NegatroN hat geschrieben: ↑28.10.2019 13:47Da steckt ja das eigentliche Problem drin. An sich ist die Masche der AfD leicht zu durchschauen - wenn man sich auch nur ein Iota dafür interessiert. Das Problem dabei ist, dass ein relevanter Teil der Bürger genau das nicht tut. Wenn man sich nicht ansatzweise für Politik interessiert aber gleichzeitig ein gewisses Maß an Unzufriedenheit da ist, dann durchschaut man das nicht und dann verfangen diese Parolen. Ich denke nach wie vor, dass die Mehrheit ihrer Wähler keine überzeugten Faschisten sind. Sie sind nur naiv genug, um diesen ganzen Sermon zu glauben, der ihnen vorgebetet wird.
Für mich bleibt dabei die relevante Frage, wie man diese Leute erreichen kann, wenn selbst die Ochsentouren von Politikern wie Kretschmer oder Woidke auf der einen und eine konstruktive und erfolgreiche Politik wie bei Ramelow das nur auf einem sehr hohen Level begrenzen können. Die haben ja gerade mal die Katastrophe verhindert.
Ich bin da ziemlich bei Dir, sehe das ganze aber momentan was düsterer. Zum Einen, dass die Demokratie als politische Form an ihr Ende kommt, von Trump zu Brexit. Narren, komplette, wie man es ansonsten bei unseren Feindbildern der 80er gedacht hatte. Dagegen kann man nicht viel tun, ich befürchte dass die Geschichte und die Aussage eines "Nie wieder..." einfach verloren gegangen ist und wir ansonsten eher ein psychologisches Problem haben:
Welches nicht aus einem erstarkten "Wir sind wieder wer..." kommt, sondern - und da mag ich ungerecht werden - in der thüringischen Wahl das besondere opferbereite Gejammere widerspiegelt. Ein Land, in das Geld reingepumpt worden ist und das unter Landflucht leiden mag aber jetzt nicht komplett abgehängt ist wie irgendein mittlerer Westen der USA, sondern dicke in Deutschland lebt, noch nichtmal an einem äußeren Rand in Europa. Aber inmitten von Konsum und Medien suchen die Menschen nach Solzialistischem Untergang, Ostalgie und gerade mal 30 Jahren mittelmäßig guter Demokratie nach ihrer Identitären Identität irgendwo bei den Rassisten. Selber sind die wohl nicht rassistisch, plappern halt nach und fühlen sich bockig in ihrer Haltung, sind aber wohl einfach nur politikmüde, streitlustig und gelangweilt von ihrem Leben, nie so ganz ernstgenommen und wertgeschätzt. Wir haben da wohl 1/4 eine deprimierte und depressive Gesellschaft, weitab von jeglichem Demokratieverständnis, und ich glaube, da gibt es noch einige mehr.