Rotstift hat geschrieben:Das ihr Euch das alle ansehen könnt...
Geht gar nicht bei mir.
Ich halte so etwas echt nicht aus.
Ich kann es nur für mich ganz klar sagen: in 99% dieser Filme sind mir die Charaktere völlig egal.
Ich finde da nie eine Nähe zu einer Person, weil es schlicht in 90 Minuten nicht möglich ist, eine ordentliche "Beziehung" aufzubauen. Damit kann ich sehr gut umgehen - bei Filmen - bei einer Serie sieht das alles ganz anders aus. Da trauere ich auch ewig hinter Personen hinterher und bin da auch wirklich berührt. Es sind halt auch meistens in diesen Filmen 0815-Charaktere, die in der kurzen Zeit kein Leben entwickeln (können). Zudem habe ich mich vor Jahren mit dem "Dahinter" beschäftigt. Masken, Effekte, zugehörige Dokus und Bücher studiert. Das sitzt dann auch immer im Kopf, wenn ich mir mal so einen bestimmten Film ansehe. Ich weiß, dass es nicht real ist.
Gewalt, Blut und Splatter haben da sehr selten Wirkung bei mir. Mich machen eher Szenen und ganze Filme fertig, die rein psychologisch wirken, die die Psyche direkt angreifen. Filme wie "Menschenfeind", "Mann beißt Hund", "Das Turiner Pferd", "Komm und sieh", "Threads", "Dogville" oder auch ein "Erasherhead", um nur ein paar Beispiele zu nennen, haben mich echt tagelang beschäftigt. Die gingen direkt in den Kopf - und alles fast ohne "Gewalt". Die genannten Filme gehören komischerweise auch durchweg zur Speerspitze meiner Lieblingsfilme.
Bei "Irreversibel" hat mich allerdings diese Feuerlöschszene extrem verstört. Da war mir wirklich richtig schlecht danach, die Vergewaltigung habe ich dann freiwillig beendet. Das ist für mich nicht zu weit über der Grenze, ich kann und will das aber nicht verarbeiten, um nicht zu sagen, dass ich mir das nicht ansehen könnte. Ich finde es dennoch gut und mutig, dass es solche Filme und Regisseure gibt. "Mann beißt Hund" hat das alles bis auf die Spitze getrieben PERFEKT in sich vereint. Ich habe den Film bestimmt schon 10x gesehen und bin immer wieder erstaunt, wie überragend der Film auch heute noch ist, wie überlegen und viel weiter als aktuelle Filme aus diesem Genre. Es gibt da kein Tabu, keine "Gnade". Es muss aber auch so sein, damit gerade dieser Film überhaupt funktionieren kann. Schaut nur mal in manche Theaterstücke rein, da geht zum Teil mehr ab als in besagten Filmen. Bücher sind auch kaum Thema.
Gewalt gegen Kinder ist auch so ein Thema. Sterben Kinder nicht? Werden sie nicht ermordet, gefoltert, was weiß ich in der großen weiten Welt? Warum wird das immer verharmlost? Das ist für mich unrealistisch. Genau wie, wenn in einem Film nach christlichem Sex die Frau aus dem Bett steigt und sich die komplette Bettwäsche um ihren Körper schlingt. Da drücke ich sofort auf den roten Knopf auf meiner Fernbedienung. Es ist nun mal so. Klar, das will keiner sehen und wahr haben, aber es sind auch ganz - bitte nicht falsch interpretieren! - "alltägliche" Dinge, wenn Kinder getötet werden. (der Satz gefällt mir gerade selber nicht)
In John Carpenters Allround-Meisterwerk "Assault on Precinct 13" aus dem Jahr 1976, gibt es auch einen Kindermord. Wie diese Szene damals bei mir gesessen hat, extremer Schock und alles ohne draufhalten. Das war ein perfekt inszenierter Angriff auf die Psyche. Warum nicht? Machen Mörder vor Kindern halt?
Ich kann allerdings auch verstehen, wenn man damit Probleme hat.