Platz 37: Dire Straits - Dire Straits (1978)
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Einer der großartigsten Gitarristen überhaupt ist Mark Knopfler. Mit seinem völlig eigenständigen Spiel, bei dem er auf ein Plektron verzichtet und stattdessen eine sehr eigene Fingertechnik entwickelt hat, prägt er jeden einzelnen Dire Straits Song. Darüber hinaus ist sein Stimme direkt der nächste markante Charakterzug der Dire Straits, auch wenn man Mark Knopfler nun wirklich nicht zu den besten Sängern zählen kann. 1977 gründete eben dieser Mark Knopfler zusammen mit seinem Bruder David Knopfler (Gitarre), John Illsley (Bass) und Pick Withers (Drums) eine Band, die sich nicht so wirklich in eine Schublade stecken lässt und wohl auch deshalb zu einem Megaseller wurde. Die sechs regulären Studioalben sind allesamt großartig und vor allem das fünfte Album zählt zu den größten Alben der Rockmusikgeschichte. Die Rede ist natürlich von BROTHERS IN ARMS (1985), ein wegweisendes Album, vor allem was produktionstechnische Aspekte anbelangt. Aber auch darüber hinaus, also musikalisch, kann BROTHERS IN ARMS vollends überzeugen, und es reiht sich damit nahtlos in die Reihe der anderen Dire Straits Alben ein. Die Entscheidung, welches Dire Straits Album mein liebstes ist, ist mir aber dennoch nicht schwer gefallen, da das selbstbetitelte Debüt (1978) den anderen Alben für mich eines voraus hat. Jeder einzelne Song auf diesem Album ist eine Klasse für sich, die dann folgenden Alben sollten sich alle den ein oder anderen kleinen Aussetzer leisten, der neben den ganzen Klassikern eben etwas abfällt.
COMMUNIQUÈ (1979), mit den tollen Once upon a Time in the West, Where do you think you're going? oder Single-Handed Sailor findet meiner Meinung nach in Follow me home einen nicht so tollen Abschluss. MAKING MOVIES (1980), mit dem großartigen Tunnel of Love und dem Klassiker Romeo and Juliet, hätte man den Solid Rock vielleicht ersparen sollen. LOVE OVER GOLD (1982), mit der besten Dire Straits A-Seite überhaupt, hat als Kontrast die schwächste B-Seite der Band. Das oben erwähnte BROTHERS IN ARMS (1985) fährt zwar mit dem Titeltrack, Money for Nothing, So far away und anderen große Geschütze auf, kann aber mit dem Walk of Life einen Ausfall auch nicht vermeiden. Schließlich ON EVERY STREET (1991), das nach einer langen Zeit herausgebrachte und bis heute letzte Album der Band, bietet in dem Titeltrack, The Bug, Calling Elvis und Iron Hand zwar auch noch großartiges, kann aber mit dem etwas langgezogenen Planet of New Orleans und dem etwas faden Fade to Black eben auch nicht immer begeistern. Das klingt jetzt wahrscheinlich alles viel negativer als es gemeint ist, da ich alle Alben immer wieder gerne höre und es von Zeit zu Zeit auch so ist, dass sich eines der fünf Alben zum zeitweiligen Favoriten aufschwingen kann.
Letztlich ist es aber immer wieder das Debüt, das mich am meisten überzeugt. Direkt zu Beginn zeigt sich Mark Knopfler als herausragender Gitarrist und so ist Down to the Waterline direkt mal eine Demonstration seines ganzen Könnens an der Lead-Gitarre. Das etwas schleppender groovende Water of Love, mit der ungewöhnlichen Percussion und der ungewöhnlichen Saitenarbeit zeigt dann, wie vielfältig und variabel hier agiert wird. Schneller wird es dann wieder mit Setting me up, dieser Song, den ich als Mischung aus Country, Blues und Rock beschreiben würde, ist wieder völlig verschieden von den anderen. Mit Six Blade Knife folgt eine Ballade, in der der Bass sehr prägnant und weit im Vordergrund steht, sowohl Rhythmus Gitarre, als auch Lead Gitarre halten sich meist dezent zurück, was wiederum dazu führt, dass hier die Gesangslinien die meisten außergewöhnlichen und tollen Melodien hervorbringen. Danach folgt der erste Song, der nicht völlig neu klingt, sondern wie eine Mischung aus Down to the Waterline und Setting me up. Wieder ist es Knopflers Gitarrenspiel, das hier heraussticht und so kann man einige der typischen Stilmittel Knopflers gut raushören, wie den Trill oder einfache Hammer-on-Pull-off Kombinationen, die aber mit hoher technischer Brillianz außergewöhnliche Qualität erhalten. Die B-Seite des Albums beginnt mit einem der bekanntesten, vielleicht sogar dem bekanntesten Song der Dire Straits. Die Rede ist natürlich von Sultans of Swing. Es ist kaum zu beschreiben, wie gut die Lead-Gitarre in diesem Song ist, sowohl zwischen den einzelnen Gesangslinien, als auch in den beiden großartigen Solos. Schon mit diesem einen Song hat sich Mark Knopfler in den Gitarrenolymp gespielt. Mit In the Gallery folgt der längste Song des Albums. Ich würde den Song als groovende Ballade beschreiben, aber so richtig benennen kann ich das nicht, was ich da höre. Mit Wild West End und Lions findet das Album mit zwei weiteren tollen Songs seinen Abschluss. Ein Album das man kennen sollte!
Nach dem die Dire Straits ab Mitte der Neunziger nicht mehr aktiv waren, hat Mark Knopfler seine Musik unter seinem Namen veröffentlicht und inzwischen weitere sechs Solo-Alben herausgebracht. Diese sind aber allesamt nicht mehr so stark, wie die sechs Dire Straits Alben, einzig SAILING TO PHILADELPHIA (2000) kann ansatzweise an das große Erbe anschließen.
Sultans of Swing
Six Blade Knife
Down to the Waterline