50 Filme

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Apparition
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Re: 50 Filme

Beitrag von Apparition »

Also, gesehen und einigermaßen verdaut. Ich kannte von John Milius vorher tatsächlich nur Conan, glaube ich, aber ich hätte den Regisseur vermutlich auch ohne die Info assoziiert. Nach den ersten 10 Minuten ist man voll in genau derselben Bildsprache drin. Leroy sitzt auf dem Thron wie Conan, die Aufnahmen der Küste haben die Majestät der eurasischen Steppe und gesprochen wird sowieso wie in einem alten Fantasyepos. Der Soundtrack von Basil Poledouris erinnert auch massiv an das eigene Meisterwerk aus Conan.

Die Story könnte man als eine Art positives Gegenstück zu "Herz der Finsternis" oder "Apocalypse Now" bezeichnen. Ein für Europäer lebensfeindlicher Dschungel, anfänglich unverstehbare und feindselige Eingeborene, dazu noch Krieg außenrum. Aber Leroy ist eben kein Col. Kurtz, kein Wahnsinniger mit Allmachtsfatasien, der sich für einen Gott unter Menschen hält. Man könnte einwerfen, dass erst er als Weißer kommen muss, um die verschiedenen Clans zu befrieden und zu einen, der also ein koloniales Weltbild vertritt. Ich würde dagegenhalten, dass er eine Außensicht auf die Kultur der Ureinwohner einbringt, eine andere Perspektive, der vorher ihre Traditionen im Weg standen. Und ihm fällt seine Position nicht in den Schoß, er muss sie sich erkämpfen und ihre Kultur annehmen. Und er ist eben kein absolutistischer Herrscher und Halbgott, sondern einer von ihnen, und muss als König liefern. Seine Zuneigung ist nicht gönnerhaft-väterlich,sondern auf Augenhöhe und aufrichtig.

Die Briten, Amerikaner und Australier muss man nicht weiter erklären: menschliche Panzer, die alles platt walzen, was den eigenen Plänen im Weg steht, Menschen wie Kultur. Respekt gibt es nicht, die Untermenschen haben sich zu fügen, demzufolge gibt es auch keine gültigen Verträge.

Ich bin nicht ganz sicher, was ich vom Ende halte. Einerseits schön, aber auch kitschig und nach der Vorgeschichte irgendwie unpassend. Eigentlich sollte so ein Film kein Happy End haben, finde ich. Zumal ja klar ist, dass eben nicht alles gut ist, sondern eine Kultur zerstört wird und Fairbourne nur das Minimalziel, Blutvergießen zu vermeiden, erreicht hat.

Der Film funktioniert als Antikriegs-, Antirassismus-, und Antichauvinismus-Statement hervorragend, würde ich sofort weiterempfehlen. Interessant ist, wie diametral entgegengesetzt er am Ende Conan dann doch ist. Kein Triumph der Kraftmeierei, sondern eher ein Bloßstellen derselben, und das mit ähnlichen Bildern. Muss man auch erstmal hinkriegen.
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costa
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Re: 50 Filme

Beitrag von costa »

Der Hypertext klingt enorm spannend, sowas hatte ich auch vermutet, der Film an sich ist vermutlich weiterhin nicht meins.
Bei Prime gibt es ihn nur synchronisiert zu leihen. Hat jemand einen Tipp, wie/wo man das Original sehen kann (natürlich legal und auch gegen einen geringen Geldbetrag)? Sonst setze ich leider wieder aus.

Sehr interessantes Review aber auf jeden Fall. Apparition ist unterbewertet. *g*
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monochrom
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Re: 50 Filme

Beitrag von monochrom »

Ich fand ihn gleichzeitig anstrengend und ziemlich gut. Variationen von dioeser "Weißer Mann unter dunkleren Leuten"-Geschichte kennt man ja, und die sind oft nicht meins. Das übrigens nicht aus den öden PC-Gründen der letzten 30 Jahre, sondern weil es mich einfach nicht besonders interessiert.

Aber das hier war spannend, gut gefilmt, und obwohl die Tragödie und der Verrat natürlich von Anfang festgeschrieben sind, hat mir das insgesamt wirklich gefallen. Und wie der Irrsinn der modernen Kriegsmaschinerie im pazifischen Raum auf völlig andere Kulturen hereinbricht, ist tatsächlich ein Thema welches mich sehr interessiert. Vielleicht gibt es dazu nichts besseres. Hat sich also voll und ganz gelohnt die Bildungslücke mal zu schließen.
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monochrom
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Re: 50 Filme

Beitrag von monochrom »

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Apparition
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Re: 50 Filme

Beitrag von Apparition »

Ich kann mich gerne vordrängeln und wieder einen auswählen. Dachte aber, vorher wäre erstmal Susi dran.
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