Die Entstehung und Rolle des US-amerikanischen Zentralbankensystems (FED) ist ja ein ganz beliebter Kristallisationspunkt bei vielen privaten Weltanschauungen.NegatroN hat geschrieben: ↑27.03.2021 13:25 Eine ausführliche und mit etlichen Quellen versehene Auseinandersetzung mit Schaffer:
https://www.metalblast.net/blog/the-fal ... -schaffer/
Ich bin da vor einigen Jahren mal bei einer Familienfeier drüber gestolpert. Da waren wir in so einem Feld-, Wald- und Wiesentischgespräch über Wirtschaft und Politik und plötzlich fiel von einem Cousin so der Satz: "Die USA haben ja auch gar keine eigene Währung". Da wurde ich dann direkt ein bisschen hellhörig und habe auch versucht sanft etwas nachzuhaken. Er hatte da wohl irgendein Buch von so einem dt. Minibörsenguru und Alleswisser gelesen, da stand das drin. ir fehlte da spontan das Wissen um nachzulegen. Aber später wurde mir dann klar, dass das eine ganz typische Struktur hat.
Ein (relativ) geheimes Treffen wichtiger Banker auf Jekyll Island (der Name Paul Warburg führt da zu vielen Akteuren) spielt bei der Gründung des FED tatsächlich eine gewisse Rolle, aber es ist bei weitem nicht der einzige und auch nicht der zentrale Kausalstrang. Die USA hatten bis dahin enorme Probleme mit ihrem Bankensystem und es war eigentlich fast allen klar, dass da irgendwas passieren muss. Das führte dann im Endeffekt auch zu der typischen Struktur des FED als dezentralisiertem Zentralbanksystem. Außerdem ist das FED politisch sehr unabhängig, was natürlich ebenfalls immer ein Ansatzpunkt ist für Spekulation über geheime Missionen.
Ein weiteres Element, was dabei gern total verdreht wird, ist die "äußere" Rechtsform. Das FED ist als Aktiengesellschaft organisiert. In den USA zugelassene Banken sind die Aktionäre des FED. Wenn man "A ist Aktionär von B" liest als "B gehört A", dann folgt daraus, dass "das Geld/die Währung der USA den Banken" (etwas weiter gedreht dann auch gerne: .. den Juden) gehört. Nur es ist so, dass diese Rechtsform (und verbunden damit auch die Währungspolitik) komplett überformt ist von US-Bundesrecht (Federal Reserve Act und Folgenormen). D.h. der Aktionärstatus bei der FED folgt qua Gesetz. Daraus ergeben sich mehr Pflichten als Rechte und die übliche Interpretation des Aktionärsstatus geht fehl (z.B. sind die Anteile nicht frei übertragbar, die Gewinnauschüttung aus Dividenden sind für die Privatbanken quantitativ eher nebensächlich, die Kontrollgremien und Richtlinienkompetenzen sind politisiert). Das heißt jetzt nicht, dass die Privatbanken in den USA nicht mächtige Akteure sind. Aber sie sind das halt, weil sie große Banken sind, nicht weil ihnen "das FED bzw. die Währung gehört".
Das sind IMO alle so typische Elemente, die dann bei einigen dazu führen (nicht als einziger Grund, aber als Strukturelement), das die eingeübten Interpretationsmuster in die Irre oder viel zu eng führen.