THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

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Chris777
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Chris777 »

Eine Frage habe ich dann jetzt grade doch: Wenn der SL so überzeugt von seiner Vision/Mission war, warum hat er dann seine Karriere in einer "Castingband" wie Powervice begonnen und damit Zeit verschwendet? Die übrigens musikalisch vollkommen großartig waren.
Das fand ich auch schade das sie mit Powervice damals aufgehört haben.
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KingFear
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von KingFear »

Feindin hat geschrieben:auch und grade bei der Gitarrenarbeit fand ich es gradezu grotesk, wie man das, was die da mit drei Gitarren gemacht haben, darstellen konnte als wäre es ein G3 aus mindestens Gary Moore, Eddie van Halen und Jimi Hendrix, obwohl es nicht mal (und das meine ich jetzt nicht abwertend gegenüber Gorham/Robertson) Thin Lizzy das Wasser reichen konnte.
Aye. Aber die Wirkung und der Erfolg der Band erklären sich für mich zu einem großen Teil dadurch, dass sie als Projektionsfläche für alles mögliche herhalten konnte, also auch für vermeintliches Gitarrengöttertum. Diese Diskrepanz zwischen meiner und der Wahrnehmung vieler anderer hat mich auch lange davon abgehalten, mich mit der Band zu befassen ("die wollen mich doch verarschen"). Nachdem sich die Gemüter jetzt weitgehend beruhigt haben, habe ich aber feststellen müssen, dass die Platten ziemlich gut sind und ich sie gerne und recht oft höre.
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Schnabelrock
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Schnabelrock »

Die TDB-History hatte mehrere Facetten.

Für mich die interessanteste war nicht einmal die Musik selbst oder Benehmen/Botschaft/Mission von SL. Für mich am interessantesten war, wie versucht wurde, aus der Band einen Giganten zu schreiben. Ein Hype im eigentlichen Sinne. Als ob da einige in den Medien (vor allem seinerzeit im RH) probieren wollten, was sie durch massives, sehr beständiges Pushen einer Band bewirken können. Verbunden mit einer Gegenreaktion vieler, die sich davon manipuliert, belästigt fühlten und deswegen die Band absichtlich tief gehängt haben.

Als soziales Szenephänomen war die Band imo sehr viel interessanter denn als Musikanten. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die heutige Magazinlandschaft (RH/DF) ganz wesentlich ihr Produkt ist.
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KingFear
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von KingFear »

Der Rivers hat hier im Forum mal eine der für mich schlüssigsten Deutungen der Band gepostet:
Rivers hat geschrieben:Das Besondere der Band ist doch die Schizophrenie zwischen Musik und Hintergrund. Das Spiel mit den Symbolen, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Die tanzbare und mitreißende Rockmusik, die aber nicht so dargeboten wird, das Gitarrengewichse, das keines sein soll, das Dekoltee von F., was wahrscheinlich nicht für das Publikum ist. Das ist alles ähnlich dem Hakenkreuz am Fenster, das keines ist.

Ich glaube, sowas lernt man im Kunststudium. Postmoderne und so. Jedenfalls sind wir Konsumenten der Band, mit all unserem unnützen Wissen (wie meins) genau in der Frage: Was ist ernst, was ist falsch, ist es überhaupt irgendwas? Das geht dann auch schnell in die Beliebigkeit, wenn man als Künstler gar nichts mehr vorgeben will. Aber naja.

Ich will der Band aber hier nichts vorwerfen. Wenn die keine Lust auf sowas haben, ist das halt so. (Pink Floyd haben auch eine Mauer zwischen sich und dem Publikum aufgebaut. Neu ist diese Idee also nicht. Und bei Roger Waters wusste man auch nicht, ob er die faschistischen Lieder genoß oder nicht.) Ich verstehe aber nicht das Anti in TDBs Musik weil sie das nicht ist. Darkthrones Panzerfaust ist Anti. TDBs Musik nicht. Entweder verstehen sie ihre Musik in etwa als sedatives Medium für ihre Aussagen, aber das versucht die deutsche Volksmusik auch schon seit 50 Jahren und ist dabei ziemlich unehrlich und verlogen. Oder sie ist es nicht und wir haben es mit liebevollen Musikern zu tun, die sich gerne in den Details ihrer Lieder verlieren. Das ist nicht Anti, sondern Kreativ. Wenn die Musik kreativ ist, das Weltbild aber nicht, haben wir den schizophrenen Zustand.

Insofern sind die Aussagen von SL vielleicht leichter einzuordnen: Vielleicht ist es seine Auffassung der Welt, aber die Band verschließt sich ansonsten jeder Deutung. Es ist nichts anderes da, als die anti-kosmische Haltung: Eine Fassade, die die Musiker verdeckt, das Songwriting, die Emotionen, die ihre Musik auslösen. In diese Idee wird alles reingepresst: Das maskierende Blut, die Hingucker auf der Bühne, die fehlende Kommunikation, das starre Korsett der Darbietung von F., die Jam-Sessions.

Ansonsten scheint sich die Band nicht festnageln zu wollen. Und vielleicht geht es bei dieser Ausgangslage einfach nicht.

Ist ein wenig eine psychologische Interpretation. Sie ist genau so richtig oder falsch wie jede andere Meinung.
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KingFear
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von KingFear »

Schnabelrock hat geschrieben:Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die heutige Magazinlandschaft (RH/DF) ganz wesentlich ihr Produkt ist.
Ja, hm, vielleicht, ich weiß nicht. Ich verstehe was du meinst.
Aber es ist mir letztlich auch egal. :D
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von OriginOfStorms »

Schnabelrock hat geschrieben:Als ob da einige in den Medien (vor allem seinerzeit im RH) probieren wollten, was sie durch massives, sehr beständiges Pushen einer Band bewirken können.
Halte ich für vollkommenen Quatsch. Die Leute haben begeistert geschrieben weil sie begeistert waren. Die Meinung mag nicht jeder teilen. Geschenkt.
Aber sich deswegen Theorien aus dem Schädel zu reißen wie du sie beschreibst ist kurz vor Aluhut.
Was mich an der Band faszinierte war vor allem die großartige Musik, das ist mir heute klarer als vor ein paar Jahren. Und ich gehe davon aus, daß es anderen Leuten die sie abgefeiert haben auch so ging.

Als Gitarrenhelden hab ich die Band auch nie gesehen. Ich empfand das als technisch gut. Aber nie als überragend. Es waren die Songs.
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Shadowrunner92 »

Schnabelrock hat geschrieben:Die TDB-History hatte mehrere Facetten.

Für mich die interessanteste war nicht einmal die Musik selbst oder Benehmen/Botschaft/Mission von SL. Für mich am interessantesten war, wie versucht wurde, aus der Band einen Giganten zu schreiben. Ein Hype im eigentlichen Sinne. Als ob da einige in den Medien (vor allem seinerzeit im RH) probieren wollten, was sie durch massives, sehr beständiges Pushen einer Band bewirken können. Verbunden mit einer Gegenreaktion vieler, die sich davon manipuliert, belästigt fühlten und deswegen die Band absichtlich tief gehängt haben.

Als soziales Szenephänomen war die Band imo sehr viel interessanter denn als Musikanten. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die heutige Magazinlandschaft (RH/DF) ganz wesentlich ihr Produkt ist.
Beim Lesen der Götz-Reviews habe ich eben jedenfalls gleich wieder Wut bekommen angesichts des blödsinnigen, pseudoelitistischen Geschwalls. Rückblickend liest sich das fast wie absichtliches Trolling. *g* ich stimme dir da also zu. Lustig, dass eine Band, die doch so tiefgründig unterwegs war, ihre tiefste Spur auf diese Weise quasi ohne eigenes Zutun hinterlassen hat.
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Rivers »

KingFear hat geschrieben:Der Rivers hat hier im Forum mal eine der für mich schlüssigsten Deutungen der Band gepostet [...]
Ja, danke. Ich habe den Artikel aber noch nicht gelesen und müsste das dann mal angleichen.
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Rivers »

OriginOfStorms hat geschrieben:
Schnabelrock hat geschrieben:Als ob da einige in den Medien (vor allem seinerzeit im RH) probieren wollten, was sie durch massives, sehr beständiges Pushen einer Band bewirken können.
Halte ich für vollkommenen Quatsch. Die Leute haben begeistert geschrieben weil sie begeistert waren. Die Meinung mag nicht jeder teilen. Geschenkt.
Aber sich deswegen Theorien aus dem Schädel zu reißen wie du sie beschreibst ist kurz vor Aluhut.
Stimme ich Dir zu. Das ist Quatsch @ Schnabel. Stell Dir vor, Du stehst nach all den Jahren auf einmal einem Staatsanwalt gegenüber, der mit einer Ernsthaftigkeit seinen Job macht, gleichzeitig total verzweifelt ist aber immer noch vor Gericht so eine faszinierende Figur macht, wie Du es in den letzten Jahren nicht gesehen hast. Würdest Du auch loben.
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Schnabelrock »

OriginOfStorms hat geschrieben: Halte ich für vollkommenen Quatsch. ...Aber sich deswegen Theorien aus dem Schädel zu reißen wie du sie beschreibst ist kurz vor Aluhut.

Klar, sowas gibt es im Business und den Medien niemals nirgends nicht und ist daher kurz vor Paranoia meinerseits *g*
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von OriginOfStorms »

Wir reden hier aber nicht abstrakt von "den Medien" sonden von Musikjournalisten die ich (und du auch vermute ich einfach mal) seit Ewigkeiten verfolge, lese, schätze. WRM, Kühnemund oder Himmelstein sind doch keine Spielbälle des Business die da mit einer Kampagne den neuen, heißen Scheiß auf Anweisung von oben kreiert haben. In einer Spaten- Undergroundszene mit alles in allem immer noch bescheidenen Umsätzen.

Wenn man sowas meint soll das nicht paranoid wirken?
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Schnabelrock »

Nee, hast schon Recht, die Idee, dass Musikjournalisten eine Band hochschreiben, ist wirklich Nachbar von Reichsbürgern, Chemtrails und 9-11-Sprengung *g*
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von OriginOfStorms »

Schnabelrock hat geschrieben:Nee, hast schon Recht, die Idee, dass Musikjournalisten eine Band hochschreiben, ist wirklich Nachbar von Reichsbürgern, Chemtrails und 9-11-Sprengung *g*
Das werte ich für deine Verhältnisse als "ich habe mich vergaloppiert und Mist erzählt".
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von NegatroN »

Schnabelrock hat geschrieben:Nee, hast schon Recht, die Idee, dass Musikjournalisten eine Band hochschreiben, ist wirklich Nachbar von Reichsbürgern, Chemtrails und 9-11-Sprengung *g*
Wenn wir von irgendwelchen Journalisten reden vielleicht. Aber gerade Götz hier Berechnung statt echter Begeisterung zu unterstellen, bekommt man echt nur dann hin, wenn man sie überhaupt nicht kennt und/oder sie scheisse findet und deswegen was unterstellen will. Die Idee, dass da Kalkulation dahinter war, ist wirklich komplett absurder Schmarrn.
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Re: THE DEVIL'S BLOOD - The Thousandfold Epicentre

Beitrag von Shadowrunner92 »

NegatroN hat geschrieben:
Schnabelrock hat geschrieben:Nee, hast schon Recht, die Idee, dass Musikjournalisten eine Band hochschreiben, ist wirklich Nachbar von Reichsbürgern, Chemtrails und 9-11-Sprengung *g*
Wenn wir von irgendwelchen Journalisten reden vielleicht. Aber gerade Götz hier Berechnung statt echter Begeisterung zu unterstellen, bekommt man echt nur dann hin, wenn man sie überhaupt nicht kennt und/oder sie scheisse findet und deswegen was unterstellen will. Die Idee, dass da Kalkulation dahinter war, ist wirklich komplett absurder Schmarrn.
Ich finde zumindest die Idee, dass die völlige Vergötterung der Band durch einige entscheidende Figuren beim RH zu etwas geführt hat, was man m.M.n. durchaus als Hype bezeichnen kann, nicht von der Hand zu weisen. Klar war der befeuert von der ehrlichen Begeisterung, aber daraus wurde dann eben dennoch eine gewisse Form von Kampagne, im Rahmen derer einem die Band monatelang permanent aufs Brot geschmiert wurde. Dazu kam dann natürlich noch, dass einige Leute die Band außerdem zum Anlass genommen haben, um neben ihren Lobhudeleien noch extrem beleidigt gegen alle zu schießen, die es wagten, ihre Begeisterung nicht zu teilen, und an der Stelle wurde es damals dann unwürdig und peinlich.
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