Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

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acore
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von acore »

iron-markus hat geschrieben: 02.08.2021 15:40 Godzilla vs. Kong

habe mir Kong vs. Godzilla auf sky angesehen.

Konnte mir zuerst nichts darunter vorstellen, aber der Film nahm dann ziemlich schnell Fahrt auf und ich hatte ein Freude.
Diesmal macht auch die menschliche Handlung etwas Sinn.
Den habe ich mir vorletzte Woche mit der Familie im Kino angesehen. Auf der großen Leinwand macht so ein Effektfilm erst richtig Spaß. Leider wurde das Hohlerdethema etwas verschenkt und kam viel zu kurz. Was hätte man da alles an Sense of Wonder rausholen können. So wirkte gerade der Teil mit Hinblick auf den nahenden Showdown leider etwas gehetzt.
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Apparition
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

Thunderforce hat geschrieben: 02.08.2021 13:16 Game Night
Rachel McAdams und Jason Bateman spielen hier ein Paar namens Annie und Max, welches von Spielen regelrecht besessen ist, aus allem einen Wettbewerb macht und regelmäßig Spieleabende für seinen Freundeskreis ausrichtet. In der Nachbarschaft wohnt zudem der einsame und merkwürdige Polizist Gary (Jesse Plemons), der gerne bei den Abenden dabei wäre, aber nicht erwünscht ist, weil er ein völlig humorloser Eigenbrötler ist und die Stimmung kaputtmacht. Nachdem Max’s Bruder Brooks (Kyle Chandler) auftaucht und die frühere Rivalität der beiden Brüder wieder aufkocht, geht der Film erst richtig los. Brooks richtet seinerseits einen Spieleabend aus, der aber eher eine Art Live-Rollenspiel ist, ausgerichtet von einer Agentur. Ein falscher Polizist taucht auf und warnt vor 2 Kidnappern, die die Gegend unsicher machen. Kurze Zeit später tauchen diese Kidnapper auf und „entführen“ Brooks und die Spiel-Teilnehmer sollen nun in einer Art Escape-Room-Rätsel-Rallye versuchen, den Fall zu lösen. Allerdings wird recht schnell klar, dass Brooks tatsächlich Opfer eines Kidnappings wurde. Oder doch nicht?
Sehr rasante Komödie, gute Darsteller:innen, gutes Drehbuch, gute Sprüche, guter Humor. Man stelle sich den Film „The Game“ vor, aber als Komödie mit Jason Bateman in der Hauptrolle und man kommt dem Ergebnis recht nahe. Action und Stunts zum Teil bewusst komplett drüber, natürlich gibt es während des Films und am Ende noch eine ganze Reihe von (zum Teil nur angetäuschten) Twists, so dass die Frage, wer jetzt was weiß, geplant hat und eventuell nur eine Rolle spielt, sich bis zum Ende immer wieder ändert.
Ich fand den Film richtig geil. Tiefgang sollte man nicht erwarten, aber als Actionkomödie war das schon ziemliches Gold. Und Bateman, der mit seiner lakonischen „NATÜRLICH passiert mir das jetzt“-Art schon „Arrested Development“ und unter völlig anderer Prämisse auch „Ozark“ schon zu echten Kleinoden gemacht hat, ist halt einfach nur geil. Zudem harmonieren er und Rachel McAdams IMO fantastisch. Lohnt.

8.5-9/10
Besten Dank, der wird diese Woche geguckt.
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Maztur
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Maztur »

Nomadland
Empire/Nevada im Jahr 2011: das örtliche Gipswerk schließt, damit verschwindet der einzige größere Arbeitgeber im Ort. In Folge machen auch alle Läden und kommunalen Einrichtungen dicht und zum Schluss wird sogar die Postleitzahl des Orts gelöscht. Die Witwe Fern, die wie alle anderen Einwohner ihren Job verloren hat, geht das Problem auf ihre Weise an: sie sucht keine neue Bleibe in einer anderen Stadt, sondern packt ihre überschaubare Habe in ihren Van, der fortan ihr Zuhause ist, und fährt los.

Eine Handlung im klassischen Sinn gibt es in "Nomadland" nicht, der Film setzt sich wie ein Puzzle aus kleinen Episoden zusammen, die zusammen ein Bild von Ferns Nomadenleben ergeben. Seine Struktur bekommt der Film durch andere Nomaden, denen Fern immer wieder begegnet und Orte, an die sie wiederholt zurückkehrt (wie z.B. das Amazon-Warenlager, in dem sie in der Vorweihnachtszeit als Saisonarbeiterin anheuert). Regisseurin Chloé Zhao hat den Film zum Großteil mit echten Nomaden besetzt und zeigt das Leben ihrer Protagonisten mit viel Empathie und Gespür für Details, ohne es zu sehr zu romantisieren (ein paar grandiose Landschaftsaufnahmen fallen aber durchaus dabei ab). Wunderbar (also halt wie immer) ist Frances McDormand, die komplett in ihrer Rolle als Fern aufgeht (einige der am Film beteiligten Nomaden haben angeblich gar nicht erkannt, dass sie es gar nicht mit einer "echten" Nomadin, sondern einer weltbekannten Schauspielerin zu tun hatten).

Unterm Strich der wohl unaufdringlichste und nuancierteste Oscar-Gewinner seit langem; schön, dass die Academy auch mal so einen Film würdigt. (8/10)


Der Rausch (Druk)
Und noch ein Oscar-Gewinner, diesmal in der Sparte "Bester fremdsprachiger Film". Die Fremdsprache ist in diesem Fall Dänisch und der Regisseur ist Thomas Vinterberg, den man u.a. von "Das Fest" und "Die Jagd" kennt.

Vier Lehrer in der Midlife-Crisis: der Schulalltag ist öde und grau, die Schüler langweilen sich in ihren Stunden zu Tode und zuhause ist das Eheleben auch nicht mehr das, was es mal war. Als die Freunde eines Abends bei einer Geburtstagsfeier zusammensitzen, erwähnt einer von ihnen die Theorie des norwegischen Philosophen Finn Skårderud, die besagt, dass der Mensch von Geburt an 0,5 Promille Alkohol zu wenig im Blut hat und durch das Ausgleichen dieses Defizits selbstsicherer, sozial kompetenter und kreativer wird (diese Theorie ist übrigens keine Erfindung des Films, sondern existiert tatsächlich :prost: )

Die Vier beschließen daraufhin nach einigen Diskussionen, in einem Selbstexperiment zu überprüfen, ob die Theorie auch der Praxis standhält. Die ersten Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen: Martins Geschichtsklasse ist auf einmal mit Feuereifer bei der Sache, Peter entlockt dem Schulchor plötzlich berückende Töne und in Tommys Fußballmannschaft läuft selbst der bebrillte Außenseiter zu Hochform auf. Die Schlussfolgerung scheint klar: da geht noch mehr - und folgerichtig wird in der nächsten Stufe des Experiments erst mal die Dosierung erhöht.

Es dauert nicht lange, bis die Dinge komplett aus dem Ruder laufen und die Ausfälle der Protagonisten mit zunehmendem Alkoholspiegel immer drastischer werden. Das ist bisweilen irre lustig, dann wieder fast zum Fremdschämen und endet in einem Fall auch tragisch. Dabei verkommt "Der Rausch" aber weder zu einer dumpfen Sauf-Klamotte noch zu einem Alkoholikerdrama mit erhobenem Zeigefinger. Vinterberg hält meisterhaft die Balance und obwohl er die negativen Seiten des Alkoholkonsums keineswegs ausspart, verweigert er jede moralische Bewertung und überlässt es dem Zuschauer, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Langweilig wird der Film dabei nie - neben einem liebevoll ausgesuchten Soundtrack besticht in "Der Rausch" vor allem das exzellente Ensemble, wobei der großartige Mads Mikkelsen, dem auch die fulminante Schlussszene gehört, nochmal ein Stückchen herausragt.

Auch in Hollywood hat man die Klasse des Films erkannt und ein Remake mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle ist bereits geplant, aber ich wette schon jetzt, dass das (wie meistens in solchen Fällen) gegen das europäische Original hoffnungslos abstinken wird. (8,5/10)
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Shadowrunner92
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Shadowrunner92 »

The Green Knight
Mein erster Kino-Besuch seit "The Lighthouse" im Januar 2020, und direkt ein dickes Highlight.
David Lowery (hat noch nicht irre viel gemacht, am bekanntesten ist wohl "A Ghost Story", den ich aber nicht kenne) verfilmt hier die, laut Wikipedia, mittelenglische Ritterromanze "Sir Gawain and the Green Knight", mit Dev Patel als Gawain. Dieser lebt am Artus-Hof ein ganz angenehmes Leben, bis der König ihm zu verstehen gibt, dass er vielleicht mal damit anfangen könnte, ein paar Heldentaten zu vollbringen, weshalb Gawain das plötzliche Auftauchen eines grünen Ritters an Weihnachten als Chance begreift und eine ziemlich dumme Sache macht, als deren Konsequenz er sich ein Jahr später allein auf den Weg nach Norden machen muss.
Und was der Film aus dieser Reise macht, ist sensationell. In langen Einstellungen mit wenigen Dialogen erzeugt Lowery am laufenden Band fantastische Bilder, die von einem großartigen Soundtrack unterlegt sind und in denen Dev Patel die ziemlich sicher beste Leistung seiner Karriere abliefert. Stilistisch erinnert der Film öfter an "Blade Runner 2049" bzw. Denis Villeneuve, nur halt, als hätte dieser vorher monatelang "The Witcher 3" gespielt und englische Sagen gelesen. *g* Der Film fokussiert sich dabei mehr auf den symbolischen Gehalt der Geschichte als auf Storytelling im eigentlichen Sinne, was man auch langweilig finden könnte, aber er macht es eben so verdammt gut. Man kann jede Szene in der Natur fast körperlich fühlen und riechen, Kamera und Sounddesign leisten ganze Arbeit. Und die Gestalten, denen Gawain unterwegs begegnet, sind interessant und toll verkörpert, wobei Alicia Vikander allen die Schau stiehlt - sie spielt 2 Rollen im Film, was mir erst hinterher auffiel, aber im Kontext der Geschichte ziemlich genial ist.
Wer also mit langsameren Filmen etwas anfangen kann, die vor allem über die Atmosphäre funktionieren, sollte hier unbedingt reinschauen. Für mich ein neuer Eintrag auf der Lieblingsfilmliste.
10/10
Lindsay, saying nice things about you is easy. The hard part is not sounding sarcastic.
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costa
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von costa »

Gespannt bin ich auf den schon. "A Ghost Story" war hervorragend, "Ain't Them Bodies Saints" fand ich sehr lahm. Sagengedöhns ist leider nur mäßig mein Jam.
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My Friend Of Misery
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von My Friend Of Misery »

Maztur hat geschrieben: 03.08.2021 20:51 Nomadland
Empire/Nevada im Jahr 2011: das örtliche Gipswerk schließt, damit verschwindet der einzige größere Arbeitgeber im Ort. In Folge machen auch alle Läden und kommunalen Einrichtungen dicht und zum Schluss wird sogar die Postleitzahl des Orts gelöscht. Die Witwe Fern, die wie alle anderen Einwohner ihren Job verloren hat, geht das Problem auf ihre Weise an: sie sucht keine neue Bleibe in einer anderen Stadt, sondern packt ihre überschaubare Habe in ihren Van, der fortan ihr Zuhause ist, und fährt los.

Eine Handlung im klassischen Sinn gibt es in "Nomadland" nicht, der Film setzt sich wie ein Puzzle aus kleinen Episoden zusammen, die zusammen ein Bild von Ferns Nomadenleben ergeben. Seine Struktur bekommt der Film durch andere Nomaden, denen Fern immer wieder begegnet und Orte, an die sie wiederholt zurückkehrt (wie z.B. das Amazon-Warenlager, in dem sie in der Vorweihnachtszeit als Saisonarbeiterin anheuert). Regisseurin Chloé Zhao hat den Film zum Großteil mit echten Nomaden besetzt und zeigt das Leben ihrer Protagonisten mit viel Empathie und Gespür für Details, ohne es zu sehr zu romantisieren (ein paar grandiose Landschaftsaufnahmen fallen aber durchaus dabei ab). Wunderbar (also halt wie immer) ist Frances McDormand, die komplett in ihrer Rolle als Fern aufgeht (einige der am Film beteiligten Nomaden haben angeblich gar nicht erkannt, dass sie es gar nicht mit einer "echten" Nomadin, sondern einer weltbekannten Schauspielerin zu tun hatten).

Unterm Strich der wohl unaufdringlichste und nuancierteste Oscar-Gewinner seit langem; schön, dass die Academy auch mal so einen Film würdigt. (8/10)


Der Rausch (Druk)
Und noch ein Oscar-Gewinner, diesmal in der Sparte "Bester fremdsprachiger Film". Die Fremdsprache ist in diesem Fall Dänisch und der Regisseur ist Thomas Vinterberg, den man u.a. von "Das Fest" und "Die Jagd" kennt.

Vier Lehrer in der Midlife-Crisis: der Schulalltag ist öde und grau, die Schüler langweilen sich in ihren Stunden zu Tode und zuhause ist das Eheleben auch nicht mehr das, was es mal war. Als die Freunde eines Abends bei einer Geburtstagsfeier zusammensitzen, erwähnt einer von ihnen die Theorie des norwegischen Philosophen Finn Skårderud, die besagt, dass der Mensch von Geburt an 0,5 Promille Alkohol zu wenig im Blut hat und durch das Ausgleichen dieses Defizits selbstsicherer, sozial kompetenter und kreativer wird (diese Theorie ist übrigens keine Erfindung des Films, sondern existiert tatsächlich :prost: )

Die Vier beschließen daraufhin nach einigen Diskussionen, in einem Selbstexperiment zu überprüfen, ob die Theorie auch der Praxis standhält. Die ersten Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen: Martins Geschichtsklasse ist auf einmal mit Feuereifer bei der Sache, Peter entlockt dem Schulchor plötzlich berückende Töne und in Tommys Fußballmannschaft läuft selbst der bebrillte Außenseiter zu Hochform auf. Die Schlussfolgerung scheint klar: da geht noch mehr - und folgerichtig wird in der nächsten Stufe des Experiments erst mal die Dosierung erhöht.

Es dauert nicht lange, bis die Dinge komplett aus dem Ruder laufen und die Ausfälle der Protagonisten mit zunehmendem Alkoholspiegel immer drastischer werden. Das ist bisweilen irre lustig, dann wieder fast zum Fremdschämen und endet in einem Fall auch tragisch. Dabei verkommt "Der Rausch" aber weder zu einer dumpfen Sauf-Klamotte noch zu einem Alkoholikerdrama mit erhobenem Zeigefinger. Vinterberg hält meisterhaft die Balance und obwohl er die negativen Seiten des Alkoholkonsums keineswegs ausspart, verweigert er jede moralische Bewertung und überlässt es dem Zuschauer, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Langweilig wird der Film dabei nie - neben einem liebevoll ausgesuchten Soundtrack besticht in "Der Rausch" vor allem das exzellente Ensemble, wobei der großartige Mads Mikkelsen, dem auch die fulminante Schlussszene gehört, nochmal ein Stückchen herausragt.

Auch in Hollywood hat man die Klasse des Films erkannt und ein Remake mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle ist bereits geplant, aber ich wette schon jetzt, dass das (wie meistens in solchen Fällen) gegen das europäische Original hoffnungslos abstinken wird. (8,5/10)
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Frank2
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Frank2 »

My Friend Of Misery hat geschrieben: 04.08.2021 16:26
Maztur hat geschrieben: 03.08.2021 20:51 Nomadland
Empire/Nevada im Jahr 2011: das örtliche Gipswerk schließt, damit verschwindet der einzige größere Arbeitgeber im Ort. In Folge machen auch alle Läden und kommunalen Einrichtungen dicht und zum Schluss wird sogar die Postleitzahl des Orts gelöscht. Die Witwe Fern, die wie alle anderen Einwohner ihren Job verloren hat, geht das Problem auf ihre Weise an: sie sucht keine neue Bleibe in einer anderen Stadt, sondern packt ihre überschaubare Habe in ihren Van, der fortan ihr Zuhause ist, und fährt los.

Eine Handlung im klassischen Sinn gibt es in "Nomadland" nicht, der Film setzt sich wie ein Puzzle aus kleinen Episoden zusammen, die zusammen ein Bild von Ferns Nomadenleben ergeben. Seine Struktur bekommt der Film durch andere Nomaden, denen Fern immer wieder begegnet und Orte, an die sie wiederholt zurückkehrt (wie z.B. das Amazon-Warenlager, in dem sie in der Vorweihnachtszeit als Saisonarbeiterin anheuert). Regisseurin Chloé Zhao hat den Film zum Großteil mit echten Nomaden besetzt und zeigt das Leben ihrer Protagonisten mit viel Empathie und Gespür für Details, ohne es zu sehr zu romantisieren (ein paar grandiose Landschaftsaufnahmen fallen aber durchaus dabei ab). Wunderbar (also halt wie immer) ist Frances McDormand, die komplett in ihrer Rolle als Fern aufgeht (einige der am Film beteiligten Nomaden haben angeblich gar nicht erkannt, dass sie es gar nicht mit einer "echten" Nomadin, sondern einer weltbekannten Schauspielerin zu tun hatten).

Unterm Strich der wohl unaufdringlichste und nuancierteste Oscar-Gewinner seit langem; schön, dass die Academy auch mal so einen Film würdigt. (8/10)


Der Rausch (Druk)
Und noch ein Oscar-Gewinner, diesmal in der Sparte "Bester fremdsprachiger Film". Die Fremdsprache ist in diesem Fall Dänisch und der Regisseur ist Thomas Vinterberg, den man u.a. von "Das Fest" und "Die Jagd" kennt.

Vier Lehrer in der Midlife-Crisis: der Schulalltag ist öde und grau, die Schüler langweilen sich in ihren Stunden zu Tode und zuhause ist das Eheleben auch nicht mehr das, was es mal war. Als die Freunde eines Abends bei einer Geburtstagsfeier zusammensitzen, erwähnt einer von ihnen die Theorie des norwegischen Philosophen Finn Skårderud, die besagt, dass der Mensch von Geburt an 0,5 Promille Alkohol zu wenig im Blut hat und durch das Ausgleichen dieses Defizits selbstsicherer, sozial kompetenter und kreativer wird (diese Theorie ist übrigens keine Erfindung des Films, sondern existiert tatsächlich :prost: )

Die Vier beschließen daraufhin nach einigen Diskussionen, in einem Selbstexperiment zu überprüfen, ob die Theorie auch der Praxis standhält. Die ersten Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen: Martins Geschichtsklasse ist auf einmal mit Feuereifer bei der Sache, Peter entlockt dem Schulchor plötzlich berückende Töne und in Tommys Fußballmannschaft läuft selbst der bebrillte Außenseiter zu Hochform auf. Die Schlussfolgerung scheint klar: da geht noch mehr - und folgerichtig wird in der nächsten Stufe des Experiments erst mal die Dosierung erhöht.

Es dauert nicht lange, bis die Dinge komplett aus dem Ruder laufen und die Ausfälle der Protagonisten mit zunehmendem Alkoholspiegel immer drastischer werden. Das ist bisweilen irre lustig, dann wieder fast zum Fremdschämen und endet in einem Fall auch tragisch. Dabei verkommt "Der Rausch" aber weder zu einer dumpfen Sauf-Klamotte noch zu einem Alkoholikerdrama mit erhobenem Zeigefinger. Vinterberg hält meisterhaft die Balance und obwohl er die negativen Seiten des Alkoholkonsums keineswegs ausspart, verweigert er jede moralische Bewertung und überlässt es dem Zuschauer, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Langweilig wird der Film dabei nie - neben einem liebevoll ausgesuchten Soundtrack besticht in "Der Rausch" vor allem das exzellente Ensemble, wobei der großartige Mads Mikkelsen, dem auch die fulminante Schlussszene gehört, nochmal ein Stückchen herausragt.

Auch in Hollywood hat man die Klasse des Films erkannt und ein Remake mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle ist bereits geplant, aber ich wette schon jetzt, dass das (wie meistens in solchen Fällen) gegen das europäische Original hoffnungslos abstinken wird. (8,5/10)
Beide großartig!
Da stimme ich zu.
Vor allen Dingen Mikkelsen hat mich (wieder mal) in "Der Rausch"
völlig weggeblasen .
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Apparition
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

EAT THE RICH

Komödie, England, 1987. Lemmy. Motörhead. Gastauftritte von u.a. Paul McCartney, Bill Wyman, Shane McGowan, Wendy O. Williams, Jools Holland u.a. Kultfilm. Metal!

Alles Bullshit. Das Potenzial von Cast und Idee ist riesig, es geht im Prinzip um einen faschistischen Innenminister, ein Nobelrstaurant für Bonzen, wo u.a. Koala, Panda und Leopard zu essen gibt und selbsternannte sozialistische Untergrundkämpfer, die dieses Lokal kapern und die ehemaligen Gäste an das Jet Set-Volk verfüttern.

In der Realität bleibt ein todlangweiliger Film, in dem der eigentliche Aufmacher kaum Raum einnimmt, fast keiner wirklich schauspielern kann, die Handlung nicht der Rede wert ist und der vor allem auch nicht lustig ist. Sehenswertes Gemetzel gibt's eigentlich auch nicht. Was Lemmy da eigentlich macht, weiss auch kein Mensch, reicht aber offenbar, damit ein Kultfilm draus wird. Mir aber nicht.

Bessere Alternativen: So ziemlich jede absurde Komödie mit schwarzem Humor.

3/10
Zuletzt geändert von Apparition am 17.08.2021 11:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

Apparition hat geschrieben: 03.08.2021 08:40
Thunderforce hat geschrieben: 02.08.2021 13:16 Game Night
Rachel McAdams und Jason Bateman spielen hier ein Paar namens Annie und Max, welches von Spielen regelrecht besessen ist, aus allem einen Wettbewerb macht und regelmäßig Spieleabende für seinen Freundeskreis ausrichtet. In der Nachbarschaft wohnt zudem der einsame und merkwürdige Polizist Gary (Jesse Plemons), der gerne bei den Abenden dabei wäre, aber nicht erwünscht ist, weil er ein völlig humorloser Eigenbrötler ist und die Stimmung kaputtmacht. Nachdem Max’s Bruder Brooks (Kyle Chandler) auftaucht und die frühere Rivalität der beiden Brüder wieder aufkocht, geht der Film erst richtig los. Brooks richtet seinerseits einen Spieleabend aus, der aber eher eine Art Live-Rollenspiel ist, ausgerichtet von einer Agentur. Ein falscher Polizist taucht auf und warnt vor 2 Kidnappern, die die Gegend unsicher machen. Kurze Zeit später tauchen diese Kidnapper auf und „entführen“ Brooks und die Spiel-Teilnehmer sollen nun in einer Art Escape-Room-Rätsel-Rallye versuchen, den Fall zu lösen. Allerdings wird recht schnell klar, dass Brooks tatsächlich Opfer eines Kidnappings wurde. Oder doch nicht?
Sehr rasante Komödie, gute Darsteller:innen, gutes Drehbuch, gute Sprüche, guter Humor. Man stelle sich den Film „The Game“ vor, aber als Komödie mit Jason Bateman in der Hauptrolle und man kommt dem Ergebnis recht nahe. Action und Stunts zum Teil bewusst komplett drüber, natürlich gibt es während des Films und am Ende noch eine ganze Reihe von (zum Teil nur angetäuschten) Twists, so dass die Frage, wer jetzt was weiß, geplant hat und eventuell nur eine Rolle spielt, sich bis zum Ende immer wieder ändert.
Ich fand den Film richtig geil. Tiefgang sollte man nicht erwarten, aber als Actionkomödie war das schon ziemliches Gold. Und Bateman, der mit seiner lakonischen „NATÜRLICH passiert mir das jetzt“-Art schon „Arrested Development“ und unter völlig anderer Prämisse auch „Ozark“ schon zu echten Kleinoden gemacht hat, ist halt einfach nur geil. Zudem harmonieren er und Rachel McAdams IMO fantastisch. Lohnt.

8.5-9/10
Besten Dank, der wird diese Woche geguckt.
Hervorragend. Voll mein Humor und genau das Maß an Drüber und Zuviel, das 'ne gute Komödie braucht. Danke für den Tip, der lief sicher nicht zum letzten Mal.
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Thunderforce »

Sehr schön. :)
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Thunderforce »

The Vigil
Zufallsfund bei Amazon oder Netflix. Es geht um einen Mann, der für eine Nacht ein Schomer sein muss.
Schomer = Totenwächter, im Judentum jemand, der über Nacht bei einem Verstorbenen wacht, bis am nächsten Tag der Bestatter kommt und denjenigen abholt.
Diese Aufgabe wird von der Hauptfigur namens Yakov übernommen, da es offenbar sonst niemanden gibt, der diese Aufgabe bei einem alten Mann, der verstorben ist, übernehmen wollte und Vakov die Kohle, die er dafür bekommt, dringend brauchen kann.
Schon bald wird klar, warum die Aufgabe niemand übernehmen wollte, denn neben der demenzkranken Frau des Verstorbenen, die in der Wohnung rumtapst, spielen sich auch merkwürdige Dinge ab, Yakov hat Visionen und Panikattacken, wird immer wieder mit einem Trauma aus seiner Vergangenheit konfrontiert und generell stimmt in dem Haus offenbar ziemlich wenig.

Von den Zutaten her eigentlich ziemlicher Haunted House-Standard, allerdings ist der Film aus meiner Sicht wirklich spannend, teilweise beklemmend und packt einen an der Kehle. Der Film verzichtet weitgehend auf billige Schockmomente, sondern funktioniert eher über Licht (der Beleuchter des Hauses war offenbar der gleiche, wie der, den Bill Pullman für sein Haus aus "Lost Highway" engagiert hat *g*) und Atmosphäre. Zudem wirkt er ziemlich undergroundig, wenig poliert, schön grobkörnig. Ein schönes, kleines Gruselwerk mit einer zwar relativ herkömmlichen Story, die aber dann wiederum einen interessanten Hintergrund hat, der ebenfalls aus dem jüdischen Religionskontext stammt. Der Film ist in vielen Szenen zudem auf jiddisch, was das Gefühl der Authentizität noch verstärkt. Klasse Ding.

8/10



Der Rausch
Wenige Postings vor diesem steht bereits ein ausführliches Review, dem ich mich vollumfänglich anschließen will. Schauspielerisch grandios und die größte Stärke des Films abgesehen von seinem Ensemble ist IMO die Tatsache, dass er weder verteufelt noch glorifiziert, sondern einfach zuguckt.

8.5 bis 9/10



The Beatles - Eight Days a Week - The Touring Years
Eine Doku über die Beatles bzw. vor allem deren Tourneen und hier speziell auch mit einem Fokus auf ihre Tourneen in den USA. Neben den zwei noch lebenden Beatles kommen auch George Harrison und John Lennon zu Wort, anhand älterer Interview-Sequenzen. Zudem berichten Leute aus dem Bandumfeld und einige Promis wie Sigourney Weaver oder Whoopi Goildberg von ihren Erfahrungen aus Beatles-Tagen. Der Film beschreibt den Alltag der Beatles von 1962/63 bis ca. 1966, wo 2 Alben pro Jahr und dazwischen ausufernde Touren die Regel waren. Freie Tage gab es keine, stattdessen jeden Tag einen durchgestylten Zeitplan mit oft mehreren Terminen (Studio, Promokacke, Interviews, Shows) und zeigt vor allem auch die Beatle-Mania. Die war mir zwar ein Begriff, aber von den Ausmaßen macht man sich tatsächlich keine Vorstellungen. Was da abging, ey, irre. Konzerte in Stadien, bei denen sich die Band beim spielen absolut nicht hören konnte, weil die Fans so laut waren und es zudem auch keine vernünftige P.A. gab. 50 Jahre vor Social Media bereits ein völliger Wahn und ausrastende Leute, sobald einer von den Herren irgendeine Aussage in einem Interview machte, für die er dann entweder als Heiliger verehrt oder zum Lynchen freigegeben wurde. Die festverschworene Gemeinschaft der Band untereinander und mit Brian Epstein und George Martin und die sich dann aber langsam von ihren Fans und schließlich auch voneinander entfremdenden Musiker. Sehr, sehr toll. Dazu unglaublich großartig restauriertes Bildmaterial von frühen Konzerten. Wirklich sehenswert, gerade natürlich für Fans der Band, aber auch für Nichtfans ein sehenswerter Dokufilm.

9/10



Verónica
Vom Ansatz her gar nicht so unähnlich zu "The Vigil" - Komplette 0-8-15-Story, die aber schon aufgrund der Tatsache, keine Hollywood-Produktion, sondern ein spanischer Film zu sein, einiges anders macht. Die Titelfigur ist ein 15jähriges Mädchen aus Madrid, die mit zwei Schulfreundinnen eine Ouija-Session abhält, um Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater aufzunehmen. Leider geht das natürlich schief und Verónica, (die zeitgleich als eine Art Ersatzmutter für ihre drei jüngeren Geschwister fungiert und diese erzieht, da die Mutter nach dem Tod des Vaters in Arbeit versinkt, um die Familie zu ernähren) gerät in einen Strudel aus Alpträumen und immer surrealer wirkenden Vorfällen in ihrem Leben, während sich ihre Freundinnen gleichzeitig mehr und mehr von ihr abkoppeln.
Spannend, schöne Atmosphäre, die sich immer weiter intensiviert, schön albtraumhaft. Dazu sind die Darsteller:innen ziemlich gut, besonders die Kinder sind allesamt wirklich sehr gut gespielt und zudem null nervig.
Der Film beruht auf einem "wahren" Fall aus Spanien, bei dem ein Mädchen einige Wochen nach einer solchen Ouija-Nummer aus ungeklärter Ursache verstarb und gilt als als der einizige Fall der spanischen Polzeigeschichte, bei dem auch der am Tatort ermittelnde Beamte angab, Zeuge von paranormalen Dingen geworden zu sein.
Wie auch immer, ist jedenfalls ziemlich Klasse, auch wenn das "der grusligste Film aller Zeiten" Gehabe auf Netflix natürlich Quark ist. Aber für Leute, die ihren Horrorfilm vor allem über die Atmosphäre schätzen, dennoch eine klare Empfehlung.

knapp 8/10



Héroes - Silencio Y Rock N Roll
Die Verónica aus dem Film hier drüber (der Anfang der 90er spielt) ist Fan der Héroes Del Silencio, deren Songs auch im Film vorkommen. Beim Lesen des Wiki-Eintrages zu Verónica stieß ich über weiterführende Links auf diesen neuen Dokufilm über die spanische Band, der die Geschichte der Héroes Del Silencio von ihren frühen Anfängen 1984 (aus der Zeit gibt es tollerweise auch einiges an Bildmaterial) bis zur Auflösung 1997 nacherzählt und am Ende auch nochmal auf die Reuniontour 2007 eingeht, nach der dann endgültig Schluss war.
Alle Bandmitglieder inkl. des fünften Mitglieds (nur live) Alan Bugoslavsky kommen ausführlich zu Wort, zudem Leute aus dem Umfeld der Band, Menschen von der Plattenfirma, Manager, Produzent Phil Manzanera etc.
Die Geschichte der Band ist eigentlich fast schon klischeehaft. Jugendliche gründen eine Band, erstes Demo, langsamer Aufstieg, Album aufnehmen in der Nacht, wenn die Bands, die eigentlich im Studio sind, das Studio nicht brauchen, nationaler Erfolg, ellenlange Touren durch Spanien, später Europa, Durchbruch international, Sänger kriegt zuviel Aufmerksamkeit, Gitarrist ist neidisch, musikalische Differenzen, Drogen, Streit, Ende.
Für Fans definitiv interessant. Drei der vier Burschen haben sich auch richtig gut gehalten, Pedro Andreu und Joaquin Cardiel sind sogar richtig heiße Feger *g*, nur Juan Valdivia, früher der lässige Rocker mit Kippe im Gesicht wirkt inzwischen eher wie ein Versicherungsangestellter im Ruhestand. Enrique Bunbury, der Sänger, der ja noch eine in Spanien sehr erfolgreiche Solokarriere hingelegt hat, nach dem es mit HDS vorbei war, ist sicher kein ganz einfacher Zeitgenosse, hatte aber von allen damals auch mit Abstand den meisten Druck und die meiste Kritik zu ertragen.
Für Fans ein toller Film, im Gegensatz zum Beatles-Film oder Rushs "Beyond the Lighted Stage", aber aus meiner Sicht tatsächlich auch nur für solche interessant.

7.5/10



Tyfelstei
Ein Schweizer Low bis No-Budget-Mystery/Horrorfilm. Es geht um einen jungen Mann namens Mike, der mit dem Auto durch die Schweizer Alpen fährt, eine geheimnisvolle Frau mitnimmt, kurze Zeit später einen schweren Unfall hat und drei Tage später in einem Bergdorf im Krankenhaus aufwacht. Das Dorf ist nach einem Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten und Mike sitzt dort ebenso wie die TV-Reporterin Laura und deren Kameramann Robert fest. In der Pension, wo die drei residieren hört man nachts komische Geräusche, Mike wird zudem von heftigen Albträumen geplagt, ergo beschließen Laura und Mike, Nachforschungen über das Dorf anzustellen.
Der Film wirkt optisch ein wenig wie die Brandl-Filme, im Gegensatz zu denen hat er aber zumindest halbwegs vernünftige Darsteller:innen und das Drehbuch ist zwar nicht besonders originell, aber immerhin vorhanden *g* - Für einen Film mit ein paar 1000 Franken Budget ist das Ding gar nicht schlecht. Natürlich sieht man ihm an, dass hier keine Vollblutprofis, sondern eher Liebhaber am Werk sind, aber für diese Voraussetzungen macht er IMO mehr richtig als falsch.
Zudem mein erster Horrorfilm auf schwyzerdütsch (Untertitel unerlässlich, btw.), dadurch bekommt er noch einen leicht schrägen, kultigen und manchmal auch etwas lustigen Anstrich (ohne das natürlich zu wollen, aber die Sprache ist für unsere Ohren halt einfach keine, in der ein Horrorfilm wirklich funktioniert). Für Liebhaber des Undergroundkinos schon ein Tip, das Ding.

Sichere 6/10



Xtro
Nochmal Horror, diesmal aus England und aus dem Jahr 1983.
Ein Familienvater wird vor den Augen seines Sohns von Aliens entführt und bleibt die folgenden Jahre verschwunden. Die Mutter glaubt dem Jungen natürlich kein Wort und denkt, der Vadder ist abgehauen, findet irgendwann einen neuen Mann etc.
Eines Tages taucht der Vater aber wieder auf, allerdings blieb sein Aufenthalt bei den Aliens nicht ganz ohne Folgen. Er verfügt über telepathische und telekinetische Kräfte, ernährt sich ganz gern von Innereien und zieht generell Nebenluft ohne Ende. Zudem will er seinen Sohn transformieren und mitnehmen in die Alienwelt.
Ein Film voll von WTF-Momenten. Jede Menge Puppen, Masken und Gore, die teilweise richtig, richtig geil aussehen (zum Beispiel in der Szene, in der das Aupair-Mädchen in eine Art Brutstätte für Alien-Eier umfunktioniert wird), teilweise wirkt es ziemlich billig und man erkennt den Ketchup. Zudem wird der Film spätestens da, wo der Sohn erkennt, dass er seine Spielzeugfiguren mittels Gedankenkraft zum Leben erwecken kann, komplett absurd. Dennoch ist der Film nicht albern oder doof. Er ist schon ernst gemeint und die meiste Zeit kommt das auch so rüber. Zudem enthält er neben Horror-Elementen auch Elemente des Familiendramas.
Für SchleFaz wäre der Film klar zu gut, dennoch würde ich Olli und Peter sehr gerne mal über dieses Machwerk diskutieren sehen und einige Sachen/Szenen sind auch echt SchleFaz-verdächtig. Insgesamt aber ein absolut unterhaltsamer, schlicht kultiger Horrorfim mit einigen „Das passiert doch da jetzt bitte nicht wirklich“-Momenten. Wäre definitiv mal was fürs Trash-WE.

7.5/10
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
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Rivers
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Rivers »

Zurück in die Zukunft 1, 2 und 3

Diesesmal mit meiner Tochter geschaut. Wahrscheinlich habe ich hier schonmal drüber geschrieben. Diesesmal ist mir aufgefallen:

Teil 1 ist immer noch sehr 80er beeinflusst. Eine sehr lange Exposition, die mich etwas an E.T. und Unheimliche Begegnung... von Spielberg erinnert. Die Familiensituation in der Gegenwart wird sehr übertrieben dargestellt und ist trotzdem nicht angenehm zu schauen. Der Film braucht lange, bis er in die Pötte kommt und rollt dann sehr gekonnt dahin.

Teil 2 ist doch im Re-Guck sehr düster. Diese ganze apokalyptische Gegenwart unter Biffs Knute erinnert an Cyberpunk 2077, an Flucht aus L.A. und natürlich sehr an Trump, was für den Anfang der 90er doch etwas überraschend wäre. Aber unter der Erfahrung der letzten 5 Jahre kommt man da nicht richtig drüber weg. Wer weiß, was da in Amerika noch andere Vorbilder und Kopien waren.

Teil 3 überrascht durch die starke Bösewicht-Darstellung des Biff-Darstellers. Sehr düster und dunkel, während der Rest des Films doch eher abenteuerig lustig und unterhaltsam ist. Und mir ist aufgefallen, dass Hollywood halt immer noch Western kann: Von den Requisiten bis zu den Kostümen und von den Einstellungen bis hin zur Landschaft wirkt das alles sehr aus dem Ärmel geschüttelt. Aber auch sehr aufwändig, mit einer Menge von Statisten.


Am Ende irritiert mich dann aber doch der Zeitbezug. Wenn man in den 90ern davon ausgeing, dass gerade mal 30 Jahre später das Jahr 2015 so aussieht, wie man sich dass vorstellt: Fliegende Autos, 3D Advertisements, Hoverboards, selbsttrocknende Kleidung und die gesamte futusristische Szenerie, ist das doch insgesamt sehr zukunftspositiv.


Niemand konnte sich wohl vorstellen, dass sich eigentlich recht wenig verändert hat, außer die Smartphones. :D
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Rivers »

Forrest Gump

Ich habe den Film auch nochmal mit meiner Tochter geschaut und muss der Kritik von Wolfgang M. Schmitt dann doch zustimmen. Ein blöder Film, wo man nicht weiß, was er eigentlich sagen will. Das ist eine "We didn't start the fire" Auflistung von amerikanischer Historie, wo ein definitiv zurückgebliebener Gump durchstolpert und durch Zufall alle Punkte einheimst, die man so einheimsen kann.

Naja, die Kritik ist lustiger und macht nachdenklicher als der Film selbst, also hier:
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Apparition »

Nach über 1,5 Jahren zum ersten Mal wieder im Kino. Endlich!

Zur Auswahl standen u.a. Nomadland, Der Rausch und Killer's Bodyguard 2, geworden ist es dann aber

Tides

Science Fiction aus Deutschland klingt jetzt erstmal nicht so verführereisch, aber da Regisseur Tim Fehlbaum ja auch schon den tollen "Hell" inszeniert hat, war ich ganz zuversichtlich. Zu Recht!

Die Erde ist entvölkert. Klimawandel und Sturmfluten haben den Planten weitgehend unbewohnbar gemacht. Eine Gruppe von Menschen konnte sich auf einen Exoplaneten des Kepler-Systems (Anm.: gibt's übrigens wirklich) retten. Dort herrscht leider eine derart hohe Strahlung, dass alle Menschen innerhalb weniger Generationen unfruchtbar wurden. Also schickt man Expeditionen zurück um Herauszufinden, ob die Erde wieder bewohnbar ist und ob man eine fortpflanzungsfähige Population etablieren kann. Eine dieser Expeditionen landet erfolgreich, wenngleich mit Todesopfern. Die Überlebenden stellen bald fest, dass der Klimawandel nicht alle Menschen ausgerottet hat. Wie es weitergeht, wird nicht verraten, weil der Film keine vorhersehbare Handlung hat.

Ich hab selten einen Film gesehen, in dem "Nichts" so beeindruckend aussieht. Die Hälfte des Films spielt in einem endlosen Watt, wo Schlick und Himmel am Horizont verschwimmen. Alles ist klamm, nass oder neblig. Die Menschen in dieser Welt leben zwischen Ebbe und Flut, abwechselnd auf Booten und in Camps auf dem Watt. Umso wuchtiger wirken dann die riesigen Schiffswracks, in denen die zweite Hälfte spielt. So nass wie dieser Film ist nicht mal "Waterworld" *g*

Eine anständige Science Fiction Story ist nichts ohne eine Metaebene. So aufopferungsvoll die Motive der Astronauten von Kepler auch sind, die Menschheit schafft es nicht, ihre schlechten Angewohnheiten abzulegen. Lernen aus der Vergangenheit, Macht des Einzelnen, Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse hinter die Gemeinschaft und die Grenzen zum Totalitarismus und wie schnell gute Intention zum Alptraum wird sind die wesentlichen Themen, die der Film aufgreift.

Für Genrefans, aber auch für Freunde eher langsam erzählter Thriller eigentlich ein Muss.

8/10
That is delightful news for someone who cares.
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Heisterkamp
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Re: Der ultimative "One and Only"-Film-Thread

Beitrag von Heisterkamp »

Rivers hat geschrieben: 16.08.2021 21:00 Forrest Gump

Ich habe den Film auch nochmal mit meiner Tochter geschaut und muss der Kritik von Wolfgang M. Schmitt dann doch zustimmen. Ein blöder Film, wo man nicht weiß, was er eigentlich sagen will. Das ist eine "We didn't start the fire" Auflistung von amerikanischer Historie, wo ein definitiv zurückgebliebener Gump durchstolpert und durch Zufall alle Punkte einheimst, die man so einheimsen kann.

Naja, die Kritik ist lustiger und macht nachdenklicher als der Film selbst, also hier:
Aaaaah. Also, das stimmt zwar alles, aber trotzdem finde ich den so dermaßen wunderschön und berührend...einer meiner Lieblingsfilme.
Mausepeter, ich habe beide Arme in der Wäsche!
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