Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 01)

Hier sammeln sich nur die Perlen an Threads, die niemals im Datennirvana verschwinden dürfen.
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NegatroN
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von NegatroN »

Ich hab letztens mal wieder alle Alben (mit Ausnahme von Pure Heavy, die ich ebenfalls nicht habe) gehört und dabei ist mir aufgefallen, dass die selbstbetitelte zwar die besten Songs hat - da bin ich bei dir - diese aber mit ein bisschen mehr Arschtritt kommen könnten. Sowohl die Produktion wie auch vom Spielerischen her agiert man ein bisschen gebremst, gerade im Vergleich zu live. Wirklich auffallen tut das aber nur im direkten Vergleich. Außerdem ist es schon das berühmte Jammern auf hohem Niveau.

Ansonsten bin ich völlig bei dir.
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Ghost_in_the_Ruin
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Ghost_in_the_Ruin »

Das Album läuft zur Zeit auch mal wieder bei mir im Auto und ich finde es auch nach mindestens 100 Durchgängen zu keiner Sekunde erwartbar oder langweilig. Im Gegenteil, für mich ist das Album das stärkste Album der letzten 7, 8 Jahre überhaupt. Was die anderen Alben der Band angeht scheint sich unsere Einschätzung zu decken. Die Pure Heavy hab ich auch nicht, höre gerade mal wieder bei Spotify rein und kann mich nachwievor nicht dafür begeistern...
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oger
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von oger »

In der Tat eines der tollsten Alben der jüngeren Vergangnheit, eingerahmt von einem grandiosen Vorgänger und Nachfolger.

Dagegen verblasst das letzte Album leider fast vollständig.

Wobei auch das ein paar gute Songs aufweist aber qualitativ locker eine Liga tiefer spielt.
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Thunderforce
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Thunderforce »

Immerhin scheine ich nicht der einzige zu sein, der das mit der letzten Platte so empfindet.

@ Negatron: Ich glaube, ich weiß sogar, was Du meinst. Eventuell wurde da ein wenig Arschtritt zugunsten einer "dichteren" Atmosphäre geopfert.
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Apparition »

Geiles Album, ich muss aber zugeben, dass mir sowohl der Vorgänger als auch der Nachfolger besser gefallen. Wobei "gefallen" vielleicht das falsche Wort ist, sie fräsen sich einfach nur nachhaltiger in die Hirnwindungen. "Audrey Horne" ist irgendwie über die ganze Distanz sehr gleichartig, während die anderen beiden Alben immer wieder Höhen und Tiefen haben, mehr Widerhaken zum dran festhalten.
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von NegatroN »

Thunderforce hat geschrieben:@ Negatron: Ich glaube, ich weiß sogar, was Du meinst. Eventuell wurde da ein wenig Arschtritt zugunsten einer "dichteren" Atmosphäre geopfert.
Das kann durchaus sein, ja.
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Noir »

huld@Review!

Eigentlich besitze ich die Platte noch gar nicht lange genug, um sie schon final einzuordnen. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich die ähnlich hoch einordnen würde. Aber das Lesen macht halt schon so richtig, richtig Bock auf das Album. Und die Mucke selbstredend auch Laune. Bitte mehr davon!
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Thunderforce »

Dankeschön. :-)

Platz 1 kommt demnächst, wie es dann weitergeht, muss ich mal sehen.
Ich hab da schon wieder ne neue Idee, die evtl. ganz unterhaltsam werden könnte *g*
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von SirFranklin »

Sehr geiles Review zur besten Platte der Band! :)
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von MetalEschi »

Mal abgesehen davon, dass die Beschreibung der Musik zu 100% stimmt, setzt die AH auch soundtechnisch Maßstäbe. Vollkommen überragende Produktion, gilt für den Nachfolger übrigens ebenso.
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Rivers
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Rivers »

So richtig "klick" hat es bei mir mit Audrey Horne noch nicht gemacht. Objektiv hat die Band alles, was mir gefallen könnte, subjetiv warte ich noch ab, bis sich was tut.

*gegen Holzbein schlag*

Nee, nix... :(
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Dimebag666 »

Ich kann mich ja noch an einen, auch hier im Forum bekannten, Menschen erinnern, der beim super Auftritt auf dem RHF neben mir stand und gelangweilt sagte "Das hab ich alles vor 20 Jahren schonmal gehört", während auf der Bühne ein Feuerwerk an geiler Performance gezündet wurde, mit Songs die man so sicher nicht vor 20 Jahren gehört hat. Wenigstens hat er den Sänger nicht für eine Frau gehalten. *Hinweis sei*
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Thunderforce
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 02)

Beitrag von Thunderforce »

2010 / Platz 01: KILLING JOKE - Absolute Dissent


Cover


Die Songs
1. Absolute Dissent (6:16)
2. The Great Cull (5:57)
3. Fresh Fever From The Skies (3:24)
4. In Excelsis (5:14)
5. European Super State (4:42)
6. This World Hell (5:27)
7. Endgame (4:41)
8. The Raven King (6:34)
9. Honour The Fire (5:50)
10. Depthcharge (4:17)
11. Here Comes The Singularity (5:04)
12. Ghosts Of Ladbroke Grove (6:30)


Das Personal
Big Paul
Jaz Coleman
Geordie Walker
Youth


Das Album
Falls es in den letzten 20, 25 Jahren schon mal einen ähnlich mächtigen Dreifachhammer gab, wie die Alben „Killing Joke“ (2003), „Hoasannas From The Basements Of Hell“ (2006) und „Absolute Dissent“ (2010) von KILLING JOKE, so ist er mir nicht bekannt – aber es gibt ihn halt auch einfach nicht. Folgerichtig kann im Jahr 2010 nur ein Album auf der Pole stehen und das ist „Absolute Dissent“, das 14. Studioalbum der britischen Legende.
Was für ein Monument, was für ein Monolith von einer Platte. In einer guten Stunde bzw. 12 Songs zerstören KILLING JOKE auf „Absolute Dissent“ alles, walzen alles platt, panzern einfach alles nieder. Der gute Apparition hat glaube ich mal gesagt, das Album wirke auf ihn, als wenn man direkt an einer Autobahn stünde, und das trifft tatsächlich zu. Wand ist hier eigentlich der einzige Ausdruck, um das gehörte zu beschreiben. Die Songs ballern, was das Zeug hält, sind unendlich monoton und unendlich mächtig und obendrauf thront mit Jaz Coleman ein Sänger, der zugleich tierisch angepisst und absolut ausgebrannt klingt - kaputt. Man muss sich als Beispiel nur mal den Chorus von „The Great Cull“ geben. Allein diese “Thin the heard....“-Schreie – wer da nicht sofort niederkniet und in Demut sein Schicksal erwartet, kann sie ja nicht mehr alle haben. Dann das mit 120 Metern Hall unterlegte "The great cuuuuullllllll.... is coming down....“ – Zum fürchten, zum anbeten, zum mitschreien, bis die Stimme weg ist.
Die ersten fünf Songs sind zudem auch völlige Überhits. Trotz der in der Musik eher sparsam eingesetzten Melodien sind alle Stücke einprägsam wie die Hölle, Hohepriester Coleman geleitet den Hörer in wahnsinnig epischen Refrains durch die Wüsten, die diese Songs sind.
„Fresh Fever From The Skies“ (alleine dieser Songtitel!) ist ein völliger Ohrwurm, ein Widerhakenmonster sondergleichen. Dezent im Hintergrund eingesetzte Keyboards schaffen eine bedrohliche Atmosphäre, während die Band im Vordergrund mit dem abgehackten Rhythmus eine beunruhigende und aufwühlende Inszenierung auffährt. „In Excelsis“, in dessen Verlauf und Refrains sich Coleman in einen regelrechten Rausch epikt, ist dann eine Hymne sondergleichen. Man MUSS sich hier mit weit ausgebreiteten Armen in das Soundinferno stellen und immer wieder nur diese “In Excelsis! In Excelsis! In Excelsis!“-Schreie in den Sturm brüllen. Ein Song wie ein Orkan, der alles um einen herum kaputtkloppt, während man selbst aber überlebt.
„European Super State“ ist bei aller Tanzbarkeit der vorangegangen Stücke dann sowas wie der Disco-Hit der Platte. Deutlich mehr Keyboards, noch epischeres, weniger kaputtes Arrangement. Hier blitzen die 80er auf. Wie gesagt, die ersten fünf Songs sind allesamt Welthis bevor mit dem breaklastigen, zerhackten „This World Hell“ eine wirklich sperrige Nummer folgt, die einem einiges abverlangt. Colemans tiefer, rauher, einfach komplett kaputter Gesang im Chorus bietet aber auch hier einen Anker zum festhalten.
Danach geht es ähnlich hitverdächtig weiter, wie es begann. Herausstechend und herausragend ist natürlich noch „The Raven King“, ein Song, der dem verstorbenen Paul Raven gewidmet ist, der in den 1980ern und 2000ern bei KILLING JOKE Bassist war und zwischendurch auch noch mit anderen namhaften Bands wie Prong, Ministry oder Treponem Pal Musik machte. Der Song ist deutlich melodischer und noch breitwandiger angelegt als der Rest und allein die von Coleman gesungenen ersten Zeilen der ersten Strophe sorgen für fetteste Gänsehaut. Eine würdige Verabschiedung eines alten Weggefährten.
„Depthcharge“, „Here Comes The Singularity“ (mit schönem „Eighties“-Eigenzitat) und „Endgame“ (wie mächtig es klingen kann, einfach nur das Wort „Endgame“ zu singen, ne? Jaz Coleman macht es vor) hauen auf die Glocke und treten das Gaspedal ordentlich durch, während „Honour The Fire“ eher im Midtempo zu Hause ist. Alle vier Songs plus auch „The Raven King“ verfügen über ein ähnlich abartiges Hitpotential wie die einleitenden fünf des Albums.
Das abschließende „Ghosts Of Ladbroke Grove“ schägt dann noch einmal in eine andere Kerbe. Der Song, der nach einer U-Bahnstation bzw. Gegend in London benannt ist, ist der ruhigste des Albums und zugleich wohl auch der atmosphärischste. Coleman klingt hier nochmal extrafertig und führt mit rauher, angeschlagener Stimme durch das auf einem einprägsamen Basslauf basierenden Lied, das atmosphärisch derart dicht ist, dass man es beinahe anfassen kann. Fast schon beängstigend, wie intensiv das Lied ist und wie nachdenklich es das Album, das vorher 11 Songs mehr oder weniger nur auf die Fresse gegeben hat, enden lässt. Schwer zu sagen natürlich, aber eventuell ist das sogar der beste Song des Albums.
Fazit: Was soll man hier noch sagen? Trotz des erwähnten, etwas sperrigen „This World Hell“ in der Mitte des Albums ist „Absolute Dissent“ ein Meisterwerk von vorne bis hinten, und es ist mir am Rande erwähnt immer wieder ein Rätsel wie man derart monotone Musik fabrizieren und dabei gleichzeitig so unglaublich interessant und spannend klingen kann wie KILLING JOKE. Höchstnote mit Sternchen!


Was zum Gucken

In Excelsis
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MetalEschi
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 01)

Beitrag von MetalEschi »

Hat mich seinerzeit auch völlig umgehauen und wochenlang gefesselt.
Erinnerung an das Album: Ich bin mal fieberkrank von einem Konzert im Zug heimgefahren und hatte dieses Album im mp3 Player, 2011 wars glaub ich. Der Wahn.
Und ja, Ladbroke Grove IST der beste Song des Albums.
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Re: Decades of ploppession (Aktuell: 2010 - Platz 01)

Beitrag von 1984 »

Gute Wahl und schön geschrieben. Mit den letzten Positionen konnte ich nicht viel anfangen, aber die hier find ich auch super. Abgesehen vom letzten Album musste man sich bei KJ tatsächlich auch nie Sorgen um die Qualität machen (und selbst mit der Kritik steh ich relativ alleine da), was ja schon bemerkenswert ist. Sie liefern keine Rohrkrepierer, nix mittelmäßiges, sie wiederholen sich nicht, werden nicht vorhersehbar, und das jetzt schon seit hundert Jahren. Da hab ich noch nie drüber nachgedacht. Bei längerem Überlegen fällt einem vielleicht noch der ein oder andere act ein, bei dem das auch zutrifft, aber viele gibt's da sicher nicht. [Jetzt kommt sicher irgendwer mit AC/DC oder Motörhead. Geh weg. *g*]
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