Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

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Rotorhead
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Rotorhead »

Also ich bleibe erst mal dabei, dass sie mich bisher noch nicht wirklich hat. Klar, es gibt superstarke Nummern, aber nun ... Eben auch aus meiner Sicht ziemlich überflüssige. Auch der Opener hat bei mir ein bisschen abgebaut. Dafür Song of I zugelegt ... Song of unborn auch ...

Für mich bisher ein starker Abfall zu den beiden direkten Vorgängern und im Wilson Solo schaffen nur stärker als Insurgentes ... reiht sich wohl zwischen jener und Grace for Drowning ein. Vielleicht auch gleichauf, je nach Tageslaune. GFD ist halt wahnsinnig progressiv und um ehrlich zu sein, darauf stehe ich halt mal als auf die eingängigen Nummer die auf der neuen fast ausschließlich zu finden sind.

Die perfekte Faszination von HCE und Raven gibt es hier einfach nicht für mich. Zudem hat man einiges halt wirklich schon mal von ihm gehört.

Und diese ständigen Vergleiche zu irgendwelchen Pop-Sachen der 80er kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen. War mir aber irgendwie schon wieder klar, dass das wie schon bei der HCE weit weniger heiß gegessen wird, als es vorher durch die Fachpresse gekocht wurde. Irgendwas muss man ja schreiben. Mit Drum and Bass und so wie auf Detonation hat er doch schon vor 25 Jahren gearbeitet ...

Achso bin übrigens im März in Cardiff beim Konzert, falls es einen auch dahin verschlagen sollte.


Bewertung? Schwierig, 8/10 oder so halt. Für Wilson damit fast schon ein Abschiss, so ist es aber nicht gemeint. Growt vielleicht auch noch.

Nowhere now und Pariah sind mit Abstand die Übernummern und dafür halt richtig geil <3
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Rivers
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Rivers »

So, nach mehrmaligen Hören mal mein Eindruck. Song für Song schreibe ich selten, da muss also schon was besonderes dabei sein. Nebenbei: Auf die Texte habe ich nicht geschaut.

To The Bone: Ein wunderbarer Einstieg, eine super erste Minute, mit einer tollen Atmosphäre: Bongos, Mundharmonika, kühle Gitarre. Was im Song danach passiert erinnert aber leider sehr an Popsongs Ende der 80er, vermischt mit ein wenig Späte-Aerosmith Singalongs, während die Bongos stupide weiterbongen. Viele ausladende Keyboards, viele viele Schichten. Die Bongos verzeihe ich dem Lied nicht.

Nowhere Now: Das ist vom Sound schon Radio-Pop-Kompatibel, alles irgendwie auf leise gestellt, mehrstimmiger Gesang, diese geschmackvollen Keyboards.

Pariah: ein ziemlicher Ohrwurm, wunderbar präsentiert. Der Song hätte sich auf den Vorgängern halt ganz anders angehört. Weniger warm, weniger leuchtend, weniger rund. Wenn man sich bei Wilson manchmal gefragt hat, warum er denen - zweifellos interessanten oder coolen Sound - genutzt hat, ist das hier wesentlich effektvoller ausgewählt, mit weniger Widerhaken. Vergleicht es halt mal mit der Mellotron Überdosis von vor paar Jahren.

The Same Asylum As Before: Hier merkt man, wie wenig das Album ein Gitarrenalbum ist. Ich finde den Sound unpassend harsch und klampfig. Hier gibt es auch die ersten klassischen Prog-Anteile, so dass das Lied auf den beiden vorherigen Alben gut reingepasst hätte, bis auf das Falsett vielleicht.

Refuge: Mein Lieblingssong auf dem Album. Ein ruhiger Beginn. Wenn die zweite Strophe beginnt, ist man eingelullt von Klavier, Keyboards und Sounds, die Gitarre klingt weich, die Stimme ist irgendwo im Hintergrund eingepackt. Das ist der typische Sound dieses Albums: Breit, synthetisch, harmonisch. Die Soloparts von Mundharmonika, Gitarre und Keyboards sind super.

Permanating: Das Lieblingslied meiner Kids. Ich finde es immer schwierig, wenn Musiker, die eigentlich aus einer anderen Ecke kommen auf einmal tanzbare Musik machen wollen. Für mich klingt das Lied trotz aller Disko-Rhythmen und trotz Falsett schwerfällig. Vielleicht soll es das auch sein. Ich weiß noch nicht.

Blank Tapes. Ein Anfang der schon typischer Wilson ist. Die Stimme trocken und direkt vorne, Mellotron links, akustische Gitarre rechts, verstimmtes 70er Klavier. Frauengesang, recht kurz. Könnte man als akustisches Zwischenspiel verstehen, wenn es nur akustisch wäre. *g*

People Who Eat Darkness: Zweites Gitarrenlied auf dem Album. Genauso ein Fremdkörper, speziell der verzerrte Gesang macht das ganze sehr harsch. Eine an die 90er gedenkende Strophe, eine Nullbridge bevor das Lied dann in dem epischen Keyboardsound landet, wo es wohl sein wollte. Irgendwie etwas unausgewogen.

Song Of I: Yeah, willkommen in den späten 90ern, wo die Musik elektronisch und düster war. Der Song zeigt, dass das immer noch funktioniert. Erinnert mich an dieses Düsterwerk von der Grace of Drowning. Hier kommt halt zum ersten Mal so etwas wie Sexyness rein - muss man sich mal vorstellen - bei Steven Wilson... Der Beat, der Dialog mit der Frauenstimme, die umgarnenden Streicher. Insgesamt eines der coolsten Songs auf dem Album, sehr auf den Schultern der dramatischen Elektro-Mucke von vor 20 Jahren stehend.

Detonation: Ich kann mich noch nicht an den Song erinnern. Er ist besser als er anfänglich klingt, das weiß ich noch. Dieses Kid A Gedöns, ey... Schönes Prog-Gewichse am Ende.

Song Of Unborn: Sagt mir jetzt momentan auch nichts. Außer das das Album nett endet, das weiß ich noch.


FAZIT: Das beste Wilson Album bisher, aufgrund von Zugänglichkeit, gutem Willen und positivem Humor bei der Präsentation. Lässt sich sehr gut von vorne bis hinten hören. Könnte was kürzer sein, zugunsten eines komplett einheitlichen Soundbilds. Ich befürchte nur, dass es auch schnell altern wird und in sich in 10 Jahren eher so auf den hinteren Plätzen gemütlich gemacht haben wird.
Rotorhead
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Rotorhead »

An der Nachhaltigkeit wird es bei mir wahrscheinlich auch scheitern. Schon jetzt habe ich nur so mittel Bock die aufzulegen. Von der HCE bin ich über ein Jahr lang kaum losgekommen. Gleich mal auflegen *lol*
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Porcupine
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Porcupine »

Hand. Cannot. Erase. - arrangiert für 9 Cellos:
Sehr, sehr cool!
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Dimebag666
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Dimebag666 »

Wie sehr sich "Blank Tapes" zuerst in meinem Gehörgang festsetzt, um so eine Wärme im ganzen Körper zu erzeugen, die sich vom Bauch aus in alle Richtungen verteilt und dann beim Einsatz von Ninet in eine Gänsehaut umschlägt. Wahnsinn.
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guitar-fiend
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von guitar-fiend »

Dimebag666 hat geschrieben:Wie sehr sich "Blank Tapes" zuerst in meinem Gehörgang festsetzt, um so eine Wärme im ganzen Körper zu erzeugen, die sich vom Bauch aus in alle Richtungen verteilt und dann beim Einsatz von Ninet in eine Gänsehaut umschlägt. Wahnsinn.
Das ist mein heimlicher Liebling!
Psychoprog
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Psychoprog »

Video zu "Nowhere now"

https://www.youtube.com/watch?v=ENfI942SJTY

Schön.
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Robbi
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Robbi »

Psychoprog hat geschrieben:Video zu "Nowhere now"

https://www.youtube.com/watch?v=ENfI942SJTY

Schön.
Coole Location. Da hat selbst der Wilson mal Schuhe an.
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Shadowrunner92
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Shadowrunner92 »

Robbi hat geschrieben:
Psychoprog hat geschrieben:Video zu "Nowhere now"

https://www.youtube.com/watch?v=ENfI942SJTY

Schön.
Coole Location. Da hat selbst der Wilson mal Schuhe an.
In irgendeinem Interview meinte er, er wollte das eigentlich wie immer im T-Shirt machen und hat erst auf der Fahrt zur Location mitbekommen, dass es da ziemlich kalt und sehr hell ist. Der Look mit Lederjacke und Sonnenbrille wurde dann schnell improvisiert. *g*
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MetalEschi
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von MetalEschi »

Was ich an dem Album (nach wie vor) mag, ist das, was für einige hier der Kritikpunkt ist. Es gibt keinen Song, der klingt wie der andere, und es lässt sich auch keineswegs auf Anhieb sagen, welcher Musikstil die Scheibe nun ist, einfach, weil es da keine einheitliche Einordnung geben kann. Den Großteil der Songs finde ich auch dann auch so gut, dass die etwas schwächeren mich nicht stören, weil sie eben zu diesem überaus abwechslungsreichen Gesamtbild beitragen. Eigentlich ist das so etwas wie eine Scheibe für Musikfans, die sich eben nicht in einem Musikgenre bewegen, sondern mehre Vorlieben haben und offen sind für zB den Sound der 80er und der 70s gleichermaßen, und die sich auch mordernen Ideen nicht verschließen.
Ich verstehe voll und ganz, dass man den fehlenden roten Faden vermissen kann. Ich finde das aber grade gut. Auch, weil es mutig ist, und das ist heute selten genug geworden.
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Professor Longhair
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Professor Longhair »

Sehr schön gelistet @Metal Eschi !
Entspricht überwiegend auch meiner Einschätzung.
JAYMZZ
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von JAYMZZ »

Insgesamt ist es bisher das erste Album mit einer Beteiligung von Steven Wilson das mich nicht vollkommen begeistern kann. Die Platte hat zwar ihre Highlights, aber im Gesamtergebnis wirkt das Album auf mich zerfahren und irgendwie nicht rund.
Normalerweise höre ich die Wilson Alben immer am Stück, hier habe ich aber immer nur Bock auf einzelne Songs. Ich sag mal 8/10. Mehr ist es bisher leider nicht für mich.
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Rotorhead
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Rotorhead »

JAYMZZ hat geschrieben:Insgesamt ist es bisher das erste Album mit einer Beteiligung von Steven Wilson das mich nicht vollkommen begeistern kann. Die Platte hat zwar ihre Highlights, aber im Gesamtergebnis wirkt das Album auf mich zerfahren und irgendwie nicht rund.
Normalerweise höre ich die Wilson Alben immer am Stück, hier habe ich aber immer nur Bock auf einzelne Songs. Ich sag mal 8/10. Mehr ist es bisher leider nicht für mich.

Jup. Merkt man irgendwie auch am Echo hier, dass die wohl nicht ganz so stark wegkommt wie HCE.

Auf FB hat SW angekündigt, dass sich die neue Tour auf die neue Platte, "with a fair bit of Hand.Cannot.Erase." konzentrieren wird ... dazu "one or two older songs in a stripped down Version, possibly solo."

Na bravo :?
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GoTellSomebody
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von GoTellSomebody »

Danach kommt dann eine Acoustic Solo und/oder Spoken Word Tour, weil "ich gemerkt habe, wie sehr mich die Akustikversionen der Songs auf der letzten Tour gefordert und erfüllt haben, sodass ich dieses Konzept unbedingt einmal konsequent ausreizen wollte" (Zitat Steven Wilson).
Im Anschluss folgt ein Sabbatjahr, in dem er sich mit einigen großen Progalben der Geschichte beschäftigt, nebenbei neu mischt und mastert, und, durch die Erfahrungen der letzten Jahre genährt: die folgerichtige Reunion von Porcupine Tree.
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Re: Steven Wilson - To The Bone (18.08.2017)

Beitrag von Rotorhead »

GoTellSomebody hat geschrieben:Danach kommt dann eine Acoustic Solo und/oder Spoken Word Tour, weil "ich gemerkt habe, wie sehr mich die Akustikversionen der Songs auf der letzten Tour gefordert und erfüllt haben, sodass ich dieses Konzept unbedingt einmal konsequent ausreizen wollte" (Zitat Steven Wilson).
Im Anschluss folgt ein Sabbatjahr, in dem er sich mit einigen großen Progalben der Geschichte beschäftigt, nebenbei neu mischt und mastert, und, durch die Erfahrungen der letzten Jahre genährt: die folgerichtige Reunion von Porcupine Tree.
*lol*
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