2020:
1. Hades
2. Animal Crossing
Aaaaber: Während Hades mir, meinen Kids, meinen Eltern, meinen verstorbenen Ur-Großeltern Spaß macht und Spaß machen würde und von Grafik und Konzept und so ein nettes Spiel ist, ist AC hier gar nicht angekommen und ein größeres Hassspiel geworden. Es ist noch installiert, weil die Tochter meiner Freundin damit rumdaddelt, mir und meinen Kindern löst es aber die seltsamsten Antipathie Gefühle raus. Und wie man so ist, haben wir das länger gespielt, öfter mal wieder gestartet und hier und da noch eine Stunde versenkt.
Daher hier: Mein großes AC Review für 2020 (unten, neben dem Rant, dann eine ausgewogenere Kritik
).
Dö döp dööö döp döp dööö dö döööööp.... So beginnt eine der größten Hassbringer des Jahres 2020. Eine Fanfare, die sofort schrecklich verknotete Gefühle auslöst, einen Berg von sinnlosem Konsumkrempel vor sich liegen zu haben, der zwar reizvoll ist aber einen nur kotzend hinterlässt. Mein bester Freund damals wollte mir immer die Marillion Mispleased Childhood ans Herz legen und ich musste sie bei ihm immer anhören. Der Anfang des Albums, das ich abrundtief ablehne, löst die gleichen Gefühle aus.
Das Spiel ist ein Einrichtungs-Spiel. Man craftet Dinge und stellt sie auf seiner Insel hin, bis die Insel schön aussieht. Das macht man auch mit seinem Haus. Gleichzeitig muss man Infrastruktur für die Insel aufbauen, Brücken und Aufgänge, um mehr von der Insel für den Bau von Häusern oder sonst was zu erschließen.
Im Internet gibt es Videos von Leuten, was die da auf ihrer Insel gezimmert haben. Faszinierend und beeindruckend. Da gibt es dann ein "japanischer Garten Eckchen", ein "Zentralplatz Eckchen", ein Fitness Eckchen, ein Datschen-Eckchen, usw. Ausgestattet mit den passenden Dingen von Brunnen, Stühlen und Tischen und verschiedenen Mobiliar und Accessoires.
Und dann gibt es die Inselbewohner, Süßes Getier von Kühen, Hühnern, Vögeln die alle auf dieser Insel rumlatschen, mit denen Du Smalltalk machen kannst und Dinge tauschen und Liebesbriefe schreiben, was auch immer. Aber sonst kann man nicht viel mit denen tun, ich würde mal sagen, dass die auch keine AI haben, wie NPC in anderen Spielen, die sind halt rumlaufende Staffage.
Das Spiel läuft in Echtzeit, d.h. wenn man um 20 Uhr anfängt, sieht man die Insel nur im Halbdunkel/Dunkel. Ich habe das Spiel sowieso selten tagsüber gesehen, weil ich es z.B. nie um 14 Uhr gespielt habe. Ich weiß nicht, was morgens auf der Insel passiert, ich denke, es ist das gleiche wie nachts um 03. Der kleine Vogelbewohner wird rumlaufen und angeln und die gleichen blöden Dinge sagen wie sonst auch. Das bedeutet aber auch, dass man das Spiel täglich spielen sollte. Wenn man nach einer Woche wieder reingeht, fangen die Bewohner an, Dir von ihren Sorgen zu berichten, dass sie dich so lange nicht gesehen haben. Wenn Du einen Monat nicht reingeschaut hast, werden sie ganz nervös.
Mehrspieler geht übrigens nicht so richtig. Wenn man "mitspielen" will, ist man auf ein Hinterherlaufen eingeschränkt und darf ein wenig Erde graben. Alles andere was man sammelt landet in einer Kiste. Eine unabhängige Steuerung beider hätte mir gefallen, so Split-Screen mäßig. So macht halt nur einer was und der andere darf nur zuschauen und meistens nur doof rumwarten.
Aber was will uns das Spiel eigentlich sagen? Zu was will mich das Spiel anspornen? Und was ist eigentlich der Inhalt? Ich bin da zu ein paar Schlüssen gekommen:
- Spiele es den ganzen Tag, spiele es immer: Ich würde da Nintendo nicht viel unterstellen wollen, aber das Spiel funktioniert nur richtig, wenn man es immer und jeden Tag spielt. Wenn man es Sonntags gar nicht spielt, wird es finanziell schwierig, weil nur Sonntags die Rübenbörse stattfindet und man seine Spekulationsobjekte Rüben kaufen kann. Ich denke auch, dass man es regelmäßig spielen sollte, weil meine NPC immer auf dem gleichen Niveau mir mir reden, während bei meiner Tochter, die das mal paar Tage hintereinander kurz gespielt hat, schon mehr Dinge im Dialog passiert sind und einem eine Fortschritt z.B. bei den Emotionen geschenkt wurde.
- Kaufe Kaufe Kaufe: Man kann halt craften und man bekommt neue Anleitungen. Aber hauptsächlich muss man Dinge kaufen, die man nicht braucht. Man bekommt sogar Dinge geschenkt, die man nicht braucht: eine Nähmaschine. Ein Chemie-Experimentierset. Zwei Boxring-Ecken. Ein Radio, ein anderes Radio. Eine Kaffemaschine. Ein Analog-Telefon. Einen Türkranz. Eine Steinfigur. Ein Wegekreuz. Einen Wasserbrunnen. Einen Wäscheständer... Die Vielfalt ist überwältigend. Aber. Jeden Tag gibt es was anderes. Wenn man sich seine Wohnung einrichten will, muss man tagelang zusammensammeln, weil heute gibt es ein Telefon, morgen aber einen Springbrunnen. Da man aber die ganze Welt einrichten muss, kann man eh alles zusammenkaufen und irgendwo hinstellen, wenn es denn halbwegs in den Kram passt. Oder man macht es nicht und wundert sich, was es in dem Laden für einen Krempel gibt.
- Sammle Punkte, löse Punkte ein: Man kann nicht nur mit Geld bezahlen, man kann auch mit Punkten bezahlen, so ähnlich wie Payback-Karten. Man bekommt Punkte über Dinge, die man tut (fange 5 Fische) und kann die Punkte an einem Bankautomat für Dinge ausgeben, die es so auch nicht zu kaufen gibt (aber halt auch Klamotten, Springbrunnen und Telefone sind). Das Punktesystem hilft einem zu wissen, was man so machen kann, aber es ist auch relativ zentral im Spiel integriert und neben Geld sammeln, muss man also auch Punkte sammeln.
- Sammle alles andere auch: Neben Geld und Punkten kann man auch andere Dinge sammeln: Fische, Flöhe, Äpfel, vergrabene Fossilien. Der Minecraft Effekt ist das zwar nicht, aber nun gut. Man muss eigentlich sammeln, neben dem Einrichten.
- Nehme Kredite auf: Tom Nook, diese Brausebär, der Inselbürgermeister, der Palpatine... Er sagt Dir, was Du machen sollst. Und das ist v.a. Schulden. Dein Zelt: 10.000 Sternis. Dein Haus: 100.000 Sternies. Eine Erweiterung zu Deinem Haus? 1.000.000 Sternies. Eine Brücke? 100.000de Sternis. Einen Aufgang: 100.000de Sternis. Die Dinge sind sehr teuer und es braucht einiges an Verkauf, um das Geld zusammenzubekommen. Man kann Geld verdienen, in dem man gebastelte oder gesammelte Dinge verkauft. Tom bietet aber einem immer an, wenn man A endlich abbezahlt hat, direkt einen Kredit für B aufzunehmen.
- Investiere: Das ganze Geld über Äpfel pflücken abzubezahlen ist ziemlich langwierig und anstrengend. Dafür gibt es Sonntags die Rübenbörse. Eine Rübe ist so in etwa eine Aktie. Man kann Sonntags Rüben kaufen und über die Woche im Insel-Laden wieder verkaufen. Das simuliert einen Aktien-Markt, mit einer Aktie und der Markt läuft ja nur eine Woche, dann sind die Rüben verdorben. Also kann sonntags für 80 Sternies Rüben kaufen und danach täglich den schwankenden Verkaufs-Preis beobachten, um die Rüben dann z.B. für das Doppelte zu verkaufen. Das ist halt typisches Investieren am Aktien Markt und damit könnte man wesentlich schneller das Geld zusammenbekommen, um diese Kredite abzubezahlen.
Der große Kritikpunkt, der mir also im Spiel mit den Kindern und auch selbst aufgefallen ist, lautet, dass es außer Konsum und Investition un Einrichten nicht viel gibt in dem Spiel was man wirklich macht. Klar, da gibt es immer was Neues, irgendwo, und wenn es nur der gestrandete Papagei ist. Aber das Prinzip ist: Kaufe, Sammle, Richte ein. Mir ist nicht viel aufgefallen, was mir persönlich (!!!) wirklich Spaß macht. Die Interaktion ist langwierig, die Geräusche und Animationen immergleich, das Spielprinzip hauptsächlich auf die Gestaltung ausgerichtet, die mir - durch die Fülle an Möglichkeiten und Styles - gar nichts gefällt und auch nichts anspricht.
Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gefällt, die gerne einrichten und gestalten. Aber z.B. im Gegensatz zu Minecraft wo ein Spielprinzip (alles sind Klötze) in Richtung einfaches Lego geht, sind hier die Gegenstände vorgegeben und man kann sie v.a. kaufen. Das ist alles ganz nett gemacht, aber langsam, wiederholend und in ein Korsett gesteckt, was mich an Ebay erinnert, an Amazon, an den hippie-mäßigen und kapitalistischen Inselhaufen. An Menschen, die ihre Wohnung vollstopfen mit Tinnef, hier noch ein bisschen, da noch ein bisschen. Damit komme ich gar nicht zurecht, da brauche ich Klarheit und so.
Das Interessante ist, dass uns das Spiel genervt hat, von der Musik ausgehend bis hin zu den Interaktionen. Mit dem Gefühl, dass wir zuwenig Zeit in das Spiel investieren, um mehr zu machen. Und da es in Echtzeit abläuft und nicht - wie in dem wesentlich spanenderen Stardew Valley - mit einer Zeitprogression über 20 Minuten Tage, ist der Fortschritt sehr zäh, wenn man es nicht jeden Tag macht. Man kann schlecht mal einen Abend sich drin verlieren und sieht dann Fortschritt, sondern es ist auf längere Zeit mit mehr Ergebnissen ausgelegt.
Sehr seltsames Spiel insgesamt, bei dem mich die Popularität sehr irritiert hat. Das ganze Spiel hat mich irritiert und daher dieser Rant.
Aber v.a.: Keep on, lasst euch nicht stören. Ist ja mein Problem mit dem Spiel, nicht eures, speziell bei den Freunden des Spiels.
Spiel des Jahres für mich (2020 zum ersten Mal gespielt): Zelda, BOTW, das ich mit der Switch kennengelernt habe und dass mit das beste Open World Spiel ist, dass ich je gespielt habe. Der Fortschritt, das Sammeln der Erfahrung und die Freude, auch starke Gegener (Leunen, Ganon) irgendwann besiegt zu haben und sich mit Freude denen entgegenzustellen, ist fantastisch. In Skyrim haben mich die starken Drachen irgendwann genervt (und mehr war da ja dann auch nicht), aber die Vielfalt des Spiels ist bei beiden ähnlich. Bei GTA 5 kann man in der Welt genauso versinken und sie spricht einen an, wie auch hier die unterschiedlichen Landschaften und das ist bei beiden gleich. Der Comic-Faktor ist natürlich enorm geil gemacht und ich habe auch das Master Arts Buch hier, mit den Konzept-Zeichnungen, etc. Weil es einfach so krass gut gemacht ist. Irgendwann fallen einem die Nachteile des Spiels auf, aber ja, das hätte man wohl auch nicht anders machen können.
Auf dem PC das Highlight des Jahres (2020 zum ersten Mal gespielt): Doom (aber das von vor paar Jahren). Das war schon sehr nett und ein richtiger Schritt zurück in den ganz normalen, schnellen und gut zu steuernden Ballermodus.