GoTellSomebody hat geschrieben:Was ist denn ein positives Vorurteil?
Gemütlichkeit, Treue, Verlässlichkeit, Umgänglichkeit, Ehrlichkeit, Natürlichkeit, Lebenslust, Fröhlichkeit, Humor, Stabilität und sogar Gesundheit usw. usw. sind positive Attribute, die Dicken per Vorurteil schon zugeschrieben wurden. Und Schönheit natürlich, aber die gehört ja nicht zu den Vorurteilen, sondern zu den Urteilen.
GoTellSomebody hat geschrieben:nach deiner Erklärung müßte dann das Hänseln eines wie auch immer oberflächlich betrachtet benachteiligten Kindes auf dem Schulhof gesellschaftsweite Hetze sein.
Nein, unlogisch. Ich schrieb, eine Einzelperson kann man sogar damit aufziehen, dass sie den Bleistift fallen gelassen hat. Rassisten sind hingegen darauf angewiesen, Konzepte zu verwenden, die eine ganze Gruppe treffen und zur gesellschaftsweiten Hetze taugen. Das ist bei der Einzelperson nicht der Fall. Wenn da das Hänseln rund um das Übergewicht nicht mehr zieht, denken sie sich was anderes aus. Rassisten können sich hingegen nicht einfach so was anderes ausdenken. Die sind angewiesen auf Konzepte wie "andere Hautfarbe = negativ".
GoTellSomebody hat geschrieben:Wie dem auch sei, was mir in deiner Analyse/Beschreibung/Denkweise (je nach Bewunderungsgrad) sehr fehlt, ist die Betrachtung des Individuums. Es geht immer nur um Gruppen oder ganze Gesellschaften, alles wird anhand von Stereotypen erklärt und es ist kein Platz für Individualität, es geht auch nie - gerade beim Thema "Rassismus" - um den hohen Grad an Emotionalität, der damit einhergeht, man soll nur verstehen, seine Denk- und Handlunsweise anpassen, dann wird alles gut, was einer fühlt ist zweitrangig. Das ist meiner Meinung nach zu abstrakt, zu konstruiert, und vor allem lebensfern.
Den Abstraktionsgrad bringt das Thema selbst mit sich.
Sprache, Begriffe, Bedeutungen, Bedeutungswandel, Kontexte, Konnotationen, Denkmuster hinter dem Gebrauch von Begriffen - das ist der Kern.
Dass es um Gruppen geht, bringt ebenfalls das Thema mit sich, weil die rassistischen Denkmuster und Begriffe auf Ausgrenzung ganzer Gruppen abzielen.
Emotionalität kann hier furchtbar hinderlich sein, wie mir auch die Tabuisierung zeigt, denn durch sie werden die Begriffe mit ihren angehängten rassistischen Denkmustern ja nicht aus der Welt geschafft, sondern ungewollt konserviert, so dass Rassisten immer wieder auf sie zurückgreifen können. Emotionalität eignet sich nicht dazu, ein Thema zu durchleuchten.