Janeck hat geschrieben:Ich habe mir mal wieder die beiden Machtdemonstrationen “Into the Everflow“ und “A Social Grace“ eingepfiffen und man kann es gar nicht oft genug erwähnen: Psychotic Waltz ist eine Ausnahmeband, die im Sektor Hard ‘n‘ Heavy einzigartig ist.
Während “Into the Everflow“ nach wie vor mein absolutes Lieblingsalbum in diesem Genre darstellt und zu meinen Lebzeiten nie wieder etwas Vergleichbares geben wird, glaube ich erkannt zu haben, warum so viele Personen an dem Debüt kläglich scheitern. Es sind nicht die verwinkelten Riffs von Brian McAlpin und Dan Rock, die ziemlich magere Sozialhilfeproduktion, die hoch eigenwilligen Songstrukturen oder der noch ziemlich stürmische und leicht unkontrollierte hohe Gesang von Lackey, sondern das nervöse und wie aus einem Fibertraum gespielte Schlagzeug von Norm Leggio.
Sein Spiel kann man irgendwie gar nicht beschreiben. Oft kommt es mir so vor, als ob er die dritte Gitarre auf seinem Set spielt oder scheinbar komplett an der Band vorbei agiert. Dann wieder wechselt er so unvorhersehbar (selbst nach dem hundertsten Durchgang) die Takte, spielt genau nicht das, was man erwarten würde und ärgert den Hörer mit seinen zähen aber hochkomplexen Beats. Nicht falsch verstehen, der Typ ist ein hochbegabter Sonderling und ein Schlagzeuger mit Charakter, aber gerade sein unerklärliches und unnahbares Spiel kann den vorzeitigen Exitus in der Welt von “A Social Grace“ bedeuten.
Ich finde es zudem äußerst „erschreckend“, dass dazwischen so ein Song wie ‘I Remember‘ völlig funktioniert und, dass Leggio bereits auf dem Nachfolger einen komplett anderen Stil spielt, so schwer das auch zu glauben ist. Dass die beiden letzten Alben von einer „anderen“ Band eingespielt wurden, ist auch so ein merkwürdiges Phänomen.
Und ich glaube stark, dass Psychotic Waltz uns noch ein ganz großes Ding liefern werden. 2017 wird es kommen, hoffentlich ohne Wall of Sound und Loudness War, dafür aber mit Musik, die die „Szene“ schon seit einer Ewigkeit benötigt.
Social Grace hat imho nur einen Makel, und das ist die Produktion (die jedoch irgendwann ähnlich an Bedeutung gewinnen kann, wie so viele andere, charmant unterproduzierte Klassiker, und imho dann auch nicht mehr als störend empfunden wird). Leggios Spiel ist sicherlich alles andere als gewöhnlich und vermutlich (bin halt kein Musiker) technisch nicht perfekt, passt für meine Ohren aber wie Arsch auf Eimer und gibt dem Album gerade wegen dem unkonventionellen Ansatz seinen besonderen Flair - nur wenn man sich auf seine unzähligen Rhythmus-Ideen einlässt, kann dieses Album seinen wahren Mindfuck auslösen (insofern verstehe ich Dein Fazit, warum möglicherweise ein Hörer an diesem Album scheitern könnte - bin mir aber ziemlich sicher, daß die Ursache von Scheiterer zu Scheiterer wie üblich individuell unterschiedlich begründet ist). Originalität und Kreativität im Dienste eines Songs haben für mich als Hörer halt immer eine grössere Bedeutung als zb das eher hoffnungslose Streben nach einem so schwammigen Begriff wie "Perfektion", welches meist in selbstgefällige, seelenlose Nichtssagerei mündet (siehe Dream Theater) .
(Ich habe allerdings auch nie ein Problem mit dem Album gehabt, es steht in meiner Wertschätzung auch klar über dem starken Nachfolger.)