STRANGEWAYS - Age Of Reason / 16.12.2011

[wrm]

assklar, danke

[Crianlarich]

was brauche ich noch von dem mann / der band?

Also, wie Sambora ja schon sagte, sind "Native Sons" und "Walk in the Fire" aus den 80ern mit Terry Brock als Sänger zwei Edel-AOR-Alben, die man unbedingt braucht, wenn man mit der Richtung was anfangen kann. Britische Variante von Journey.

Die Alben aus den 90ern ohne Brock haben mit AOR nicht das geringste zu tun, mischen Beatles, Talk Talk ("Spirit of Eden", "Laughing Stock"), Pink Floyd, U2, vielleicht auch Crowded House sowie Einflüsse aus amerikanischer Roots-Musik. Das Ergebnis war merkwürdig, konnte man damals kaum kategorisieren. Etwa die Art von Alternative Rock, aus dem andere Bands, die noch mutiger waren und auf die Blues-Basis verzichteten, später solche Sachen wie New Prog / New Artrock und Post Rock machen sollten.

Wenn du mit "Northern Town" was anfangen kannst, brauchst du neben "Any Day Now" vor allem "And the Horse" von '94. http://www.spirit-of-metal.com/album-gr ... -l-de.html Antikommerzielles Protestalbum, kein Bock auf Schubladen und Musikbusiness usw. Ist insgesamt sehr nah an dem, was Marillion erst zehn Jahre später gemacht haben ("Marbles", "Somewhere Else").

Wo man die Alben günstig kriegt, weiß ich leider gerade auch nicht.

PS: Habe gerade gesehen, dass Stewart auf Soundcloud was Neues hochgeladen hat. Hat er sicher zu Hause im Wohnzimmer aufgenommen. Herrlich! Jeff Beck?

http://soundcloud.com/ianjamesstewart/slow-burn-dancing

[Tokaro5]

Das Debüt von 1986 (produziert von Journey-Produzent Kevin Elson) auf keinen Fall vergessen. Trotz des anderen Sängers (Tony Liddle) ist das keinen Deut schwächer als die "Native Sons" und die "Walk In The Fire". Feinster 80er-Melodic-Stoff. Wäre die damals von einer US-Band gekommen, hätten sie mit der dort schon abgehen können. Mit der würde ich auch anfangen. Hier steht ansonsten alles über die drei wichtigsten Scheiben:

http://www.angelfire.com/ma/strutteraor/STRANGEWAYS.htm

Das Material auf der "Any Day Now" und der "And The Horse", als die Band mehr noch eher ein Solo-Projekt von Ian J Stewart war, kann man nicht immer vergleichen, ist teilweise sehr, sehr ruhiger, Songwriter-mäßiger Stoff. Aber wenn dir gerade "Northern Town" gefällt...

Ansonsten hör dir lieber vorher Songs wie "Breakin' Down The Barriers", "Dance With Somebody" oder "Where Are They Now" an.

[wrm]

danke, leute. ich mache mich dann mal ans einkaufen und entdecken

[Glaurung]

danke, leute. ich mache mich dann mal ans einkaufen und entdecken

Fein!


Ich kenne ja auch nur das Debut und die drei Terry Brock-Scheiben, aber 'Northern Town' klingt gut. Zwar anders, aber gut. Hm...

[Seelenfaenger]

Also die "Native Sons" ist schon etwas besonders, obwohl die "Walk In The Fire" noch einen Tacken zackiger und "eckiger" rüberkommt.
Letztere rangiert unter meinen Top10 AOR-Scheiben ever.
Allein schon die ersten vier Songs sind Klassiker vor dem Herrn. Und mit "Modern World" ist eine vergessene Glanztat des Genres auf der Scheibe.

[Hysteria]

Hat die neue schon wer? Wenn ja, wie ist sie?

[Crianlarich]

Die ist doch noch gar nicht draußen. Aber irgendwer präsentiert regelmäßig neue Songs auf einer bekannten Video-Platform (die nicht namentlich genannt werden soll, weil der Name den Nutzer als "Röhre" beschimpft...). Wenn ich die Songs so höre, schwant mir Übles. Nach dem ersten Eindruck: ist Brock wieder in seiner emotionsarmen Comfort Zone (à la Solo-Scheibe), ziehen sich die Songs ohne nennenswerte Abwechslung wie Kaugummi, werden allerhand AOR-Klischee-Melodien und -Hooks zitiert ("Heile Welt, einfacher Mann, ja, heile Welt"), und die Gitarrenarbeit, für mich eigentlich 'das' Strangeways-Trademark, ist weit unter dem gewohnten Niveau. Dass Stewart sich vor Leuten wie Gilmour und Knopfler nicht verstecken muss, zeigt er anscheinend nur, wenn Brock nicht dabei ist, und "Perfect World" war in der Hinsicht nur ein Ausrutscher nach oben. Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend verreißen. Ich bleibe weiter gespannt. Nach mehrmaligem Hören am Stück sieht vielleicht einiges anders aus.

[acore]

Das klingt, als wäre die neue Scheibe wieder mehr was für mich .

[Glaurung]

Hat die neue schon wer? Wenn ja, wie ist sie?

Laut amazon.de nun am 16.12.

[Crianlarich]

Das klingt, als wäre die neue Scheibe wieder mehr was für mich .

Warte ab und hör lieber vorher ausgiebig rein - denn in die Länge gezogene Songs mit vielen, vielen Wiederholungen dürften die wenigsten vom Hocker reißen. Aber vielleicht sind die noch nicht gehörten Songs ja spannender...

[Crianlarich]

Strangeways – Age of Reason

Kurz: 4 Rocker, 6 Balladen. Das Album ist ganz ok, haut mich aber nicht um. Die Alt. Rock-Einflüsse sind zwar nicht ganz verschwunden, aber der AOR-Anteil ist diesmal höher als noch auf "Perfect World" – und genau das gehört meines Erachtens zu den Schwächen, da das alles nicht so klingt, als hätten die Jungs wirklich Bock auf AOR. Für mich klingt es wie ein Kompromiss-Album, und Kompromisse haben es so an sich, dass beide Parteien nicht wirklich das kriegen, was sie wollen. Und Ian Stewart verkauft sich unter Wert. Vieles, was er begleitend im Hintergrund macht, ist wie gewohnt gut, doch an den Stellen, an denen er ins Rampenlicht treten könnte, hält er sich oft zurück. Unterm Strich besteht das Album für mich aus einer Handvoll brillanter Momente in einem Meer aus Naja. Möglicherweise ist es für mich das schwächste Strangeways-Werk überhaupt, aber da bin ich noch nicht ganz sicher.

The Sentinel – Prima Melodic Rock mit Atmosphäre, Bombast, einem eher dunklen Unterton und einem enigmatischen Text. Widerstand leisten – aber wogegen? Das wird nicht deutlich. Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, dass der Schreiber die Irak-Afghanistan-Sache verteufelt, liest sich der zweite Strophenteil ungefähr so: 'Krieg im Ausland + Gleichgültigkeit im Inland = *kopfschüttel*'. Aber so ein politischer Bezug wird eben nicht wörtlich ausbuchstabiert, alles bleibt offen. (Ausbuchstabiert wird der Bezug hingegen im letzten Stück.)

Run – Solider Melodic Rock. Der Chorus ist einprägsam und erdig. Stewart spielt im Hintergrund vornehmlich melodische Ornamente und Licks, die (wie auf den Alben aus den 80ern) eine bestimmte Atmosphäre erzeugen. Der Soloteil ist dann leider zurückhaltend, ok, aber nicht viel mehr als ein Filler zwischen zwei Gesangsteilen. Aber naja, sowas soll vorkommen. Wirklich problematisch scheint eher, dass der Song sechseinhalb Minuten braucht, nach viereinhalb Minuten aber schon alles gesagt hat, was er sagen will. Ein ähnliches Problem haben noch ein paar andere Tracks...

Playin' it Over – Träge dahinrollender Herz-Schmerz-Track. Melodisch wagt man sich hier in den Adult Contemporary-Bereich vor, also Poprock für Lebewesen über 50. Was auch gar nicht mal schlecht oder einfallslos sein muss, sondern Reife bedeuten kann. In der zweiten Hälfte wird es unvermittelt spannend: Wie die Gitarre in den Soloteil hineingleitet, ist granatenstark. Gänsehaut. Muss da unwillkürlich an eine Luftschutzsirene denken, auch wenn's sicher nur zufällig so ähnlich klingt und nicht geplant war.

As we Fall – Noch 'ne Ballade. Prima Hendrix-Lick, schöne Steigerung zum Schluss. Der Rest ist ok, aber viel fällt mir dazu nicht ein.

Call – Noch 'ne Ballade. Die Strophenmelodie gibt es schon woanders, aber ich komm' gerade nicht drauf, wo. Der Song hat eigentlich mit AOR oder Melodic Rock nicht viel gemein, stammt eher aus der Alt. Rock- oder Singer / Songwriter-Ecke. Mit Celtic Rock-Ansatz. Klingt sehr introvertiert und bescheiden. Ungewöhnlich zerbrechlicher Refrain. Hat bei mir noch nicht ganz gezündet, aber ich vermute, dass das noch geschehen wird – und dann mit Langzeitwirkung.

End of the Day – Zweisamkeit, Happiness, perfekter Tag, Home sweet Home. Mit Zuckerguss. Sowas zu erleben ist Klasse. Über sowas zu schreiben ist Kitsch. Aber na gut, die ganze Beschaulichkeit scheint wenigstens ehrlich zu sein.

Alive Again – Midtempo-AOR. Erinnert mich sehr an Journey. Kann ich gut nebenbei hören, ist aber nicht lebenswichtig.

Silver Moon – Sehr lang geratene und getragene Ballade. Die Strophenmelodie hat etwas Wiegenliedartiges. Die Bridge fügt ein paar dunklere Akkorde hinzu, und der Keyboardsound ist hier geschmackvoll gewählt: ein ganz dezenter Flächensound, in dem es aber brodelt und funkelt und der nahtlos auf Alben wie "Hold your Fire" oder "We can't Dance" passen würde. Im atmosphärischen Mittelteil kehrt der Sound wieder, und obendrauf gibt's ein introvertiertes, melodisches Solo. Schön. Was mir aber nicht gefallen will, ist der Refrain. Der plätschert einfach nur unspektakulär.

Frozen – Strangeways erfinden ein neues Genre: den Proto-Punk-Melodic-Rock. *g* Da der Refrain nicht heraussticht, sondern mit den Strophen verschmilzt, und da auch sonst alles recht einfach gehalten ist, ist das wohl ein Love/Hate-Track. Ich find ihn prima! Mal was anderes... Auch der Text ist ganz nett – mit Perlen wie "The more I shut my mouth the more I have to say" und "Don't wanna be cool, I wanna be frozen".

Long Road – Ballade zum Schluss. Solide. Teile der Gesangsmelodie erinnern stark an Big Country, die ja ebenfalls auf manchen Alben Celtic Rock mit Americana vermischten (besonders auf "No Place like Home" und "Driving to Damascus"). Andere Teile der Gesangsmelodie könnten irgendwo auf "Walk in the Fire" passen. Textlich gibt's hier Stewarts charakteristische pissed-off-ness angesichts des US-Irakinsatzes ("They're comin' back from the mid east war, still don't know what we're fightin' for").

Unschlüssig: 6 oder 6.5 oder 7 / 10. Time will tell.

[Crianlarich]

Bei Interesse: Bei Bandcamp kann man jetzt endlich auch "And the Horse" hören, m.E. ja das spannendste, kreativste, beste, was Strangeways je fabriziert haben:
http://strangewaysrock.bandcamp.com/album/and-the-horse

Das Monster: http://strangewaysrock.bandcamp.com/tra ... -of-us-lie
Bitte den Volume-Regler auf 11 stellen.
Bei dem Solo ab 3.03 und der Passage ab 7.30 geh ich kaputt...

PS:
Finster: http://strangewaysrock.bandcamp.com/tra ... h-the-wire
Marillion "Happiness is the Road": http://strangewaysrock.bandcamp.com/track/on

[Glaurung]

Immer noch nicht gehört. Verdammt. Fand ich "Perfect World" doch eigentlich recht gut.

[kentallica]

Immer noch nicht gehört. Verdammt. Fand ich "Perfect World" doch eigentlich recht gut.

Vor allem hab ich gar nicht mitbekommen, dass jetzt nach "Perfect World" schon ein neues Album raus gekommen ist *g*