costaweidner hat geschrieben: ↑26.06.2020 17:26
Puh.
Wir müssen ja sicherlich nicht groß diskutieren, wie beeindruckend vieles an dem Film ist. "Playtime" strotzt vor Kreatitivät und Ideen. Die Kulissen und die Inszenierung sind schier unglaublich, sowas hab ich in der Form vielleicht wirklich noch nicht gesehen. Dazu kommt, dass einzelne Sequenzen wirklich irre komisch sind (dieser alberne Besen mit den Lampen, die stille Tür, der Portier mit Türgriff, aber ohne Tür), das muss man schon anerkennen. Der Einfluss der Stummfilm-Ära ist natürlich recht offensichtlich (so passt das natürlich mit der de facto völlig irrelevanten Sprache), insbesondere Chaplins "Modern Times" kommt einem in den Sinn, der wird da schon eine Rolle gespielt haben. Alleine dieser Unsinn mit den Stühlen im Wartezimmer ist ja total Chaplin und "Modern Times" passt natürlich auch thematisch extrem gut, vor allem zur ersten Hälfte von "Playtime". Dazu ist die Detailverliebtheit ziemlich irre, alleine dieses völlig albern aussehende Essen in dummen Farben, das da in diesem Café steht zum Beispiel.
Aber dann wird's problematisch für mich. Dass bei einem (zumindest anfangs) in Sequenzen aufgebauten Film nicht alles ein Treffer für einen sein kann, liegt ja in der Natur der Sache. Wenn man aber ja wirklich quasi keine Handlung hat, kann es schon mal zäh werden, wenn vielleicht nur jeder zweite Witz oder jede dritte Idee wirklich mitreißt. Und da kommt dann auch mein großes Problem: Der Film geht an seiner eigenen Kreativität oder vielleicht auch an seinem eigenen Übermut zu Bruch. Wie beeindruckend er teilweise ist, wird durch die Menge an Ideen über die gesamte Laufzeit fast total erstickt. "Playtime" ist für mich entweder zu lang oder einfach zu vollgestopft. So finde ich den Teil, der bei Tag spielt (also nicht das Ende, sondern grob die erste Hälfte) viel besser als den Rest, weil da nicht einfach bloß viel passiert um zu passieren, sondern alles gleichberechtigt nebeneinander steht und originell ist. Der Restaurantteil ist anfangs fast schon hypnotisch, aber dann will der Film sich immer mehr steigern und immer noch einen drauf setzen und irgendwann ist man als Zuschauer einfach übersättigt. Der Film will zu viel. Nicht, weil er an irgendeinem Anspruch scheitert, technisch ist er ja überragend, aber weil er kein Ende findet und auch nicht einfach mal einen Gang runterschaltet. Er will wirklich immer beeindrucken oder belustigen und es ist wirklich fast nie Ruhe. Wenn die ganze Zeit alles passiert, dann ist irgendwann nichts mehr wichtig. Das mag ein Teil der Aussage des Films sein, trifft aber irgendwann auch auf den Zuschauer zu (mich zumindest), es interessiert irgendwann nicht mehr.
So ist der Film am Ende für mich nicht die charmante, witzige und sicher auch überwältigend Erfahrung, die er vermutlich sein will, sondern ab einem gewissen Grad eher frustrierend, weil so viel Gutes und Einzigartiges von zu vielen Ideen überschattet wird.
Ich bin froh ihn mal gesehen zu haben, sehenswert ist ja vieles daran, aber ich glaube nicht, dass ich den je wieder schaue.
Gut, dass ich nicht die DVD gekauft habe.
So ungefähr, ja. Wobei ich von der Restaurantsequenz jetzt nicht übermäßig genervt war, sie passt nur nicht so recht zum Geschehen bei Tag (aber das ist vermutlich gewollt, durchdesigntes und durchreguliertes vs. entfesseltes Leben) und ist insgesamt viel zu lang. Der Gedanke an einen Stummfilm drängt sich natürlich sofort auf, auch von der übertriebenen Gestik her, und Tati spielt Hulot halt schon irgendwie als senilen Chaplin, oder vielleicht besser Buster Keaton.
Wenn mich was in den Wahnsinn treibt, dann die Leute, weil ich außer Hulot wirklich niemanden in dem Fillm sympathisch finde. Kurz gesagt zelebriert und karikiert der Film Menschen, Dinge und Situationen, die mir im echten Leben derbst auf den Zeiger gehen würden. *g*
Optisch natürlich ein Träumchen, vor allem dann, wenn er symbolisch wird. Also wenn der Eiffelturm und Notre Dame nur als Spiegelung in Glastüren auftauchen, oder am Ende mit den Blumenstraßenlaternen.
Doch, ich mag die Aussage schon. Mit einer halben Stunde weniger wäre ich aber auch zufrieden gewesen.