Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

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Apparition
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Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Apparition »

Nachdem ja wie immer jeder irgendwelche Sachen besonders gut fand, die im Poll dann keine Rolle gespielt haben, könnt Ihr Euch hier austoben. Wie immer: ein Album pro Person, wenn Ihr richtig überzeugt seid, von mir aus auch zwei.

Ich hab dieses Jahr zwei Tips, die mich sehr beeindruckt haben, hab jetzt auch länger hin und her überlegt, aber am Ende jubel ich Euch trotzdem noch mal meine Nr. 1 unter, auch wenn ich sie schon gebührend abgefeiert habe.

Mit MAGGOT HEART hat Linnéa Olsson endlich zu ihrer Sprache gefunden. Die EP war super, vielelicht noch etwas plakativ, das darauf folgende Debütalbum für mich etwas rätselhaft. Ich habe es zwar im Zuge des Nachfolgers auch schätzen gelernt, aber ihr bisher bestes Werk heisst dennoch "Mercy Machine". Frau Olsson verbindet geschmackssicher Punk, kratzigen Garage-Rock, an VoiVod angelehnte Schrägriffs und wenige Steinzeit-Metal-Einsprengsel. Darüber singt sie lakonisch, distanziert (da ist es wieder), aber auch energisch und selbstsicher, nicht selten ziemlich abschätzig, selten auch zerbrechlich. Dabei schafft sie es zusammen mit Ex-In Solitude-Drummer Uno Bruniosson, in das ziemlich aggressive Album immer mal wieder erstaunliche Melodien einzubauen, ohne dass es zusammengestückelt klingt. Mehr so Fetzen, die immer wieder vorbeischweben und dann wieder im Sturm aufgehen. Bruniossons In Solitude-Vergangenheit kann man durchaus hören, denn gerade wenn es mal melodisch wird wie im Titelsong, ist da dieser typische, fast swingende Groove, der diese Band ja auch ausgezeichnet hat.

Ich habe es schon im Thread zur Band geschrieben: Ich habe dieses Jahr sonst keine Musik gehört, die mir so ungefiltert ins Gesicht schlägt. Es gibt keine klanglichen Weichzeichner, keine Schnörkel und Umwege in der Musik, keine kunstvollen Gesangsmelodien. Alles ist hier geradeaus, und wer im Weg steht, kriegt es voll ab. Und dieses alles ist brutal, schmutzig, oft voller Verachtung, hin und wieder aber auch verletzlich und voller Lichtstrahlen. Großes Ding, ich bin verliebt.

Hit des Jahres:
Titelsong:
Gipfel der Geringschätzigkeit:
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Doctor_Wasdenn
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Doctor_Wasdenn »

Ich war echt überrascht, dass ich der einzige war, der Konvent bin mit dem Album Puritan Masochism im Poll hatte.
4 Däninnen spielen eine Klasse Melange aus Death, Doom und Black. Erschien bereits im Januar 2020 und hatte sich trotzdem bei mir festgesetzt. Das Demo 2 Jahre vorher hatte ich schon gefeiert, das Album ist noch stärker...
Zuletzt geändert von Doctor_Wasdenn am 25.12.2007 17:11, insgesamt 154-mal geändert.
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Rivers
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Rivers »

Nyktophobia aus Datteln bei Recklinghausen machen sehr gefälligen, melodischen Death Metal. Das ist jetzt vielleicht keine besondere Nische. Überrascht hat mich die Qualität des Sounds und die Verspieltheit der schönen, einfachen Melodien. Sehr nettes, erfrischendes Album und daher bei mir Platz 3 geworden.

Das Intro: Mit Streichern kann man viel falsch machen aber auch viel richtig. Hier ist es ein sehr weicher Sound geworden, im Hintergrund fast keyboard-artig. Aber sowohl die Violinen und Bratschen als auch der Kontrabass ist schön eingefangen. Gemixt wurde es von Jens Bogrens Crew und das Album klingt daher auch sehr gut.
Und der Opener, der das Thema dann halt mitnimmt.
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Mustl
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Mustl »

MAGGOT HEART finde ich ziemlich cool, auch schon mal live gesehen. Das neue Album kannte ich noch nicht, muss ich aber wohl nachholen.

Konvent auch super, klingt für mich sehr nach Bolt Thrower.
Da kannte ich tatsächlich auch das Demo schon vor dem Album. *g*

Nyktophobia hätte mich vor 15 Jahren oder so sehr begeistert. :-)

Achso, Geheimtipp: Oranssi Pazuzu, fieser psychedelic Black Metal
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Apparition
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Apparition »

Ach ja, Nyktophobia. Hab ich angehört weil mir das Cover gefiel und dann wieder vergessen. *g*

Gefällt mir aber gut, könnte vielleicht etwas mehr Dreck vertragen. Höre ich aber noch mal.

Konvent ist auch gut, schön tiefer Sumpf zum langsam drin ertrinken.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von NegatroN »

Maggot Heart funktioniert bei mir nicht. Den Ansatz finde ich schon gut, aber die Umsetzung ist mir viel zu haklig. Für manchen mag das als sperrig attraktiv sein, für mich klingt es eher wie gewollt aber nicht gekonnt. Da werden einfach keine richtigen Songs draus.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von M.o.D. »

Meine Entdeckung des Polls:
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Porcupine
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Porcupine »

WILDERUN haben ihr aktuelles Album "Veil Of Imagination" 2019 selbst veröffentlicht und konnten daraufhin einen Deal bei Cerntury Media ergattern, die das Album im Jahr 2020 dann ofiziell weltweit veröffentlicht haben. Und zwar völlig zurecht, denn die Qualität dieses Monsteralbums ist fast schon atemberaubend. Geboten wird eine Mixtur aus Opeth, Devin Townsend, etwas Folk Metal sowie umfangreiche Orchestrierungen, die von sanften Streicher- und Klavierpassagen bish hin zu stürmisch-bombastischen Orchesterpassagen reichen. Gesanglich ist's wie bei Opeth bis zur Watershed: Growls und ruhig-melodischer Klargesang wechseln sich ab. Das alles mag dem einen oder anderen zu viel auf einmal sein, ich find's jedoch grandios, innovativ und mitreißend.

Die Songs sind meistens überlang und es gibt auf dem Album auch nicht DEN Überhit, den man als Anspieltipp nennen könnte. Dieses Album hört man am besten komplett am Stück - erst dann kann man richtig erfassen was die Band hier leistet.

Hier trotzdem mal der Opener:

Und falls sich jemand über das Cliffhanger-Ende wundert: Der Song geht nahtlos über in diesen hier:
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Thunderforce
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Thunderforce »

Ich verweise auf meinen Blog :D

4 Alben kommen da noch, im Grunde alles Geheimtips.
Ansonsten nehme ich for the time being mal die Giöbia

*zitier*

Nur eine Woche nach Yuri Gagarin kamen die Italiener von Giöbia Anfang Februar mit ihrer neuen Platte "Plasmatic Idol" um die Ecke, die auf jeden Fall den Wettbewerb im Farben-Tourette 2020 locker für sich entscheiden kann, gerade in der Kombination aus pink-violettem Cover und giftgrünem Vinyl. Herrlich! Musikalisch bedienen Giöbia natürlich eine ähnliche Richtung wie Yuri Gagarin, sind dabei allerdings deutlich abwechslungsreicher und haben bei vielen Songs auch Gesang dabei. Los geht es aber auch hier rein instrumental, "Parhelion" ist das perfekte Beispiel für Spacerock, wie ich ihn haben will. Wunderbar abgehoben und schwerelos, endlos viel Hall, großartige Melodien und bei aller Außerweltlichkeit stets geerdet genug, damit man dem Ganzen auch als Song folgen kann. Besser ist diese Art von Musik für mich schlicht nicht machbar. In langsamen und rein kompositorisch eher klassischen Rocksongs wie "Heart of Stone", "In the Dawnlight" und "Haridwar" fügen Giöbia ihrer Musik auch Vocals hinzu, die Stimme von Sänger Bazu ist aber natürlich standesgemäß mit Hall und sonstigen Effekten unterlegt und wirkt so oft eher wie ein zusätzliches Instrument. Immer wieder, zum Beispiel im abwechslungsreichen "The Escape" oder dem fantastischen Mittelteil von "Far Behind", driften Giöbia aber komplett in den Weltraum ab, spacige Synthies, die hier und da an die Landsleute von Goblin gemahnen, sanft vor sich hin pluckernde Gitarren und dazu dann teilweise noch die verfremdete Stimme, großes Kino.

Der Titelsong "Plasmatic Idol", der recht früh auf dem Album steht, fungiert eher als eine Art kurzes instrumentales Zwischenstück. Am Ende des letzten Songs "The Mirrors House" knüpfen Giöbia dann die Brücke zu ebenjenem Titelsong, in dem sie dessen Synthiemelodie noch einmal aufnehmen und so den Kreis schließen. "Plasmatic Idol" ist ein Paradebeispiel für entspannte, um nicht zu sagen bekiffte Rockmusik, ein einziger großer Trip, aber eben immer mit dem nötigen Fokus und dem Blick auf dem Song. Spannend und entspannend zugleich. Mit "Plasmatic Idol" ist Giöbia ihr bis dato bestes Album geglückt und keine Platte habe ich im letzten Jahr häufiger aufgelegt als diese.


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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von logos »

Ich hab auch noch ein paar (Geheim)Tipps übrig:

Blossom Cult - Closure

Debüt-EP einer Band aus Deutschland. Grob einsortiert ist das Progmetal. Teilweise mit Core-Gesang, teilweise clean gesungen. Recht melodisch und angenehem zu hören. Man beachte das schöne Solo im Song.
Conception - State of Deception

Das war/ist eine großartige Progmetal-Band. Keine Ahnung, ob die hier überhaupt einer kennt. Hatten in den 90ern u.a. mit Parallel Minds einen Klassiker rausgehauen und hätten eine richtig große Nummer werden können, wenn der Sänger, Roy Khan, nicht irgendwann nach Kamelot ausgewandert wäre. Haben sich letztes Jahr, nach 23 Jahren wieder zurück gemeldet. Richtig guter Gesang, gute Melodien, ordentlich Tinte aufm Füller.
Havukruunu - Uinuos Syömein Sota

Ich bin ja eher nicht so der Pagan-Metal-Freund, aber Moonsorrow mag ich doch ziemlich gern und das hier geht in die selbe Richtung. Gut, die Chöre muss man abkönnen, aber mir persönlich gefällen die Riffs, der sehr geringe Anteil von Kitsch, die Komplexität und die raue Produktion.
Volkor X - This Is Our Planet Now

Das hier ist was Spezielles. Das ist entweder Synthwave mit Gitarren oder Progmetal mit viel Elektronik. Ich finde die Mischung großartig und super kurzweilig. Habe ich sehr oft beim Sport gehört ;)
"Wenn man jemanden einfach so ohne Grund scheiße findet, sollte man vielleicht mal mit ihm reden. Oft findet man dann noch mehrere Gründe", Klaus K.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Feindin »

Ich sie hatte seinerzeit, als die ersten Songs bei Bandcamp auftauchten, mal im Punkrock Thread verlinkt.
Inzwischen gibt's ein ganzes Album.
Die Rede ist von FORE.
4 Typen, die man sonst aus Krawallbands kennt (Ex-Kreator Speesy und Typen von Massacre, Venom Inc.) machen 90er Punk ala Pennywise o.ä.
Kurze Songs, auf Albumdistanz vielleicht nicht immer 100% zwingend, aber so als Häppchen zwischendurch super.
Memory, prophecy and fantasy -
the past, the future and the dreaming moment between -
are all one country, living one immortal day.
To know that is wisdom.
To use it is the Art.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von GoTellSomebody »

logos hat geschrieben: 22.02.2021 12:09Conception - State of Deception

Das war/ist eine großartige Progmetal-Band. Keine Ahnung, ob die hier überhaupt einer kennt. Hatten in den 90ern u.a. mit Parallel Minds einen Klassiker rausgehauen und hätten eine richtig große Nummer werden können, wenn der Sänger, Roy Khan, nicht irgendwann nach Kamelot ausgewandert wäre. Haben sich letztes Jahr, nach 23 Jahren wieder zurück gemeldet. Richtig guter Gesang, gute Melodien, ordentlich Tinte aufm Füller.
Danke für den Tipp. Tailgunner hatte mich schon mal darauf hingewiesen, ich war aber darüber hinweggekommen. Neben Parallel Minds finde ich das Album Flow nach wie vor herausragend.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Wishmonster »

GoTellSomebody hat geschrieben: 22.02.2021 14:57
logos hat geschrieben: 22.02.2021 12:09Conception - State of Deception

Das war/ist eine großartige Progmetal-Band. Keine Ahnung, ob die hier überhaupt einer kennt. Hatten in den 90ern u.a. mit Parallel Minds einen Klassiker rausgehauen und hätten eine richtig große Nummer werden können, wenn der Sänger, Roy Khan, nicht irgendwann nach Kamelot ausgewandert wäre. Haben sich letztes Jahr, nach 23 Jahren wieder zurück gemeldet. Richtig guter Gesang, gute Melodien, ordentlich Tinte aufm Füller.
Danke für den Tipp. Tailgunner hatte mich schon mal darauf hingewiesen, ich war aber darüber hinweggekommen. Neben Parallel Minds finde ich das Album Flow nach wie vor herausragend.
Gar nicht mitbekommen das es von denen was neues gibt, bzw. das es die überhaupt wieder gibt. Muss ich mal reinhören.
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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Quertreiber »

Human Impact, eine New Yorker Band mit Veteranen von Unsane, Cop Shoot Cop und Swans reaktivieren den späten Cop Shoot Cop-Sound und geben ihm noch etwas Noiserock mit. Softer als Unsane, poppiger als CSC.
FFO Amphetamine Reptile/Touch&Go/Sub Pop und Art-bzw. Seelenverwandtes


Komplettes Album:
https://humanimpact.bandcamp.com/album/human-impact
Das Leben war real.

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Re: Der alljährliche Jahrespoll-Geheimtipp-Thread

Beitrag von Rivers »

logos hat geschrieben: 22.02.2021 12:09 Volkor X - This Is Our Planet Now

Das hier ist was Spezielles. Das ist entweder Synthwave mit Gitarren oder Progmetal mit viel Elektronik. Ich finde die Mischung großartig und super kurzweilig. Habe ich sehr oft beim Sport gehört ;)
Oh, klingt gut. Der ganze 80er Synth-Kram finde ich im heutigen massiven Sound immer noch sehr faszinierend.
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