Danke erst mal für die ganzen Infos
Habe mir das jetzt mal in Gänze gegeben - Track by Track, weil naja, ein Freitag im Büro... und so kommt hier ja vielleicht auch noch etwas Diskussion zustande
(Bewertungen vermutlich im Schnitt etwas zu hoch, weil ich TTs Songwriting halt mag, aber was will man machen.)
Promises: Ist ja schon bekannt. Höchstes Energielevel und als Gesamtpaket auch der Song, der mich am meisten überzeugt. Hier passt das Arrangement auch zum Songwriting. Was mir aber echt aufgefallen ist: Tolkki kann wieder pre-Chori schreiben! Das war die Jahre zuvor oftmals immer gleich; hier gibt es da auch mal ein Riff, eine Modulation oder eine nette neue Melodie. (7.5/10)
Return To Eden: Das Intro klingt wie eine Mischung aus 90er-Jahre-Computerspiel-Menümusik und Iron Maiden (erst Virtual XI, dann Wasted Years). Der Gesangsmischmasch ist mir aber zu sehr Broadway. Refrain ist irgendwas von Stratovarius, Destiny, kann das sein? Aber nicht so toll letztlich, vor allem als Titel- und zweiter Track. (5/10)
Hear My Call: Auch schon bekannt ja. Das Intro-Solo ist vermutlich das Beste an dem Song, der Rest ist okay. Leider ist die Gesangsphrasierung sehr auf Schienen, wofür ich eher TTs Songwriting verantwortlich vermute als AVG. Eher Eisblume oder Evanescence als Hell Bent For Leather, aber kann man ja mal machen wenn kein Überzeugungstäter in Hörreichweite ist. Sehr sehr knapp 6/10, vor allem wegen dem Gesang.
Now and Forever: In puncto Songstruktur ist das so dermaßen altbekannt, dass es eigentlich frech ist, aber da es (anders als bei TT ja z.T. schon) nicht nach Baukasten wirkt, geht das schon okay. Eagle in the sky und Road to redemption und der Chorus insgesamt aber eher ausbaufähig. Gute 6/10, aber aus komplett anderen Gründen als der vorige Track.
Miles Away: 4000 Rainy Nights-artiger Einstieg, aber nicht geklont, sondern... naja, der Mann macht halt was er macht. Das übertriebene Vibrato im Gesang im Refrain schwurbelbombastet danach leider zusätzlich. Nicht weiter erwähnenswert, spannend geht anders. 5.5.
Limits: Der Sänger wirkt ab und zu etwas hektisch, die hohe Note vorm Prechorus flattert auch eher; er scheint aber Bock auf sowas zu haben. Der Refrain bollert mal wieder einfach weiter durch - alte Strato-Tracks hatten auch mal Luft zum Atmen, aber das war zugegebenermaßen schon ab Visions eher die Ausnahme. Man merkt schon, dass man da Bock hatte, aber so 100% sitzt das noch nicht. Und in der Bridge klingt das gesanglich plötzlich nach Sammet? Der soll seinen alten Kollegen Timo überhaupt mal wieder anrufen, aber dazu später mehr. Sehr knappe 7/10.
We Are The Ones: Einige schöne Ideen, unter anderem die doch sehr an Hymn (giiive uuus, thiiis daaaay vs. teeell meee, faaather) erinnernde Melodie in der ersten Strophe. Der Refrain ist an sich gut gemacht, aber es ist krass, wie sehr das nach frühen 2000ern klingt. Und zwar auch nach sowas wie Vanilla Ninja oder von mir aus Sturm & Drang, also nicht unbedingt nach dem was Tolkki damals so gemacht hat, sondern nach angerocktem "rosa Schrift im Schulheft, Mama ich bin jetzt Gothic" Pop. Großartig gesungen aber, die hohen Schlenker im Prechorus sitzen hier halt wirklich 100%. (7/10)
Godsend: Schönes Intro. Danach bedeutungsschwangere Anime-Musik; gemessen daran dass mir diese Art von Frauengesang tendenziell nichts gibt auch sehr gut gesungen. Der Refrain ist leider arg entschleunigt, irgendwas hätte da mehr Bewegung reinbringen müssen (die Gesangsmelodie ist völlig okay, aber der Rest wirkt arg blutarm). Ja keine Ahnung. 5.5 vielleicht? Ist mir zu viel Unheilig letztlich, auch wenn die Einzelteile an sich okay gehen.
Give Me Hope: Erinnert mich an Glorious & Divine (? hieß der so ?) vom ersten RR-Album; die Sammet-Nummer. Dessen Humor wäre in dem Kontext freilich besser gewesen als Konzeptalbum-Ballast. Bei 1:10 oder so dann ein Riff aus March Of Time - geht aber schon klar. Refrain hätte mehr herausstechen können, die Melodie an sich ist gut, aber etwas zu laberige Vocals (wo sind die Phrasen, die man sich merken kann?). Trotzdem, wegen dem Gaudi-Faktor bleibt die Aufmerkamkeit gebunden. (7/10)
Wasted Dreams: Knödelig intonierte Eposlyrik, und Tolkki zum ersten mal auf dem Album überhaupt wieder im völligen Autopiloten-Modus. Nunja. 5/10.
Guiding Star: Was macht die Bass Drum in der ersten Strophe denn für einen Blödsinn? Das passt mal null. Ansonsten beschwört der heftige Akzent im Gesang tatsächlich Strato-Flair
Allerdings krankt der Song, wie die meisten hierauf, an mangelnder Dynamik: Der Gesang ist durchweg sehr hoch, dadurch hat der Refrain wenig Luft nach oben was das angeht. Haut man eben Keyboardstreicher dazu. Das kann man machen, aber es passt nicht immer ideal. Hier geht das aber okay, trotzdem ist der Song nur okay. Aber durch die Schichten an Plastik merkt man trotzdem angenehm die - ja - Schwermut durch, die Tolkki großartig kann. Trotz Nightwish-verdächtigem Arrangement. Schönes Introgegniedel vom Chef selbst auch wieder - überhaupt spielt er insgesamt wieder inspirierter. 6.5/10, aber knapp.
Ich rechne da jetzt keinen Punkteschnitt aus; insgesamt gibt es einfach auch 6/10. Auch wenn Promises der stärkste Song ist, ist für mich vor allem beruhigend, dass einige Nummern endlich mal etwas aus dem Schema ausbrechen und neue Melodien oder Arrangements wagen, und das Ganze endlich wieder etwas lockerer und weniger nach Baukasten klingt. Dass mehr als 3, 4 Songs auf Dauer angespielt werden werden, ist aber halt zweifelhaft - Luft nach oben ist also vorhanden. Aber der Vibe stimmt endlich wieder. (Habe mir danach direkt mal wieder Stargate Atlantis vom Vorgänger angehört - ja doch, das ist nicht nur meine gute Laune heute, das Songwriting ist 2019 auch endlich wieder besser.)
"Wenn man in der Metalszene unterwegs ist, dann bekommt man quasi NIE politische Statements zu hören. Auch deswegen liebe ich diese Szene so. Politik ist dort nunmal kein Thema. Fast schon ein Tabuthema."