The Gathering reviewed by kentallica und LastInLine (2012)

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LastInLine
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Re: The Gathering reviewed by kentallica und LastInLine (201

Beitrag von LastInLine »

Anneke Van Giersbergen-Everything Is Changing

Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Eine wilde Mischung aus Mit-90ern "The Gathering", Athmospheric Rock der späten "Anathema" und Singer/Songwriter-Pop
Vergleichbar mit: if_then_else/Souveniers von "The Gathering", A Natural Disaster/Weather Systems von "Anathema" und so Sachen halt *g*

Cover: http://www.musik-sammler.de/cover/719500/719121.jpg

Tracklist:

1. Feel Alive 3:38
2. You Want To Be Free 3:23
3. Everything Is Changing 3:18
4. Take Me Home 3:23
5. I Wake Up 3:30
6. Circles 4:01
7. My Boy 4:15
8. Stay 4:09
9. Hope, Pray, Dance, Play 3:20
10. Slow Me Down 2:58
11. Too Late 4:11
12. 1000 Miles Away From You 5:00

Besonderheiten:

Ein Schritt zurück zu "The Gathering", gleichzeitig viele Einflüsse von den Gast-Sessions die sie bei Bands wie Anathema und Novembers Doom hatte, aber auch der Blick nach vorne gerichtet um neues zu erschaffen, ist Everything Is Changing wohl eine Wundertüte an Melodien, Reminiszenzen und viel Neuem.


Zu den Songs selber:

2012 ist das Jahr des Pops hat man manchmal so den Eindruck. Denn auch Gesangsgöttin Anneke Van Giersbergen beglückt uns erneut mit einem neuen Album. Waren die Vorgängeralben "In Your Room" und "Air" teilweise sehr poppig ausgefallen, geht man hier jedoch einen Schritt zurück. Natürlich, das Material könnte auch so im Radio laufen (würden wir uns in der Zeit von Meat Loafs großen Erfolgen befinden sogar defintiv!) - jedoch geht das Album "Everything Is Changing" leicht neue und teilweise auch alt bekannte Wege.

Losgehen tut es mit "Feel Alive" was von einer penetrant guten Melodie dominiert wird, auf denen dann der Rest der Band einsteigt. Man merkt bereits hier, wie viel "lauter" die Gitarren sind im Gegensatz zu "In Your Room", dem Vorgängeralbum. Das folgende "You Want Be Free" ist dann schon nicht mehr ganz so zückersüß, sondern eher nachdenklich und glänzt im Pre-Chrous mit einer Gesangslinie als auch (durch die Technik) Gesangsart, die sehr stark an die if_then_else-Phase von "The Gathering" erinnert.

Der nun folgende Titeltrack ist sehr balladesk gehalten und von einer wunderschönen Klavier-Melodie untermalt. Dabei fällt - wieder einmal - die etwas düstere Grundatmosphäre auf, welche konträr zu den sehr positiven Texten steht. Durch die Variationen gerät der dominierende Melodiebogen nie langweilig, es kommen immer wieder Momente hinzu, wo man mitgerissen wird. Grandios. Eine schöne Verbindung aus "You Want Be Free" und dem Titeltrack kommt in Form von "Take Me Home" der durch seine alternativ angehauchte Instrumentalisierung herrlich schmissig und rockig daher kommt. Und hier offenbart Anneke mal wieder ihr großes Gesangstalent: Sowohl in den ruhigen Passagen mit ihrer beruhigenden Stimme, aber auch in den rockigen Sequenzen, wo sie wirklich sehr kräftig singt, macht sie immer eine gute Figur.

Mit "I Wake Up" zeigt Anneke wieder einmal, dass sie ihre alte Band "The Gathering" wirklich sehr gerne hat. Der Anfang, mit dem alles zertrümmernden Schlagzeug könnte genauso aus der "Souveniers" oder "Home" stammen. Die Ideenvielfalt, die allein in diesem Song steckt, ist schier unmenschlich. Denn anstatt Klavier gibt es nun sehr schöne Keyboard-Teppiche, die sich allerdings nicht erdrückend auf den Song legen, sondern diesen unterstützen und die schöne Gesamtatmosphäre noch verstärken.

Was dann folgt, ist eine einzige, fünfminütige Gänsehaut. "Cirles" ist eine reinrassige Ballade, wie sie beispielsweise auch die Akustikversion von "Broken Glass" von "The Gathering" war. Klavier und Anneke am Gesang - eine Kombination, die besser nicht sein könnte. Durch ihre glockenklare und absolut nicht nervige hohe Stimme und die sehr melancholische Klavieruntermalung entsteht hier eine Gesamtstimmung, die sowas von beklemmend und Tränen in die Augen treibend ist, dass man am liebsten losheulen würde vor Ergriffenheit.

Das Kontrastprogramm gibt es dann mit dem folgenden "My Boy", was auch wieder leicht alternativ angehaucht ist und sehr rockig daher kommt. Auch das folgende "Stay" schlägt in diese Kerbe und bietet zu gleich noch einen herrlich verzerrten Chrous, der wohl durch einen Vocoder oder ähnliches entstanden ist.
Das es auch in diesem Album einen Song geben muss, an dem sich die Geister scheiden, ist ganz klar. Für mich ist das "Hope, Pray, Dance, Play", den selbst ich ein wenig seltsam finde. Er hat zwar eine sehr schöne Gesangsmelodie, allerdings gefällt mir persönlich die Keyboard-Melodie gar nicht, sie erinnert mich irgendwie immer leicht an diesen ganzen Symphonic-Metal-Mist, der aus Europa kommt und den ich ganz schlimm finde. Soll jedoch nicht heißen, dass der Song ein Komplettausfall ist, aber er trübt meines Erachtens schon ein wenig das Gesamtbild.

Aber eigentlich ist das alles nicht so schlimm, den sofort im Anschluss gibt es den besten Song, den Anneke solo jemals aufgenommen hat: "Slow Me Down". Eine Nummer, die in den Versen von der Gitarre her genauso von "The Gathering" stammen hätte können und im Chrous eine derbe Tanzfegernummer ist. Völlig durchgedreht und wild, eine Nummer zum völligen abgehen und durchdrehen. "Too Late" ist zwar nicht ganz so wild, aber hat auch dieses rockige Element auf seiner Seite, was die Platte im Abschluss noch mal richtig durchstarten lässt, bevor mit "1000 Miles Away From Home" noch mal eine Halbballade kommt, die einen sehr einfühlsamen Ton anschlägt und einen völlig anderen Weg geht als beispielsweise "Circles". Das hier ist weniger ergreifend, als vielmehr tröstent, entschuldigend und schön. Die Instrumentalisierung beginnt nur mit Drums, Klavier und Keyboard, bevor nach 2 Minuten die komplette Band einsteigt und das ganze zu einem bombastischen Rockstück werden lässt, der einen eine einzige Gänsehaut herbeizaubert, so hymnisch ist das Ganze.

Fazit: Anneke Van Giersbegen und ihre Band hat hier ein Album kreiert, was wohl mit einem kleinen Abstand das beste Solowerk von ihr darstellt und sich keineswegs qualitativ hinter "The Gathering" verstecken muss.

Für welche Leute ist das Album etwas?: Für jene, die ihre Stimme mögen, sich aber auch auf poppige Elemente einlassen können.

Für wen ist es nichts: Für Menschen, die Frauenstimmen schrecklich finden, Pop für die ausgeburt der Hölle halten und The Gathering nur bis zur Nighttime Birds mögen.

Anspieltipps:

Circles
Slow Me Down
1000 Miles Away From Home
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forbidden_form
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Re: The Gathering reviewed by kentallica und LastInLine (201

Beitrag von forbidden_form »

Klingt gut was du da über Everything is changing schreibst! Ich hatte jedenfalls vor sie mir im Colossaal in Aschaffenburg anzusehen!

Ansonsten bin ich positiv verwundert das es doch noch einige T.G. Freaks auf dieser Welt gibt, es recht im "Traditionell" Forum vom RH :D

Vielleicht sollte das dem Götz mal einer erzählen das es deutlich bessere Bands mit Frauengesang gibt als Farida und SL mit ihren antikosmischen Strahlungen..ähem ich schweife ab hihi...naja

Jedenfalls sind The Gathering für mich seit Nightime Birds eine der geilsten Bands überhaupt! Kreativität, Ideenreichtum und der unbedingte Wille sich ständig zu erneuern! Hab sie lediglich so um Souviniers und Home mal kurzzeitig ungewollt aus den Augen verloren, bin aber seit A Nosie Severe (göttlich) wieder voll am Start!

Glücklicherweise hat The West Pole all meine Bedenken in Luft aufgelöst und ist für meinen Geschmack das stärkste komplette Studioalbum, seit If_then_else! Wer als The Gathering Fan das Album nicht zumindest gut findet, der will es wahrscheinlich grundsätzlich nicht gut finden!

Allerdings sind Nummern wie z.B. "You learn about it" natürlich absolut unglaublich und ziehen dir in schwächeren Momenten schon mal alle Zehennägel!

Jedenfalls freu ich mich aufs nächste Album und bin schon mal gespannt wie Silje klingen wird! Allerdings wird Anneke in Sachen Ausstrahlung auf der Bühne vermutl. auf immmer und ewig mein Favorit bleiben!
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Noir
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Re: The Gathering reviewed by kentallica und LastInLine (2012)

Beitrag von Noir »

Sachtma... Wird das eigentlich noch mal was mit The Gathering? Die offizielle Homepage ist da leider wenig ergiebig, deshalb verlasse ich mich auf ihren Wikipedia-Eintrag. Und davon ausgehend, wird das aktuelle Album dieses Jahr ja sogar schon 5. Gefühlt hauen die doch seit Jahren nur noch Compilation um Compilation raus, ab und zu unterbrochen von Live-Kram. Gerne auch nur in digitaler Form, kann das? Da fragt man sich unweigerlich zwei Dinge:

1. Wieviel Demos können die noch zu Tage fördern?
2. Auch wenn es die Band noch zu geben scheint, aber wie lange wird das noch gehen?

Weiß hier jemand mehr über den Status der Band?
Mit so einer Musik vertreibt man eigentlich die Junkies vom Hauptbahnhof.
Bernd Stromberg
UncleSlam
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Re: The Gathering reviewed by kentallica und LastInLine (2012)

Beitrag von UncleSlam »

Noir hat geschrieben:Sachtma... Wird das eigentlich noch mal was mit The Gathering? Die offizielle Homepage ist da leider wenig ergiebig, deshalb verlasse ich mich auf ihren Wikipedia-Eintrag. Und davon ausgehend, wird das aktuelle Album dieses Jahr ja sogar schon 5. Gefühlt hauen die doch seit Jahren nur noch Compilation um Compilation raus, ab und zu unterbrochen von Live-Kram. Gerne auch nur in digitaler Form, kann das? Da fragt man sich unweigerlich zwei Dinge:

1. Wieviel Demos können die noch zu Tage fördern?
2. Auch wenn es die Band noch zu geben scheint, aber wie lange wird das noch gehen?

Weiß hier jemand mehr über den Status der Band?
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1. Januar um 03:09 ·

Wishing you all a happy and healthy 2018! We are looking forward to playing live again this year and we have also started working on some new music. Hope to see you at the Midsummer-Prog-Festival on the 23rd of June, in Valkenburg, the Netherlands.

Die Bandpause war allerdings angekündigt.
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