Enchanted[/url] (1992)
Obwohl es mitten in eine Zeit hereingeboren wurde, in der Kurt Cobain auf jedem Zeitschriftencover prangte und obwohl es in eine Szene hereingeboren wurde, die seit ihrer Entstehung konstant kurz vor dem Exitus steht, hat Pavements Debut Full-Length beachtlichen Erfolg gehabt. Zerrupfte Lo-Fi Schrammelgitarren, ein definitiv nicht gerade talentierter Sänger, hier und da mal eine Melodie, die man unter Umständen nach mehrmaligem Hören im Kopf behalten würde und doch ist da irgendwo was, was einen dieses Album nicht vergessen lässt. Ich habe 'Slanted and Enchanted' logischerweise nicht in den frühen Neunzigern kennengelernt, denn mein Interesse an arrogant-cleverem US-Indierock war im Kindergarten doch eher überschaubar. Ich stand mehr auf Hörspiele und das eine Tape, auf dem mir mein großer Cousin Lieder aufgenommen hat, in denen "böse Worte" vorkommen. "Scheiße" und so... Aber ich schweife ab.
Band und Album (14 Songs, knapp 39 Minuten) habe ich erst vor gut Eineinhalb Jahren kennengelernt und 'S&E' war letztlich dafür verantwortlich, dass ich verrückt wurde nach 90er Indie/Shoegaze/Emo/Postpunk/Noiserock und dem ganzen Kladderadatsch. Warum aber gerade dieses Album, weiß ich immer noch nicht. Ich weiß, ich schreibe immer, dass ich nicht so recht packen kann, warum ich gerade ein bestimmtes Album ganz doll lieb habe; hier ist es mindestens genau so schlimm. Wie gesagt, es ist ein Stück weit hochnäsig, handwerklich nicht weit über dem Durchschnitt und besonders Sänger Stephen Malkmus ist jemand, den man mit Sicherheit nicht als "Goldkehle" gezeichnen würde. Bringen wir's auf den Punkt: Eigentlich ist dieses Album nicht gut. Aber eben nur eigentlich. Und hier liegt der Hase im Pfeffer, denn die Band weiß das auch ganz genau. Das hört man. Es ist ihnen aber vollkommen scheißegal. Auch das hört man. Womit wir auch schon an der besten Eigenschaft des Albums angekommen sind. Ich weiß, es ist nicht wirklich was besonderes. Du weißt es. Die Band sowieso. Und doch spielen sie weiter. Denn irgendwie haben sie doch was zu sagen, irgendwie ist es vielleicht doch nicht nur "cocky", sondern auch ein bisschen naiv und definitiv ist es konsequent.
Sie singen über das, über das jeder singt. Liebe und Jugend und Unschuld und Erfahrung udn Unsichtbarsein und die Welt. Was man eben so besingt. Während Dinosaur Jr., die Lemonheads und vorallem Sonic Youth 1991 ihre Major-Debuts veröffentlichen hören die coolen Kids (also jene, die aus meiner Sicht cool sind) im Westen der USA trotzdem vorallem dieses eine Album, das bereits ein Jahr vor dem eigentlichen kommerziellen Release auf Tape in den Schulhöfen kursiert. Weil an dem Album eben doch was dran ist.
Aber eben nicht nur lyrisch und was Stimmung und Attitüde angeht, sondern ein Faktor des Instrumentalspiels ist ebenfalls bemerkenswert. Zumindest bei den meisten Songs. Der Bass. Auf einem Großteil von 'Slanted and Enchanted' wird die Bassline so verwendet, wie es ursprünglich einmal sein sollte, nämlich als Grundgerüst des Songs, etwas was Gitarre, Vocals und Drums zusammenhält und dem Gesamtbild obendrein auch Tiefe verleiht. Ich höre gerade Track #8 'Loretta's Scars' und während die Gitarre leicht distorted daherschrammelt, die Drums prägnante Rhythmen spielen und irgendwo dazwischen der Gesang herumschwirrt, ist die Bassgitarre die einzige Konstante, was diesem "Patchwork"-Album letztlich sehr, sehr gut zu Gesicht steht und ohne die Platte deutlich weniger funktionieren würde. Mir ist es eher zufällig aufgefallen, gleich beim ersten Durchgang, ich kann mir aber vorstellen, dass man das Album evtl. wochenlang hört, ohne wirklich zu raffen, warum das Zeug instrumental fuktioniert, bis man endlich hört, dass da was ist, was man zwar immer hört, aber nie beachtet hat. Also ganz ähnlich wie das, was ich schon seit ner Stunde hier versuche zu erklären, nur eben auf instrmentaler und handwerklicher Ebene. Denn: Dieses Album hat was. Was genau, weiß man nicht so genau.
Findet es selber heraus, wenn ihr aus meinem Geseier ebensowenig schlau werdet, wie ich selber.
Reinhören:
In the Mouth a Desert
http://youtu.be/inEf09Yh-84
Trigger Cut / Wounded Kite At: 17
http://youtu.be/c7Rl65sH8bA
Loretta's Scars
http://youtu.be/A1wzBI6EKxk
Jackals, False Grails: The Lonesome Era
http://youtu.be/Z-v18dlJbfk