Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

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costa
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von costa »

Danke, ist direkt mal auf die Watchlist gewandert. Wäre ich sonst wohl nie drauf gestoßen, Corman reizt mich nicht so besonders bisher. Ist eher nicht so meine Sorte B-Movie.
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Frank2
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Frank2 »

Apparition hat geschrieben: 04.04.2021 11:30 Weisser Terror (The Intruder)

Was macht man, wenn man als B-Film-Regisseur einen film über Rassenhass machen will?
a) Man heisst Uwe Boll und macht, wass man halt so kann.
b) Man heisst Roger Corman und macht sich Gedanken.

Im letzteren Fall dreht man einen Film, der im Jahr 1962 vermutlich einzigartig ist. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Charles Beaumaont und inspiriert von den Ereignissen um die Little Rock Nine, die ersten schwarzen Schüler, die eine weiße Schule besuchen durften, nimmt sich Corman den Widerstand gegen die Integration im Süden der USA vor. Per Gesetz wurde die Rassentrennung an Schulen aufgehoben, schwarze und weiße Kinder werden erstmals gemeinsam unterrichtet. Das löst zunächst schwelenden Hass in der durchweg rassistischen weißen Mehrheit aus. In dieses Klima kommt ein Mann aus dem Norden (William Shatner!), der als rassistischer Agitator die Leute gegen die Schwarzen aufwiegelt. Er macht das ganz geschickt, in dem er an die Hassgefühle der Leute appelliert und mit Hilfe des lokalen Geldsacks und Stadtpaten werden die Massen in einer flammenden Rede aufgestachelt. Dabei kommen alle Verschwörungstheorien zum Zug, die man damals so ziehen konnte: Die Regierung lässt Euch über Ihre wahren Absichten im Dunkeln, die weissen und die schwarzen sollen zu willfährigen Mischlingen vermengt werden, die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) besteht aus Kommunisten und wird von einem Juden geleitet, der Richter der die Rassentrennugn im Staat für gesetzeswidrig erklärt hat, ist natürlich auch Jude...das folgende Pogrom samt Anschlag auf die Kirche der Schwarzen ist folgerichtig.

Man darf natürlich von Corman jetzt kein fein gezeichnetes Drama erwarten, aber es gelingt ihm, sowohl den Hass der Weißen als auch die Gefühle der Schwarzen glaubwürdig darzustellen. Letztere hausen in Elendsquartieren am Stadtrand, die Stimmung schwankt zwischen Zuversicht und Angst, dass der Zorn der Weißen über sie kommt. Auf der anderen Seite entlarvt Corman den Agitator Cramer als feigen Narzissten, dem es vor allem darum geht, politisch groß rauszukommen, und der zusammenbricht, wenn er unter Druck gerät. Seine Organisation, für die er Werbumg macht, ist natürlich der KKK, auch wenn er hier anders heisst.

Dicke Empfehlung, sowohl für einen guten Film, der von der Machart her nicht weit von "Mississippi Burning" weg ist, als auch für ein Stück antirassistischer Filmgechichte.

8,5/10
Den kann ich auch absolut empfehlen.
Bei der Erstsichtung musste ich mich erstmal vergewissern, ob der
tatsächlich von Corman stammt.
Natürlich kein Meisterwerk im eigentlichen Sinne, aber für einen Regisseur,
der sonst mit "anspruchvollem" Trash der Extraklasse ( das ist durchaus
positiv gemeint ) zu begeistern weiß, schon ziemlich bemerkenswert.
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Apparition
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

Man sollte vielleicht noch vor Shatners latentem Overacting warnen. Andererseits nimmt man ihm den netzwerkenden Schmierlappen durchaus ab. Als Empfehlung für die Enterprise hat's gereicht. *g*
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Kaleun Thomsen
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Kaleun Thomsen »

Apparition hat geschrieben: 04.04.2021 17:33 Man sollte vielleicht noch vor Shatners latentem Overacting warnen.
https://www.youtube.com/watch?v=CywJD13fujw

:D
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costa
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von costa »

Apparition hat geschrieben: 04.04.2021 17:33 Man sollte vielleicht noch vor Shatners latentem Overacting warnen. Andererseits nimmt man ihm den netzwerkenden Schmierlappen durchaus ab. Als Empfehlung für die Enterprise hat's gereicht. *g*
Shatner schreckt mich da auch eher ab als Corman, muss ich ehrlich sagen.
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Apparition
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

costaweidner hat geschrieben: 04.04.2021 23:52
Apparition hat geschrieben: 04.04.2021 17:33 Man sollte vielleicht noch vor Shatners latentem Overacting warnen. Andererseits nimmt man ihm den netzwerkenden Schmierlappen durchaus ab. Als Empfehlung für die Enterprise hat's gereicht. *g*
Shatner schreckt mich da auch eher ab als Corman, muss ich ehrlich sagen.
In Cage-Regionen stößt er nicht ganz vor. *g* es hält sich aber in Grenzen, für die damalige Zeit ist das eigentlich schon innerhalb der Norm.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von costa »

Apparition hat geschrieben: 05.04.2021 00:48
costaweidner hat geschrieben: 04.04.2021 23:52
Apparition hat geschrieben: 04.04.2021 17:33 Man sollte vielleicht noch vor Shatners latentem Overacting warnen. Andererseits nimmt man ihm den netzwerkenden Schmierlappen durchaus ab. Als Empfehlung für die Enterprise hat's gereicht. *g*
Shatner schreckt mich da auch eher ab als Corman, muss ich ehrlich sagen.
In Cage-Regionen stößt er nicht ganz vor. *g* es hält sich aber in Grenzen, für die damalige Zeit ist das eigentlich schon innerhalb der Norm.
Cage ist halt so eine Sache. Dessen Eskalationen haben eh nie in Filmen stattgefunden, die für mich relevant waren.

Aber als jemand, der immer viel im Internet war, aber gleichzeitig kein Interesse an Star Trek hatte, war Shatner für mich immer das Beispiel schlechthin für einen miserablen Overacting-Schauspieler, der mit Glück in eine Karriere-Rolle gestolpert ist.
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Schmendrick
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Schmendrick »

ALIENS VS. TITANIC
Ein Raumschiff fliegt mit einer Gruppe fröhlich, feiernden Party-People durchs Weltall, als plötzlich einer fieser Eis-Meteoriten-Schauer das Schiff trifft.
Viele sterben, ein paar wenige können sich auf einen fremden Planeten retten.
Hier leben allerdings Seelen und Menschen fressende Alien.

„85 Minuten Horror-Erotik-Trash“ schreiben einige Verkaufsportale zu diesem Streifen oder auch „wenn Pornodarstellerinen ernsthafte Schauspieler werden“
85 Minuten und Trash stimmt auf jeden Fall*gggggg*
Ein großartiges Werk!!!

BRAIN SLASHER
In ferner Zukunft leben die letzten Menschen an Traummaschinen angeschlossen in kleinen Räumen und träumen.
Zum essen und kacken wird man kurz wach und dann geht´s zurück.
Eine junge Frau hat genug davon und will in die richtige Welt oder was von der noch übrig ist.
Der Cyber-Operator erfüllt ihr diesen Wunsch.
Wäre sie mal besser zu Hause geblieben.
Steven Barnett schuf diesen SyFy-Horror Streifen 1992.
„Mad-Max“ trifft „Total Recall“ mit vielen Litern Blut&Matsch, alles Hand gemacht.
Bruce Campbell und Angus Scrimm dürfen ihr können unter Beweis stellen.
Falls man den 1992 nicht gesehen hat, kann man 2021 auf jeden Fall mal ein Auge riskieren.

CHAIN REAKTION
Nachdem der Gefängnis Transporter mitten im Nirgendwo einen Unfall hatte, können die Sträflinge fliehen.
Sie machen sich auf nach Norden, Richtung Kanada.
In einer plötzlich aufkommenden Nebelwand wird sich verirrt und man landet auf einer Lichtung auf dem ein altes,sehr altes Haus steht.
Die Bewohner scheinen auch recht alt zu sein, zumindest nach ihrer Kleidung und der merkwürdigen Ausdrucksweise zuschließen.
Schnell stellt sich heraus das auf dem Speiseplan der Hausbewohner Menschenfleisch ganz oben steht.

Olaf Ittenbach serviert 2006 diesen Streifen und garniert ihn natürlich reichlich mit selbstgemachten.
Nach der Hälfte des Films sind bis auf einem alle Tod.
Und dann geht der ganze Spaß von vorne Los.
Kann man machen.

CLOWNDOLL
Eine Schwangere findet in einem Trödelladen eine menschengroße Clownpuppe und nimmt sie mit.
Klar, was jetzt kommt…

Wer so einen völlig hässliche Puppe mit nach Hause nimmt, hat es verdient das sein Leben aus den Fugen gerät.
Streifen kommt aus England und ist von 2019.
Bis auf die wirklich sehr gute schauspielerische Leistung von Sarah T. Cohen kann der Film nur bedingt unterhalten.
Ist alles ganz nett, hat man aber halt schon hundertmal gesehen.

DEATHCEMBER 24
24 mal wird ein Türchen geöffnet und Schokolade gibt es keine.

Kurzgeschichten in Deutschland produziert und von vielen Regisseuren, Drehbuchautoren und Schauspielern international umgesetzt.
Drei, vier Geschichten sind echt sehr gut, der Rest nur ganz nett.
Richtig schlechte sind aber kaum vorhanden.
So gehen die 145 Minuten schneller rum, als man denkt.

EXORZISMUS 2.0
In seiner Live im Netz ausgestrahlten Sendung exorzierst Priester Max wöchentlich Besessene Menschen und verkauft dabei vom Vatikan gesegnete Gebetstücher, Tassen und Kreuze.
Doch seine Zuschauerzahlen dümpeln im Unteren Bereich und wenn die auch noch wüssten das alles nur Fake ist, wären es wohl noch weniger.
Doch eines Tages kommt was kommen musste.
Als die Freundin seines Produktionsleiter als „Besessene“ einspringen muss, wird sie von einem echten Dämon heimgesucht und die Einschaltquote steigt und steigt und steigt und

Damien LeVeck hebt den Exorzismus Film 2019 auf eine neue Ebene und das macht er richtig gut.
Schöne Story, gute Schauspieler, nette Effekte und das Ende kann sich auch sehen lassen.

WYRMWOOD-ROAD OF THE DEAD
Die Zombies sind mal wieder unterwegs.
Der Mechaniker Barry kriegt bei der Suche nach seiner Schwester unterstützen von Benny, dem Draufgänger Typ.

Knappe Ressourcen, viele Waffen, verrückter Wissenschaftler, coole Autos.
„Mad Max“ trifft „Zombieland“.
Der australische Beitrag zum Thema stammt aus dem Jahr 2014 und kann sich sehen lassen.
90 Minuten fast immer Vollgas, gut&günstige Splatter-Effekte, ein paar neue Ideen und ein mehr als offenes Ende.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Rivers »

Whiplash

Musikerfilm der letzten Jahre. Schlagzeugspieler ist auf Musikschule und kommt in die Jazz-Band eines unausstehlichen und gewalttätigen Lehrers. Der Film behandelt die Frage, welche Einschnitte man auf dem persönlichen Weg der musikalischen Perfektion annehmen muss.

Großes Problem für mich an dem Film ist die fehlende Identifikation mit dem Protagonisten, dem Schlagzeuger. Ja, man nimmt auch auf seiner Arbeit viel Schmerz hin, schluckt Dinge herunter oder spricht sie nicht an. Hier jedoch wird der Protagonist in der Probe erniedrigt, mit einem Stuhl beworfen und geohrfeigt. Der Lehrer führt die Band wie der Boot-Camp Leiter von "Full Metal Jacket". Ich denke, dass es genug Arschlöcher im Kunstbereich gibt, aber durch die plakative Darstellung und die fehlende Charakteridee des Protagonisten, hat mich der Film abgehängt. Und wenn dann die Identifikation fehlt, fehlt auch die Spannung und das Interesse, wie der Film weitergeht, ob es schlimmer wird oder besser.

Irgendwie fühlte sich der Film sehr miesepetrig an. Die Erfolge, die diesem Prinzip gegenüberstellen, wurden gar nicht gefilmt und gezeigt. Eigentlich wurde nur der Schmerz und die Erniedrigung ausgewalzt. Für einen Musikfilm etwas seltsam.

gecancelt / 10
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Maztur
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Maztur »

Komm und sieh
(UdSSR 1985)

Ich hab schon so viel über diesen Film gehört und gelesen, jetzt hab ich ihn endlich auch mal gesehen.

Die Handlung ist schnell umrissen: in Weißrussland schließt sich der Junge Fljora im Jahr 1943 gegen die flehenden Bitten seiner Mutter den Partisanen im Kampf gegen die deutschen Invasoren an. Anfangs erscheint das Partisanenleben im Wald noch wie ein romantisches Abenteuer, das ändert sich mit der ersten Feindberührung allerdings drastisch - und es kommt noch schlimmer. Viel schlimmer.

Regisseur/Drehbuchautor Elem Klimow zieht alle Register, um den Zuschauer ins Geschehen mit hineinzuziehen, wobei er zwischen surrealen, alptraumhaften Sequenzen und hyperrealistischen Abschnitten praktisch nahtlos hin- und herwechselt. Das gilt nicht nur für die Bilder, sondern auch für den Soundtrack: da geht z.B. das unheilvolle Dröhnen der deutschen Aufklärungsflugzeuge in ein dissonantes Industrial/Ambient-Gewaber über; nach einem massiven Luftangriff ist dann erst mal mehrere Minuten lang ein heftiges Tinnitus-Pfeifen zu hören und die Dialog ertönen nur noch dumpf im Hintergrund.

In einer Hinsicht geht der Film jedoch einen anderen Weg, wird dadurch aber nur noch wirkungsvoller: Klimow verzichtet klugerweise darauf, bei den Greueltaten, die im Laufe des Films begangen werden, voll drauf zu halten. Das meiste davon passiert off-screen, stattdessen lässt Klimow den Horror zum größten Teil im Kopf des Zuschauers entstehen, was immer noch die effektivste Vorgehensweise ist, wenn es so gekonnt gemacht wird wie hier. Dabei vermittelt Klimow das Grauen vor allem durch zahlreiche Nahaufnahmen von Gesichtern, in denen sich das Entsetzen und die seelischen Verwüstungen der Figuren spiegeln. Besonders plastisch zeigt sich das im Laufe des Films an Fljora: Zu Beginn ist er noch ein fröhlicher, unbeschwerter Bursche, am Schluss blickt man in das leere Gesicht eines alten Mannes. Wie Alexei Krawtschenko, der bei den Dreharbeiten grade mal 16 war, das spielt, ist unfassbar; ich kann mich nicht erinnern, von einem so jungen Schauspieler schon mal eine derart intensive Performance gesehen zu haben.

Selten hat mich ein Film nach dem Abspann noch so lange beschäftigt und obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich ihn irgendwann noch mal sehen will, bin ich mir auch sicher, dass es ne ganze Weile dauern wird, bis ich mir das noch mal gebe. Sachen wie "The Deer Hunter" sind im Vergleich zu diesem Brocken jedenfalls geradezu leichtverdauliches Wohlfühlkino.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle jetzt einfach die Zehn raushauen, aber es gibt eine Handvoll Filme, die sich für mein Empfinden einer Bewertung mit schnöden Noten einfach entziehen und dieser Blick in den Abgrund ist einer davon. (Klimow hat danach übrigens nie wieder einen Film gedreht, weil er seiner Ansicht nach mit "Komm und sieh" alles erreicht hatte, was ihm möglich schien.) Sollte man unbedingt mal gesehen haben - man sollte sich beim Angucken allerdings auch in einem stabilen Gemütszustand befinden...
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

Klingt nach etwas, das ich sehen will.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Schmendrick »

RED LETTER DAY
Mutti und ihre zwei Kinder ziehen in eine neue, ruhige Vorortsiedlung.
Eines Tages flattert ein roter Briefumschlag im Briefkasten, mit der Aufforderung einen bestimmen Nachbarn zu Töten.
Der Nachbar hat die selbe Botschaft bekommen.
Schnell ist Schluss mit dem ruhigen Leben in der Vorstadt.

Kanadischer Horrorstreifen von 2019 und der erste Spielfilm von Cameron Mcgowan.
Wäre er mal weiter bei seinen Kurzfilmen geblieben.
Die Idee ist recht nett und mit Blut und kleinen Splatter Einlagen kann er wohl überzeugen, leider ist der Rest sehr unausgegoren.
Wenn man mal 76 Minuten über hat, kann man mal ein Auge riskieren.

MONSIEUR KILLERSTYLE-LE DAIM
Ein Mann tankt an einer Tankstelle.
Ein Mann geht aufs Klo.
Ein Mann ertränkt seine Jacke im Klo.
Ein Mann fährt weiter und kauft sich eine Wildlederjacke mit Fransen.
Ein Mann fährt weiter und landet in einem kleinen Dorf irgendwo im Hinterland in Frankreich.
Ein Mann nimmt seine Videokamera und filmt wie er anderen Leute die Jacken klaut.
Weil ein Mann will der einzige Mensch mit Jacke sein.

Quentin Dupieux haut 2019 mal wieder einen raus.
Ich kannte bis dato nur „Rubber“ von ihm und den fand ich sehr merkwürdig und nicht wirklich toll.
Aber vielleicht war ich noch nicht so weit*g*
Und wer „Rubber“ auch merkwürdig fand, hat Le Daim noch nicht gesehen.
Völlig schräg, völlig anders, völlig verrückt, völlig großartig.

SEOUL STATION
Ein Obdachloser liegt Blutüberströmt im Bahnhof von Seoul.
Viele laufen vorbei und nur ein „Bruder“ will helfen.
Als er mir Sanitätern wieder zurück kommt, ist der Mann verschwunden.
Eine junge Ausreißerin, die von ihrem Zuhälter geflohen ist wird von ihrem neuen Freund auch wieder zur Prostitution gezwungen.
Sie flieht erneut.
Und dann fallen die Zombies über die Stadt her und alles versinkt im Chaos.

Apokalyptischer Zombie Manga mit sozialkritischen Tönen aus dem Jahr 2016.
Vom gleichen Regisseur ist auch „Train to Busan“
Der Zeichen Stil ist recht einfach und gefällt mir nicht ganz so gut, dafür ist die Stimmung schön dunkel&fies.
Als Vorfilm kann man das mal schauen und sich danach mit „Train to Busan“ zu Belohnen.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von costa »

Maztur hat geschrieben: 10.04.2021 14:02 Komm und sieh
(UdSSR 1985)

Ich hab schon so viel über diesen Film gehört und gelesen, jetzt hab ich ihn endlich auch mal gesehen.

Die Handlung ist schnell umrissen: in Weißrussland schließt sich der Junge Fljora im Jahr 1943 gegen die flehenden Bitten seiner Mutter den Partisanen im Kampf gegen die deutschen Invasoren an. Anfangs erscheint das Partisanenleben im Wald noch wie ein romantisches Abenteuer, das ändert sich mit der ersten Feindberührung allerdings drastisch - und es kommt noch schlimmer. Viel schlimmer.

Regisseur/Drehbuchautor Elem Klimow zieht alle Register, um den Zuschauer ins Geschehen mit hineinzuziehen, wobei er zwischen surrealen, alptraumhaften Sequenzen und hyperrealistischen Abschnitten praktisch nahtlos hin- und herwechselt. Das gilt nicht nur für die Bilder, sondern auch für den Soundtrack: da geht z.B. das unheilvolle Dröhnen der deutschen Aufklärungsflugzeuge in ein dissonantes Industrial/Ambient-Gewaber über; nach einem massiven Luftangriff ist dann erst mal mehrere Minuten lang ein heftiges Tinnitus-Pfeifen zu hören und die Dialog ertönen nur noch dumpf im Hintergrund.

In einer Hinsicht geht der Film jedoch einen anderen Weg, wird dadurch aber nur noch wirkungsvoller: Klimow verzichtet klugerweise darauf, bei den Greueltaten, die im Laufe des Films begangen werden, voll drauf zu halten. Das meiste davon passiert off-screen, stattdessen lässt Klimow den Horror zum größten Teil im Kopf des Zuschauers entstehen, was immer noch die effektivste Vorgehensweise ist, wenn es so gekonnt gemacht wird wie hier. Dabei vermittelt Klimow das Grauen vor allem durch zahlreiche Nahaufnahmen von Gesichtern, in denen sich das Entsetzen und die seelischen Verwüstungen der Figuren spiegeln. Besonders plastisch zeigt sich das im Laufe des Films an Fljora: Zu Beginn ist er noch ein fröhlicher, unbeschwerter Bursche, am Schluss blickt man in das leere Gesicht eines alten Mannes. Wie Alexei Krawtschenko, der bei den Dreharbeiten grade mal 16 war, das spielt, ist unfassbar; ich kann mich nicht erinnern, von einem so jungen Schauspieler schon mal eine derart intensive Performance gesehen zu haben.

Selten hat mich ein Film nach dem Abspann noch so lange beschäftigt und obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich ihn irgendwann noch mal sehen will, bin ich mir auch sicher, dass es ne ganze Weile dauern wird, bis ich mir das noch mal gebe. Sachen wie "The Deer Hunter" sind im Vergleich zu diesem Brocken jedenfalls geradezu leichtverdauliches Wohlfühlkino.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle jetzt einfach die Zehn raushauen, aber es gibt eine Handvoll Filme, die sich für mein Empfinden einer Bewertung mit schnöden Noten einfach entziehen und dieser Blick in den Abgrund ist einer davon. (Klimow hat danach übrigens nie wieder einen Film gedreht, weil er seiner Ansicht nach mit "Komm und sieh" alles erreicht hatte, was ihm möglich schien.) Sollte man unbedingt mal gesehen haben - man sollte sich beim Angucken allerdings auch in einem stabilen Gemütszustand befinden...
Der gilt ja gerne mal als einer der besten Filme aller Zeiten (zum Beispiel hier https://letterboxd.com/dave/list/offici ... ure-films/, wobei das natürlich User- und nicht Kritiker-basiert ist, was ich grade gut finde) und ich hab den auch zur Verfügung, aber ich kann mich echt nicht durchringen, den zu schauen.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Thunderforce »

The Quiet Earth
Ein Mann wacht morgens auf und alle Menschen sind verschwunden. Offenbar von jetzt auf gleich, Herdplatten sind an, Autos sind im Graben ausgerollt, ein Flugzeug liegt abgestürzt aber ansonsten leer in der Gegend herum. Schnell erfährt man, dass der Mann zumindest eine Vermutung hat, warum das so ist. Zunächst einmal lässt er es sich gut gehen, wohnt in Luxushäusern, fährt mit dem Auto durchs Kaufhaus etc., aber bald macht ihm die Isolation auch zu schaffen und er beginnt, durchzudrehen. Irgendwann trifft er doch noch 2 andere Menschen. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was sie gemeinsam haben (im Sinne von, warum ausgerechnet sie noch da sind) und ob sie die Situation wieder auf normal zurückdrehen können.
80er Jahre Streifen, teilweise skurril, manchmal lustig, manchmal ernst und mit einem optisch sehr beeindruckenden Ende. Läuft nicht immer 100% rund, ist aber IMO durchaus sehenswert und vor allem originell.,

7.5/10


Killer Sofa
Neuseeländischer Horrorfilm mit komödiantischen Elementen. Es geht tatsächlich um ein Sofa, das Leute umbringt. Allein die Optik des Dings (https://pbs.twimg.com/media/EWSA7WVWAAA1IM9.jpg) ist den Spaß wert. Herrlicher Trash, nicht zu aufgesetzt, sondern der Film nimmt sich und seine Story durchaus ernst und versucht auch eine logische Erklärung für den Schwachfug zu liefern. Film hat ein paar Längen, unterhält aber durchaus und macht Laune.

7/10


Demonoid: Messenger of Death bzw. Macabra - Die Hand des Teufels
Endlich hat die neue SchleFaz-Staffel begonnen. Den Anfang macht dieser mexikanische Horrorstreifen aus den frühen 80ern. In einer Mine wird aus Versehen ein Dämon freigesetzt, der jeweils die linke Hand seines Wirts befällt und dann schlimme Dinge tut. Oder auch mal allein, also nur als Hand, durch die Gegend rennt und Leute umbringt. Schlimmer Quatsch, langweilig, unlogisch (ach? Ja, klar. Aber halt auch innerhalb der "Filmlogik" nicht stringent), gerettet wurde der Abend einmal mehr durch Kalkofe und Rütten. Andererseits ein schönes Beispiel für ungewollten Trash, denn der Film war ja ernstgemeint und versucht, gruselig zu sein. Scheitert aber an wirklich noch der kleinsten Hürde.

2/10


Divergent
Auftakt einer Trilogie, in einer offenbar nicht allzufernen Zukunft werden alle Menschen via Geburt in eine von fünf "Klassen" einsortiert (Polizei/Militär, Forschung, Altruisten etcpp) und haben nur im Teenager-Alter ein einziges Mal die Gelegenheit, sich ihre Kaste auszusuchen, mit allen Konsequenzen (z.B. das man evtl. seine Familie verlassen muss). Das Mädchen Beatrice erhält bei seinem "Eignungstest" unklare Ergebnisse, lässt sich also nicht eindeutig einer Klasse zuordnen, ist "divergent" - Solche Menschen gelten als Gefahr für das System und werden verfolgt.
Wie gesagt der erste von drei Filmen, wobei der hier schon der beste ist laut Wertungen auf Letterboxd. Daher lassen wir es dabei. Denn viel war das nicht. Gute Optik und Effekte, Story ist Schema F, jede Figur ein wandelndes Klischee, ansonsten wäre man gern Hunger Games, ist aber noch nichtmal auf dem Niveau von Maze Runner. Kate Winslet in einer Nebenrolle komplett verheizt, deren Gage hätte man sich auch schenken und in ein spannderes Drehbuch stecken können. Nette Popcornunterhaltung, aber mehr auch beim allerbesten Willen nicht. Aber weniger dann halt auch nicht.

6/10


The Dark
Ich liebe es, wenn sowas passiert: Völlig ohne jede Erwartung angemacht, weil er halt vorgeschlagen wurde und nach Hirn-Aus-Horror klang - und ein echtes Kleinod bekommen.
Ein Mann, der offenbar auf der Flucht ist, fährt mit seinem Auto in den "Devil's Den", ein abgelegenes Waldstück, in dem laut Legende ein blutrünstiges Monster lebt. Er hat eine Panne, kommt an ein halb zerfallenes Haus und geht rein. Kurze Zeit später hat er eine Axt im Kopf und ein grausam entstelltes Mädchen, das offenbar ein Zombie ist, frisst seine Eingeweide. Bis jetzt ein typischer "Evil Dead" Abklatsch.
Doch im Kofferraum des Autos findet das Zombiemädchen (das reden kann, intelligent ist und halt in einem Haus lebt, also eigentlich kein Zombie ist) einen etwa gleichaltrigen, geblendeten Jungen names Alex, der offenbar von dem Mann entführt, entstellt und misshandelt wurde. Da der Junge blind ist, kann er Minas (so heißt das Mädchen) Äußeres nicht erkennen.
Die beiden freunden sich mehr und mehr an und versuchen sich gegenseitig zu helfen. Der FIlm ist ruhig, teilweise sehr ruhig, nach und nach erfährt man mehr über die Hintergründe der Jungendlichen (eher über Mina, als über Alex) und die beiden versuchen, das beste aus ihrer Lage zu machen.
Der Film ist super, es gibt Verweise aufs Stockholm-Syndrom, an sich habe ich ihn aber als eine Art Parabel darauf verstanden, wie man einem Trauma entkommen kann, wenn man Hilfe hat. Geteiltes Leid, Seelenverwandschaft und solche Sachen. Der Film macht sehr vieles richtig, ist originell, Minas Maske fand ich wahnsinnig gut und es ist einfach mal was anderes. Lediglich das Tempo ist manchmal so langsam, dass es fast zum Stillstand kommt. Für Freunde schneller Filme ist das absolut überhaupt nichts. Spannend. Gibts bei Prime für Umsonst und ich empfehle ihm jedem, der auf außergewöhnliche, düstere und originelle Filme steht. Er ist nicht perfekt (wie gesagt, das Tempo), aber er ist IMO richtig gut.

8 bis 8.5/10


The Jesus Rolls
Das (er ist richtig gut) kann man von diesem Film leider so gar nicht behaupten. Es geht um Jesus Quintana, den man aus "The Big Lebowski" kennt und der hier seinen eigenen Spin Off-Film bekommen hat, wobei Hauptdarsteller Turturro auch selber Regie führte. Jesus kommt aus dem Knast und begibt sich mit seinen Freunden Petey (Bobby Cannevale) und Marie (Audrey Tautou) auf eine Art Roadtrip. Sie klauen Autos, gehen Essen, pennen in Motels und bumsen alles, was nicht bei 3 auf dem Baum ist und sich auch gegenseitig. Mehr Inhalt gibt es nicht. Der Film hat keinen Anfang und kein Ende, hört mittendrin auf, man begleitet einfach 3 Idioten bei einem Roadtrip ohne Ziel und muss sich durch langwierige Fickszenen quälen (Auf Letterboxd schrieb jemand: "I was not offended. It made me uncomfortable, because those scenes were akward", was es auf den Punkt trifft). Was ein langweiliger Scheißdreck ohne irgendeinen Sinn. Offenbar hat Turturro hiermit ein Remake irgendeines 70er-Films aus Frankreich gemacht, der damals als skandalös galt oder so. Heute ist es halt einfach nur noch dumm.
In Nebenrollen werden Jon Hamm, Christopher Walken und Susan Sarandon regelrecht verschenkt, lediglich Sarandon darf auch mehr als 2 Sätze sprechen und hat mehr als 30 Sekunden Screentime.
Komplett unwürdig und da muss man fast froh sein, dass sich niemand sonst aus dem Dudiversum in diesem Fehlschlag wiederfindet und seine Kultfigur kaputtmacht.
Positiv ist lediglich: Der Film sieht gut aus und ist schön gefilmt. Alles andere ist Scheiße. Achja, und gleich am Anfang wird klargestellt, dass Jesus Quintana natürlich in Wirklichkeit kein Sex-Offender ist ("Achtjährige, dude..."), sondern das alles bloß ein Missverständnis war. Oh please.

3/10
Zuletzt geändert von Thunderforce am 12.04.2021 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
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Sambora
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Sambora »

"Quiet Earth" ist völlig super.

Und der SchleFaz ist vermutlich der schlechteste Film, den ich jemals gesehen habe.
Das wird kommenden Freitag nicht unbedingt besser, das ist nämlich der erste SchleFaz, den ich schon kenne. *g*
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