Sie halten sie an die gleichen Gesetze (meistens). Aber an die gleichen sozialen Regeln? Kaum. Ich halte sowohl das Konfliktpotential wie auch die Werte in dem Beispiel für genau so groß wie die zwischen uns beiden auf der einen und einer muslimischen Familie, in der die Frauen einen Niqab tragen, auf der anderen Seite. In beiden Fällen greifen da völlig andere Regeln des Zusammenlebens, völlig andere soziale Konstrukte und es fehlt auch komplett das Verständnis für den anderen. Es funktioniert nur, solange sich alle an die Gesetze halten. Aber auch das gilt für beide Beispiele.Warpig1975 hat geschrieben:Also, das halte ich nun für eine sehr gewagte Behauptung: Als Deutschland noch in verschiedene germanische Stämme aufgeteilt war, mögen die kulturellen und ideellen Unterschiede zwischen Baiern, Sachsen, Friesen usw. vielleicht tatsächlich so groß gewesen sein, dass man da von Parallelgesellschaften sprechen kann, aber spätestens nach der 1848er-Revolution hat sich so etwas wie eine gesamtdeutsche Identität gebildet. Außerdem hinkt dein Beispiel: Es ist ja gerade ein Qualitätsmerkmal unserer pluralistischen und liberalen Gesellschaft, dass die Studenten-WG in Berlin und der niederbayerische Stammtisch ohne Probleme und friedlich miteinander im gleichen Land existieren können, weil sich beide weitgehend an die gleichen, grundlegenden, sozialen Regeln halten. Wer nun aber einer extremen, politischen Auslegung des Islam anhängt, und aus diesem Grund darauf besteht, dass Frauen sich mit einem Niqab oder einer Burkha zu verhüllen haben, der lehnt genau diese Gesellschaft ab.
Noch mehr funktioniert es aber deswegen, weil die genannten in beiden Beispielen kaum was miteinander zu tun haben, sondern in völlig eigenen sozialen Räumen mit wenigen bis gar keinen Überschneidungen haben. Parallelgesellschaften eben.