Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (neu: "Clockwork Angels")

Hier sammeln sich nur die Perlen an Threads, die niemals im Datennirvana verschwinden dürfen.
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36547
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Thunderforce »

costaweidner hat geschrieben:
Thunderforce hat geschrieben:Ich weiß, habe schon gestalkt wo Du überall das Herzchen rot gemacht hast :D
*zurückstalk*
Wieso hörst du 'Scars' zweimal, Emoforce? *g*
Hab ich nicht, das liegt am Clementine-Player.

Der scrobbelt das Stück irgendwann (ich glaube bei 50% oder so) auf die Homepage (wenn man vorher skippt, wirds auf der Homepage nicht angezeigt im Profil) und dann sieht es für den Rest des Liedes so aus, als würde ds nochmal laufen. Wenn dann das nächste Lied anfängt, beginnt das Spiel von vorne und der zweite Eintrag von "Scars" verschwindet.
Gerade höre ich also zum zweiten Mal den Titelsong, scheinbar.

Ist irgendein Bug bei Clemetine.
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31268
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von costa »

Ah. Dummes Zeug. *g*
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31268
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von costa »

Löscht der Hanswurst den Beitrag wieder. *lol*
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36547
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Thunderforce »

costaweidner hat geschrieben:Löscht der Hanswurst den Beitrag wieder. *lol*
Ja weil ich gerade herausgefunden habe, was der Titel vermutlich soll und es mir darum fürs Review aufspare *g*
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31268
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von costa »

Thunderforce hat geschrieben:
costaweidner hat geschrieben:Löscht der Hanswurst den Beitrag wieder. *lol*
Ja weil ich gerade herausgefunden habe, was der Titel vermutlich soll und es mir darum fürs Review aufspare *g*
Ah. *huld*
Diese Auflistung eben hatte aber echt was von Nudeln par excellence.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36547
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Thunderforce »

Anagram (for Spaghetii) :D
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31268
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von costa »

Thunderforce hat geschrieben:Anagram (for Spaghetii) :D
:heul:
Ich will ein Video wo Neil den Song nachspielt.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
TheRiverDragon
Beiträge: 606
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Freising

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von TheRiverDragon »

Ich finde den Thread großartig und er regt mich an, mich mit den jeweils besprochenen Rush-Album noch mal genauer auseinanderzusetzen. Hoffentlich geht es bald weiter.
VoiceOfTheSoul
Beiträge: 728
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Dortmund

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von VoiceOfTheSoul »

So, besser spät als nie auch mal meine kurze Rückmeldung. Wieder mal sehr geiles Review von dir, Costa; chapeau! :prost:
Mit 'Hold Your Fire' geht's mir wie einigen anderen von euch. Das Album war jahrelang auf Platz 2 in meiner persönlichen Rush-Rangliste und hat sich zeitweise sogar mit 'Power Windows' um die Spitzenposition duelliert. Mittlerweile ist es aber doch ein winziges bisschen zurückgefallen. Bei mir sind es die ersten acht Songs, die auf einem irrsinnigen Niveau sind mit "Time Stand Still" als absolutem Highlight und Göttergabe. Auch ich habe einen instrumentalen "Aha"-Moment: In meinem Fall ist es der Basslauf, den Geddy bei "Open Secrets" nach dem "Let it go"-Part über die flächigen Synthies spielt, und bei dem ich am Liebsten jedesmal vor Begeisterung durch die Gegend hüpfen will... :D Generell ist es auch hier wieder faszinierend, wie Rush vordergründig total eingängige 80er-Pop-Rock-Songs mit musikalischen Unterbauten versehen, die kaum von dieser Welt zu sein scheinen. Sozusagen "versteckte" Progressivität, frickelfreie Virtuosität! Vom kaum zu begreifenden Melodieverständnis und Neils Texten mal gar nicht zu reden...
Nach "Turn The Page" kommt dann für mich der Bruch. Auch wenn die folgenden zwei Songs alles andere als schlecht sind, würde dem Album meiner Meinung nach ohne sie nichts fehlen. Mit "Tai Shan" bin ich nie richtig warm geworden; irgendwie kann ich mit dieser "China-Atmosphäre" einfach nichts anfangen. Und "High Water" kann auch ich mir nie merken; auch jetzt gerade versuche ich mich wieder vergeblich daran zu erinnern wie der Song geht. Krass; das scheint irgendwie ein Massenphänomen zu sein... :D
We are young
Wandering the face of the earth
Wondering what our dreams might be worth
Learning that we`re only immortal for a limited time

- Neil Peart (1952-2020) -
Benutzeravatar
costa
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 31268
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: The phone booth, it's the one across the hall
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von costa »

Dank und Preis!
Warte eh immer auf deine Rückmeldungen (wie z.B. auch bei Eschi und Knitter) weil die immer so ausführlich sind. Grundsätzlich freu ich mich aber natürlich bei allen.
Außer bei Ploppi.
How can I have disbelieved the wrong egg thing?

Letterboxd - My life in film.
Benutzeravatar
Feral
Beiträge: 243
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: In Tronz

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Feral »

Kurzer unqualifizerter Einschub: Bei der Strophenmelodie von "The Analog Kid" entschwebe ich immer kurzzeitig in andere Sphären. Mein heimlicher Lieblingssong, wenn es sowas von Rush überhaupt geben kann. Alleine wenn Geddy nach dem ersten Refrain "The fawn-eyed girl with sunbrowned legs..." anfängt zu singen...

Achja, wo wir grade bei HYF sind, "Force Ten" war glaube ich mein erster Basslinien-Ohrwurm *g*

Danke, weitermachen.
I don't need no make up, I got real scars
I got hair on my chest, I look good without a shirt

Last.fm | Musiksammler | Goodreads
Benutzeravatar
guitar-fiend
Beiträge: 1637
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Québec

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von guitar-fiend »

VoiceOfTheSoul hat geschrieben:Nach "Turn The Page" kommt dann für mich der Bruch. Auch wenn die folgenden zwei Songs alles andere als schlecht sind, würde dem Album meiner Meinung nach ohne sie nichts fehlen. Mit "Tai Shan" bin ich nie richtig warm geworden; irgendwie kann ich mit dieser "China-Atmosphäre" einfach nichts anfangen. Und "High Water" kann auch ich mir nie merken; auch jetzt gerade versuche ich mich wieder vergeblich daran zu erinnern wie der Song geht. Krass; das scheint irgendwie ein Massenphänomen zu sein... :D
Hier muss ich leider unterschreiben, vielleicht ist 'Tai Shan' sogar der einzige Skipkandidat in meinem geliebten Rush-Universum. :hmpf:
Benutzeravatar
Thunderforce
Stammposter
Stammposter
Beiträge: 36547
Registriert: 26.03.2004 00:21
Wohnort: Bad Spänzer
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Thunderforce »

PRESTO (1989)


1. Show Don‘t Tell (5:01)
2. Chain Lightning (4:32)
3. The Pass (4:50)
4. War Paint (5:24)
5. Scars (4:07)
6. Presto (5:45)
7. Superconductor (4:47)
8. Anagram (For Mongo) (3:59)
9. Red Tide (4:30)
10. Hand Over Fist (4:10)
11. Available Light (5:01)

TOTAL PLAYING TIME: 52:06



Cover


Zwei Jahre nach „Hold Your Fire“ erschien mit „Presto“ das 13. Album von RUSH. Da das Wort „presto“ in der Musik ja nichts anderes als schnell bzw. rasch bedeutet, kann man es durchaus so auslegen, dass „Presto“ nach dem Debüt das zweite selbstbetitelte Album der Band ist.

Nach dem nicht mehr steigerbaren Bombast von „Power Windows“ und „Hold Your Fire“ beschloss die Band, auf „Presto“ wieder mehr wie eine Rockband, ein Power-Trio zu klingen. Die Band hatte daran ebenso Anteil wie Produzent Rupert Hine, den RUSH ursprünglich schon für „Grace Under Pressure“ haben wollten. Nachdem Peter Collins, der ja die beiden Vorgänger produziert hatte, diesmal nicht zu Verfügung stand, übernahm den Job also Rupert Hine, der gemeinsam mit der Band den Fokus wieder mehr auf die Tatsache legen wollte, dass RUSH immer noch eine Rockband waren und kein Synthie-Projekt. Eigentlich wollte man sogar ganz weg von den Keyboards, am Ende sind dann zwar welche zu hören, aber mehr als Unterstützung und Begleitung, weniger als Hauptinstrument. Ein wenig zurück zu den Wurzeln also. Vielleicht (wirklich nur meine Vermutung) hat man das Album darum auch quasi wieder nach sich selbst benannt.

Ich weiß, dass „Presto“ bei vielen Fans der Band einen sehr hohen Status und guten Ruf genießt, auch bei mir ist das so, meiner Meinung nach ist es locker zu den fünf besten Alben von RUSH zu zählen. Die Band selber behandelt das Album aber immer ein wenig stiefmütterlich, nur wenige Songs davon fanden sich später in den Live-Setlists wieder und 2011 äußerte sich Neil Peart wie folgt über „Presto“:
"That was an album that, for all of us, should have been so much better than it was ... If we could do one [album] again, it would be that one, because we still love the songs from it, but... you can never make magic happen."

So richtig zufrieden scheinen sie aus unerfindlichen Gründen damit also nicht zu sein – das verstehe wer will. Bis auf den Sound, der hier und da etwas mehr Druck und Bass vertragen könnte, ist „Presto“ ein Meisterwerk. Ein weiteres Meisterwerk in einem an Meisterwerken quasi überquellenden Backkatalog. Aber wie gesagt, selbst da sticht es für mich noch heraus. „Presto“ ist ein Album, das sehr viele versteckte Highlights aufweist, diese sog. „Zweite-Reihe-Songs“, die einem vielleicht nicht unmittelbar einfallen, wenn es um die besten Songs der Band geht, die aber definitiv dazugehören. Dazu komme ich später.

Textlich verfolgte Peart diesmal einen etwas weniger düsteren Ansatz, begann mehr und mehr auch aus der Ich-Perspektive zu texten, befasste sich mit dem Leben, dem Alltag und weniger mit allumspannenden politischen oder gesellschaftlichen Themen. In his own words:
(I) was conscious that maybe a couple of the last albums were a little on the heavy side, lyrically speaking. With Presto I took a little looser approach to things. These songs have their own stories and messages without necessarily being linked by some overall theme."


Zu den Songs:

SHOW DON‘T TELL
Sanfte Percussions, die sehr leise aufgenommen sind, läuten den ersten Song ein. Nach 15 Sekunden setzt die ganze Band ein, sofort fällt die rockigere Ausrichtung auf, die Musik weist zudem einen klaren Funkeinschlag auf. Man könnte das Arrangement fast schon als ein wenig vertrackt bezeichnen. Erst im Chorus geht erstmals die Übermelodien-Sonne auf. Der Song ist als Opener eigentlich eine recht ungewöhnliche Wahl, weil er nicht besonders schnell ins Ohr geht und einen fast ein wenig in die Irre führt. Vielleicht liegt das aber auch an mir, denn „Show Don‘t Tell“ wurde sogar als Single ausgekoppelt. Insgesamt gehört er meiner Meinung nach aber trotzdem zu den eher etwas unscheinbareren Songs auf „Presto“. Zudem wird das Lied ausgeblendet, was ich für einen Opener jetzt eher schwach finde. Trotz aller Kritik: „Show Don‘t Tell“ ist ein toller Song, nur eben als erstes Lied irgendwie eine etwas eigenartige Wahl.


CHAIN LIGHTNING
Das ist der erste dieser oben erwähnten Zweite-Reihe-Songs. Kein Mensch würde den spontan nennen, wenn er nach den besten Songs von RUSH oder auch nur von „Presto“ gefragt wird. Dennoch gehört er zu den Highlights dieses Albums. Viel straighter als der Opener, im Midtempo angesiedelt sind die Strophen erneut fast unscheinbar, hier aber haut einem der Chorus dann den Draht aus der Mütze, insbesondere ab dem zweiten Mal, wenn er noch verlängert und die grandiose Melodie noch weiter variiert und ausgebaut wird. Im Instrumentalteil ziehen alle drei Mitglieder ordentlich vom Leder, dennoch läuft hier vordergründig einfach ein poppiger Rocksong weiter. Die Kabinettstücke hört man nur, wenn man darauf achtet. Eine Besonderheit, die diese Band schon immer ausgezeichnet hat. Textlich geht es grob gesagt um „ansteckendes“ und sich weiter fortpflanzendes, zum Beispiel Gelächter, Hoffnung, Liebe oder auch einfach nur Energie. „That‘s nice“ sagt eine tiefe, ich glaube zu Peart gehörende Stimme am Ende. Recht hat sie.


THE PASS
„The Pass“, eine weitere Single, dürfte der bekannteste und beliebteste Song von „Presto“ sein. Und auch Geddy Lee und Neil Peart haben unabhängig voneinander gesagt, dass er zu ihren jeweiligen Lieblingssongs von RUSH gehört, hier sind sich also alle einig. „The Pass“ ist ein nachdenklicher und langsamer Song, der die Grenze zur Ballade streift, sie aber nicht überschreitet. Der düsterste und melancholischste Song des Albums befasst sich mit einem Thema, das Peart schon auf „Signals“ mehrmals angeschnitten hatte: Die (manchmal auch selbstgewählte) Isolation von Jugendlichen, ihre Wege damit umzugehen und der Tatsache, dass man nicht alleine auf der Welt ist, auch wenn es oft so scheint. Zudem spricht er sich nach meinem Dafürhalten klar und deutlich gegen Selbstmord als scheinbarem Ausweg aus der Isolation aus.
Der Song selber ist beinahe schon unbeschreiblich gut. Ruhige, nachdenkliche Strophen, ein etwas härterer Chorus, der trotzdem eher nachdenklich bleibt, alles gesegnet von Melodiebögen, wie sie einzig und allein Lee, Lifeson und Peart zu schreiben imstande sind. Die Textpassage “All of us get lost in the darkness / Dreamers learn to steer by the starts / All of us do time in the gutter / Dreamers turn to look at the cars“ ist von Oscar Wilde inspiriert und so etwas wie die Signatur-Melodie dieses Songs. Komplett irre und einfach wirklich unbeschreiblich schön.


WAR PAINT
Song Nummer Zwei aus der Reihe „Göttergaben, die man irgendwie gar nicht auf dem Schirm hat“. An manchen Tagen ist „War Paint“ sogar mein Lieblingssong auf diesem Album. Musikalisch wirkt er beinahe wie eine Mischung aus „The Pass“ und „Chain Lightning“. Er ist ein wenig rockender und fordernder, aber genauso melancholisch und voller Sehnsucht wie „The Pass“. Die sich durch den Song ziehende und immer wieder auftauchende Zeile “...the mirror always lies…“ gehört wieder zu den ganz großen Momenten dieser Band. Wie kann man bloß so großartig sein? Tempo- und Stimmungswechsel bestimmen diesen Song, mal kommt man akustisch-balladesk fast zum Stillstand, dann rockt man wieder voller Zuversicht nach vorne. Ich liebe diese Wechsel. Das Ende mit mehrstimmigem Gesang (“Boys and girls together, paint the mirror black“) und dem wieder über allem schwebenden “...the mirror always lies...“ zieht mir dann final die Schuhe aus. Vermutlich die beste Stelle auf diesem Album. Obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich das in ein paar Songs wieder anders sehe, denn da kommt noch was…. *g*


SCARS
„Scars“ drückt deutlich mehr aufs Gas als die bisherigen Songs. Der Anfang wird von Geddys wummerndem Bass und ein paar Keyboard-Akzenten bestimmt, Gesang und Drums, Alex ist jedoch kaum zu hören. Ziemlich ungewöhnlich, dass die erste Strophe eigentlich komplett ohne Gitarren auskommt, erst zum Refrain setzt Alex ein. Was die Keyboards besonders während des ersten Refrains anbelangt, so erinnert „Scars“ fast noch ein wenig ans „Power Windows“-Album, dort waren derartige Sounds und Effekte auch sehr beliebt. Insgesamt wirkt der Song trotz aller Klasse ein wenig orientierungslos und irgendwie echt ein wenig wie ein Überbleibsel aus den letzten 2, 3 Alben, den man aber jetzt im „Presto“-Stil darbringt. Ich mag den Song sehr, aber er wirkt im Gegensatz zu dem meisten anderen tatsächlich weniger fokussiert und auf den Punkt, sondern beinahe ein wenig wirr.


PRESTO
Bamm – dammdamm…. “If I could wave my magic wand...“ – Es sind diese Momente wie der Beginn des Titelsongs, bei denen man immer wieder merkt, dass das hier die beste und talentierteste Band aller Zeiten ist. Mit was für einer unfassbaren Leichtigkeit die Kerle einfach so einen Songanfang aufs Parkett legen, um den dann in einen weiteren, eher nachdenklichen Song münden zu lassen, das grenzt eigentlich schon an Überheblichkeit. „Presto“ ist eine weitere Halbballade, die von Jahrhundertmelodien und wundervollen Momenten nur so überquillt. Und es ist einer von Pearts schönsten Texten. Es geht ums zurückblicken auf Fehler, die man gemacht hat und die man gerne korrigieren würde. Und um den naiven wie auch wohl jedem bekannten Wunsch, in der Lage zu sein, einfach per Zauberei endlich „everything alright“ machen zu können, was im Leben so verkehrt läuft. Zudem ist wirklich jede Zeile ein Monument an Schönheit der Sprache. Egal welche Zeile man sich rauspickt und egal, ob man ihre Bedeutung wirklich versteht, es sind einfach Zeilen, die von profunder Schönheit sind. “Silver, blue and frozen silence, what a fool I was for you“ oder auch “I radiate more heat than light“. Ganz großer Song, der übrigens erst 2010 erstmals zu Live-Ehren kam.


SUPERCONDUCTOR
„Superconductor“, ebenfalls als Single ausgekoppelt ist der nächste Song und der Opener der B-Seite. Hier geht es um die Oberflächlichkeit und Künstlichkeit von Mainstream-Musik. Der Song ist für das Album vergleichsweise schnell und weniger eingängig als die vorangegangenen Lieder. „Superconductor“ ist ein Song, den ich anfangs eher als Füller empfand, der mit der Zeit aber immer weiter gewachsen ist. Heute mag ich ihn genauso wie den Rest des Albums. Es ist jetzt kein absolutes Highlight, aber eben ein weiterer toller Song. Gegen Ende steigert sich das Lied mit Wiederholungen des Chorus, die sich immer weiter steigern und einem furiosen Endteil, bei dem RUSH das Tempo nochmal ordentlich anziehen. Meiner Meinung nach der beste Part des Songs.


ANAGRAM (FOR MONGO)
Dieser Song ist vor allem textlich interessant. Peart bildet hier in jeder Zeile neue Wörter aus anderen Wörtern, die er bereits in der gleichen Zeile verwendet hat, manchmal sind es sogar wirklich Anagramme. Dabei bringt er von Quasi-Nonsens wie “He and she are in the house / But there‘s only me at home“ bishin zu tiefsinnigem wie “Reasoning is partly insane / Image just an eyeless (bzw. ‚i-less‘) game“ diverse Bonmot-Knaller zustande, teilweise muss man die Zeilen auch mehrmals lesen, um überhaupt dahinter zu kommen, wo jetzt das (Teil-) Anagramm sein soll. Der Song selber geht stilistisch ein wenig in die „Chain Lightning“-Richtung. Ein eher unauffälliger Midtempo-Rocksong, der allerdings nicht in so einer Übermelodie explodiert. Die Lyrics und der Gesang stehen hier klar im Vordergrund, die Musik hält sich zurück, um den Worten Raum zu geben. Der Chorus hat zwar eine tolle Melodie, aber irgendwie steht diese trotzdem hinter dem zurück, was gesungen wird. Schwer zu beschreiben. Textlich auf jeden Fall selbst für Peart ein Highlight. Der Songtitel stammt übrigens aus dem Mel Brooks-Film „Blazing Saddles“, und zwar aus folgender Szene:
RED TIDE
Tja, und da ist er: Der nächste Song aus der zweiten Reihe, der eigentlich in die erste gehört, bzw. eigentlich sogar noch davor. „Red Tide“, einer der wenigen Songs, die textlich wieder ein eher globales Thema (Klimawandel, globale Erwärmung) zum Inhalt haben, ist für mich sogar das beste Beispiel für solch einen Song. Nicht nur von „Presto“, sondern vermutlich sogar von RUSH insgesamt. Der Song ist komplett irre und dermaßen gut, dass man mit Superlativen hier nicht mehr auskommt und jede Beschreibung immer nur unzureichend sein kann. Es beginnt schnell, der Instrumentalteil fällt vor allem durch seine leicht schrillen, beinahe nach Streichern klingenden Keyboardsounds auf. Die Strophen beginnen ruhig, balladesk, nehmen dann aber schnell wieder Tempo auf und sind von der Melodieführung dann bereits der Oberwahnsinn. Es folgt scheinbar der erste Chorus “This is not a false alarm, this is not a test“. Hier würde ich bereits sagen, das ist von der Melodieführung her mit das beste, was es auf dem Album zu hören gibt. Beim nächsten Chorus stellt sich dann aber heraus, dass das nur die Bridge war. Nach dem die Passage das nächste mal gesungen wird, kommt der eigentliche Refrain (“The party is disrupted by an univited guest.“)
Das ist nur eine Zeile, die Melodie aber zieht einem alle Schuhe aus, die man in seinem ganzen Leben jemals getragen hat. Der Song geht weiter und dann ist in den letzten zwei Minuten irgendwann alles aus. Jetzt werden die Strophen mit dem ‚Bridge-Chorus‘ und ‚eigentlichen‘ Refrain kombiniert und der darf dann (mit anderem Text) auch endlich mehrfach wiederholt werden. Der ganze Song baut langsam Spannung auf, an mindestens drei Stellen denkt man, dass es jetzt kaum noch geiler werden kann und RUSH belehren einen jedes Mal eines besseren, in dem sie noch eine Steigerung draufsetzen und noch eine Melodie oben drauf packen. Wie der Song dann am Ende so aufgelöst wird und diese ganzen großartigen Momente vorher sich letztlich nur als Spannungsaufbau entpuppen, ist mit ‚Meisterleistung‘ noch nicht einmal unzureichend beschrieben. Wenn bei Minute 2:59 bzw 3:42 Geddy singt “Let us not go gently to the endless winter night“ und parallel dazu auf seinem Keyboard diese Fanfaren explodieren, ist einfach alles aus und ich denke doch wieder, dass DAS der beste Moment auf „Presto“ ist und nicht das Ende von „War Paint“ - Andererseits ist es aber halt scheißegal. Was für unfassbare Götter.


HAND OVER FIST
Einen Text auf dem Schere-Stein-Papier-Spiel aufzubauen ohne dabei wie ein kompletter Idiot zu wirken, ja, das kann einzig und allein Neil Peart. „Hand Over Fist“ kommt nach „Red Tide“ auch eher unscheinbar daher, was dem Song aber nicht gerecht wird. Auch im Midtempo angesiedelt, rhythmisch teilweise wieder leicht vertrackt und an den Opener erinnernd, ist das eigentlich ein richtig großer Song, aber nach dem man nach „Red Tide“ mit blinkenden Synapsen völlig erschöpft in der Ecke liegt und vor sich hinsabbert, hat das Lied eher die Funktion einer willkommenen Erholungspause. Im Vergleich zu den Highlights ist gerade der Refrain tatsächlich vielleicht auch ein wenig beliebig ausgefallen, das muss man schon sagen. Sollte es einen ‚schwächsten‘ Song auf „Presto“ geben, so ist es wohl „Hand Over Fist“. Satte 9 Punkte ist der aber eben trotzdem immer noch wert.


AVAILABLE LIGHT
RUSH sind eigentlich keine Band, bei der ich mir vorstellen kann, sie auf (m)einer Beerdigung zu laufen haben, aber wenn, dann wäre es wohl „Available Light“. Mit einem weiteren 10-Punkte-Überwerk endet „Presto“ und es endet wie man so schön sagt ‚on a high note‘. Natürlich ist „Available Light“ melancholisch, zum Teil traurig, aber es ist zugleich auch voller Hoffnung, Tatendrang und einer unheimlichen Kraft. Das liegt vor allem an der Aussage “I want to look at life - in the available light“, die ich als Wunsch interpretieren würde, vor allem die guten Seiten des Lebens wahrzunehmen und sich darauf zu konzentrieren. „Run to light from shadow“ geht in eine ähnliche Richtung. Das tolle an dem Song ist das Wechselspiel der balladesken Strophen und dem fast schon aufbrausenden Chorus, der dann immer in der oben zuerst zitierten Zeile endet. Die Energie, die hier freigesetzt wird und die den Song trotz der nachdenklichen Strophen vollkommen leichtfüßig klingen lässt, fast schwebend und über den Dingen stehend, ist mal wieder kaum in Worte zu kleiden. „Available Light“ ist der perfekte Abschlusssong, der Song kann und darf niemals woanders stehen als am Ende des Albums oder auch eines Mixtapes o.ä. Das ganze Album und irgendwie auch die ganze Band werden hier auf geniale Weise zusammengefasst und mal angenommen, RUSH hätten hiernach Schluss gemacht, so wäre es schlichtweg der perfekte Abschluss der Karriere gewesen. In dieser Hinsicht hat das Lied für mich irgendwie auch was von „The Show Must Go On“ von QUEEN.


Fazit: Was für eine Platte. „Presto“ ist sicher nicht auf einem durchgehenden Gottniveau wie „Moving Pictures“ oder „Power Windows“, sondern es weist in einem gewissen Rahmen Wellenbewegungen auf. Songs wie „Superconductor“ oder „Hand Over Fist“ erreichen bei aller Klasse sicherlich nicht ganz das Niveau der Übertracks wie „The Pass“, „War Paint“, „Presto“ oder „Available Light“ - das hat aber den Effekt, dass diese Songs irgendwie noch stärker betont werden und den Sound und die Richtung des Albums noch mehr definieren. „Presto“ ist weniger wie eine Wand oder Monolith a la „Power Windows“, sondern mehr wie ein Gebirge oder eine Landschaft. Mehr Abwechslung, mehr Stimmungsschwankungen. Die letzte Platte der Band der 80er und wenn man ganz ehrlich ist, trotz aller Klasse von „Roll The Bones“, „Counterparts“, „Vapor Trails“, „Clockwork Angels“ und wie sie alle heißen, vielleicht auch das letzte wirklich grandiose Album der Band. Nicht falsch verstehen, es gibt noch diverse hochklassige und auch essentielle Alben der Band nach „Presto“, aber nach „Presto“ erfolgt irgendwie wenn auch fast unmerklich so eine Art Bruch. Oder anders gesagt: Bis „Presto“ MUSS man die Alben der Band haben und da gibt es auch keine zwei Meinungen. Danach eigentlich auch, aber man kann im Einzelfall zumindest darüber diskutieren. *g*


3 Tipps zum Antesten:

The Pass (Live 1990) War Paint (Live 1990) Presto (Live 2011)
Zuletzt geändert von Thunderforce am 08.10.2017 16:41, insgesamt 3-mal geändert.
If you twist, you fail. Twisting equals tears.
Musiksammlung | Letterboxd | Bandcamp
Rotorhead
Beiträge: 18407
Registriert: 26.03.2004 00:21
Kontaktdaten:

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Rotorhead »

Wunderbar. *Platte streame und Review dazu lesen werde*
Benutzeravatar
Shadowrunner92
Beiträge: 4570
Registriert: 18.03.2011 20:51

Re: Living on a lighted stage... - Rush für die Massen (aktuell "Hold Your Fire")

Beitrag von Shadowrunner92 »

Thunderforce hat geschrieben: Presto (Live 2011)
Habe gerade einfach mal spontan das Video angeklickt. Fantastischer Song. Irgendwann klappt das noch mir Rush und mir, ganz bestimmt.
Was ich auf jeden Fall auffällig finde: Geddy Lee ist der einzige mir bekannte Sänger, der im Alter uneingeschränkt besser geworden ist. Die alten Sachen finde ich quasi unanhörbar, aber das hier ist nicht nur erträglich, sondern richtig toll.
Lindsay, saying nice things about you is easy. The hard part is not sounding sarcastic.
Antworten